Christiane Gohl - Der Palast der Sonne

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    Christiane Gohl - Der Palast der Sonne


    Kurzbeschreibung:


    Andalusien 1489: Die Reconquista, die Rückeroberung des maurischen Spaniens für die christliche Krone, ist fast abgeschlossen. Isabella von Kastilien und Fernando von Aragon, die katholischen Könige, fordern bedingungslose Kapitulation. Doch der maurische Statthalter von Mojácar im Emirat Granada weigert sich, er fordert Sicherheit und Religionsfreiheit für alle Bewohner seiner Stadt – Mauren, Juden und Christen. Die Sage um diesen Ort bildet den Hintergrund des Romans. In farbiger Sprache und sinnlichen Bildern erzählt die Autorin von blutigen Kämpfen und politischen Wirren, Eifersucht und Leidenschaft und der großen Liebe zwischen der Christin Catalina und dem Juden Aron.


    Meine Meinung:


    Sonst ist Christiane Gohl ja eher bei Pferdefreunden bekannt, schreibt sie doch schon seit Jahren mit viel Erfolg Sachbücher und Ratgeber zum Thema Pferd. Mit diesen Roman hat sie sich erstmals in den belletristischen Bereich begeben und einen wunderbaren historischen Roman herausgebracht, der ihren eigenen Wohnort Mojácar in Andalusien zum Schauplatz hat.


    Natürlich kommen die Pferde auch hier nicht zu kurz - was mir in vielen historischen Roman zum Stolperstein wird, nämlich die völlig unsachgemäße Beschreibung von Pferdeszene, ist hier natürlich in den Händen der Fachfrau gut aufgehoben und verdient ein besonderes Lob. Insbesondere der Gegensatz zwischen den eleganten und zierlichen Araberpferden der Mauren, den schweren und doch edlen Streitrössern der Spanier und den genügsamen und trotzdem leistungsfähigen Maultieren der spanischen Juden hat mir gut gefallen und spiegelte in der Tierwelt die gleichen Unterschiede, die auch in der damaligen Menschenwelt herrschten.


    Und schon sind wir beim Thema, nämlich bei den verschiedenen Bevölkerungsgruppen des damaligen El Andaluz, in deren Lebensweisen und Gebräuch der Roman einen sehr intensiven Einblick gibt. Die drei Hauptprotagonisten Chalid, Catalina und Aron gehören den Mauren, Christen und Juden an, und dennoch verbindet die drei eine lebenslange Freundschaft, die trotz aller Verschiedenheit nie in Frage steht. Der Roman setzt ein, als alle drei noch Kinder sind und begleitet sie über 11 Jahre auf ihren verschlungenen Lebenswegen.


    Sehr bald beginnt der Krieg zwischen dem Emir von Granada und dem spanischen Königspaar Isabella von Kastilien und Fernando von Aragon. Politische Intrigen und Kriegsstrategien beherrschen das erste Drittel des Buches, und zeitweise hatte ich das Gefühl, ein geschichtliches Sachbuch zu lesen; die geballten Informationen, wer wann welche Schlacht mit wem geschlagen hat, stehen im Mittelpunkt und lenken vom Schicksal der Hauptfiguren ab. Zum Glück ändert sich das sehr bald wieder und spätestens ab dem zweiten Drittel hatte mich die Geschichte voll in ihren Bann gezogen. Während Chalid ein hervorragender Kämpfer wird und für seinen Emir in den Krieg zieht, beschäftigt sich Aron während des Krieges sehr erfolgreich mit Schmuggel aller Art und setzt sich so für die Versorgung der belagerten maurischen Städte ein. Catalina dagegen lernt die Alhambra zu Granada kennen und sieht sich nach ihrer Rückkehr einer arrangierten Ehe mit einem Mann ausgesetzt, den sie nicht liebt.


    Die Wege des Trios kreuzen sich immer wieder und mit fortgeschrittener Seitenzahl wird auch klar, auf was die Autorin hinaus will; was im Kleinen bei drei Freunden funktioniert, nämlich das friedliche Zusammenleben der Weltreligionen, sollte doch auch in einer Stadt wie Mojácar oder sogar in einem ganzen Land möglich sein. Insofern bekommt die Geschichte in diesem Punkt auch einen gewissen philosophischen Anstrich, zumal sie mit dem vorzeitlichen Regengott Indalo eine Integrationsfigur schafft, die den drei Protagonisten unabhängig von ihrer Religion eine Brücke zueinander bietet.


    Dieser Regengott wurde übrigens tatsächlich irgendwann in Andalusien verehrt, was seine Zeichnung auf Höhlenwänden beweist. Dies und andere historische Fakten sind sehr schön im Nachwort erklärt, in dem die Autorin ganz exakt erklärt, was in ihrem Roman der Dichtung und was der Wahrheit entspricht.


    Doch zuvor erleben wir noch das Ende der Geschichte - ein überraschendes Ende, mit dem ich nicht gerechnet hätte. Diese temporeichen und dramatischen Schlussszenen bieten einen würdigen und intelligenten Abschluss des Romans. Mir hat er sehr gut gefallen und ich empfehle ihn gerne weiter; wer Freude an gut recherchierten und ausgefeilten historischen Romanen hat und sich für Andalusien interessiert, der macht mit diesem Buch sicher nichts verkehrt.


    4ratten


    edit: Übrigens schreibt Christiane Gohl auch unter den Pseudonymen Sarah Lark und Ricarda Jordan.

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

    Einmal editiert, zuletzt von Miramis ()

  • :redface: Jetzt warst doch Du schneller. Sehr schöne Rezi, was mich ein bißchen abschreckt, ist dieser Bereich:


    Sehr bald beginnt der Krieg zwischen dem Emir von Granada und dem spanischen Königspaar Isabella von Kastilien und Fernando von Aragon. Politische Intrigen und Kriegsstrategien beherrschen das erste Drittel des Buches, und zeitweise hatte ich das Gefühl, ein geschichtliches Sachbuch zu lesen; die geballten Informationen, wer wann welche Schlacht mit wem geschlagen hat, stehen im Mittelpunkt und lenken vom Schicksal der Hauptfiguren ab.


    Das ist nämlich genau das was ich an historischen Romanen nicht mag und wo ich schnell genervt bin.


    Ich glaube am besten packe ich ihn auf die nächste Liste, dann entkommt er mir nicht.


    Liebe Grüße,
    Arjuna

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh

  • Arjuna: von "schneller" kann ja wohl nicht die Rede sein, so lange wie dieses Buch gesubbt hat. :breitgrins:


    Es lohnt sich, diesen geschichtlichen Abriss im ersten Drittel mitzunehmen und weiterzulesen - zum einen bekommt man einen besseren Überblick über den Kriegsverlauf, und später hat die Autorin die Verknüpfung zwischen Historie und Handlung viel besser in den Griff bekommen.


    Ich bin gespannt, wie der Roman dir gefallen wird. Viel Spaß beim Lesen!


    Viele liebe Grüße :winken:
    Miramis

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel