Nicole Krauss - Die Geschichte der Liebe

Es gibt 29 Antworten in diesem Thema, welches 8.302 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von tina.

  • Hallo!


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    [hr]



    Amazon schreibt zum Buch:
    Junge Autorinnen und Autoren brauchen Plots. Aber die sind nur selten aufzufinden in unserer ereignisarmen Zeit. Also wendet man sich gerne aufregenderen Zeiten und Epochen zu. Die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs ist so ein Plot-Lieferant. Hier, so scheint es, kann man in der Geschichte graben und immer wieder auf Geschichten stoßen, die, wenn auch erfunden, glaubhaft sind.


    Nicole Krauss aus New York ist eine junge Autorin. Gerade einmal 31 Jahre ist sie alt, und Die Geschichte der Liebe ist ihr zweiter Roman. Er spielt in der Gegenwart, aber bereits sein Titel führt den Leser 60 Jahre in die Vergangenheit zurück. Denn Die Geschichte der Liebe ist auch der Titel eines Manuskriptes, das der Pole Leo Gursky als Liebesbeweis für die Frau seines Lebens schrieb. Im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs ging es verloren, Gursky hat längst eine andere Liebe gefunden. Aber das Manuskript hat den Krieg überlebt, hat eine bewegte Biografie gefunden und seine Hauptfigur hat einem Mädchen den Namen gegeben. Die wiederum macht sich auf dem Weg nach seinem Verfasser. Die Reise führt über drei Kontinente und tief hinein in die Geschichte des Judentums und der Zerstörung ...


    [hr]


    Teilnehmer:


    Tina
    Nicole
    Valentine
    Saltanah


    Viel Spaß, fairy

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • Hat außer mir eigentlich schon wer angefangen? :smile:


    Ich habe jetzt die ersten 50 Seiten gelesen, und bisher gefällt es mir.


    Gleich auf der zweiten Seite musste ich schmunzeln, als Leo in den Turnschuhladen geht, der Athlete's Foot heißt. Nettes Wortspiel ... aber ob ich in einem Laden namens Fußpilz einkaufen würde? :gruebel:


    Leo scheint kein liebenswürdiger Opi zu sein, sondern eher einer von denen, die einem auf der Straße mit Gemecker negativ auffallen. Im Gegensatz zu Grummel-Opas auf der Straße weiß ich aber hier schon ein bisschen über Leos Seelenleben Bescheid, und wer so lange alleine lebt, wird wohl zwangsläufig etwas verschroben.


    Seine Freundschaft mit Bruno gefällt mir, wie die beiden alten Herren aneinander hängen, ohne es zugeben zu wollen, und Ausreden erfinden, warum sie unbedingt beim anderen vorbeischauen müssen, um zu gucken, ob es dem noch gut geht.


    Der Tod ist in Leos Leben schon ziemlich gegenwärtig, er hat Angst, vergessen zu werden und richtet sein Leben darauf aus, gesehen und wahrgenommen zu werden (was auch seine manchmal unlogisch erscheinenden Verhaltensweisen erklärt) und möglichst nicht "mit heruntergelassenen Hosen auf dem Klo" aus dieser Welt zu scheiden.


    Die Geschichte mit seiner großen Liebe und dem Sohn hat mich ziemlich berührt. Traurige Sache. Aber ich glaube, gerade in solchen Zeiten voller Ungewissheit gab und gibt es so etwas sehr häufig...


    Aufgehört habe ich zu Beginn von Almas Geschichte, die wieder einen ganz anderen Ton anschlägt.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • Ich habe natürlich auch angefangen zu lesen :smile: .


    The Last Words on Earth
    Die ersten Seiten von Leo Gurskys Erzählung haben mich tief berührt. Sofort dachte ich: 'Ja, hier haben wir ein wirklich im positiven Sinne "tiefes" Buch, in dem es um die Bedingungen der menschlichen Existenz geht. Um Leben und noch viel mehr, da wir das Leben ja als selbstverständlich voraussetzen, Tod. Um Liebe und um Einsamkeit. Die Einsamkeit, die davon herrührt, dass wir alle einzelne Wesen sind, und die man nie loswerden, sondern höchstens verdrängen kann. Ganz toll! (Es hat mich übrigens irgendwie an Shalevs "Judiths Liebe" erinnert.)
    Allerdings wurde mein erster, überaus positiver Eindruck ein klein wenig abgeschwächt durch für mich gewollt witzig klingende Formulierungen, z. B. als Gursky über sein Aussehen nachdenkt. Nicht alle Worte schienen mir ganz passend für diesen alten Mann. Nur ein vages Gefühl, das aber doch meine Euphorie ein klein wenig dämpfte.


    My Mother's Sadness
    Auch hier ein großartiger Anfang. Die einzelnen, kurzen Einblicke in das Leben dieses Mädchens und ihrer Familie sind einerseits sehr präzise, lassen andererseits aber auch viel Platz für das Vorstellungsvermögen von uns Leserinnen. Ich mag Bücher mit viel "Luft" zwischen den Wörtern.
    Auch hier geht es um Einsamkeit und Verlust, nicht weniger intensiv empfunden von den Kindern wie von dem alten Mann. Allerdings schwächte sich auch hier meine Begeisterung mit zunehmender Länge der Abschnitte ein wenig ab, und ich begann z. b. darüber nachzudenken, wieso Jacob Marcus unbedingt eine Übersetzung eines Buches wollte, von dem er, so klingt es zumindest, nur "in passing" in dem Vorwort eines anderen Buch gelesen hatte. Wenn da keine weitere Erklärung kommt, nehme ich ihm seine Bereitschaft, so viel Geld dafür hinzublättern, nicht ab.


    Auch das zitierte 10. Kapitel aus dem Buch konnte mich nicht ganz überzeugen. Wieso die Leser der "Geschichte einer Liebe" (also dem Buch, von dem unseres handelt) so von dem Buch fasziniert sind, kann ich zwar schon verstehen, aber auf mich sprang der Funke nicht über. Statt die Tragik einer verpassten großen Liebe zu verspüren, irritierte mich die Qual des jungen Mannes, der einfach nicht "zu Potte kommt". Ich wollte ihn nur schütteln, denn sein Unvermögen, sich seiner Liebsten wirklich zu nähern, konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Gurskys Leiden ging mir ans Herz, die Leiden dieses Mannes nicht.


    Aber alles in allem bin ich von dem Buch doch angetan, auch wenn es für mich nicht ganz das hält, was die ersten hervorragenden Seiten versprechen.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Die ersten 50 Seiten habe ich nun auch gelesen und bin sehr angetan von dem Buch. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Der Protagonist scheint wirklich kein "normaler" und einfacher Zeitgenosse zu sein. Und seine Beweggründe für manches sind mir noch nicht so klar. (Warum nimmt er einen Job als Aktmodell an?!)


    Was mir aber besonders gefällt ist die Tatsache, dass das Buch von einem Buch handelt.


    VLG,


    Nicole

    One day you think it all comes right<br />One day believe fate will be kind<br />But if you wait one day too long<br />you&#39;ll lose what matters most<br />it will be gone!<br />(Rebecca Lavelle - Locked Away)

  • Den Aktmodell-Job fand ich auch ... seltsam, vor allem angesichts Leos Angst, die Kontrolle über seine Eingeweide zu verlieren :entsetzt:


    Vielleicht war das aber wieder eine seiner Aktionen, durch die er anderen im Gedächtnis bleiben will. Es hätte ja theoretisch sein können, dass er an dem Tag sterben wird.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Gleich auf der zweiten Seite musste ich schmunzeln, als Leo in den Turnschuhladen geht, der Athlete's Foot heißt. Nettes Wortspiel ... aber ob ich in einem Laden namens Fußpilz einkaufen würde? :gruebel:


    Ich hätte nie gedacht, dass es diese Läden wirklich gibt. Aber es gibt sie wirklich, die Athlete's Foot Schuhladenkette. Habe ich vorhin in der Französischvorlesung erfahren.

    One day you think it all comes right<br />One day believe fate will be kind<br />But if you wait one day too long<br />you&#39;ll lose what matters most<br />it will be gone!<br />(Rebecca Lavelle - Locked Away)


  • Vielleicht war das aber wieder eine seiner Aktionen, durch die er anderen im Gedächtnis bleiben will.


    Das denke ich auch. Er will ja vor allem gesehen, wirklich wahrgenommen werden. Und dazu eignet sich die "Arbeit" als Zeichenmodell perfekt.

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Ich hätte nie gedacht, dass es diese Läden wirklich gibt. Aber es gibt sie wirklich, die Athlete's Foot Schuhladenkette. Habe ich vorhin in der Französischvorlesung erfahren.


    :totlach:


    Ich bin jetzt im dritten Teil, der Geschichte von Zvi *Dingsbums* (wah, ich hab den Namen vergessen und das Buch gerade nicht da). Ich bin mir nicht sicher, ob ich immer alles richtig verstehe. Ist Rosa die Vorlage für die Alma im Buch? Und wie passt Leo Gursky ins Gesamtbild? Muss ich das jetzt schon verstehen oder löst sich dessen Rolle später noch auf? :gruebel:


    Stilistisch gefällt mir das Buch ganz gut, aber im Augenblick bin ich etwas verwirrt, wie die einzelnen Abschnitte wohl zusammenhängen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Forgive me
    Huch, Zvi "Dingsbums" Litvinoff (den Namen musste ich auch erst nachgucken) ist also der Autor des Buches, nach dem Alma benannt wurde. Sonderbar. Ich hatte Leo Gursky für dessen Autor gehalten, denn so steht es im Klappentext (60 years ago [...] Leo fell in love and wrote a book). Hat Litvinoff das Manuskript irgendwie in die Finger bekommen und gibt es als sein eigenes Werk aus? Das würde erklären, wieso er kein weiteres geschrieben hat. Andererseits heißt es ja: And not once did he mention the thing he'd begun to work on in the evenings at the old drafting table in the room where he lodged, the book that would become his masterpiece. Hmm, schreibt er Gurskys Manuskript nur ab, überarbeitet er es vielleicht, oder stimmt einfach der Klappentext nicht? Wir werden's wohl später erfahren.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Na, dann bin ich mit meiner Verwirrung ja nicht alleine. Der deutsche Klappentext redet nämlich auch von Leo als Autor des Buches, und mir kommt es jetzt ebenfalls so vor, dass Zvi das Buch geschrieben hat. Rätselhafte Geschichte.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hiho,


    ich lese begeistert hier mit, habe das Buch ja schon gelesen und auch eine Rezi dazu geschrieben :breitgrins: ... hach ich find eure Verwirrung gut, ich weiß ja, wie es ausgeht, aber ich merke gerade, dass ich nicht mitlesen muss um die Geschichte wieder im Kopf zu haben. Es ist als ob ich mich an jede Kleinigkeit erinnern kann, so wie ihr es hier beschreibt. :winken: bleibt dran, das Buch erklärt sich von selber mit der Zeit!!


    MfG Leen

    Bücherwurm - naher Verwandter der Lindwürmer<br /><br />Wenn es sein muss, trete ich auch Zwerge! - Hildegunst von Mythenmetz<br /><br />:buecherstapel:

  • Keine Angst Leen, wir bleiben dran!


    Eins wollte ich euch Deutsch-Leserinnen schon die ganze Zeit fragen: Sind die Dialoge in der Übersetzung eigentlich irgendwie markiert? Gibt es Gänsefüßchen oder Ähnliches? Im Original sind die wörtlichen Reden nämlich überhaupt nicht kenntlich gemacht, nicht einmal durch einen Gedankenstrich zu Beginn, wie das sonst öfter vorkommt. Ich bin mir nicht sicher, was ich davon halten soll. Einerseits wird beim Lesen doch klar, was gesprochen wird. Aber andererseits frage ich mich, wieso hier die sonst übliche Übereinkunft, wörtliche Rede zu markieren, nicht eingehalten wird. Soll das ein besonderer künstlerischer Kunstgriff sein? Soll das was besonderes aussagen? Falls das so ist, ist mir die Aussage bisher jedenfalls verborgen geblieben.


    Je länger ich darüber nachdenke, desto unzufriedener werde ich damit. Mir scheint, Krauss will sich (bzw. ihr Buch) durch diesen Trick aus der Menge hervorheben, versucht, originell zu sein. Ein wirklich originelles Buch hat sowas meiner Meinung nach nicht nötig.
    Zugegeben, ich reagiere gerade etwas überempfindlich, weil meine Zweitlektüre ebenfalls auf Anführungsstriche oder ähnliches verzichtet. Schon seit einiger Zeit, so scheint mir, gilt es als besonders modern, Dialoge nicht mehr auf herkömmliche Art zu kennzeichnen, zumindest lese ich das in immer mehr Rezensionen, in denen über die Anwendung von - statt " geklagt wird. Nun haben wir anscheinend das Extrem erreicht - den völligen Verzicht auf Markierungen. Und das gleich zweimal zur selben Zeit!
    Nur ärgert es mich in dem anderen Buch noch mehr, da es nur in der deutschen Übersetzung so ist, nicht aber in dem polnischen Original :grmpf: . Ein eindeutiger Fall von "wir wollen wirklich ganz deutlich machen, dass dieses Buch ein ganz besonderes ist" also, nur ist es miserabel. Und leider färbt mein Ärger über das andere Buch auf Krauss' um Klassen besseres ab :sauer: .

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo,


    ich schreibe jetzt erst, da ich die ganze Woche keine Muse zum lesen hatte, da ich eine ziemlich wichtige Entscheidung treffen musste, die mir einiges Kopfzerbrechen bereitet hat. Ich habe leider erst bis zu Seite 50 gelesen, aber bis jetzt gefällt mir das Buch sehr gut, wie Euch ja auch.


    Leo ist ein Mensch, dessen Leben durch den Hass und die Taten anderer Menschen von Grund auf zerstört wurde. Menschen, die er liebte mussten gehe, wurden ermordet, er war gezwungen seine Heimat zu verlassen, ein Leben in einem fremden Land neu zu leben und einen Beruf auszuüben, der sich gerade anbot. Er hatte nie eine Wahl, er konnte sich nicht für einen guten Schulabschluß oder ein Studium entscheiden. Er musste tun, was möglich war. Das ist schlimm. Er hat die Liebe seines Lebens verloren, er hat einen Sohn, den er nie hatte. Er hätte ein schönes erfülltes Leben haben können, hätten nicht andere Menschen sein Leben und das von Millionen anderen zerstört und aus den Fugen gerissen.


    Er ist einsam und versucht nicht in Vergessenheit zu geraten, aber er hat Bruno, auch wenn Bruno kein gleichwertiger Ersatz für eine Familie ist.


    Ich fand es schlimm, als er vor seinem Sohn stand wie ein Fremder, sein Autogramm bekam und dann gehen musste, weil er ihm die Wahrheit nicht sagen konnte, denn er war sich sicher, sein Sohn hätte ihm nicht geglaubt.


    So, ich werde jetzt weiterlesen...


    Übrigens, in meinem Buch ist die direkte Rede kursiv geschrieben, so dass sie eigentlich gut zu erkennen ist. Das erste mal hat mich das bei Zeruya Shalev gestört. Sie verzichtet auch auf Anführungszeichen.


    Tina

  • Bei Zeruya Shalev kam ich damit irgendwie besser klar :gruebel: Den Kursivdruck finde ich irgendwie ... seltsam ...


    Ich bin jetzt wieder zurück bei Leo, der gerade

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ach stimmt - Zeruya Shalev macht das mit den Dialogen auch so; bei ihr passt es aber besser, finde ich.


    A joy forever
    Bisher gefällt mir Leo Gursky von allen Personen am besten. Obwohl - "gefallen" kann man das eigentlich nicht nennen. Ich finde ihn vielmehr am interessantesten. Vom Schicksal schon immer gebeutelt, geht es ihm auch im Alter nicht besser. Schließlich

    Tragisch.
    Aber so sehr mich Leos Schicksal auch berührt, bin ich nicht ganz zufrieden mit dem Buch. Sprachlich passt mir da nicht alles hundertprozentig; einige Ausdrücke sind mir zu gewollt originell/jugendlich/umgangssprachlich und passen meiner Meinung nach nicht zu dem achtzigjährigen Einwanderer, für den Schwarzamerikaner Shvartze (vermutlich jiddish) sind. Dazu passt ein Ausdruck wie I hoofed it past Zafi's Luncheonette einfach nicht.


    Die Wichtigkeit des Gesehen-werdens zeigt sich auch in diesem Kapitel wieder: Leo ist anfangs auf Fotos nicht zu sehen; erst langsam, nach vielen Aufnahmen tritt sein Abbild allmählich hervor. Das zeigt meiner Meinung nach gut, wie er nach seiner Einwanderung anfangs noch gar nicht richtig im Land angekommen ist. Er befindet sich "eigentlich" noch in Europa, hat in seinem neuen Land noch nicht Fuß gefasst und noch keine neue Identität. Er ist, nachdem er zu allem anderen auch noch seine Jugendliebe verloren hat, völlig wurzellos und existiert nicht wirklich.

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Die Wichtigkeit des Gesehen-werdens zeigt sich auch in diesem Kapitel wieder: Leo ist anfangs auf Fotos nicht zu sehen; erst langsam, nach vielen Aufnahmen tritt sein Abbild allmählich hervor. Das zeigt meiner Meinung nach gut, wie er nach seiner Einwanderung anfangs noch gar nicht richtig im Land angekommen ist. Er befindet sich "eigentlich" noch in Europa, hat in seinem neuen Land noch nicht Fuß gefasst und noch keine neue Identität. Er ist, nachdem er zu allem anderen auch noch seine Jugendliebe verloren hat, völlig wurzellos und existiert nicht wirklich.


    Das hast Du schön geschrieben :daumen:


    Mich nervt die Inkonsequenz in der Darstellung der wörtlichen Rede. Einmal steht einfach nur da, was gesagt wird, einmal gibt's Anführungszeichen, einmal Kursivschrift.


    Ich bin mittlerweile durch mit dem Buch und fürchte, dass es insgesamt nicht über 3 Ratten bei mir hinauskommt, weil mir einiges doch zu gewollt künstlerisch erschien. Schön fand ich, wie die Handlungsstränge letztendlich zusammengeführt werden - dazu schreibe ich mehr, wenn Ihr auch soweit seid.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Mich nervt die Inkonsequenz in der Darstellung der wörtlichen Rede. Einmal steht einfach nur da, was gesagt wird, einmal gibt's Anführungszeichen, einmal Kursivschrift.


    Das ist ja ätzend. Bisher kann ich in der englischen Fassung darüber allerdings nicht klagen. Da ist alles durchgehend unmarkiert.



    weil mir einiges doch zu gewollt künstlerisch erschien.


    Den Eindruck habe ich an einigen Stellen auch, andere sind dann aber wieder großartig!


    My father's tent
    Hier mal ein Kapitel aus der "Geschichte der Liebe", das mir richtig gut gefällt: "The birth of feeling". Da ließe sich lange drüber nachdenken.
    Ebenfalls hat mir eine Formulierung ganz am Ende des Buches gefallen. Die Mutter sagt, die Buch-Alma sei "anyone", stehe für jede Frau, aber die nach ihr genannte versteht plötzlich, dass sie "someone" war, dass sie wirklich existierte.


    Trouble with thinking
    Ein Litvinoff-Kapitel, in dem wir nichtsdestotrotz etwas über Leo Gursky erfahren, bzw. erraten können:

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Ebenfalls hat mir eine Formulierung ganz am Ende des Buches gefallen. Die Mutter sagt, die Buch-Alma sei "anyone", stehe für jede Frau, aber die nach ihr genannte versteht plötzlich, dass sie "someone" war, dass sie wirklich existierte.


    Die Formulierung finde ich auch toll. Die funktioniert auf englisch auch besser als auf deutsch.


    Zu Deinem Spoiler: das hab ich gerade so gar nicht parat und müsste noch mal nachgucken.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hallo,


    ich habe jetzt das Kapitel "Die Geburt des Gefühls" beendet und mir gefällt das Buch nach wie vor sehr gut. Vielleicht sehe ich es etwas anders. Letztendlich sind es doch viele verschiedene Protagonisten, die in diesem Buch von sich und ihrem Leben erzählen und insofern empfinde ich es nicht als störend, wenn sich immer mal wieder der schreibstil ändert, denn verschiedene Personen und erst Recht wenn es sich um verschiedene Generationen handelt, haben eine unterschieldich Ausdrucksweise.


    Allerdings muss ich zugeben dass mich das Buch jetzt etwas verwirrt und ich so langsam aber sicher den Zusammenhang der einzelnen Protagonisten verliere. Immer wieder muss ich zurückblättern, da ich immer wieder denke etwas überlesen zu haben. Mir ist immer noch nicht der Zusammenhang klar in die einzelnen Personen miteinander verbunden sind, abe rich denke das sind sie.


    Sehr berührt hat mich das Kapitel in welchem Leo endlich seine Lebensfreude wieder gefunden hatte und dann erfahren musste, dass sein Sohn tot ist. Ein Sohn für den er gelebt hat, aber von dem jeder noch so entfernte Bekannte mehr wußte als er selbst. Ich fand das so schlimm, zumal es ja nicht seine Schuld war, dass sein Sohn ihn nie kennengelernt hatte. Er wollte mit der Mutter seine Sohnes zusammenleben, nachdem er sie wiedergefunden hatte, aber sie wollte nicht mehr und wie es im nachhinein ausschaut, hat sie wohl doch alle seine Briefe bekommen und in sofern tut es mir um so mehr leid. Wie furchtbar muss es für einen Vater sein, nur auf die Ferne heimlich sein Kind zu beobachten um, zumindest optisch, einen winzig kleinen Moment Teil zu haben an dem Leben des eigenen Kindes.


  • Allerdings muss ich zugeben dass mich das Buch jetzt etwas verwirrt und ich so langsam aber sicher den Zusammenhang der einzelnen Protagonisten verliere. Immer wieder muss ich zurückblättern, da ich immer wieder denke etwas überlesen zu haben.


    So ging es mir auch immer wieder. Dem Buch hat es nicht gutgetan, dass ich anfangs nur sehr wenig Lesezeit hatte :rollen:


    Die Sache mit dem Sohn fand ich auch unendlich traurig :sauer:


    Die unterschiedlichen Stile haben mich nicht direkt gestört, wobei ich immer noch nicht so richtig weiß, ob mir dieses Bruchstückhafte, das für die Alma-Kapitel charakteristisch ist, nun gefällt oder nicht. Im Zusammenhang mit den Überschriften der einzelnen Abschnitte, die oft (zumindest auf den ersten Blick) so gar nichts mit deren Inhalt zu tun haben, wirkte das manchmal ein wenig gekünstelt auf mich.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen