Martin Davies - Die Pflanzenmalerin

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 2.551 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Cait.

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    Verlag: Goldmann
    ISBN: 978-3-442-46550-7
    Seiten: 316
    Ausgabe: Taschenbuch
    Preis: € 7,95
    ET: 11.2007


    England 1772


    Für den Naturforscher Joseph Banks ist die Pflanzenmalerin Mary Burnett seine große Liebe, aber ihre Beziehung ist nicht standesgemäß. Daher verlässt die schwangere Mary ihren Geliebten, um ihrem Kind diese Schande zu ersparen. Zum Abschied schenkt Joseph ihr den geheimnisvollen Vogel von Ulieta, den er von einer Forschungsreise mit Captain Cook mitgebracht hat. Seitdem gilt der Vogel als verschollen. Erst 200 Jahre später macht sich ein Wissenschaftler auf, den Vogel zu finden, und enthüllt damit die Geschichte dieser tragischen Liebe …


    Meine Meinung


    Nachdem ich von „Südwinde“ von Nicole C. Vosseler uneingeschränkt und restlos begeistert war und ich nicht vom Thema James Cook und Joseph Banks los kam, habe ich gleich im Anschluss „Die Pflanzenmalerin“ begonnen. Einerseits war es eine wirklich gute Idee, da ich noch ein wenig mehr über Joseph Banks erfahren habe, andererseits hatte das Buch natürlich einen recht schweren Stand und konnte letztendlich nicht an „Südwinde“ heran reichen. Dafür war das Buch einfach zu kurz. Denn Martin Davies erzählt auf 317 Seiten insgesamt drei Geschichten und das ist in meinen Augen auf so wenig Seiten nicht optimal machbar, obwohl die Idee an sich wirklich gut ist.


    Davies erzählt die Geschichte des Tierpräparators Fitzgerald, der sich auf die Suche nach dem verschollen Vogel von Ulieta macht, den Joseph Banks über 200 Jahre zuvor geschenkt bekommen hat. Darin eingewoben ist die Liebesgeschichte zwischen Banks und seiner Geliebten Miss Mary Burnett, die mal aus Banks Perspektive und mal aus Marys Sicht erzählt wird. Als wäre das noch nicht mehr als ausreichend Stoff für einen Roman, hat sich der Autor noch einer dritten Geschichte gewidmet und erzählt, wenn auch nur am Rande, aus dem Leben von Fitzgeralds Großvater.


    Der Aufbau hat mir gut gefallen, vor allem dass die Passagen über Fitzgerald nicht überwiegen, sondern sich mit denen über Banks und Miss Burnett gut die Waage halten. Das Buch liest sich gut und flüssig, wobei mich allerdings ab und an gestört hat, dass spezielle Fachbegriffe und historische Persönlichkeiten als bekannt vorausgesetzt werden. Wenn man keinerlei Vorkenntnisse über Cook und Banks besitzt, könnten sich dadurch viele Verständnisfragen ergeben. Leider haben sich auch ein paar Logik- und Sinnfehler eingeschlichen, die sich nicht so leicht überlesen ließen, sondern mich doch etwas verwirrt und aus dem Lesefluss gerissen haben.


    Die Geschichten sind gut und solide erzählt, ich konnte mich durchaus mitreißen lassen und fand sowohl Gegenwart als auch Vergangenheit meist spannend erzählt. Allerdings kratzt mir der Roman viel zu sehr an der Oberfläche und wirkt am Ende etwas unvollständig und gehetzt. Tiefgründig und lehrreich ist er leider nicht, allerdings hat er mich gut und kurzweilig unterhalten und ich konnte noch eine Weile bei Joseph Banks verweilen. In wieweit die Affäre und der Vogel von Ulieta historisch fundiert sind, lässt der Autor den Leser leider nicht wissen, da er auf ein erklärendes Nachwort verzichtet hat.


    Die Figuren konnten mich leider nicht verzaubern. Von Banks hatte ich zum Glück schon ein Bild im Kopf, so dass ich das für diesen Roman wenigstens übernehmen konnte. Alle Figuren blieben recht blass und oberflächlich, wenn auch Mary Burnett noch die meiste Ausstrahlung besaß. Ich konnte nicht mit ihnen leiden, mich nicht mit ihnen identifizieren oder eine Beziehung zu einer von ihnen aufbauen, so dass mir selbst die tragischsten Ereignisse und gelüfteten Geheimnisse nicht nah kamen. Richtig berühren konnten mich leider weder die Charaktere noch die Handlung.


    Fazit: Ein kurzweiliger Unterhaltungsroman, der sich gut lesen lässt, aber sicherlich nicht zu meinen Lesehighlights zählen wird.


    Meine Bewertung


    3ratten

    Liebe Grüße<br />Melli

  • An Büchern über James Cook oder damit verbundenen Themen kann ich einfach nicht vorbeigehen. Und speziell die Geschichte um Joseph Banks und dessen geheimnisvoller Geliebten hat mich immer schon interessiert. Dieses Buch hatte bei mir also von vornherein den "Steckenpferd"-Bonus und damit beste Startbedingungen. Und ich war nicht enttäuscht: Martin Davies verknüpft in seinem Roman verschiedene Zeitebenenen, Fakten und Fiktion sowie mehrdimensionale Charaktere gekonnt miteinander. Dass dabei die Handlung im "Gegenwarts-Strang" manchmal doch ein wenig stark konstruiert daherkam, hat meinen insgesamt positiven Gesamteindruck vielleicht etwas gemindert, aber nicht zerstört.


    Mit der historischen Einordnung hatte ich aufgrund meines Vorwissens natürlich keine Probleme. Inwieweit fehlende Hintergrundinformationen die Lesefreude mindern könnten, kann ich daher nicht beurteilen.
    Martin Davies hat allerdings auch ein mehrseitiges Nachwort verfasst, in dem er die historisch belegten Fakten sowie aktuelle Forschungsergebnisse erläutert (Banks/Burnett, Logbuch James Cook, Vogel von Ulieta). Offenbar scheint dieses Nachwort in der deutschen Übersetzung aber nicht enthalten zu sein.


    Stutzig macht mich übrigens, dass die deutsche Fassung fast 100 Seiten weniger umfasst, als meine englische Originalausgabe. Ob da wohl noch mehr als nur das Nachwort dem Rotstift zum Opfer gefallen ist?

  • Hallo earnshaw!


    Ich glaube, hätte ich nicht ausgerechnet "Südwinde" vorher gelesen, wäre ich ähnlich begeistert gewesen wie Du. Vielleicht hätte ich ein wenig Zeit verstreichen lassen sollen zwischen den Büchern, aber ich musste unbedingt beim Thema bleiben. Interessant, dass die Originalausgabe ein ausführliches Nachwort hat und die deutsche nicht. Schon sehr ärgerlich. Ein Nachwort hätte bei mir wieder vieles rausgeholt. Und wieso hat Deine Ausgabe 100 Seiten mehr? Normalerweise ist das doch anders herum, oder irre ich mich? Scheint, als wäre da tatsächlich gekürzt worden. So erklärt sich auch, warum für mich die Geschichte nicht ganz rund war. Welche Ausgabe hast Du denn gelesen? magst Du sie noch verlinken?


    LG
    Cait

    Liebe Grüße<br />Melli

  • Hallo Cait,


    meine Ausgabe ist diese hier:
    The Conjurer's Bird - Martin Davies

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    Das ist ein relativ großformatiges (gebundenes) Buch und auch recht großzügig beschriftet. Mit kleinerer Schriftart und vermindertem Zeilenabstand ließen sich bestimmt noch viele Seiten einsparen. Dennoch erscheint mir die Differenz zur deutschen Ausgabe zu hoch. Vor allem, weil Übersetzungen ja meist länger sind, als der englische Originaltext.


    "Südwinde" habe ich mir auch schon mal angesehen, allerdings schreckt mich diese "Frau-an-Bord"-Geschichte doch ziemlich ab. Aber ich werd's auf jeden Fall mal im Hinterkopf behalten.

  • Hallo earnshaw,


    ja, mir kommt das auch merkwürdig vor, denn auch die deutsche TB-Ausgabe ist nun nicht gerade winzig gedruckt worden. Zu "Südwinde" kann ich Dir nur sagen, mich hat diese Liebesgeschichte auch abgeschreckt, ABER in meinen Augen spielt sie sich nicht in den Vordergrund, sondern zeichnet ein wunderbares Bild von Cooks erster Entdeckungsfahrt. Die Figuren haben mich allesamt umgehauen. Versuch es einfach mal. :zwinker:


    LG
    Cait

    Liebe Grüße<br />Melli