W. G. Sebald

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.181 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kritty.

  • Da der Autor - leider zu früh - schon verstorben ist, gehört er vielleicht hier unter die "Klassiker" (ich wünschte zumindest, er würde einer werden); denn unter den Werken der letzten Jahre waren das für mich die wenigen, die man lesen konnte mit Genuss an der Sprache und Bereicherung durch die Inhalte.

  • Ich stimme Arbor von Herzen zu, allerdings wäre es für den Interessierten an Sebalds Werken dann besser, noch ein paar Worte hinzuzufügen, oder?


    Sebald hat nur einige Romane geschrieben, die aber einen absolut unverkennbaren Ton haben, in dem sich Zeugnisse, Photos, Erinnerungen, Autobiographisches, Imaginäres auf einzigartige Weise vermischen, so dass der Leser auch nicht weiss, wo die Fiktion anfängt, wo sie aufhört. Wie Arbor es sagt, ist die Sprache sehr beeindruckend: selbst wenn er zu jonglieren anfängt, verliert man doch nie den Überblick über einen klaren Satz.


    Für mich waren "Austerlitz", als auch "Schwindel.Gefühle" echte Lesehöhepunkte und ich freue mich auf die "Ringe des Saturns". Schon nach einem Buch war/bin ich restlos überzeugt, dass er ein genialer Schriftsteller war. Es ist wirklich jammerschade, dasss er früh verstarb (in einem Autounfall).
    Die von mir erwähnten gelesenen Bücher behandeln stark ihm anscheinend sehr wichtige Themen, in denen das Erinnern, das Gedächtnis, Nicht-Vergessen etc. eine große Rolle spielen. Für ihn, einem durch den Krieg noch so stark geprägten Deutschen, der sich exilierte, wurden diese Dinge vielleicht in einer gewissen Nachkriegsperiode zu stiefmütterlich behandelt.


    Ganz große Literatur! Zu entdecken!

    Gruß, tom leo<br /><br />Lese gerade: <br />Léonid Andreïev - Le gouffre<br />Franz Kafka - Brief an den Vater<br />Ludmila Ulitzkaja - Sonjetschka

  • Da ich für ein paar Tage erst einmal weg bin, hier noch eine weitere Titelaufzählung:
    Die Ausgewanderten
    Logis in einem Landhaus
    Austerlitz
    Luftkrieg und Literatur (Essay)
    Campo Santo
    Nach der Natur - Ein Elementargedicht
    und der wunderschöne Band mit Jan Peter Tripp: Unerzählt


    Sebald ist m.E. der einzige, der einen eigenen Ton in die deutsche Literatur eingebracht hat (sieht man einmal von den "großen Alten" Walser, Grass und Lenz ab; die heutigen scheinen so etwas nicht mehr zu können...)

  • Aus einem Essay der Susan Sontag:


    "Das eigene Leben zu bearbeiten heißt, es zu retten, für die Fiktion, für sich selbst."


    ...und ganz zitieren müsste man fast "Ein trauernder Geist" aus ihrem Band "Worauf es ankommt"...



    Auf dieser Seite kann man sich zudem gut informieren:
    http://www.wgsebald.de/frameWidmung.html


    ...und ein Zitat:
    Tage- und wochenlang zermartert man sich vergebens den Kopf, wüsste, wenn man danach befragt würde, nicht, ob man weiterschreibt aus Gewohnheit oder aus Geltungssucht, oder weil man nichts anderes gelernt hat, oder aus Verwunderung über das Leben, aus Wahrheitsliebe, aus Verzweiflung oder Empörung, ebensowenig wie man zu sagen vermöchte, ob man durch das Schreiben klüger oder verrückter wird. Vielleicht verliert ein jeder von uns den Überblick genau in dem Maß, in dem er fortbaut an dem eigenen Werk, und vielleicht neigen wir aus diesem Grund dazu, die zunehmende Komplexität unserer Geisteskonstruktionen zu verwechseln mit einem Fortschritt an Erkenntnis, während wir zugleich schon ahnen, dass wir die Unwägbarkeiten, die in Wahrheit unsere Laufbahn bestimmen, nie werden begreifen können.


    aus: Die Ringe des Saturn, S. 226 f.

    Einmal editiert, zuletzt von arbor ()

  • Wir haben in diesem Semester (das in ein paar Tagen bereits vorbei ist) "Paul Bereyter" aus "Die Ausgewanderten" analysiert, im Zuge einer Vorlesung/eines Seminars zum Thema "Literatur und Fotografie". "Paul Bereyter" haben wir im Seminar besprochen, und es hat zu den Themen gehört, bei denen ich ununterbrochen bei der Sache war... :)


    Ganz gelesen haben wir es nicht, dafür war die Zeit zu knapp. Aber was ich gelesen habe hat mir definitiv Lust auf mehr gemacht! Ich weiß nicht, ob die anderen drei Erzählungen aus dem Werk mir auch zusagen würden, aber "Schwindel. Gefühle." wurde in besagter Vorlesung ebenfalls vorgestellt, und das interessiert mich auch.


    Vielleicht packe ich mir ein paar Werke Sebalds auch noch auf meinen SuB, irgendwann. Ich hoffe, ich vergessen es nicht...

  • Der Hanser-Verlag hat gerade Logis in einem Landhaus in einer schönen Leinenausgabe neu herausgebracht. Würde mich freuen, wenn ein Leser dieses Werk kurz kommentieren könnte.


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  • Habe ich leider nicht gelesen, sonst würde ich bestimmt ein paar Worte dazu sagen :)


    Hier habe ich eine Rezension gefunden, allerdings nicht zu dieser aktuellsten Ausgabe, falls es dir exakt um diese Leinenausgabe geht...