Ernest Hemingway - Der alte Mann und das Meer

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  • hemingway01.jpg


    Huhu,


    dieser Klassiker verdient doch eigentlich einen eigenen Thread, oder?


    Inhalt


    Ein alter Fischer fährt seit Monaten, von einem Jungen begleitet, aufs Meer hinaus, ohne auch nur einen Fisch zu fangen. In seiner Verzweiflung entschließt er sich, noch einen Versuch zu wagen, fährt allein hinaus.


    Zitat von "Leseprobe"

    Es war jetzt dunkel, wie es im September, wenn die Sonne untergegangen ist, schnell dunkel wird. Er lag gegen das abgenutzte Holz des Bugs und ruhte sich aus, so gut er konnte. Die ersten Sterne waren da. Er kannte de Namen des Rigels nicht, aber er sah ihn und wusste, dass sie bald alle da sein würden und er all seine fernen Freunde um sich haben würde.
    "Der Fisch ist auch mein Freund", sagte er laut. "Ich hab' noch nie solchen Fisch gesehen und auch nie von so einem gehört. Aber ich muss ihn töten. Ich bin froh, dass wir nicht versuchen müssen, die Sterne zu töten."
    Stell dir mal vor, wenn ein Mann jeden Tag versuchen müsste, den Mond zu töten, dachte er. Der Mond läuft davon. Aber stell dir mal vor, wenn ein Mann jeden Tag versuchen sollte, die Sonne zu töten. Wir sind noch glücklich dran, dachte er.
    Dann tat ihm der große Fisch, der nichts zu fressen hatte, leid, aber sein Entschluß, ihn zu töten, wurde durch sein Mitgefühl für ihn nicht geschwächt. - Wie vielen Menschen wird er als Nahrung dienen, dachte er. Aber sind sie's wert, ihn zu essen? Nein, natürlich nicht. Es gibt niemand, der's wert ist, ihn zu essen, wenn man die Art seines Verhaltens und seine ungeheure Würde bedenkt.
    Ich verstehe diese Dinge nicht, dachte er. Aber es ist gut, dass wir nicht versuchen müssen, die Sonne oder den Mond oder die Sterne zu töten. Es ist schlimm genug, von der See zu leben und unsere eigenen Brüder zu töten.


    Meine Meinung


    Der Alte Mann, dessen tatsächlicher Name der Leser nur zufällig erfährt, begibt sich - wohl zum letzten Mal - auf See, um den Fang seines Lebens zu machen. Und obwohl diesen wieder an das Meer verliert, gibt er nicht auf.


    Für "Der Alte Mann und das Meer" erhielt Ernest Miller Hemingway im Jahre 1954 den Literaturnobelpreis. Die Botschaft des Buches ist einfach: "Man kann zerstört werden - aber man darf nie aufgeben". Man hat das Gefühl, dass der alte Mann sich nur auf See noch als vollständiger Mensch fühlt. Er liebt das Meer, die Fische, die Sonne, die Sterne und träumt von Löwen am Flußufer.


    "Der Alte Mann und das Meer" ist ein sehr poetischer Roman über einen letzten Kampf, der offensichtlich verloren doch gewonnen wird.


    5ratten

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Schon seit Jahren habe ich mir vorgenommen dieses Buch zu lesen. Irgendwann wird es dann auch klappen :zwinker:

  • Hallo,


    ein wunderbares Buch, das in einer wahrlich poetischen Sprache verfaßt wurde.


    Der Kampf des Menschen mit sich und den Elementen. Wer wirklich etwas erreichen will der schafft es auch, es sit möglich sich selbst zu überwinden und auch unter Schmerzen seinen Lebenstraum zu erfüllen. Denn anders kommt nicht an diesen heran. Aber es lohnt sich und die Mühe erfüllt einen. Auch bei Enttäuschungen.


    Gruß
    Nischa

    Habent sua fata libelli

  • Oje!


    Mit Hemingway konnte ich gar nichts anfangen. Ich bin wirklich unvoreingenommen an dieses Buch herangegangen, aber nach 20 Seiten hat's mich derart genervt, dass ich den Rest nur noch augenrollend gelesen habe. :rollen:


    Ich fand die Sprache überhaupt nicht so poetisch wie es immer heißt und dass nicht viel Handlung dahinter steckt, ist ja eh kein Geheimnis. Vielleicht probiere ich noch "The Snows of Kilimanjaro" - das soll ja ganz toll sein, aber ansonsten lasse ich von Hemingway lieber die Finger. :sauer:


    Liebe Grüße,
    Wendy

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Wendy"

    Ich fand die Sprache überhaupt nicht so poetisch wie es immer heißt


    Wer oder was ist "wie es immer heißt"? Soviel ich von Hemingway weiss, hätte er selber sich wohl eher dagegen gewehrt, dass seine Sprache (äusserst sorgfältig und nach präzisen Kriterien gesetzt) "poetisch" genannt würde ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Hallo,


    sicherlich ist die Sprache von Hemingway nicht poetisch i.S. dichterisch betreffend.
    Ich wollte mit dem Gebrauch des Wortes nur ausdrücken, das ich die Sprache schön fand.


    Das war sicherlich fachlich nicht richtig, aber nehmen wir es einmal als ugs. hin.


    Gruß
    Nischa

    Habent sua fata libelli

  • Nischa: So hab ich es auch aufgefasst. :breitgrins:
    Ja "wie es immer heißt" soll bedeuten, dass man oft über Hemingway liest, dass er eben so und so schreibt, poetisch, malerisch, was weiß ich. Viele Leute, die ihn mögen, schwärmen auch imme rübern den Schreibstil. Ich fand's jedenfalls langweilig :sauer:

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Also zum Schreibstil kann ich eigentlich nur sagen, dass Hemingway sehr männlich schreibt, wenn ich nicht gerade das Wort "machohaft" verwenden würde. Im Buch "Wem die Stunde schlägt" war es so :zwinker:

  • @ Alle:


    Hemingway hätte sich wahrscheinlich sogar gefreut, wenn man ihm unterstellt hätte, "muy macho" zu schreiben oder ein Chauvinist zu sein. Zu seiner Selbstinszenierung paßten beide Begriffe und als Poet hat er sich nicht gesehen.


    Hemingway schrieb nach dem Eisbergprinzip und steigerte sich immer mehr in einen Stil hinein, den man heute Bewußtseinsstromtechnik nennen würde. Bei "Inseln im Strom" hatte er schließlich einen Grad der Abstraktion erreicht, der tatsächlich fast nicht mehr nachvollziehbar ist.

  • Im Englisch-LK haben wir letztes Halbjahr kurz über Hemingway geredet und seitdem bin ich ein riesiger Fan seiner Bücher.


    Ich bin auch der Meinung, dass Hemingways Sprachstil nicht unbedingt poetisch ist, aber ich glaube auch nicht, dass es ihm um die Sprache ging.


    In Hemingways Büchern spielt einfach jedes kleinste Detail eine wichtige Rolle. Ich hab mal was über Hemingway gelesen, das ungefähr so hieß: "Hemingway schreibt kein Wort zu viel und keines zu wenig!" Ich finde, dass das genau zutrifft. Ich kann verstehen, wenn viele leute sagen, dass seine Bücher und vor allem die Kurzgeschichten langweilig sind, weil es nicht wirklich viel Handlung darin gibt, aber bei Hemingway muss man einfach lernen, zwischen den Zeilen zu lesen.
    Es tauchen immer wieder dieselben Leitmotive und Symbole auf.
    Er benutzt z.B. oft diesen Gegensatz von Ebenen und Bergen, wobei die Berge meistens für etwas positives stehen. Die Tiere symbolisieren oft den Tod oder bessere Zeiten (z.B. die Hyäne und die Aasfresser in "Snows of Kilimanjaro" oder die jungen Löwen in "the old man and the sea")
    Ich könnte jetzt hier ewig weiterschreiben und mich über Hemingways Symbolismus auslassen, befürchte aber euch zu langweilen oder doch zu viel hineinzuinterpretieren...


    Viel Spaß mit dem guten alten Hemingway
    mein Lesetip: Die Kurzgeschichte "Hills like white elephants"!


    Katja

    &quot;This was another of our fears: that Life wouldn&#039;t turn out to be like Literature&quot; (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Der alte Fischer Santiago ist bereits 84 Tage auf See, ohne einen Fisch gefangen zu haben. Bisher wurde er immer von einem Jungen, der ihn zutiefst verehrt und liebt, begleitet. Doch nachdem den Fischer scheinbar das Glück verlassen hat, bestehen seine Eltern darauf, auf anderen Booten mitzufahren. Der Junge, Manolin, besucht seinen alten Freund jedoch weiterhin jeden Abend, hilft ihm beim Einholen der Netze und besorgt ihm Essen. Am 85. Tag zieht schließlich der alte Mann alleine los. Er fährt weiter hinaus als jemals zuvor.


    Zu Mittag des ersten Tages schließlich bekommt Santiago einen riesigen Marlin an die Angel. Ein Kampf zwischen Mann und Natur beginnt. Über drei Tage zieht sich der Kampf, der Fischer fest entschlossen, den riesigen Fisch zu töten, den er mittlerweile als seinen Freund und Bruder betrachtet, der Fisch scheinbar fest dazu entschlossen, nicht einfach so aufzugeben.


    Der alte Mann geht an seine körperlichen Grenzen. Da er den Fisch nicht gleich einholen kann, muss er seine gesamten körperlichen Kräfte aufbieten, um den Fisch nicht zu verlieren. Am dritten Tag schließlich ist er seinem Ziel sehr nahe gekommen. Er sieht schon die Küste, muss aber dennoch ohne Fisch zurück kehren, da ihm dieser von der Natur wieder abspenstig gemacht wird. Santiago kehrt heim, bricht zusammen, schleppt sich doch noch in seine Hütte und wird dort von Manolin gefunden, der den Glauben an seinen Freund noch nicht verloren hat.


    Hemingways „Der alte Mann und das Meer“ gehört wohl zu den bekanntesten Werken des Schriftstellers, er wurde unter anderem dafür mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Es ist das letzte veröffentlichte Werk von Hemingway vor dessen Tod 1961. Ich persönlich fand die Geschichte sehr berührend. Man schließt Freundschaft mit Santiago, auch den jungen Manolin mag man einfach. Zugegebenermaßen passiert nicht besonders viel in der Geschichte und man könnte ein wenig gelangweilt werden, hält man sich nicht das Wesen der Novelle im Hinterkopf. Es ist die Geschichte über einen verzweifelten Kampf eines Mannes gegen die Natur, nur um schließlich zu erkennen, dass seine eigene Natur seinen Tribut zollt.
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    Taschenbuch: 144 Seiten
    Verlag: Rowohlt Tb.; Auflage: 11., Neuausg. (Juli 1999)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3499226014
    ISBN-13: 978-3499226014
    4ratten

  • Bei Hemingway geht es mir wie Wendy - ich kann nichts mit seinen so sehr gelobten Geschichten anfangen. Nicht mit dem alten Mann und auch nicht mit den unzähligen Stierkämpfern.
    Und zwischen den Zeilen zu lesen, ist mir dann teils auch zu mühsam - hätte er doch besser zielen sollen :zwinker:

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Und zwischen den Zeilen zu lesen, ist mir dann teils auch zu mühsam - hätte er doch besser zielen sollen :zwinker:


    Ein Autor, bei dem man zwischen den Zeilen lesen kann, hat sehr,sehr gut gezielt ... hi.gif

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Hallo,


    Der alte Fischer Santiago hat sein Glück verscherzt, weil er zu weit auf See hinausgefahren ist. Er hat es zu sehr herausgefordert, und dann wurde es ihm genommen. Glück ist ein großes Geschenk. Santiago ist aber zu sehr verbissen, und jagt dem Glück. Er hängt aber sowieso schon in einer Pechsträhne, und ist seit langem mit leeren Fischernetzen heimgekehrt. Sein Traum nach dem großen Fang steht unter einem schlechten Stern. So heißt es schon vor seiner großen Fahrt:


    Zitat von "Hemingway"

    Hoffentlich wird mir kein Fisch begegnen, der so groß ist, daß er uns Lügen straft.


    Und er bekommt ihn an die Angel, er ist so groß, dass er ihn nicht ins Boot holen kann. So versucht er mit unbändigem Willen, die Leine festzuhalten und lässt sich von Fisch ins Meer treiben, in der Hoffnung, der Fisch würde irgendwann an Kraft verlieren. Weil die Geschichte allzu bekannt ist, werde ich auf den Inhalt nicht detailliert eingehen.


    Wichtig erscheint mir, der alte Fischer fühlt sich eins mit dem Marlin, einem Schwertfisch, er redet ihn sogar mit „Bruder“ an. Nachdem der Marlin getötet war, fühlt er sich auch wie tot, nur seine Schmerzen vom Kampf mit dem Fisch lassen ihn wahrnehmen, dass er noch am Leben ist. Es heißt auch:


    Zitat von "Hemingway"

    Du tötest mich, Fisch,...Aber dazu bist du berechtigt. Niemals habe ich etwas größeres und Schöneres oder Ruhigeres oder Edleres gesehen als dich, Bruder. Komm nur und töte mich. Mir ist es gleich, wer wen tötet.


    Das finde ich interessant. Die Einheit zwischen den Kämpfenden erinnert mich an den Stierkampf. In Hemingways Roman Fiesta heißt es:


    Zitat von "Hemingway"

    Der Stier griff an, und Romero wartete mit tiefgehaltener muleta auf den Angriff, visierte mit der Klinge, die Füße fest zusammen. Dann, ohne einen Schritt vorwärts zu tun, war er plötzlich eins mit dem Stier;...


    Desweiteren möchte ich einen Vergleich heranziehen aus „Mannesalter“ von Michel Leiris. Im Kapitel „Lucretia“ schreibt er dort über den Stierkampf. Dort sagt er,


    Zitat von "Leiris"

    „jene übermenschliche Schönheit, die auf der Tatsache beruht, daß zwischen dem Töter und seinem Stier...zugleich mit dem Kampf eine Vereinigung sich vollzieht – ebenso wie es in der Liebe und bei den kultischen Opferzeremonien der Fall ist....“


    Für Leiris ist der Stierkampf ein mystisches Drama.


    Wie Leiris in dem Stierkampf etwas mystisches sah, können wir mystisches auch im Kampf des alten Mannes mit dem Fisch finden. Kurz bevor der Marlin stirbt zeigt er sich in seiner vollkommenen Schönheit. Als der alte Mann den großen Fisch an die Haie verliert, ist der mystische Kampf schon längst aus dem Ruder gelaufen. Das Abschlachten der Haie ist schon sinnlos und Santiago hat verloren. Er grübelt schon, ob das töten Sünde sei.


    Man kann die short-story als Parabel auf das Streben des Menschen nach Glück lesen. Frieden findet der alte Mann erst, wenn er von den Löwen träumt.


    Auch in den "Nick Adams-Stories" erzählt Hemingway manchmal vom Fischen.


    Mir hat's sehr gefallen.


    Liebe Grüße
    mombour

    Einmal editiert, zuletzt von mombour ()

  • Diesen Hemingway-Klassiker habe ich an einem Tag gelesen, was zeigt, dass Hemingway einen klaren Schreibstil verwendet. Von der Geschichte selbst hatte ich mir irgendwie mehr erwartet, da der alte Mann und das Meer ja der Titel in Verbindung mit Hemingway ist (zumindest war das in meinem Leben bisher so :zwinker:)


    Für mich war es ein bißchen: Lebensweisheiten in eine Geschichte auf 100 Seiten verpackt (bitte die Ironie nicht falsch verstehen!)


    Was ganz interessant ist, dass das Werk ja eher in der späten Schaffensphase von Hemingway entstanden ist, als ihn viele Kritiker schon abgeschrieben hatten nach seinem wenig erfolgreichen Roman "Über den Fluß und die Wälder" - und dass es ihm u.a. mit zum Literaturnobelpreis verholfen hat.


    Nachdem ich einige Kritiken und Besprechungen zu dem Buch gelesen hatte, gefällt mir vor allem der Vergleich zwischen Santiago und Jesus Christus, wobei ich nicht beurteilen kann, ob dies von Hemingway bewusst so gewollt wurde.

  • [quote author=Cassiopeia]Nachdem ich einige Kritiken und Besprechungen zu dem Buch gelesen hatte, gefällt mir vor allem der Vergleich zwischen Santiago und Jesus Christus, wobei ich nicht beurteilen kann, ob dies von Hemingway bewusst so gewollt wurde.[/quote]


    Dieser Vergleich drängt sich einem ja geradezu auf: Santiago, wie er unter größter Erschöpfung den Mast auf dem Kreuz die Anhöhe zu seinem Haus trägt, fünfmal muss er ihn absetzen, ehe er es schafft. Doch er lässt ihn nicht liegen, obschon er könnte, obgleich diese letzte Anstrengung ein Wahnsinn ist eingedenk der vorangegangenen Anstrengungen. Wir beobachten voller Ehrfurcht Santiago die letzten Meter auf seinem Leidensweg; wie tapfer er gekämpft hat, wie wenig lohnend seine Mühen! In diesem Moment ist er der bemitleidenswerteste Mensch der Welt.


    Es ist meines Erachtens undenkbar, Hemingway habe diesen Vergleich nicht gewollt oder wenigstens berücksichtigt. Dies Ende ist konstruiert, ja, aber es ist, im Sinne dieser Handwerkskunst, ein Meisterwerk.



    Santiagos Niederlage ist dabei das genaue Gegenteil des Pyrrhussieg. Es war der Kampf seines Lebens; sein Fang der kühnste Traum jedes Fischers. Nichts überlässt Santiago dem Zufall; er arbeitet völlig konzentriert und diszipliniert, kurz gesagt leidenschaftlich, denn trotz lebenslänglicher Erfahrung als Fischer ist ihm nichts zur langweiligen Routine geworden. Allein der Umstand, dass er so weit hinausgefahren ist, bescherte ihm sowohl den Fang als auch seinen Verlust. Die Niederlage als Bedingung für den Kampf. Die Haie überraschen ihn nicht und er hofft auf kein Wunder. Er weiß nur, er wird sein Bestes tun. Und genau das tut er.


    Santiago gewinnt dabei alles, was ein Mensch sicher gewinnen kann.

  • Ich habe das Buch vor Ewigkeiten mal gelesen und fand es furchtbar langweilig. :schnarch: Ich habe es nur weitergelesen, weil Hemingway draufstand...

    :leserin:<br />Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher

  • Hallo miteinander,


    der aufschlussreiche Beitrag von mombour kann noch ergänzt werden. Nicht nur Glück ist ein großes Geschenk. Das Leben ist ein Geschenk, mit dem wir alle anders umgehen, bis wir im Tod wie bei der Geburt wieder gleich sind. Der Mensch definiert sich im Leben über sein Handeln, über seinen Umgang mit diesem Geschenk. Und zwar nicht nur mit seinem Leben und auf sich bezogen. Im Titel seines Romans "Wem die Stunde schlägt" zitiert Hemingway aus einem Gedicht von John Donne, ursprünglich 1624 als Meditation verfasst:


    Meditation 17Devotions upon Emergent Occasions

    No man is an island, entire of itself; every man is a piece of the continent, a part of the main. If a clod be washed away by the sea, Europe is the less, as well as if a promontory were, as well as if a manor of thy friend's or of thine own were. Any man's death diminishes me, because I am involved in mankind; and therefore never send to know for whom the bell tolls; it tolls for thee...


    Niemand ist eine Insel, dies bedeutet auch, dass wir mit unserer Umwelt vernetzt sind, Mensch in der Interaktion mit anderen Menschen sind, oder, wie im Alten Mann, mit der Natur.


    Manche Texte sind nicht von jedem Menschen zu jeder Zeit lesbar, oder, mit Bezug auf eine Äußerung im Film „Ein Fisch namens Wanda“: lesbar schon, aber nicht zu verstehen. Das ist keine Kritik an Lesern und Leserinnen, oder an deren intellektuellen Fähigkeiten. Es bedeutet nur, dass es Voraussetzungen gibt für Literatur.


    Was ich damit meine, wird auf eine Weise sehr schön im Thread


    https://literaturschock.de/lit…x.php?thread/12600.0.html


    zu Jasper Fforde diskutiert.


    Natürlich darf man sich beim Lesen langweilen. Aber den Verweis auf Gefühle der Langeweile beim Lesen halte ich für ein Argument, welches sich auf den Leser, die Leserin bezieht, nicht auf das Buch. Nur deshalb langweilen sich ja manche, andere hingegen nicht. Deshalb würde ich die sich daraus ergebende Kritik auch nicht auf das Buch beziehen.


    Schließlich stimme ich sandhofer zu, der Hemingway als guten Schützen ausmacht, und Mrs. Dalloway, die sich über seinen Umgang mit Motiven und Symbolen äußert.
    Hemingway schreibt grundsätzlich - mir fällt im Moment kein Beispiel dagegen ein - sehr klar und liefert damit eine wichtige Voraussetzung für die Entschlüsselung seiner Texte.


    Liebe Grüße,
    mohan

    Einmal editiert, zuletzt von mohan ()

  • [quote author=mohan]
    Natürlich darf man sich beim Lesen langweilen. Aber den Verweis auf Gefühle der Langeweile beim Lesen halte ich für ein Argument, welches sich auf den Leser, die Leserin bezieht, nicht auf das Buch. Nur deshalb langweilen sich ja manche, andere hingegen nicht. Deshalb würde ich die sich daraus ergebende Kritik auch nicht auf das Buch beziehen.
    [/quote]


    Wenn sich einer bei der Lektüre eines Buches wie Roches Feuchtgebiete langweilte, täte er also gut daran, sich selbst zu schelten, diesem Buch nicht mehr abgewinnen zu können als ihm zu geben es seiner geistigen Machart nach in der Lage ist. Dass dabei die Kritik das Buch treffen sollte, scheint mir auch völlig verfehlt.



    Bin ich denn übrigens der einzige, der dieses Buch, Der alte Mann und das Meer, stark existenzialistisch geprägt sieht?