Orson Scott Card - Magic Street

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    Orson Scott Card erklärt, er habe dieses Buch geschrieben, weil ihm ein Freund gesagt hätte, es gäbe zu wenige Romane mit afroamerikanischen Helden und so wollte er mit diesem Buch ein wenig Abhilfe schaffen. Also ist das gesamte Personal schwarz, aber da Card nicht aus seiner Haut kann, ist es außerdem ein phantastischer Roman geworden und die gutbürgerliche Mittelschichtsvorstadtsiedlung mit ihren ausschließlich schwarzen Bewohnern erlebt einiges an Magie. Ich verrate es aber schon mal vorab, bis auf oberflächlich wirkende Bemerkungen über potentiellen und realen Rassismus, war von seiner Zielsetzung einen gewissermaßen „schwarzen Roman“ zu schreiben für mich nichts erkennbar.


    Keiner weiß wo er herkommt, er wurde kurz nach der Geburt in einer Plastiktüte auf einem Stück Brachland in der Siedlung gefunden, aber der Junge wird von einer alleinstehenden älteren Krankenschwester adoptiert und auf den Namen Mack Street getauft. Mack wächst als normales Kind auf, er ist bei allen beliebt, gern gesehener Gast in jedem Haus und an seinen außergewöhnlichen Freiheitsdrang hat man sich bald gewöhnt. In gewisser Weise ist er das Kind des ganzen Viertels, auch wenn er zu fast niemandem eine enge Bindung aufbaut. Ein besonderes Auge auf ihn hat Ceese, Sohn der direkten Nachbarin, der ihn damals gefunden hat und bei ihm eine Position als Mischung aus Vater, älterem Bruder und bestem Freund einnimmt.


    Macks einziges Problem sind die „kalten Träume“, in denen er die Wünsche anderer Menschen sieht und sie wahr werden lassen kann. Dies passiert dann allerdings auf eine schrecklich pervertierte Weise, die den Wunschtraum zum Alptraum macht. Als er den Obdachlosen „Bag Man“, trifft, der für seine Geburt verantwortlich ist, öffnet sich für Mack die Tür zu seiner wahren Herkunft, dem Feenreich. Doch seine genaue Abstammung und vor allem seine Bestimmung bleiben zunächst im Dunkeln.


    Card vermengt eine gewöhnliche Vorstadtstrasse mit Shakespeares Darstellung des Feenreichs im Sommernachtstraum, so dass Kenntnisse über die Figuren und das Geschehen im Stück vermutlich von Vorteil gewesen wären. Mack selbst ist leider etwas farblos, über seine inneren Beweggründe etc. lässt Card uns im Dunkeln und somit scheint er zwar ein netter Kerl zu sein, aber auch ein Langweiler, er ist einfach zu nett, um interessant zu sein.


    Das Buch ist ein Plädoyer dafür dass das Gute siegt und Glaube und Liebe sehr viel Kraft zur Veränderung haben. Das ist zwar eine ziemlich einfache Moral, aber nicht zu platt dargestellt, selbst der christliche Priester, der mit sich selbst und den bösen Kräften ringt, findet nicht einfach durch seinen Glauben an Gott zur richtigen Entscheidung, sondern durch Freundschaft und den Glauben an das Gute und Gott dient hier „nur“ als sein persönliches Symbol des Guten.


    „Magic Street“ begann nett, aber nicht hervorragend, es dauerte zu lange, bis wirklich etwas passierte, aber im letzten Drittel nahm es dann doch noch Fahrt auf und wurde deutlich besser und Macks Schicksal ist mir immerhin nahe genug gegangen, dass ich gegen Ende eine kleine Träne hinunterschlucken musste.



    Dafür (und weil es ein Card ist): 4ratten