Franz Kafka - Das Schloß

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  • Franz Kafka - Das Schloß


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    Ein Mann, der sich selbst als Landvermesser K. bezeichnet, kommt in ein namenloses Dorf. Es gibt dort keine Arbeit für ihn, es stellt sich heraus, dass niemand wirklich einen Landvermesser bestellt hat. In einer verzweifelten Art schießen sich K.s Gedanken auf das unerreichbare Schloss des Dorfes ein, das er unbedingt erreichen will. Bald schon werden die Verheißungen des Schlosses für K. gleichbedeutend mit der Person des Beamten Klamm und der Versuch, ein Gespräch mit ihm zu erzwingen, wird für K. zur Lebensaufgabe.


    „Das Schloß“ hinterlässt bei mir, genau wie die diversen Erzählungen Kafkas, die ich bisher gelesen habe, einen etwas schalen Nachgeschmack, was in diesem Fall nicht einmal unbedingt negativ gemeint ist. Die Stimmung des Romans ist durchweg bedrückend, gleichzeitig aber auch sehr faszinierend, wahrscheinlich eben einfach „kafkaesk“, die richtigen Worte zu finden fällt mir etwas schwer.


    Das Dorf, in das K. kommt, bleibt namenlos, ohne geographischen Hinweis, sogar ohne irgendeinen Hinweis darauf, dass andere Städte überhaupt existieren oder woher K. gekommen ist. Wie eine abgeschlossene Insel bleibt das Dorf ein bisschen unheimlich, ist beherrscht von absurder Bürokratie, die in seitenweisen Abhandlungen verdeutlicht wird. Auch K. selbst bleibt fast eigenschaftslos, es wird nichts über seine Vergangenheit erzählt. So bewegt er sich in einer traumähnlichen Stimmung durch das Dorf, sehr verloren und gleichzeitig besessen von dem Gedanken, mit dem Beamten Klamm zu sprechen. Er lernt verschiedene Bewohner des Dorfes kennen, die ihr Leben ebenfalls hölzern nach der Bürokratie des Schlosses ausrichten, und will schließlich sogar das Ausschankmädchen Frieda heiraten, die als ehemalige Geliebte Klamms wie die meisten Frauen des Romans das Schloss verkörpert.


    Das Suchen und Scheitern beherrscht den ganzen Roman. Bei Kafka finde ich sehr spannend, wie offen er seine Erzählungen und diesen Roman (der im Übrigen ein unabgeschlossenes Fragment ist) gestaltet, so dass jeder Leser seine eigene Interpretation einbringen muss. So ist für mich gerade die Verlorenheit K.s hier interessant gewesen, der unbedingt in das Dorf gehören und eine Verbindung zum Schloss erreichen will, obwohl selbst das mir als hohles Ziel, bloß um eines Zieles Willens erscheint.


    Ich habe den Roman gerne gelesen, trotz oder gerade wegen der düsteren Stimmung. Interpretatorisch kann man sicher Unmengen dazu sagen, ich wollte aber im Grunde nur festhalten, dass „Das Schloß“ mir gut gefallen hat und ich schon den nächsten Band meiner Kafka Kassette/Gesammelte Werke (Fischer Verlag) im Auge habe.


    Eine Bewertung mit Ratten fällt mir hier angesichts der Wucht an Eindrücken, die ich gar nicht benennen kann, besonders schwer, weswegen ich lieber darauf verzichten würde.

  • Danke für die Rezi. Das hört sich wirklich sehr interessant und ein bisschen seltsam an. Das Buch steht ja auch auf meiner SLW-Liste und jetzt freue ich mich noch mehr darauf es zu lesen.
    Ich wusste vorher zB gar nicht, dass es ein Fragment ist. Man lernt halt nie aus!


    fairy

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • Das Schloß ist wirklich ein sehr guter Roman von Kafka. Ich habe ihn damals in der Schule gelesen und lange mit meiner Lehrerin darüber diskutiert, weil ich die Hälfte nicht verstanden habe. In späteren Jahren habe ich ihn noch einmal gelesen und ich war fasziniert. Nicht so gut wie Der Prozess, aber besser als Amerika.


    Für mich ein lesenswertes Buch, dass man sich ohne Erklärungsversuche aber nicht antun sollte.


    Katrin

  • Das Buch habe ich auch noch als absolut meisterhaft in Erinnerung. Kafka versteht es einfach, Athmosphäre zu vermitteln.


    Eine Besonderheit dieses Buches ist , dass die Erzählung mitten im Satz endet. Hat mich beim Lesen sehr überrascht, da ich nicht damit gerechent hatte. Illusionen werden dadurch allerdings nicht zerstört, da die eigentliche Geschichte an dem Punkt schon erzählt und der Ausgang ziemlich klar ist.

  • Franz Kafka: Das Schloß. Nach der Kritischen Ausgabe. S. Fischer Verlag. 401 Seiten.


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    Kafka legt mit dem Schloß sein komplexestes Werk vor, eine schön erzählte Geschichte im herkömmlichen Sinne kann man wie bei seinen anderen Werken auch hier nicht erwarten. Kafka gelingt es in den ersten Kapiteln in vorbildlicher Weise den Leser in eine unheimliche, unbekannte Welt hineinzuziehen. Doch im Gegensatz zum Prozeß gelingt es Kafka nicht, die aufgebaute Spannung über die 380 Textseiten zu halten. Ab Seite 200 habe ich mich recht stark gelangweilt. Während ich zuvor durchaus den ein oder anderen Gedanken auch auf mein heutiges Leben übertragen konnte, ist mir der Inhalt zunehmend "weggeschwommen" und ich war von den Sätzen Kafkas, die an sich keine komplizierte Syntax oder viele Fremdwörter enthalten, schlicht überfordert. Als Leser wird die beschriebene Welt im kleinen Dorf immer unverständlicher und man wünschte sich einen Zwischenkommentar durch einen Herausgeber. Auf wikipedia ist der Inhalt gut wiedergegeben und auch die dort angegebene kurze Interpretation sind für ein Verständnis hilfreich und ich empfehle sie vor der Lektüre dieses Werks. Auch ein begleitenden Kommentarband würde ich empfehlen. Aber all dies hilft natürlich nichts, wenn man mit der falschen Vorraussetzung an einen solchen Roman herangeht, eine fesselnde Situation, wie sie Kafka in den Kurzgeschichten durchaus immer wieder erzeugt, darf man nicht erwarten. Auch der belesene Rolf Vollmann (auf seinen Roman-Verführer habe ich schon mehrfach hingewiesen) mag diese Art von Literatur überhaupt nicht, er möchte die Ikone Kafka gar von seinem hohen Sockel stoßen. Nun das würde mir dann doch zu weit gehen, den Prozeß finde ich meisterhaft, hier fällt mir ein abschließendes Urteil schwer. Mit einem zugedrückten Auge verteile ich


    3ratten


    Eine Wiederlektüre in 10 Jahren ist jedenfalls vorgesehen. Warum? Bücher sind in meinen Augen Kunstwerke, ich vertraue zudem grundsätzlich den Kanon-Listen, dass diese die großartigsten Werke enthalten. Ich schreibe ein Nicht-Verstehen vor allem meiner eigenen Beschränktheit zu. Man muss sich manchen Kunstwerken auch mit Anstrengung nähern, um deren Schönheit genießen zu können. Daher wird dieses Buch später noch einmal hervorgeholt. Die ein oder andere Sekundärliteratur fällt mir in der Zwischenzeit sicher in die Hände und nach der nun vorhandenen grundsätzlichen Kenntnis des Inhalts wird dann sicher das ein oder andere "Licht angehen". Dieses "Erforschen" von Literatur ist auch eine Art von Lesespaß. Die andere, wohl allgemein verbreitete Art des Lesespaßes hat aber auch ihre Berechtigung (und diese Art gefällt mir persönlich auch besser).


    Hier folgt demnächst noch die Rezension des Films von 1997 mit Ulrich Mühe und Susanne Lothar. Ich bin sehr gespannt, welche Motive der Film herausgreift und wie die Umsetzung erfolgt. Dieses Buch muss man nicht wortgenau verfilmen, das ließe sich auch nicht bewerkstelligen. Aber genau dieser Aspekt macht das Buch für eine Verfilmung interessant, dessen große Interpretationsoffenheit.


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    Einige Monate später habe ich nun den Film gesehen. Der Film setzt das Buch äußerst werkgetreu um. Die Originalsätze werden immer wieder zitiert. Da Kafka eine sehr unwirkliche Redeweise seinen Figuren in den Mund legt, ist man im Film sogar noch viel eher als im Buch über die Texte irritiert. Diese unwirkliche Sprache wird nun - und das geht im Film nicht anders - mit sehr realen Bildern unterlegt. Während beim Lesen die beschriebenen Szenen ebenfalls nebulös wie die Dialoge wirken, ist die Wirkung im Film eine ganz andere. Nun hat jede Person, jeder Ort ein konkretes Aussehen, was ich zumindest anfangs als störend empfand. Der ganze Film ist in Form eines Kammerspiels umgesetzt. Man kann das Buch in zwei, jedoch recht langweiligen Stunden sehr gut kennenlernen, auch wenn nicht jeder Satz so nachwirkt wie im Buch. Wer sich also die etwas anstrengende Lektüre ersparen will, sollte durchaus zum Film greifen. Er bekommt ein Kafka-Lesegefühl vermittelt. In diesem Sinne ist es ein sehr guter Film. Großartige Filme sind aber etwas anderes, sie machen sich von ihrer literarischen Vorlage frei und nutzen die Möglichkeiten des Mediums voll aus. Das ist aufgrund der gewählten Umsetzung nur selten der Fall, einzig der dauernde kalte Winter kommt im Film besser zur Geltung als im Buch.


    Schöne Grüße,
    Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • Kafka kann man immer wieder lesen; sein Werk verliert nichts an beeindruckender Überzeugungskraft und sprachlicher Meisterschaft.

  • Hi,
    ich sage zuerst: Ich bin ein Kafkafan, schlechthin.
    Ja, ich mag das Schloss - nicht. Das ist wohl das mühsamste Buch auf diesem Planeten. Allein die Gegend, die obergescheiten Dorfbewohner und Beamten, es ist mir zu bizarr, also wirklich extrem bizarr!
    Ich finde Amerika, sein letztes Werk am Besten.
    Aber, das Schloss, wahrlich dann der Schluss, man darf ja nix verraten, aber ich halt sowas echt nicht aus.
    Und der unsympathische Landvermesser K., der zu seinen unfreiwilligen Gefährten sowas von gemein ist und andererseits diese Typen die immer da sind, ich mein, das ist ja schwer auszuhalten. Nein, das ist wirklich nichts.
    Was gut ist an dem Buch, dass die Atmosphäre rund um das Schloss, der Schnee, die Kälte - herrlich beschrieben. Auch der Dialog zwischen der Wirtsfrau und K. über den Zirkusartisten. Also, wirklich toll.
    Nun, alles in Allem, nicht meines.


    Aber, lesen sollte man es schon. Es gehört definitiv zur großen Weltliteratur.
    lg cori

  • Oben in meiner Rezi habe ich nun auch den Film bewertet.


    Gruß, Thomas

  • Ich erinner mich nur noch sehr dunkel an dieses Buch .
    Es war das erste und das letzte Buch das ich von Kafka in der Hand hatte und ehrlich gesagt hab ich es auch nicht zu ende gelesen . Vielleicht hat es ja am Alter gelegen, ich war zu diesem Zeitpunkt 16.
    Ich hatte beim lesen keinen Spaß...dieser Schreibstil war die reinste Quälerei.
    Immer hab ich gehofft ,dass die Handlung in Schwung kommt....aber es war ja nichts los...außer das Herr K. durch das Dorf gelungert ist und die Leute die darin lebten unfreundlich und seltsam waren.


    Wenn ich nochmal Kafka lesen sollte, dann wohl eher die Verwandlung....