Michael Schmidt-Salomon - Wo bitte geht's zu Gott? fragte das kleine Ferkel

Es gibt 57 Antworten in diesem Thema, welches 12.584 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ramon.


  • Der Indizierungsantrag wurde abgelehnt.


    Das ist eine gute Entscheidung. Dem Autor war der Rummel sicher nicht ganz unrecht. 12.000 verkaufte Exemplare ist ja schon ordentlich für ein Bilderbuch.


    Gruß, Thomas

  • Das ist eine gute Entscheidung. Dem Autor war der Rummel sicher nicht ganz unrecht. 12.000 verkaufte Exemplare ist ja schon ordentlich für ein Bilderbuch.


    Ohne den Rummel wären die Zahlen sicher geringfügig anders ausgefallen :breitgrins:


    Ich find's aber auch richtig, dass der Indizierungsantrag nicht durchgegangen ist.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Mir fiel das Buch neulich in der Buchhandlung in dei Hände und nach dem ganzen Rummel war ich neugierig und habe es mal gelesen.
    Ehrlich gesagt finde ich dieses Buch reichlich daneben. Nicht indizierungswürdig, das war ohnehin völlig lächerlich, aber auch nicht besser als all die Bücher, die den Kindern predigen, dass sie an Gott glauben müssen.
    Das Buch bietet Atheismus nicht als Alternative an, sondern erklärt alle Religionen gleich für völlig überflüssig und die Gläubigen für dumm. Es regt nicht zum selbstständigen Nachdenken an, sondern schreibt einem wieder vor, was man zu denken hat. Wo ist das denn besser?



    Nein, ich glaube nicht, dass das Buch allgemein "religiöse Gefühle aushebeln" möchte.
    Es ist viel mehr eine Bestätigung für Kinder, die auf der Suche waren und nichts gefunden haben, dass es eben gar nicht schlimm ist, wenn man nicht glaubt, auch wenn es einem so suggeriert wird (von kirchlicher Seite her).


    Die Frage ist: Wissen Kinder in dem Alter schon, dass sie im Glauben nichts finden? Ich war als Kind gläubig, weil ich es so gelernt habe. Ich habe das nicht einmal angezweifelt. Die Zweifel kamen erst als ich 12 oder 13 war und über solche Dinge nachzudenken begonnen habe.


    Und: Das Buch gibt eben nicht vor, dass es "nicht schlimm ist, wenn man nicht glaubt", sondern dass es dumm ist, wenn man glaubt. Das Problem an dem Buch ist nicht, dass es um Atheismus geht (da ich selbst nicht gläubig bin, würde ich das begrüßen), sondern die mangelnde Toleranz dem Glauben und den Gläubigen gegenüber. Glauben besteht nunmal nicht nur als religiösen Eiferern.

  • Danke Pandora für diese interessante Rezi. Ich habe es schon befürchtet, dass das Buch in genau die von Dir beschriebene Richtung geht. Ein entscheidungsoffenes Buch wäre allemal interessanter.


    Gruß, Thomas

  • Hallo,


    ich habe gerade den Thread überflogen und möchte mich anschließen: Danke Pandora!!!!


    Ich teile deine Meinung und möchte abschließend nur kurz sagen: Für Erwachsene ist dieses Buch vielleicht in Ordnung, aber man muss immer bedenken, dass Kinder gedanklichen Freiraum brauchen um sich kritisch mit dem z.B. Thema Religion auseinanderzusetzen. Dieses Buch lässt diesen Freiraum nicht sondern verurteilt sämtliche Religionen, und die klischeehafte Darstellung zeugt eher von Unwissenheit als von Kompetenz.


    Viele Grüße,
    Corry

  • Je mehr ich über das Thema Religion nachdenke muss ich aber feststellen, dass Religionsfreiheit hier viel zu oft nicht bedeutet nicht zu glauben....

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~



  • Je mehr ich über das Thema Religion nachdenke muss ich aber feststellen, dass Religionsfreiheit hier viel zu oft nicht bedeutet nicht zu glauben....


    In Deutschland? Kaum vorstellbar. Wobei ich die Verhältnisse in den ländlichen Gebieten mit tiefkatholischer Gesinnung nicht kenne. Aber ansonsten: Der Religiöse ist doch eher der Ausnahmefall. Das Thema Religion wird beispielsweise im Berufsleben in den Privatgesprächen nie angeschnitten. In der Schule gibt es Religionsunterricht, aber viele der Schüler sind deswegen noch lange nicht religiös, ohne dass sie im Unterricht dadurch einen Nachteil erfahren. Im Fernsehen wird das Thema Religion doch auch fast nie diskutiert, also auch dort wird der Atheist nicht "belästigt" (sieht man mal vom Wort zum Sonntag und 30 Minuten kirchliche Sendungen in der ARD ab). Also ich kann wirklich nicht erkennen, wo wir in Deutschland hier im Alltag von Religion durchdrungen werden, so dass es ein Atheist als störend empfinden würde. Einzig das Gebimmel der Kirchenglocken (in der Schweiz morgens um 6 Uhr!, in Deutschland ist es wohl ganz so früh nicht erlaubt) kann einen in den Wahnsinn treiben, wenn man gleich nebenan wohnt. Das geht dem Religiösen aber wohl genauso.


    Gruß, Thomas

  • Ich weiß nicht - ich empfinde es momentan sehr stark so.
    In privaten Gesprächen und in der Schule. Und ich fühle mich dadurch alles andere als frei.


    Vielleicht bin ich schwangerschaftsbedingt auch einfach nur übersensibel. :zwinker:

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


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  • Einzig das Gebimmel der Kirchenglocken (in der Schweiz morgens um 6 Uhr!, in Deutschland ist es wohl ganz so früh nicht erlaubt) kann einen in den Wahnsinn treiben, wenn man gleich nebenan wohnt. Das geht dem Religiösen aber wohl genauso.


    Doch, das gibt's hier auch (die traditionellen Zeiten für das Gebetsläuten sind 6, 12 und 18 Uhr). Je nachdem, ob sich die Anwohner beklagen, geht es morgens erst um 6.30 oder 7 Uhr los.


    Irgendwie ist die Läuterei aber auch Geschmackssache. Ich habe jahrelang 100 m von einer Kirche entfernt gewohnt und hab das irgendwann gar nicht mehr so richtig wahrgenommen - im Gegenteil, mir fehlte dann was, wenn es mal nicht geläutet hat ;)


    Das Problem mit der Akzeptanz der jeweils entgegengesetzten Einstellung gibt es sowohl bei Gläubigen als auch bei Nichtgläubigen. Kommt halt drauf an, in welcher Gesellschaft man diskutiert. Wenn beide Seiten sich ein wenig bemühen würden, auch die Gegenseite ohne Bekehrungsversuche zu akzeptieren (verstehen oder sich zu eigen machen muss man deren Sichtweise ja deswegen nicht gleich), müsste das doch eigentlich funktionieren können. Aber da gibt's auf beiden Seiten noch Entwicklungsbedarf ...

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    Leonard Cohen






  • Das Problem mit der Akzeptanz der jeweils entgegengesetzten Einstellung gibt es sowohl bei Gläubigen als auch bei Nichtgläubigen. Kommt halt drauf an, in welcher Gesellschaft man diskutiert. Wenn beide Seiten sich ein wenig bemühen würden, auch die Gegenseite ohne Bekehrungsversuche zu akzeptieren (verstehen oder sich zu eigen machen muss man deren Sichtweise ja deswegen nicht gleich), müsste das doch eigentlich funktionieren können. Aber da gibt's auf beiden Seiten noch Entwicklungsbedarf ...


    So schlimm ist ein Bekehrungsversuch ja auch nicht. Jeder kann doch "nein" sagen. Es ist doch gut, wenn jeder seine Meinung auch nachhaltig vertritt. Aber insgesamt herrscht doch ein Klima, welches niemanden irgendeine Religion vorschreibt. Bekehrungsversuche gibt es auch in anderen Feldern, zum Beispiel in Unternehmen, die stark gewerkschaftlich organisiert sind. Solche großen Organisationen wie Kirche, Gewerkschaften etc. versuchen natürlich ihren Einfluss bei allen Gelegenheiten geltend zu machen. Aber das versucht selbst der ADAC. Sich dadurch aber gegängelt zu fühlen, geht mir dann doch zu weit. Gut, jeder hat da seine eigenen Empfindungen, die ich auch gar nicht wegdiskutieren will, aber das Klima insgesamt ist hinsichtlich solcher Fragestellungen doch sehr liberal. Ich wollte auch nicht in einer Gesellschaft leben, in dem niemand mehr für bestimmte Werte eintritt. Natürlich passen einem nicht immer diese Werte.


    Gruß, Thomas

  • Ich finde Bekehrungsversuche von Christen sehr schlimm. Ich käme ja auch nicht auf die Idee, zum "Nicht-Glauben" zu "bekehren".
    Ach ja, ist einfach grad so mein Belastungsthema. :sauer:

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


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  • Ich finde Bekehrungsversuche von Christen sehr schlimm. Ich käme ja auch nicht auf die Idee, zum "Nicht-Glauben" zu "bekehren".


    Hm, mir sind schon mehr Atheisten begegnet, die bekehren wollten, als Christen (ich bin auch eine Ungläubige). Ich denke, man kann das nicht verallgemeinern :winken:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Ich finde Bekehrungsversuche von Christen sehr schlimm. Ich käme ja auch nicht auf die Idee, zum "Nicht-Glauben" zu "bekehren".


    Das war gerade mein Problem mit dem Buch: Das versucht nämlich durchaus zum "Nicht-Glauben" zu bekehren, und zwar mit einer sehr platten und pauschalen Verunglimpfung der (monotheistischen) Religionen und aller Gläubigen.


    Ich gehöre auch zu denjenigen, die durch den Indizierungsantrag neugierig geworden sind und es sich gekauft haben - ich kann mir durchaus religionskritische Kinderbücher vorstellen, die informativ und anregend sind. Dieses würde ich jüngere Kinder (mindestens bis Ende Grundschulalter) auf keinen Fall alleine lesen lassen, weil die die Inhalte mit einer derartigen Einseitigkeit und Intoleranz vermittelt werden, dass da zumindest ein wenig zusätzliche Differenzierung durch diskussionswillige Erwachsene nötig ist.

  • Als ob man bei der Vergangenheit der drei monotheistischen Religionen, noch etwas verunglimpfen könnte.
    Man mag ja von Schmidt- Salomon und seinem Buch halten was man will, aber das schlechte Image der drei Weltreligionen musste er nicht erfinden.


  • aber das schlechte Image der drei Weltreligionen musste er nicht erfinden.


    Das ist wohl wahr - sehr erfinderisch ist der Autor nicht. :zwinker:


    Aber ein Image ist eben doch ein allgemeiner und sehr pauschalisierender Eindruck, und selbst als bekennende Agnostikerin möchte ich meine gläubigen Mitmenschen etwas differenzierter beurteilen - und das auch meinen Kindern vermitteln.

  • Als ob man bei der Vergangenheit der drei monotheistischen Religionen, noch etwas verunglimpfen könnte.


    Du vermantscht hier "Religion" als metaphysisch-ethisches Konzept mit gewissen Handlungen gewisser (meist selbst ernannter) Exponenten der jeweiligen Haltung.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Gab es nicht einen eigenen Religionsthread hier im Forum?
    Das hat ja alles nur noch am Rande mit dem Buch zu tun... :zwinker:

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


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  • Als ob es nicht, die von Dir genannten Exponenten waren, die über das metaphysisch-ethische Konzept bestimmt hätten. Das Neue Testament und seine Auslegung, war doch jahrhundertelang eine Angelegenheit der religiösen Machthaber und der Theologen. Schön finde ich nur, daß diese Exponenten heute naturwissenschaftlich Argumentieren müssen, weil ihre Mythen und Märchen nichts mehr hergeben.