Ann Halam – Siberia

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    Inhalt: Die kleine Rosita kommt mir ihrer Mutter in ein merkwürdiges Dorf in der Tundra. ein Internierungslager. Die Mutter ist verpflichtet, in der Hütte Nägel herzustellen, aber nachts tut sie geheimnisvolle Dinge, die Rosita beobachtet, aber nicht versteht. Als sie alt genug ist, erklärt ihre Mutter ihr – zumindest ansatzweise – was sie nachts tut. Sie ist eigentlich Biologin und hat einen kleinen Inkubator, in dem aus speziellem Samenpulver und einer Nährlösung sog. Lindquists entstehen. Es gibt Lindquists für verschiedene Gattungen: Fleischfresser, Paarhufer, Nager usw. Jeder Lindquist trägt die Anlagen für alle möglichen Tiere seiner Art in sich, welche davon sich ausbildet (sofern er mit ausreichender Nahrung in das zweite Entwicklungsstadium gebracht wird), hängt von verschiedenen Faktoren ab und die Wesen verändern sich z. B. unter Streß auch. Die Mutter zieht sie normalerweise nur ins erste Stadium, weil das zur Qualitätsprüfung des Samens ausreicht. Wegen ihrer guten Schulleistungen wird Rosita in eine entfernte Schule gebracht, bringt aber ihre Mutter in Lebensgefahr, als sie von dem verbotenen Hausunterricht berichtet. Danach darf sie die Schule nicht verlassen, schließt sich einem schulinternen Diebesring an und bekommt eine Menge Probleme, bis sie schließlich von der Schule fliegt. Sie kehrt zurück in das Lager und findet gut versteckt die Minilaborausrüstung ihrer Mutter. Diese hatte immer davon gesprochen, damit nach Norden zu gehen, in eine freundliche, sonnige Stadt, wo die Menschen aufgeschlossener sind. In der Welt von Rosita und ihrer Mutter sorgt nämlich eine sog. Gesundheitspolizei für die Ausrottung der Wildtiere, deren Erbgut bald nur noch in den Lindquists existieren wird. Rosita macht sich allein auf den Weg, aber wer ist nur dieser geheimnisvolle Yagin, der sie verfolgt, und auf wessen Seite steht er?



    Meine Meinung: Angesiedelt in einer Welt, die der unseren ähnlich, aber viel kälter und unwirtlicher ist, erzählt Halam die Geschichte von Rosita. Viele der eher zweifelhaften Fähigkeiten, die sich das Mädchen in der Schule aneignet (wie z. B. das Stehlen) erweisen sich auf dem späteren Weg als ausgesprochen praktisch. Trotzdem ist Rosita keine alleskönnende Heldin, denn nach einem Unfall hinkt sie stark, was sie bei der Wanderung und in Fluchtsituationen natürlich stark behindert. Auch versteht Rosita nicht viel von dem, was mit den Lindquists passiert, sie beherrscht vor allem die Handgriffe, die ihre Mutter sie lehrte, das meiste klärt sich aber in hinreichendem Maße während der Geschichte. Auf der Flucht erlebt sie einiges an Glück und Pech, allerdings kam nie ein ernsthafter Zweifel auf, daß sie sich auch aus den schwierigsten Situationen befreit – mehr als einmal mit dem Heranziehen eines Lindquists ins zweite Stadium. Hier hatte ich auch das größte Problem mit der Logik, denn die Lindquists tummeln sich im Inkubator alle zusammen und sind in der ersten Phase nicht voneinander zu unterscheiden, aber mit traumwandlerischer Sicherheit entnimmt Rosita immer genau den passenden Lindquist für die Weiterentwicklung ...


    Halam läßt Rosita als Ich-Erzählerin berichten, daher erfährt der Leser zwar viel über ihre Gedanken und Motive, die übrigen Charaktere bleiben aber eher blaß, und selbst Yagin, der in der zweiten Hälfte eine große Rolle spielt, ist eher dadurch eher undurchsichtig – eben soweit Rosita ihm traut. Hier ist ein bißchen verschenkt worden, was die Erzählung vielschichtiger gemacht hätte. Da es sich um ein Jugendbuch handelt, steht hinter der Wahl dieser Erzählperspektive möglicherweise die Überlegung, dem Leser die Identifikation mit der Erzählerin zu erleichtern. Ich habe eine Alterempfehlung „ab 14“ gesehen und halte dies angesichts des wissenschaftlich inspirierten Hintergrundes, der sich nicht ganz leicht erschließt, für eine brauchbare Richtgröße. Allerdings hatte ich den Eindruck, daß das Sprachniveau dem nicht im gleichen Maße gerecht wird.


    3ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen