Vladimir Nabokov: Durchsichtige Dinge

  • Vladimir Nabokov: Durchsichtige Dinge (Transparent Things)

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    Nabokovs kleiner Roman "Durchsichtige Dinge" erschien 1972, der Autor war weltberühmt, schon über 70 und lebte seit über 10 Jahren in Montreux in einem Hotelappartement. Vieles dieses Lebensumfelds spiegelt sich in diesem Werk wieder:


    Hauptperson ist Hugh Person, eine farblose Gestalt, die von ihrer Umwelt so wenig wahrgenommen wird, wie sein Nachname befürchten lässt. Unsportlich, fast impotent, begabt, aber nicht erfolgreich: statt Dichter zu sein, arbeitet er als Lektor und korrigiert die Romane des (in der Schweiz lebenden) Schriftstellers R. Aus einer ungewöhnlichen Perspektive erzählt werden die vier Schweizreisen von Person, die er im Alter zwischen 22 und 40 machte: die erste, auf der sein Vater stirbt, die zweite, auf der er die kaltherzige Armande kennenlernt und sich verliebt, die dritte mit ihr zusammen, die vierte auf ihren Spuren. Doch die Suche nach der Vergangenheit schlägt ebenso fehl wie die Ehe mit Armande.


    Etliche Motive ziehen sich durch die Kapitel, alle haben mit dem Tod zu tun: Hotelbrände, Stürze aus dem Fenster und die "durchsichtigen Dinge". Vielerlei Anspielungen auf die weitere Handlung erschließen sich teilweise wohl erst beim zweiten Lesen - bei mir wird dieser Reread auf Englisch stattfinden, auch um all die Wortspiele mit "Person" noch besser genießen zu können. (Im Deutschen unterscheidet sich "unsere Person" von "unser Person", während im Englischen beides "our person" ist).


    Der Tod ist, wie bereits angedeutet, eines der Hauptmotive (tatsächlich überleben kaum welche der Figuren die letzte Seite), es geht um Vorbestimmung und Schicksal, auch um Träume und Sehnsüchte - Nabokov erweist sich hier einmal mehr als Verächter der Freudschen Theorien.


    Es ist ein grauer, trauriger Roman, dabei aber doch voll sprachlicher Perlen - ich habe ihn wirklich gerne gelesen. Aufmerksamkeit ist notwenig, um die Ebenen, Anspielungen etc. zu erfassen und wie immer verpasse ich davon wahrscheinlich 90% und hole ein bisschen durch das Nachwort und die Beschreibung des Buchs in Boyd's wunderbarer Nabokov-Biographie nach.


    Wer nach dem heiteren "Pnin" eine andere Seite Nabokovs kennenlernen will, dem sei dieser Roman ans Herz gelegt. Allen anderen natürlich auch!


    5ratten


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    Katia