Mario Vargas Llosa - Die Stadt und die Hunde

Es gibt 30 Antworten in diesem Thema, welches 14.020 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von nikki.

  • Nikki und ich haben uns spontan entschlossen, dieses Buch gemeinsam zu lesen.


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    Klappentext
    Mit Hilfe von Macht und Unterdrückung, Doppelmoral und Männlichkeitswahn sollen an einer peruanischen Militärschule aus den Schülern, den "Hunden", Menschen gemacht werden. Auch unter den Jugendlichen herrscht Tyrannei vor. Auf einen Verrat folgt Mord - oder ein "bedauerlicher Unfall", wie es die Schulleitung behauptet.


    Was bisher geschah - 1. + 2. Kapitel
    Man wird ja ganz schön in die Handlung reingeworfen, am Anfang hatte ich damit so meine Probleme. Wer ist hier wer, was ist hier los? Teilweise finde ich es schwierig Albertos Gedankensprüngen zu folgen bzw. zum Teil auch den Gesprächen. Andererseits finde ich es auch reizvoll, mich hier durchzubeißen.


    Das sind ja wahrhaft erschreckende Zustände an dieser Militärschule. Die Verrohung der Jugendlichen/jungen Erwachsenen finde ich ziemlich beklemmend, siehe die Vergewaltigung der Mitkadetten oder des armen Hühnchens sowie auch der allgemeine Umgang untereinander...


    Ebenso die Demütigungen durch die älteren Semester. Ich würde keine Sekunde länger dort bleiben wollen. :entsetzt: Haben die Kadetten eigentlich eine Wahl zu gehen? Sind sie freiwillig da oder auf Zwang ihrer Eltern? Das habe ich noch nicht so ganz mitbekommen. (Ich vermute aber mal ganz stark letzteres.) Vargas Llosa war aber, glaube ich, selbst auf so einer Einrichtung, und weiß vermutlich wovon er schreibt.

    Einmal editiert, zuletzt von Thanquola ()

  • Hallo ihr Lieben,


    hier kommt noch eine Mitleserin. Da mir ein Buch aus Peru für meine literarische Weltreise noch fehlt, und ich mich mit südamerikanischer Literatur im allgemeinen eher schwer tue, möchte ich mich euch anschließen. Das Buch habe ich mir vorhin aus der Bib geliehen und die ersten beiden Kapitel habe ich auch schon gelesen. Mein erster Eindruck: Klasse!
    Nicht ganz leicht zu verstehen, aber richtig toll.


    Anfangs war ich wie Thanquola völlig verwirrt, teils durch die vielen Personen, teils durch die Art des Erzählens, bei der die Handlung immer wieder vor und zurück springt und zudem noch durch direktes Erzählen des Poeten unterbrochen wird. Dazu noch die Passagen, die nur aus nicht markierter direkter Rede bestehen (die Huhnsequenz), in der die Handlung nur durch die Dialoge der Protagonisten geschildert werden. Nicht leicht zu lesen, aber sehr beeindruckend.


    Die Ereignisse in der Kadettenschule, so furchtbar sie auch sind, kommen mir völlig glaubwürdig vor. Einen Moment lang sah man ja einen Hoffnungsschimmer im 2. Kapitel, als die "Bande" (oder wie sie auch immer auf deutsch genannt wird; ich lese mal wieder auf schwedisch) der "Hunde" sich zusammentut, um (erfolgreich) gegen die Viertklässler zu kämpfen. Aber diesem "Aufruhr" gegen die Regeln wird natüclich schnell ein Ende bereitet, und gleichzeitig der letzte Zweifel daran beseitigt, ob die Erwachsenen vielleicht doch nicht wissen, wie die Neuen bei der "Taufe" erniedrigt und gequält werden. Natürlich ist das bekannt - und auch gewollt, denn so werden die neuen Schüler gleich in die Gepflogenheiten des Militärs eingeführt. Sie lernen schnell, wie sie sich zu verhalten haben, und werden es nächstes Jahr ebenfalls den Neuen beibringen - das eigentlich Schlimmste an der Sache. Deutlich wird das durch das Verhalten des Jaguars, der dem "Sklaven" seinen Namen und seine Bestimmung gibt. Damit ist der Jaguar schnell von einem Opfer zum Mittäter geworden, nachdem die Revolte, die er anführte, erfoldlos blieb. Angepasst hat er sich, seinen Platz - ziemlich weit oben in der Hackordnung - akzeptiert, ebenso wie der Sklave den seinigen ganz unten angenommen hat. Schlimm, aber völlig nachvollziehbar.


    Ich freue mich schon aufs Weiterlesen.

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • ... als die "Bande" (oder wie sie auch immer auf deutsch genannt wird ...


    Im deutschen werden sie als die Maffia bezeichnet


    Ich habe auch gestern mit dem Lesen angefangen, weil ein Wanderbuch auf das ich warte, nicht angekommen ist. Mittlerweile freue ich mich, dass das andere Buch nicht gekommen ist, denn sonst hätte ich etwas verpasst.
    Es ist das erste Buch, das ich von Llosa lese und mir gefällt der Stil sehr gut, es macht richtig Spaß beim Lesen. Ein Weilchen habe ich auch gebraucht um die Übersicht zu bekommen, ich musste z.B. die Passage mit dem Huhn im ersten Abschnitt mehrmals lesen, bis ich wirklich verstanden habe/glauben konnte, was da passiert. Das fand ich ziemlich heftig, zumal sie das Huhn hinterher auch noch essen wollten :entsetzt:
    Das Leben in der Mlitärschule finde ich auch sehr glaubhaft beschrieben, wobei es mir irgendwie sehr aggressiv vorkommt.


    Gut finde ich auch die dazwischengeschobenen Passagen, die außerhalb der Schule spielen, ich nehme an, damit wird geschildert, wie einzelne Protagonisten in die Schule gekommen sind.

    Einmal editiert, zuletzt von Struppi ()


  • ich musste z.B. die Passage mit dem Huhn im ersten Abschnitt mehrmals lesen, bis ich wirklich verstanden habe/glauben konnte, was da passiert.


    Das wäre mir auch so gegangen, wenn ich nicht vor einigen Monaten ein Buch gelesen hätte, in dem eine ähnliche Szene vorkommt (Ulla Hahn - Das verborgene Wort). Ich wusste bis dahin gar nicht, was man mit armen Hühner alles anstellen kann :entsetzt: !

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo!


    Schön, dass wir schon so viele sind! :klatschen:


    Ich habe inzwischen das erste Kapitel gelesen; ich versuche mich auf Spanisch, daher bin ich ziemlich langsam.
    In der spanischen Ausgabe schreibt Vargas Llosa, dass er drei Jahre an dem Buch gearbeitet hat. Er hat 1958 in Madrid damit begonnen und es 1961 in Paris beendet. Weiters schreibt er, dass er ein großer Bewunderer nordamerikanischer Schriftsteller ist, vor allem Faulkner scheint es ihm angetan zu haben. Das ist schon das zweite Mal, dass ich bei einem südamerikanischen Autor diese Vorliebe für Faulkner antreffe (auch García Márquez schwärmte von ihm). Es ist also höchste Zeit, mal was von Faulkner zu lesen. Am Ende des Prologs meint Vargas Llosa, dass ihm dieses Buch die meisten Überraschungen beschert hat und dass er mit seiner Veröffentlichung langsam eine Ahnung davon bekam, wie es sich anfühlen muss, wenn ein Traum in Erfüllung geht: nämlich eines Tages ein Schriftsteller zu sein. Ich glaube, ich habe irgendwo gelesen, dass es in Lima zu öffentlichen Verbrennungen des Buches gekommen war. Weiß jemand von Euch vielleicht etwas mehr darüber?


    Im ersten Kapitel machen wir Bekanntschaft mit der Leoncio Prado Kaserne in Lima. Schnell wird deutlich, dass in der Kaserne Gewalt vorherrscht; wir bekommen auch gleich Einblick in die Machtverhältnisse: Costeños blicken mit Verachtung auf die Serranos herab, und alle Schüler niedrigen Jahrgangs haben sowieso das Nachsehen. Ich mag Vargas Llosas Sprache, diese zeitlichen und räumlichen Sprünge. Aber Ihr habt Recht, dadurch braucht man mehr Zeit und Konzentration zum Lesen. Die Szene mit dem Huhn war schrecklich. Ich habe zuerst auch nicht verstanden, worum es wirklich geht. Dann habe ich mir gedacht "Nein, das wird es wohl nicht sein. Wie soll das gehen?" Also ich kann und ich will es mir auch nicht wirklich vorstellen. Und auch die restlichen Vergewaltigungsszenen. Thanquola, Du hast Recht, Vargas Llosa war auf einer Militärschule. Es würde mich interessieren, ob und wie viel von den Sachen, die er beschreibt, er selber vielleicht erlebt hat.


    Gefallen hat mir auch, dass Miraflores schon so oft erwähnt worden ist - und vor allem die Calle Porta. Dort war das Hotel in dem mein Freund und ich abgestiegen waren. Ich bin wirklich aus dem Häuschen, weil ich die Gegend ein bisschen kenne.


    Im Spanischen heißt die Maffia "el círculo". Aber warum wird sie im Deutschen mit zwei "f" geschrieben?


    So, jetzt wird weiter gelesen.


    Liebe Grüße
    nikki

    Ich lese gerade:<br />Lion Feuchtwanger - Der jüdische Krieg

  • Ach, was beneide ich dich darum, dass du das Buch auf Spanisch lesen kannst, Nikki!


    Ich war gestern extra nochmal in die Bib marschiert, um herauszufinden, wie die Mafia/Bande im Original heißt. Hat "Círculo" auf Spanisch eigentlich eine verbrecherische Mitbedeutung, oder ist das ganz einfach ein neutraler "Zusammenschluss/Kreis" von Gleichgesinnten?



    Costeños blicken mit Verachtung auf die Serranos herab


    Wer sind denn die denn? Bei mir heißen die Jahrgänge (übersetzt ins Deutsche) "Dritt-", "Viert-" und "Fünftklässler", wobei dei Drittklässler die "Hunde" sind.
    Ich hatte die ganze Zeit schon überlegt, wie alt die Schüler sein könnten. Im 4. Kap. heißt es von Alberto, dass er - mittlerweile Fünftklässler - 15 Jahre alt ist.


    3. Kap.
    Mir gefällt, wie Vargas Llosa es uns Leserinnen überlässt herauszufinden, wer gerade spricht. Gleichzeitig finde ich es sehr frustrierend, wenn mir einfach nicht klar werden will, von wem wir erzählt bekommen. Aufmerksames Lesen ist also vonnöten. Immerhin weiß ich mittlerweile, wer die ersten zwei Seiten des Kapitels erzählt (Hausaufgaben mit Tere), aber wer der "Kinoerzähler" ist, ist mir weiterhin ein Rätsel.
    Diese Sequenz hat mich bedrückt. Sehr deutlich wird, wie die furchtbaren Erlebnisse im Nachhinein romantisch verbrämt werden; eigentlich war es ja doch recht schön auf der Schule, und ich könnte mir gut vorstellen, dass der Erzähler selbst seinen Sohn auch auf diese Schule (oder eine ähnliche) schicken wird. Noch fehlt das abschließende Ergebnis "Sie hat einen Mann aus mir gemacht", aber auch diesen Satz werden wir sicher früher oder später aus dem Munde eines der Absolventen hören werden.


    4. Kap.:
    Hat der Name "Pies Dorados" irgendeine Bedeutung, Nikki?
    Vor der bevorstehenden "Entjungferung" Albertos hatte es mich ehrlich gesagt gegraust. Bordellszenen in südamerikanischer Literatur sind oft - diesen Eindruck habe ich mit meiner begrenzten Leseerfahrung zumindest - geschönt (Richtung Huren als glückliche Arbeiterinnen, die ein gutes Werk tun :rollen: ), aber hier ist das zum Glück nicht der Fall. Fließbandarbeit ist es für die Hure, und die Männer stehen für ihr "Vergnügen" Schlange.


    In einem Nebensatz denkt Alberto an "Diego Ferré, den er seit drei Jahren nicht mehr gesehen hatte" Weiß jemand, wer Diego Ferré ist?

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Wer sind denn die denn? Bei mir heißen die Jahrgänge (übersetzt ins Deutsche) "Dritt-", "Viert-" und "Fünftklässler", wobei dei Drittklässler die "Hunde" sind.


    Bei mir im Anhang steht folgendes:


    Peru teilt sich auf in drei markante geographische Einheiten:
    Costa (Küste), Sierra (Gebirge und Hochebenen ) und Montaña (Dschungelgebiete jenseits der Sierra).
    Serranos, also aus der Sierra stammende Peruaner, werden von den costeños (von der Küste stammende Peruaner) sehr gering eingeschätzt.

  • Danke, Struppi.
    Muss mal darauf achten, wie das im Schwedischen heißt. So direkt kann ich mich nur daran erinnern, dass Cava immer der "Bergindianer" genannt wird, also ein Serrano sein müsste.

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Mir gefällt, wie Vargas Llosa es uns Leserinnen überlässt herauszufinden, wer gerade spricht. Gleichzeitig finde ich es sehr frustrierend, wenn mir einfach nicht klar werden will, von wem wir erzählt bekommen. Aufmerksames Lesen ist also vonnöten.


    So ergeht es mir bei Antonio Lobo-Antunes (aber meist wird man belohnt, wenn man aufmerksam weiter liest :zwinker:)


    Von Mario Vargas Llosa habe ich "Tod in den Anden" gelesen, den ich eher mittelmäßig fand. Überrascht bin ich, weil Vargas Llosa im Gegensatz zu "Tod in den Anden" hier in dem besprochenen Roman offenbar auf moderne Erzähltechniken zurückgreift. Das macht den Roman interessanter und ist darum vorgemerkt.


    Herzlichen Dank für eure Diskussion
    Liebe Grüße
    mombour

  • Hallo!


    Saltanah, ich weiß nicht, ob Círculo hier etwas besonderes heißt; ich nehme mal an, es hat einfach die Bedeutung von Verein, Gruppe. Pies Dorados heißt wörtlich übersetzt vergoldete oder goldene Füße. Und soweit ich es mitbekommen habe, ist Diego Ferré der Name der Straße, wo Alberto in Miraflores gewohnt hat. Wer Diego Ferré war, weiß ich jetzt nicht genau.


    Struppi, danke! Ich habe noch nie gesehen, dass Mafia mit zwei "f" geschrieben wird. Jetzt weiß ich es besser.


    Liebe Grüße
    nikki

    Ich lese gerade:<br />Lion Feuchtwanger - Der jüdische Krieg

    Einmal editiert, zuletzt von nikki ()

  • Wunderbar, dass wir jetzt so viele sind! :klatschen: Ich habe inzwischen das 4. Kapitel beendet.


    Die Szenen mit Albertos Mutter fand ich ziemlich traurig. Einerseits tat sie mir zwar leid, andererseits habe ich mich regelrecht erdrückt gefühlt und war genauso erleichtert wie Alberto, wieder zu entkommen.



    Ich hatte die ganze Zeit schon überlegt, wie alt die Schüler sein könnten. Im 4. Kap. heißt es von Alberto, dass er - mittlerweile Fünftklässler - 15 Jahre alt ist.


    Tatsächlich? Das habe ich gar nicht mitbekommen, jetzt habe ich eine Vorstellung wie alt unsere Kadetten sind. Irgendwo dachte ich es mir zwar schon, aber ein bisschen überrascht mich das doch. Immerhin sind einige ja schon Stammkunden bei Pies Dorrados. Eine schöne Erfahrung war die für Alberto jedenfalls nicht. Ich bin gespannt, inwieweit ihn diese Erfahrung beeinflusst.


    Die Passagen außerhalb der Schule mag ich bisher sehr. Vor allem empfinde ich sie als regelrechte Erholung im Vergleich zum Alltag an der Militärschule. (Außerdem habe ich das Gefühl, dass sie leichter zu verstehen sind.)


    Über die Bücherverbrennung weiß ich nichts, allerdings habe ich auch davon gelesen, dass "Die Stadt und die Hunde" verbrannt wurde, was wohl ein Beleg für die Brisanz des Buches ist. EDIT: Okay, habe gerade nochmal gegoogelt und festgestellt, dass Vargas Llosa wegen des Buches sogar vorübergehend inhaftiert wurde!



    Die Szene mit dem Huhn war schrecklich. Ich habe zuerst auch nicht verstanden, worum es wirklich geht. Dann habe ich mir gedacht "Nein, das wird es wohl nicht sein. Wie soll das gehen?"


    Das ging mir ganz ähnlich, ich musste die Stelle auch noch ein zweites Mal lesen. Ich habe auch noch nie davon gehört, dass man das mit Hühnern machen kann. :entsetzt:

    Einmal editiert, zuletzt von Thanquola ()

  • Hallo!



    Ach, was beneide ich dich darum, dass du das Buch auf Spanisch lesen kannst, Nikki!


    Danke, dafür komme ich aber wirklich nur in einem Schneckentempo voran. Gestern habe ich das vierte Kapitel beendet.


    Ich bin auch begeistert davon, wie Vargas Llosa verschiedene Perspektiven und Zeitebenen zu einer flüssigen, relativ leicht lesbaren Geschichte verwebt. Aber trotzdem, Saltanah, kannst Du mir auf die Sprünge helfen? Ich bin nicht darauf gekommen, wer da am Anfang des dritten Kapitels spricht. :redface:



    Die Passagen außerhalb der Schule mag ich bisher sehr. Vor allem empfinde ich sie als regelrechte Erholung im Vergleich zum Alltag an der Militärschule.


    Das geht mir genauso. Zwischendurch werden mir diese (überzogenen) Gewaltszenen und die Vulgarität ein bisschen zu viel. Durch diese Jugendszenen kann man auch nachvollziehen, warum manche so geworden sind, wie sie sind. Und ich finde es wunderbar, vom Aufwachsen in Lima der 50-er Jahre zu lesen! Bis jetzt erfahren wir am meisten über Alberto und Ricardo, was mir auch sehr gut gefällt, da diese zwei Burschen nicht so eindeutige Charaktere sind wie z.B. Jaguar (der Schläger und Anführer). Vor allem Alberto scheint mir zerissen zu sein. Er ist freundlich zu Ricardo, bewahrt aber eine gewisse Distanz und macht Sachen, die Ricardo auch verletzten würden, wenn er davon wüsste. (Ausgehen mit Terese) Ich hoffe, wir erfahren auch mehr über Jaguar, Boa und andere. Es würde mich sehr interessieren, warum die Jungs auf diese Schule gehen.


    Liebe Grüße
    nikki

    Ich lese gerade:<br />Lion Feuchtwanger - Der jüdische Krieg

  • Ich bin auch nicht schneller, Nikki. Komme im Moment kaum zum Lesen und habe eben erst das 5. Kapitel beendet.



    Saltanah, kannst Du mir auf die Sprünge helfen? Ich bin nicht darauf gekommen, wer da am Anfang des dritten Kapitels spricht.


    Das müsste Ricardo, der "Sklave" sein, denn er erwähnt ja Tere (=Teresa), mit der er zusammen Hausaufgaben machte.
    Der "Kinoerzähler" ist, glaube ich mittlerweile, Boa. Sicher bin ich mir allerdings nicht.



    Vor allem Alberto scheint mir zerissen zu sein. Er ist freundlich zu Ricardo, bewahrt aber eine gewisse Distanz und macht Sachen, die Ricardo auch verletzten würden, wenn er davon wüsste.


    Glaubt ihr übrigens, dass Alberto das Alter Ego von Vargas Llosa ist? Auch Alberto übt sich ja im Erzählen und hat eine gewisse Außenseiter-Beobachterposition, die ihn gut dazu befähigt, später ein Buch über seine Jugenderlebnisse zu schreiben.



    Es würde mich sehr interessieren, warum die Jungs auf diese Schule gehen.


    Darüber erfahren wir im 5. Kap. ein wenig.



    Pies Dorados heißt wörtlich übersetzt vergoldete oder goldene Füße.


    Danke, Nikki. Hätte ich selbst drauf kommen können. Die Füße hatte ich schon vermutet, aber den Bogen zu "El Dorado" hatte ich nicht geschlagen.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ich komme im Moment auch nicht richtig vorwärts bzw. merke, dass ich relativ unkonzentriert gelesen habe so dass ich jetzt noch mal ein bisschen zurückblättern werde:



    Das müsste Ricardo, der "Sklave" sein, denn er erwähnt ja Tere (=Teresa), mit der er zusammen Hausaufgaben machte.
    Der "Kinoerzähler" ist, glaube ich mittlerweile, Boa. Sicher bin ich mir allerdings nicht.


    Ich hatte vermutet, dass der Erzähler zu Beginn des dritten Kapitels vielleicht der Jaguar ist, denn ich bin nicht davon ausgegangen das Tere und Teresa dieselbe Person sind. Für mich liest es sich so als ob Tere und der Junge sehr vertraut miteinander sind und gemeinsam aufwachsen. Bei Teresa und Ricardo habe ich den Eindruck als ob sie vor der ersten Einladung nicht viel miteinander zu tun hatten.
    Bei der Kinoszene gehe ich auch von Boa als Erzähler aus.


  • Ich hatte vermutet, dass der Erzähler zu Beginn des dritten Kapitels vielleicht der Jaguar ist, denn ich bin nicht davon ausgegangen das Tere und Teresa dieselbe Person sind.


    Ach je, ich sehe schon, dass ich noch einmal von vorne beginnen muss.
    Jetzt machst du mich ganz unsicher, denn es stimmt schon, der Jaguar braucht eigentlich auch eine Hintergrundgeschichte.
    Allerdings wird Teresa im 4. Kap. von Rosa 'Tere' genannt und auch sie wohnt ja, wie das Kind Tere, bei ihrer Tante und daher halte ich die beiden für eine Person. Natürlich könnte der Jaguar trotzdem Tere/sas Kindheitsfreund gewesen sein.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ach je, ich sehe schon, dass ich noch einmal von vorne beginnen muss.
    Jetzt machst du mich ganz unsicher, denn es stimmt schon, der Jaguar braucht eigentlich auch eine Hintergrundgeschichte.
    Allerdings wird Teresa im 4. Kap. von Rosa 'Tere' genannt und auch sie wohnt ja, wie das Kind Tere, bei ihrer Tante und daher halte ich die beiden für eine Person. Natürlich könnte der Jaguar trotzdem Tere/sas Kindheitsfreund gewesen sein.


    Ich wollte dich gar nicht verunsichern, eigentlich glaube ich, dass ich irgendwie falsch liege... zumindest damit das Tere und Teresa nicht dieselbe Person sind... aber vielleicht ist es ja einfach so, dass sowohl der Jaguar als auch der Sklave sie kennen (und lieben?) ... von Alberto will ich gar nicht erst reden :zwinker:

  • Hallo!


    Dank einer längeren Zufahrt habe ich inzwischen den ersten Teil fertig gelesen.


    Im Kapitel 5 erfahren noch einiges über Ricardos Kindheit. Der Vater hält ihn für verweichlicht, die Mutter gibt ihm die Schuld, weil er vom Vater geschlagen wurde. Seine Einsamkeit, seine Mutlosigkeit werden immer größer und das Vertrauen in die Mutter schwindet dahin. Um ein richtiger Mann zu werden, kommt er auf die Militärschule.
    Alberto verheimlicht ihm weiter, was mit Terese passiert ist. Er wurde von seinem Vater auf die Schule geschickt, um die Familienehre zu retten. Auch Liebeskummer wegen Helene spielt da eine Rolle.
    Die Orgienszene bei La Perlita war mir unheimlich.


    Im Kapitel 6 denunziert Ricardo Cava. Dafür kriegt er Ausgang. Natürlich wirkt das eigenartig, allen wird dadurch klar, wer der Denunziant ist. Die Maffia trifft sich bereits, um weiteres Vorgehen zu besprechen. Da Alberto glaubt, Ricardo geht zu Terese, reisst er aus und eilt auch zu ihr, um ihr zu sagen, dass sowohl Ricardo als auch er in sie verliebt sind.


    Kapitel 7 - wieder eine Szene mit Terese. Mir ist jetzt auch nicht mehr klar, ob Tere und Terese ein und dieselbe Person sind. Ricardo und Tere waren sehr vertraut mit einander,sie machten Hausübungen gemeinsam, er holte sie von der Schule ab. Aber Terese sagt, sie hat nur einmal mit Ricardo gesprochen. Irgendwo wurde auch erwähnt, dass sie 18 ist. Die Kadetten sind 15. Andererseits wohnen beide (Tere und Terese) bei ihrer Tante; Ricardo wohnt in der Nähe Teresas. Momentan bin ich auch verwirrt. :gruebel: Jaguar und Terese? Interessante These. Dann muss aber etwas Gewaltiges passiert sein, damit aus dem braven, fleissigen Schüler dieser brutaler Kerl wird.
    In diesem Kapitel lernen wir auch Boa näher kennen. Auch er bezeichnet Jaguar als eine Bestie, einen Teufel. Aber er und Rulos scheinen mir typische Mitläufer zu sein.


    Im Kapitel 8 passiert es! Ich habe gewusst, dass etwas passieren wird. Aber ich hätte nie, nie erwartet, dass es bei der Feldübung sein wird. Diese Art von Gewalt und Kaltblütigkeit habe ich nicht vorausgesehen. Das Kapitel plätscherte irgendwie dahin und aufeinmal, ganz unspektakulär bringt Vargas Llosa diese Wende ein. Ich war ziemlich baff.




    Glaubt ihr übrigens, dass Alberto das Alter Ego von Vargas Llosa ist? Auch Alberto übt sich ja im Erzählen und hat eine gewisse Außenseiter-Beobachterposition, die ihn gut dazu befähigt, später ein Buch über seine Jugenderlebnisse zu schreiben.


    Ich glaube schon, dass da auch Biographisches hineingeflossen ist. Er war ja auch zwei Jahre auf einer Militärschule und fast in jedem seiner Bücher wird das Militär auf die eine oder andere Art durch den Kakao gezogen, um es lieblich auszudrücken. Alberto verdient auch sein erstes Geld mit Schreiben von Romanen und Liebesbriefen. Irgendwo sagt er auch, dass die anfangs plumpen p.o.r.n.o.graphischen Szenen mit der Übung immer raffinierter und eher erotischer werden. Auch ein Wink mit dem Zaunpfahl?


    Das Buch erinnert mich auch immer mehr auf Musils Verwirrungen des Zöglings Törleß. Auch dort ging es um eine Kadettenanstalt, das Erwachsenwerden, homoerotische Beziehungen, Gewalt, Ausübung von Macht, die Figuren des Anführers, der Mitläufer und des Opfers.


    Bin gespannt, was im zweiten Teil passiert.


    Liebe Grüße
    nikki

    Ich lese gerade:<br />Lion Feuchtwanger - Der jüdische Krieg

    Einmal editiert, zuletzt von nikki ()

  • 6. Kap.:
    Leutnant Huarina - ebenso wie Ricardo ein Mensch am falschen Platz. Wieso der ausgerechnet die Offizierslaufbahn eingeschlagen hat, ist auch mir ein Rätsel. aber wahrscheinlich hatte er keine andere Wahl.
    Ricardo erscheint mir als ein Mensch, dem einfach der "Schlüssel" zu seiner Umwelt fehlt. Es ist ihm unmöglich, adäquat zu reagieren, ob es nun darum geht, sich zu wehren oder darum, die Tragweite seiner Handlungen zu verstehen. Ein sehr isolierter Junge ohne soziale Fähigkeiten. Tragisch.
    Gut hat mir der Kontrast zwischen Albertos Gedanken/Tagträumen und seinen realen Handlungen gefallen, als er auf dem Weg zu Terese ist. Er nimmt in Gedanken vorweg, was passieren könnte, was er zu geschehen wünscht oder befürchtet - an dieses "doppelte" Leben, das innere und das reale kann ich mich gut erinnern.


    7. Kap.:
    Dass auch Boa den Jaguar kritisch sieht, hatte ich nicht erwartet; es ist aber eigentlich logisch. Jaguar ist ein Diktator, und es gilt, sich gut mit ihm zu stellen, was Boa aus Selbsterhaltungstrieb heraus auch tut.
    Tere/Terese - ich halte sie weiterhin für dieselbe Person, aber weiß einfach nicht, ob wirklich Ricardo ihr Kindheitsfreund ist. Manches spricht dagegen, aber wer sollte es sonst sein? Wie Nikki schon schrieb, müsste sich der Jaguar schon ganz gewaltig geändert haben, wenn er wirklich der schüchterne Junge war, der sich kaum traute, seine Freundin aus der Schule abzuholen.
    :breitgrins: Die "Verführerschule" fand ich einfach großartig.


    8. Kap.:
    Ich hatte das Glück, mitten im Kapitel gerade vor dem "Angriff" eine Pause machen zu müssen. Als ich dann den letzten Abschnitt noch mal las, wurde mir auf einmal klar, wie das Kapitel enden würde :entsetzt: . Und so kam es folgerichtig dann auch.
    Gut gefallen hat mir, ein klein wenig über Leutnant Gamboa zu erfahren. Plötzlich wurde er, der frisch verheiratete und "immer noch" verliebte, von einer Schreckgestalt zu einem Menschen, der es eigentlich nicht böse meint. (Was natürlich nichts daran ändert, dass er eine Katastrophe für Heranwachsende ist.) Er ist ein "guter" Offizier, der seinen Job ernst nimmt und eigentlich der richtige Mann am richtigen Ort ist. Solche Männer braucht eine Kadettenschule, um richtig funktionieren zu können. Dass diese Funktion unmenschlich ist, steht auf einem anderen Blatt.
    Aber jetzt, nachdem auch Gamboa zu einem Menschen wurde, ist es eigentlich noch wichtiger, dass auch der Jaguar einen Hintergrund bekommt. Was mich noch weiter fragen lässt, ob die Tere-Geschichte nicht seine ist.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Kapitel 6:
    Ich habe mich sehr über Ricardos Verhalten gewundert, nicht so sehr weil er Cava verpfiffen hat, dass konnte ich noch nachvollziehen, da er unbedingt Ausgang haben wollte um zu Teresa zu gehen, aber dass er direkt danach seinen Ausgang nimmt, wodurch es für die anderen so offensichtlich wird, dass er der Denunziant ist, das habe ich nicht verstanden. Er hat dort schon so leiden müssen, ihm hätte eigentlich klar sein müssen, was ihm blüht.
    Kurz darauf haben doch alle wieder Ausgang bekommen und er hätte wesentlich unauffälliger das Gelände verlassen können.


    Kapitel 7:
    Ich denke, dass Tere und Terese die gleiche Person sind und nehme weiterhin an, dass es sich bei dem Jungen, der in Tere verliebt ist, um den Jaguar handelt, denn mir fehlen irgendwie die Abschnitte, die von ihm handelt, obwohl er doch eine der Hauptfiguren ist. Aber ihr habt recht, es muss noch irgendetwas passieren um zu erklären, wie er so hart geworden ist.
    Es scheint auch noch keiner Verdacht geschöpft zu haben, dass es sich bei dem Verräter um Ricardo handelt.


    Kapitel 8:
    Ich hatte damit gerechnet, dass in diesem Abschnitt etwas passiert, denn es ist das letzte Kapitel im ersten Teil und da im Klappentext ja schon steht, das ein Mord passiert, war ich mir sicher, dass es jetzt sein wird.


    EDIT: Ich habe das Mordopfer verspoilert, sonst bekommen wir Ärger mit Niume :zwinker: . LG, Saltanah

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()