Ute Scheub - Das falsche Leben

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 1.471 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Titel: Das falsche Leben. Eine Vatersuche
    Autor: Ute Scheub


    Allgemein:
    291 S.; Piper Verl.; 2006; 18.90 €



    Inhalt/Meine Meinung:
    Eigentlich wollte ich ein anderes Buch, ich hatte es mit einer andren Biographie verwechselt, aber jetzt bin ich sehr froh darüber. Das Buch erschüttert mich tief. Ute Scheub schreibt über ihren Vater, der seine Täterschaft während der Nazizeit immer verdrängt und verleugnet hat. 1968 bringt er sich während einer Lesung von Günter Grass auf dem evangelischen Kirchentag um. Mit Zyankali. Scheub ist auf der Suche nach diesem Mann den sie nicht wirklich kannte. Nach und nach wird das Bild eines Mannes gezeichnet, wie es sicher viele in der damaligen Zeit gab. Scheub entschuldigt ihren Vater nicht, dennoch versteht man danach umso besser wie ein Mensch zum Täter werden konnte.


    Die Erzählerin beschreibt das Leben ihres Vaters und versucht sein Verhalten vor allem nach dem zweiten Weltkrieg zu interpretieren. Ihr Vater den sie Manfred Augst nennt (sicher vor allem um ihre Familie zu schützen) wurde auch von Günther Grass (von ihm hat Scheub das Pseudonym übernommen) in seinen Büchern Aus dem Tagebuch einer Schnecke und Örtlich betäubt erwähnt. Einerseits finde ich ihre Biographie wichtig und mutig, andererseits schreckte sie dann doch davor zurück den wahren Namen preiszugeben. Sie gibt dadurch einem Unbekannten ein Gesicht. Ich denke im Grunde ist das Buch so persönlich das sie den Namen einfach nicht nennen konnte. Sie rechnet schonungslos mit ihrem Vater ab. Gibt Gefühle preis die sie vielleicht sonst nie geschildert hätte. Vielleicht konnte sie dadurch auch den nötigen Abstand wahren, den sie sicher auch gebraucht hat um das Buch so schreiben zu können. Ich denke sie wollte nicht aufdecken und enttarnen sondern mit ihrem Vater abschließen können.


    Ute Scheub ist sehr wütend auf ihren Vater. Sie schreibt das sie seine Schuld ein Stückweit übernommen hat. Sie fühlt sich oft schuldig, auch für Dinge die nichts mit dem Dritten Reich zu tun haben. Ihre Wut ist zwischen den Zeilen oft spürbar. Sie klagt vor allem auch die Stille in der Familie an. Die Stille die nach dem Krieg und in den weiteren Jahren danach in vielen Familien herrschte. Keiner sprach die eigene Schuld, die man evtl. aufgeladen hatte an. Kaum jemand sprach über das Hitler Regime und die Menschen die ihm gefolgt waren, die ihn gewählt hatten, die einfach weggeschaut hatten.


    Mich hat dieses Buch aufgewühlt zurückgelassen.


    5ratten

  • Danke für diese Rezi. :klatschen:


    Das Ganze hört sich für mich sooo interessant an, das dies wohl meine erste Biographie überhaupt werden wird!


    Auf dem Wunschzettel ist sie nun schon mal und der Gebrauchtkauf bei Amazon sieht auch sehr verführerisch aus :breitgrins:



    Viele Grüße
    Muertia

    :lesen: Rebecca Gablé - Der dunkle Thron<br />SuB: 6 (+16 bereits bestellte Bücher, um den SuB mal ein wenig aufzuwerten)