Adele Sansone: Amelie und die Stachelritter (ab 8 Jahren)

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    Adele Sansone: Amelie und die Stachelritter, Neckenmarkt 2008, Novum Verlag, ISBN 978-3-85022-276-1, 114 Seiten, mit s/w-Illustrationen der Autorin, Softcover, Format: 13,5 x 20.5 x 0,4 cm, EUR 9,60 (Deutschland), EUR 9,90 (Österreich), sFr 18,10 (Schweiz), Altersempfehlung: ab 8 Jahren.


    Ausgerechnet in den Weihnachtsferien herrscht so ein unbeschreibliches Sauwetter! Die Freunde Amelie (11), Isabella (10) und Florian (11) sitzen in Amelies Kinderzimmer und langweilen sich. Weit und breit sind keine Abenteuer in Sicht. Weder gibt es Tierhasser zu entlarven wie Im Band AMELIE – SCHATTEN IM DUNKEL, noch gilt es, ein angebliches Ungeheuer aufzuspüren wie in AMELIE, KNÖDEL & CO.


    Als Florian im Bücherregal einen Igel-Ratgeber entdeckt, hat Amelie eine Idee, wie man die Freunde aufheitern und unterhalten könnte: Sie erzählt ihnen von den aufregenden Erlebnissen mit ihren Pflege-Igeln.


    Amelie denkt zurück an den Spätsommer am Ende des letzten Schuljahrs. Sie hatte es sich schon vor einiger Zeit zur Gewohnheit gemacht, den Igel im elterlichen Garten mit kleinen Leckerbissen zu füttern. Doch an diesem sonnigen Samstagmorgen ist alles anders: Als sie näher kommt, läuft der Igel weder weg noch rollt er sich ein. Er kriecht auf sie zu und fällt ihr vor die Füße. Das hat seinen Grund: Sein Gesicht ist verkrustet, seine Nase steht schief. Der Igel ist verletzt. Vermutlich wurde er bei seinen Streifzügen von einem Auto angefahren.


    Die Fliegen haben schon Eier auf der verletzten Nase abgesetzt. Amelies Mutter fackelt nicht lange und verarztet den Igel notdürftig mit Mitteln aus der Hausapotheke. Damit handelt sie gegen den Willen ihres Mannes, der den Tod eines Wildtiers als natürliche Gegebenheit betrachtet. Er ist dafür, den Igel in Ruhe zu lassen. Wer zu krank und zu schwach ist für den Überlebenskampf, der stirbt eben.


    Doch Amelie und ihrer Mutter steht nicht der Sinn nach einer Lehrstunde in Darwinismus. Sie wollen dem Igel nicht beim Sterben zusehen und bringen ihn nach einem Besuch bei der Tierärztin zu einer Igel-Expertin, die das Tierchen wieder aufpäppeln will. Die Tierärztin hat gemeint, das sei einen Versuch Wert. Denn man merke deutlich, ob ein Igel ums Überleben kämpfe oder nicht mehr wolle oder könne. Und diese Igelin hier kämpfe noch.


    Nach drei Tagen ruft die „Igelfrau“ bei Amelies Eltern an. Das Tier ist über den Berg und braucht nur noch liebevolle Pflege. Amelie holt ihre Igelin ab, packt sie in eine Bananenkiste und quartiert sie im heimischen Holzschuppen ein. Kriemhild Gerber, Amelies großmütterliche Freundin, schenkt ihr ein Igel-Buch, damit das Mädchen den Igel auch sachgerecht versorgen kann.


    Von nun an widmen sich Amelie und ihre Mutter mit viel Liebe, zunehmendem Sachverstand und allerlei Tricks der Igelpflege. Sogar einen Namen bekommt die Igeldame: Schnuffi heißt sie. Noch hat die Igelin ein deutliches Problem mit der Atmung. Und Amelies Vater, der anfangs so dagegen war, dem Tier zu helfen, macht sich Gedanken darüber, ob man sie wohl wieder auswildern kann, wenn doch ihr Geruchssinn nicht mehr richtig funktioniert. Schließlich finden Igel ihre Nahrung „mit der Nase“. Doch Schnuffi hat Glück und gute Pflege: Ihr Geruchssinn regeneriert sich wieder. Es dauert nicht lange, und sie kann in die freie Natur entlassen werden. Dass die Igelin von dem Unfall eine schiefe Nase zurück behalten hat, ist ihren Artgenossen erfreulicherweise gleichgültig. Tiere achten nicht auf solche nebensächlichen Äußerlichkeiten.


    Damit könnte die Geschichte von Amelie und den Igeln eigentlich zu Ende sein. Doch mit Tieren erlebt man eben immer wieder Überraschungen: Als Schnuffi sich gerade den Reisighaufen im Garten – ein Winterquartier, das Amelie und ihr Vater für sie vorbereitet haben – für den Winterschlaf auspolstert, begegnet sie einem mageren jungen Igel. Und ihr wird sofort klar: Diese halbe Portion wird den monatelangen Winterschlaf nicht überleben. Dazu hat er einfach zu wenige Reserven. Die Igelin führt ihn zu den üppigsten Futterplätzen. Sie selbst hat sich im Hinblick auf den kommenden Winterschlaf schon ordentlich Speck angefuttert und kann ihm getrost die fettere Beute überlassen. Doch das reicht nicht. Wenn der Winzling das kommende Frühjahr überleben soll, muss Hilfe her. Menschliche Hilfe. Also sorgt sie dafür, dass der magere Jung-Igel den Menschen vor die Füße läuft, die ihr das Leben gerettet haben. Dieses Mal ist es Amelies Papa, der den kleinen Stachelritter aufliest und als neuen Pflegefall ins Haus trägt.


    Über Winterigel, die halb erfroren durch den ersten Schnee irren, schweigt sich das Igel-Buch leider aus. Aber mit gesundem Menschenverstand und ihrer bisherigen Igel-Erfahrung bringen Amelie und ihre Familie den Winzling bald wieder zu Kräften.


    Sein Instinkt sagt ihm, dass er sich nun einen trockenen, ruhigen Raum für seinen Winterschlaf suchen muss und dass Amelies Haus nicht der richtige Platz dafür ist. Als jemand versehentlich die Wintergartentür einen Spalt offen stehen lässt, entwischt der ruhelose Winterigel in den Garten. Doch womit er in seiner jugendlichen Unerfahrenheit nicht gerechnet hat: Draußen ist es tief verschneit und eiskalt. Orientierungslos irrt der kleine Igel durch den Garten ...


    Werden Amelie und ihre Familie sein Verschwinden rechtzeitig bemerken? Werden sie ihn finden, bevor er draußen erfroren ist? Wird er den Winterschlaf überleben? Und wird es für ihn tatsächlich im Frühjahr ein Wiedersehen mit der Igeldame Schnuffi geben, die während dieses ganzen Dramas friedlich im Reisighaufen schlummert?


    Dass Amelie, Isabella und Florian auch in Zukunft die tierischen Abenteuer nicht ausgehen werden, deutet sich am Schluss der Geschichte an. Was wohl die große Überraschung sein wird, die nach den Ferien auf sie wartet?


    Junge und auch bereits erwachsene Tierfreunde werden ihre Freude haben an den Abenteuern von Amelie und ihren Igeln, den „Stachelrittern“. Stets ist die Frage, ob die Menschen auch die Nöte und Bedürfnisse ihrer tierischen Freunde verstehen werden – und ob sie ihnen helfen können. Oft müssen die Menschen nicht nur einfühlsam, sondern auch sehr erfinderisch sein, um die benötigte Hilfe leisten zu können.


    Und wie in allen Bänden der Amelie-Reihe kommt auch hier der Humor nicht zu kurz. Dafür sorgt schon die verschmitzte Lebensklugheit von Oma Gerber. Und Amelies Vorliebe für eine besonders gewählte, erwachsene Ausdrucksweise, was allerdings nicht immer die beabsichtigte Wirkung erzielt, weil sie manchmal eben doch das falsche Fremdwort erwischt.


    Nachdem man AMELIE UND DIE STACHELRITTER gelesen hat, fühlt man sich beinahe selbst schon dazu in der Lage, einen Igel sicher über den Winter zu bringen. Wer tatsächlich in die Verlegenheit kommt, einem Stachelritter diesbezüglich helfen zu müssen, findet im Anhang des Buchs zusätzliche Informationen sowie weiterführende Literaturhinweise.


    Und wer wissen will, welche neuen Abenteuer auf Amelie und ihre Freunde nach den Ferien warten, wird sich bis zum nächsten Band der Reihe gedulden müssen ...


    Die Autorin:
    Die österreichische Kinder- und Jugendbuch-Autorin und Illustratorin Adele Sansone lebt mit ihrer Familie in Tirol. Sie erhielt diverse Auszeichnungen für ihre Texte, so unter anderem den Preis Parole senza frontiere für ihr erstes Kinderbuch und den Kinder- und Jugendliteraturpreis des Landes Steiermark für ihren Jugendroman "Hassan". "Hassan" wurde in die Liste der empfohlenen Bücher für den Gustav-Heinemann-Friedenspreis aufgenommen. Die Bilderbücher „Florian lässt sich Zeit“ (Text und Illustration) sowie das in mehrere Sprachen übersetzte Buch „Das grüne Küken“ erhielten gleichfalls internationale Auszeichnungen.