Pascal Mercier - Nachtzug nach Lissabon

Es gibt 65 Antworten in diesem Thema, welches 23.014 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Lilli33.

  • hallo,
    hm, jedem das Seine...aber warum hast du dich dann durchgequält??? Nur für das Ende??? :zwinker:
    Kann ich nicht nachvollziehen...


    Noch eine Info über Mercier: Er ist auf der ersten Liste für den Prix Femina Etranger nominiert :daumen:


    liebe Grüsse
    dora

  • :grmpf: und da stehe ich heute mittag noch vor dem Buch und habe mir überlegt ob ich es mir mitnehmen soll oder nicht. Die Frage stellt sich ja beim durchlesen des Threads nicht mehr. :breitgrins:

  • hey wolves,


    :grmpf: und da stehe ich heute mittag noch vor dem Buch und habe mir überlegt ob ich es mir mitnehmen soll oder nicht. Die Frage stellt sich ja beim durchlesen des Threads nicht mehr. :breitgrins:


    :confused: da waren aber unterschiedliche Meinungen...
    aber diejeniden die positive Kritiken abgegeben haben sind im Recht ... :breitgrins: :breitgrins: :breitgrins:
    liebe Grüsse
    dora

  • Hallo,
    nach meinen Hin -und Herüberlegungen habe ich mich übrigends für dieses Buch entschieden, bestellt ist es schon nur noch nicht angekommen. Obwohl Valentine mir ja eher Der Klaviestimmer empfohlen hat.
    Na ja, die nächste Bücherbestellung kommt bestimmt. :zwinker:


    LG
    Flor

  • @Dora: Schwierig zu sagen, wie ich zu meiner Entscheidung gekommen bin. Ich lese mir halt sehr sorgfältig alles durch (man kann auch ungefähr einschätzen inwieweit man mit dem Lesegeschmack des einen oder anderen übereinstimmt) und wäge dann halt ab, ob das Buch noch für mich interessant bleibt oder eher nicht. Im Augenblick ist es auf meine Wunschliste gekommen, weil ich gestern ein paar sehr interessante Bücher bestellt und heute gekauft habe. So das ich noch eine Zeitlang beschäftigt bin. Aber vergessen werde ich den Buchtipp nicht!


    Liebe Grüße
    wolves

    Einmal editiert, zuletzt von wolves ()

  • Valentine
    Danke für die Rezi, ich glaube ich werde das Buch dann in Bälde in Angriff nehmen. Liegt ja auch schon lange genug auf meinem Schreibtisch :rollen:


    N

  • Ich hasse dieses Forum! :grmpf: *Wunschzettel auspack und Stift nehm* :breitgrins:


    Das passiert, wenn man sich durch die vielen ungelesenen Beiträge seit einer Woche wühlt.... :rollen:

  • Ich lese es derzeit - mit verhaltener Begeisterung.
    Der Anfang ließ noch auf ein mitreißendes, kraftvolles Buch mit Redekunst schließen, aber Mercier verliert sich selbst in reichlich ungeschickten Absurditäten und vor allem die naive Stilisierung von einzelnen Buchfiguren und der Hauptfigur durch Schüler und Familie macht mir in diesem Buch schwer zu schaffen. Auch wenn ich sonst ein Anhänger von illusorischen Schweifzügen in Büchern bin, so wird in diesem Buch die Grenze der Unwirklichkeiten arg überschritten, welche sich besonders grotesk in der heiligen Ergriffenheit Gregorius' vor dem blauen Haus und dem Buchportrait Prados zum Vorschein drängen.
    Fazit: Niemals wieder. Vermutlich besitze ich für den "Nachtzug nach Lissabon" nicht genügend Schöngeistigkeit.

    [CENTER]In the wormless sand shall he <br />feast for no foul glutton be[/CENTER]

  • Ich habe die Lektüre dieses Buches sehr genossen, es ist ein Buch, für das man sich Zeit lassen soll.


    Die Rahmenerzählung kam mir doch einigermaßen konstruiert vor, auch der Klappentext führt meiner Meinung nach in die Irre. Es geht hier nur indirekt um Gregorius und dessen Ausbrechen aus dem Alltag. Vielmehr geht es um die traurige Figur des Amadeu, dem Sensiblen, dem Zerrissenen, der es allen Recht machen will und dabei selber auf der Strecke bleibt. Seine Niederschriften, seine Gedanken über Gott, über die Welt, über Tugenden und Untugenden, über geheime Wünsche, Pläne bilden für mich den Schwerpunkt dieses Buches.


    Es geht aber auch darum, sein eigenes Leben nie zum "Alltag" werden zu lassen, ständig Neues zu entdecken und sich an Kleinigkeiten zu freuen. Das klingt jetzt sehr abgedroschen und ausgelutscht, ich weiß, aber das Buch vermittelte mir genau dieses Gefühl, und zwar auf sehr elegante, beeindruckende Weise!



    Zitat


    ... Es war Jahre her, dass die Zeit der werbenden Neugier zu Ende gegangen war und die Tür sich hinter unserem gemeinsamen Leben geschlossen hatte. Warum, Fatima, hatte ein Fenster zerbrechen müssen, damit ich dir wieder mit offenem Blick begegnen konnte? [...] Warum bloß ist der offene Blick so schwer? Wir sind träge Wesen, des Vertrauten bedürftig. Neugierde als seltener Luxus auf gewohntem Grund. Fest stehen und mit dem Offenen spielen können, in jedem Augenblick, das wäre eine Kunst. Man müsste Mozart sein. Ein Mozart der offenen Zukunft.


    Schönes Buch, schöne Sprache - empfehlenswert!


    4ratten


    __________________

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

    Einmal editiert, zuletzt von creative ()

  • [size=11pt]Nachtzug nach Lissabon – Pascal Mercier[/size]

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    OA: 2006
    495 Seiten
    ISBN: 978-3442734368


    Kurzbeschreibung:


    Der Lehrer Raimund Gregorius trifft eines Tages, auf seinem all morgendlich Weg zur Schule, auf eine fremde Frau, welche im Regen an ein Brückengeländer gelehnt einen nicht gerade glücklichen Eindruck macht. Gregorius nimmt sie mit in die Schule, dort wohnt sie seinem Unterricht für einige Minuten bei und verschwindet dann so plötzlich, wie sie in seinem Leben aufgetaucht ist. Alles was er von ihr wusste war, dass sie Portugiesin ist. Mitten im Unterricht steht Gregorius auf einmal auf, verlässt die Klasse und kommt nicht mehr zurück. In einem Antiquariat kauft er sich ein Buch eines, ihm unbekannten, portugiesischen Schriftstellers namens Prado und da er kein portugiesisch kann legt er sich ein portugiesisches Wörterbuch zu. Für Sprachen begabt fängt er an das Buch Seite für Seite zu übersetzen und so beginnt seine Passion für diesen unbekannten Schriftsteller. 24 Stunden später macht er sich, mit dem Buch unter dem Arm, im Zug auf den Weg nach Lissabon. Eine Stadt, über die er noch nie zuvor nachgedacht hatte und die ihn noch nie berührt hatte.
    Er beginnt in Lissabon den Spuren Prados zu folgen und sein Leben nimmt eine Wendung, die er sich nie hätte vorstellen können.


    Eigene Meinung:


    Dieses Buch hat mich sehr bewegt. Vielleicht weil ich es zu einer Zeit gelesen habe, die nicht hätte passender für dieses Buch sein können.
    Es handelt vom Aufbruch aus dem gewohnten und vertrauten Leben. Dem Risiko, sich auf etwas einzulassen ohne das Ende absehen zu können. Einfach mal den Mut haben aus seinem Bauch heraus zu handeln und sich ganz bewusst zu fragen: „Was will ich?“ und nicht „Was ist vernünftig?“ Der Mensch trifft eine Entscheidung und er weiß nicht wohin ihn der neue Weg führt, aber man wagt es. Nur dann wird man später nicht mehr unter den Brüdern „Wenn, Hätte und Wäre“ leiden. Gregorius ist in diesem Buch eher die Rahmenhandlung. Begeistert haben mich die Auszüge aus Prados Buch, seine Philosophien und seine Gedanken über das Leben, Freundschaft, Liebe, Verrat und Vertrauen. Der eigentliche Protagonist ist Prado, bzw, sein Buch.
    Der Schluss des Buches lässt einiges offen, was mich aber nicht weiter stört, denn es geht in diesem Buch nicht um das Ziel, sondern um den Mut überhaupt diesen Weg zu wagen und auch zu gehen.
    Pascal Mercier hat es geschafft mich zu faszinieren, mich zum nachdenken zu bringen und mich viele Sätze mehrmals durchlesen zu lassen. Seine klaren Worte, die akkurate Beschreibung des Umfeldes und die vielen philosophischen Gedankengänge haben mich auf diesen Autor so neugierig gemacht, wie Prado Gregorius, den Pascal Mercier hat mir sehr oft aus dem Herzen geschrieben. Dieses Buch kann ich nur empfehlen und es wird mit Sicherheit nicht das letzte sein, welches ich von diesem Schriftsteller gelesen habe.


    5ratten


    Tina

  • Ich habe dieses Buch vor ein paar Wochen auch gelesen und es gefällt mir wirklich gut, auch wenn es zwischendrin ein paar Längen hatte. Anfangs störte mich auch die konstruierte und von Zufällen gehäufte Handlung ein wenig (wie Gregorius z. B. so plötzlich vor das Grab kam ist mir immer noch ein Rätsel), aber im Nachhinein finde ich das nicht mehr so wichtig, denn ich empfinde die Handlung nicht als das Wichtigste. Gregorius' Ausbruch, sein Weg und die Beschäftigung mit dem Leben des Arztes verbunden mit den vielen Gedanken in dessen Buch und den Gesprächen mit den Leuten, die ihn kannten, fand ich viel interessanter. Das Buch enthält so viele gute Gedanken und Überlegungen, die man für sich entdecken und über die man nachdenken kann und die es wert sind, dass man sie sich herausschreibt, wenn sie gerade passen. Es ist auch ein Buch, in dem man immer wieder blättern kann, in dem man bestimmt beim zweiten Lesen wieder Neues entdecken kann . . . schließlich fährt der Zug des Lebens ja immer wieder an neuen Stationen vorbei.


    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

  • Nachtzug nach Lissabon:


    Der Lehrer Mundus ist ein Gewohnheitstier, Sprachfetischist, Klassikfan und Philosoph.
    Er ist ein ruhiger, besonnener Mensch, beliebt bei seinen Schülern, bei den Kollegen eher als "verschroben" bekannt.
    Sein Leben verläuft in sehr ruhigen Bahnen, ist fast langweilig zu nennen, denn er reist nicht, gönnt sich nichts, hat keine Hobbys ausser den Klassikern in Latain, Hebräisch, Griechisch, Französisch oder weiß der Henker welcher Sprache noch :wink:, lebt seit vielen Jahren vor sich hin und tut nicht, was nicht voraussehbar gewesen wäre. Selbst Schachpartien betrachtet er vor allem aus wissenschaftlicher Sicht und schlägt fast jeden.
    Sein Leben wird aber auch bestimmt von vielen Zwängen und irrationalen Ängsten.


    Dann geschieht etwas, was ihn aus der Bahn wirft, er wirft sein komplettes Leben über Bord, geht aus dem Unterricht nach Hause, bekommt ein portugisches Buch geschenkt, welches ihn fasziniert, er kauft einen Sprachkurs, fängt an den Text selber zu übersetzen und fährt mit dem Zug nach Lissabon.


    Dort sucht er nach den Wurzeln und den Geheimnissen hinter dem "Gedankenband" von einem ihm bis dato völlig unbekannten Autor, dessen Werk in einem Selbstverlag erschienen ist.


    Mit vielen Zufällen (die aber nur extrem phantasielosen Leuten etwas ausmachen) findet er die ganze Geschichte hinter der Person heraus und diese Suche wird für ihn zu einer Reise zu sich selbst.




    Mein Fazit:
    Ich fühlte mich - wie viele andere - an den Schatten des Windes erinnert, was in erster Linie an die Zeit der Handlung (faschistisches Regime) und der Örtlichkeit (iberische Halbinsel) liegt. Sprachlich gesehen sehe ich große Unterschiede und auch die Geschichte ist nicht vergleichbar.


    Der Schatten des Windes handelt von Büchern, der Bedeutung von Büchern für die Protagonisten, bei Mercier geht es eher um die Sprache und "die Neusetzung der Sprache". Hier wird das Thema sehr literarisch betrachtet, die philosophischen Gedankengänge von Amadeu Prado fand ich z.T. sehr spannend, zwischenzeitlich aber zum Teil auch sehr ermüdend weil für meinen Geschmack zu lang.


    Dass es dem Autor so leicht fällt, die Sprache zu erlernen, ist für mich nicht unrealistisch. Er kann sehr gut Französisch, Latein seine Ex-Frau war Romanistin mit dem Spezialgebiet Spanisch. Portugiesisch ist dem Spanischen sehr ähnlich, wenn auch nicht in der Aussprache, sondern im Schriftbild. Auch die Ähnlichkeit zum Französischen ist groß.
    Es wird im Buch auch immer wieder darauf hingedeutet, dass Mundus zwar Portugisisch lesen kann, aber die gesprochenen Worte der Einheimischen so gut wie gar nicht versteht.



    Das Buch übte auf mich auch deswegen eine so große Faszination aus, weil ich einen großen Teil meiner Jugend mit Portugiesen befreundet war, mir die Sprache - auch wenn ich sie sehr lange nicht mehr gehört habe - sehr gut bekannt ist und ich den Klang sehr gerne mag und ich die Sprache ein Jahr lang gelernt habe (und dadurch den Ansporn bekommen habe, meine Lissabon-Reisepläne mal wieder aufleben zu lassen und einen VHS-Kurs Portugiesisch zu belegen...).



    Meine Bewertung:


    4ratten

    Schau danach, was anderen Freude macht, dann wird klar, wie du sie am besten ärgern kannst.<br /><br />Roald Dahl

  • Pascal Mercier – Nachtzug nach Lissabon


    Zum Inhalt ist nicht mehr viel zu sagen und es ist im Grunde (an der Oberfläche gesehen!) nicht viel, das passiert: Ein verstockter, in festen Bahnen eingefahrener Lehrer wirft sein Leben über den Haufen und fährt mit dem Nachtzug nach Lissabon, um einem Autor auf die Spur zu kommen, dessen Werk ihm in die Hände fiel. Nach diesem einzigen Aufsehen erregenden Moment fließt der Roman gemächlicher. Lehrer Gregorius streift durch die Stadt, immer auf der Suche nach Amadeu de Prado, der ihn mit der Macht der Worte nach Lissabon lockte.


    Gregorius findet viele Spuren Prados in Lissabon und trifft viele der Menschen, die den Arzt und Autor kannten; Familienmitglieder, Freunde, Begleiter. Der Lehrer erfährt immer mehr über Prado, aber mehr noch erfährt er über sich selbst auf dieser Suche. Und genau darum geht es, und diese Suche nach Innen ist es auch, die den Roman, in dem es nicht viel Action gibt, trotzdem so spannend macht.


    Es geht um die Frage, ob man sich selbst überhaupt kennen kann und darum, was Identität, Loyalität und Freundschaft, das Vergessen und die Angst vor dem Tod bedeuten und ob man überhaupt eines dieser Dinge in Worte fassen und begreifen kann. Das geschieht durch die Aufzeichnungen Prados, aber auch durch Gregorius kleine, aber mit Bedeutung aufgeladene Taten.


    Mir hat besonders gefallen, wie leise, aber tiefgreifend das Buch ist. Und auch, dass die Überlegungen ganz ohne Kitsch auskommen und ohne belehrenden Zeigefinger á la Eric Emmanuel Schmitt oder Paulo Coelho, die ich überhaupt nicht ausstehen kann. Amadeu de Prado kämpft sein Leben lang gegen den Kitsch und hadert an der Bedeutungslosigkeit des täglichen Sprachgebrauchs, weswegen die wunderbar klare, aber melodische Sprache des Romans gleich noch einmal schöner ist.


    Das Buch ist nicht nur in dieser Hinsicht absolut rund, immer wieder wird auf früher Geschriebenes zurückgegriffen, ohne dass es langweilig wird oder sich etwas wiederholt, alles fügt sich einfach zusammen. Zum Schluss könnte ich eine Menge sagen, will aber nichts vorwegnehmen, deswegen nur eins: Ich fand, er musste genau so sein, wie er ist und fand auch den Abschluss des Romans einfach passend.


    Auch wenn das Jahr gerade erst angefangen hat wird „Nachtzug nach Lissabon“ mit Sicherheit eins meiner liebsten Bücher 2008.

  • Pffff, ich war interessiert, weil ich viel Gutes gehört habe und habe das Buch infolgedessen von einer Freundin bekommen.


    Nach vier Kapiteln langweile ich mich ganz schön. Der Portugiese schreibt zwar sehr ausdrucksstakr und philosophisch, aber dass Gregorius Knall auf Fall alles liegen lässt und wegen einer Unbekannten, die vielleicht von einer Brücke springen wollte, sich dermaßen durcheinanderbringen lässt? Da komme ich nicht mit. Ich lese mal weiter, vielleicht wird's ja noch besser.


    Jedenfalls stellt sich keine Begeisterung ein. Wenigstens ist das Buch nicht allzu dick!

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa


  • Pffff, ich war interessiert, weil ich viel Gutes gehört habe und habe das Buch infolgedessen von einer Freundin bekommen.


    Nach vier Kapiteln langweile ich mich ganz schön. Der Portugiese schreibt zwar sehr ausdrucksstakr und philosophisch, aber dass Gregorius Knall auf Fall alles liegen lässt und wegen einer Unbekannten, die vielleicht von einer Brücke springen wollte, sich dermaßen durcheinanderbringen lässt? Da komme ich nicht mit. Ich lese mal weiter, vielleicht wird's ja noch besser.


    Jedenfalls stellt sich keine Begeisterung ein. Wenigstens ist das Buch nicht allzu dick!


    Genauso erging es mir auch. Ich hab es erstmal wieder in die Bücherei zurück gebracht - vielleicht lese ich es ein anderes Mal zu Ende...

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

  • Über diesen Knall-auf-Fall-Aufbruch nach der Begegnung mit der rätselhaften Portugiesin musste ich auch hinwegsehen, damit das Buch mir dann doch sehr gut gefallen konnte. Den Anfang fand ich viel zu konstruiert.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Das heißt, ich darf hoffen? :zwinker:


    Ich werde heute wieder ein Stück weit lesen und hoffe selber auch, dass es weg von der Konstruktion hin zu einer Geschichte geht. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass dieses Buch massenhaft gute Rezis bekommt, wenn es weiterhin still dahin schlurft. Aber der Start ist einfach zäh.

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Man muss schon ruhige Geschichten mögen, die eher philosophisch-langsam daherkommen. Ich mochte die langen Betrachtungen über Gott und die Welt, die mich dann wieder mit dem seltsamen Anfang versöhnt haben.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hallo,


    ich habe dieses Buch letztes Jahr gelesen und wie so oft, war es, ohne beabsichtigt zu sein, das richtige Buch zur richtigen Zeit.
    Ich sah die Reise von Gregorius, als einen sehr mutigen und sehr großen Wandel in seinem Leben. Er wagt einen Schritt, ohne zu wissen, was danach kommt. Er geht, weil er insgeheim weiß, dass er gehen muss, weil er sonst am Ende seine Lebens da steht und sich ewig plagt mit den Worten: "Wenn" "Hätte" und "Wäre". Manchmal muss man im Leben einen Schritt gehen, und zwar ohne Netz und doppelten Boden und das erfordert sehr viel Mut. Manchmal ist diese Reise ins Ungewisse, eine Reise zum innersten Ich. Manchmal kann man sein Handeln nicht rational erklären, aber man weiß einfach, dass es richtig ist, mit der Folge alle Konsequenzen zu tragen, wie auch immer diese Reise ausgehen mag.
    Selten habe ich ein Buch gelesen, welches mich oft dazu brachte es kurz beiseite zu legen und über mich selbst nachzudenken.


    Für mich ist es eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe.

  • Hi!


    Es war interessant, die Diskussion um das Buch nachzulesen (aber erst, nachdem ich meine eigene Rezi verfasst hatte). Ich reihe mich bei denen ein, die das Buch mochten, auch wenn es für eine Wieholek wohl nicht reichen wird.


    Inhalt:
    Raimund Gregorius ist ein in die Jahre gekommener Altphilologe, der an einem Berner Gymnasium unterrichtet. Sein Tagesablauf ist seit Ewigkeiten derselbe, er ist die Berechenbarkeit in Person. Bis er eines Morgens durch die Begegnung mit einer jungen Portugiesin aus dem Takt gerät. Er verlässt den Unterricht mitten in der Stunde, läuft durch Bern und landet schliesslich in einer Buchhandlung, wo ihm ein antiquarisches Buch ins Auge fällt – geschrieben von einem portugiesischen Arzt namens Amadeu Inácio de Almeida Prado, über den ihm in Bern niemand Auskunft geben kann. Also macht sich Gregorius auf nach Lissabon, um dort mehr über das Leben Prados herauszufinden. Es wird auch eine Reise zu sich selbst.


    Meine Meinung:
    «Nachtzug nach Lissabon» ist ein sehr philosophisches Buch, in dem immer wieder uralte Fragen gestellt werden: Was soll man aus seinem Leben machen? Wie merkt man, ob man das Richtige tut? Und, last but not least: Wer bin ich? Und wer sind die anderen? Und wie funktionieren wir zusammen – oder halt auch nicht. Das ist zwar spannend, aber manchmal auch anstrengend und ermüdend.
    Pascal Merciers Roman enthält neben tiefsinnigen Passagen, die mir noch lange im Gedächtnis haften bleiben werden, auch solche, die ich als Geschwafel oder Binsenweisheiten, eingekleidet in schöne Worte, empfunden habe. Das mag zu einem guten Teil daran liegen, dass ich gewisse Dinge halt einfach ganz anders anpacken würde. Wenn sich beispielsweise Vater und Sohn Prado gegenseitig Briefe schreiben, wie sie den jeweils anderen sehen, was sie an ihm fürchten und was sie lieben und sich dann zeitlebens beide nicht trauen, die Briefe abzuschicken, haben sie aus meiner Sicht kein Mitleid, sondern viel eher einen Tritt in den Allerwertesten verdient.
    Was mir auch ein wenig des Guten zu viel war, sind die unglaublich vielen charismatischen Menschen, die es in Portugal zu geben scheint. Fast jeder, der mit Prado zu tun hatte oder mit ihm verwandt ist, leuchtet förmlich vor lauter Ausstrahlung. Die weniger Leuchtenden sind schon tot. Offenbar hat Charisma auch einen Einfluss auf die Langlebigkeit: Was Gregorius in Portugal an über 80-Jährigen aufstöbert, ist gegen jede Wahrscheinlichkeit.
    Solche Dinge muss man halt einfach akzeptieren und es wurde mir schon Schlimmeres zugemutet. Drum kommen wir jetzt zum Lob. Der Unterhaltungswert der Geschichte ist sehr hoch, weil man einerseits die Verwandlung des langweiligen, steifen Gregorius in einen etwas gelösteren Menschen beobachten kann. Andrerseits ist da auch die interessante Lebensgeschichte Prados, die teilweise von ihm selber erzählt wird (im Buch, das er geschrieben hat), zum Teil aber auch von Personen aus seiner Nähe enthüllt wird. Jeder steuert ein anderes Teilchen zum Mosaik bei und jeder hat eine andere Sicht der Dinge. So bleibt die Geschichte abwechslungsreich und spannend. Es ist eines der Bücher, die schwierig aus der Hand zu legen sind – obwohl es keine Action gibt und das Erzähltempo eher gemächlich ist.


    Fazit:
    Eine schöne Geschichte, die ich vor allem Leuten empfehle, die sich ab und zu fragen, ob sie in ihrem Leben auf dem richtigen Weg sind. Antworten gibt es zwar keine, aber dafür fühlt man sich mit seinen Fragen nachher vielleicht ein bisschen weniger allein. Und den einen oder anderen packt vielleicht sogar die Lust, auch einfach mal aus seinem Leben davonzulaufen und nachzusehen, was denn «da draussen» sonst noch ist.


    7 von 10 Punkten


    Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.