Natürlich weiß ich, dass die Trauer von Nicos Familie und seinen Freunden sehr echt, sehr tief ist. Dennoch hatte ich das Gefühl, sie lassen sich zu tief hineinsinken. Das mag ja am Ende einen weitaus positiveren Effekt haben als unterdrückte Trauer, Trauer, die man in sich hineinfrisst. Und leider in unserer Gesellschaft, also hier in Deutschland, in sich hineinzufressen mehr oder minder gezwungen ist. Will man zum Beispiel seinen Arbeitsplatz nicht verlieren, kann man nicht wie Stella wochenlang im Bett liegenbleiben...
Genau diese Erfahrung habe ich vor sechs Jahren nach dem Tod meines Lebenspartners machen müssen... Da wurde mir noch nicht einmal eine TrauerWOCHE zugestanden, ohne mir mit Konsequenzen zu drohen!
All das kam natürlich in mir hoch, als mir die ganz andere Art zu trauern hier im Roman begegnete....
Ich kann hier Ulrikes Worte nur unterschreiben. Mir ging es so, nachdem mein Vater gestorben ist. Ich habe auch nur zu Hause getrauert und sie in der Arbeit unterdrückt. Deutsche wissen einfach nicht, wie sie mit jemandem umgehen sollen, der trauert.
LG Karin