Joanne Harris - Das verbotene Haus

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    (Originaltitel: Gentlemen and Players)

    Die Bücher, die ich bisher von Joanne Harris gelesen habe, waren eher romantisch-melancholischer Natur, „Das verbotene Haus“ fällt da schon ein wenig aus dem Rahmen. Der Originaltitel des Buches „Gentlemen and Players“ passt meiner Meinung nach besser zum Buch als der deutsche Titel, es geht nicht so sehr um ein Haus das verboten ist, sondern um eine Privatschule für Jungen, die sich wie Gentlemen verhalten sollten.


    Ein neues Schuljahr beginnt und der alte Lateinlehrer Straitley und seine Kollegen kämpfen um möglichst angenehme Stundenpläne, Raumzuteilungen und Machtpositionen in der innerschulischen Hierarchie. Diesmal verläuft aber nicht alles so glatt wie üblich und immer mehr kleine Probleme tauchen auf, Beschwerden häufen sich und die Presse wittert einen Skandal am altehrwürdigen St. Oswald. Parallel zum aktuellen Geschehen erzählt die Autorin von den Hintergründen eines Skandals, der vor 15 Jahren an der Schule geschah und Auslöser des aktuellen Geschehens ist. Der Täter, dessen Identität lange verborgen bleibt, war auch damals in die Sache verwickelt, auch wenn seine Beteiligung nicht offenbar wurde. Nun sucht er Genugtuung dafür, dass er als Schüler ein Außenseiter war. Als Kind des Hausmeisters fühlt er eine besondere Nähe zur Schule und versuchte einen Platz im Schulleben einzunehmen, auch wenn ein Hausmeisterkind keinerlei Berechtigung hatte die teure St. Oswald – Schule zu besuchen. Sich seiner Herkunft schämend erschafft er sich eine neue Identität als St. Oswald-Schüler und findet tatsächlich einen Freund an der Schule. Nach einem unglücklichen Zwischenfall endet diese Episode und nun ist er als Erwachsener zurückgekehrt um sich an S. Oswald zu rächen und die Institution zu zerstören.


    Ich bin mit der (offiziellen) Einordnung als Thriller nicht ganz zufrieden. Dazu ist das Buch etwas zu langsam (kein Wunder, wenn der Held über 60 ist) und zu sehr eine „Schulgeschichte“, die ihre Atmosphäre aus der schulischen Umgebung zieht. So ist „Das verbotene Haus“ ein wirklich untypischer Harris, ich fühlte mich eher an die Bücher von Patrick Redmond erinnert, Intrigen und Boshaftigkeiten nehmen einen großen Raum ein und die Opfer werden mit jedem Vorfall mit größerem Misstrauen von ihrer Umgebung beäugt und immer mehr aus dem normalen gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen. Den Figuren widmet die Autorin viel Aufmerksamkeit, mit liebevoller Zuneigung wird der alte Lateinlehrer Straitley beschrieben, er ist nicht nur dem Leser sympathisch, sogar der Täter fühlt sich von seiner altmodischen, aufrechten Art angezogen. Auch dadurch sind die Gefühle, die man im Laufe des Romans gegenüber der Täterfigur aufbaut, reichlich zwiespältig, ich schwankte zwischen Mitleid, Wut und einer „der tut nichts“ – Haltung.


    Dank der Klassenunterschiede zwischen den Privatschülern von St. Oswald und der städtischen Schule kann man den Roman zumindest teilweise auch als Gesellschaftskritik ansehen, alles was geschieht, lässt sich zumindest teilweise auch mit den fehlenden Zukunftsperspektiven des Täters erklären. Wäre nicht aufgrund der herkunfts- und schulbedingten Chancenungleichheit dem Täter bereits als Kind genau bewusst gewesen, dass er eigentlich keine Zukunft hat (mit entsprechendem Minderwertigkeitskomplex), wäre vieles in diesem Buch nicht geschehen.


    Kurz vor Ende wartet die Autorin noch mit einigen Überraschungen auf, ich bin mir bis zur Auflösung nicht über die wahre Identität des Täters im Klaren gewesen und es geschieht so einiges, was zumindest ich nicht erwartet hätte. Dadurch bleibt das Buch bis zum Schluss interessant und verdient sich seine Ratten ehrlich.


    4ratten