Erskine Childers - Das Rätsel der Sandbank

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  • Erskine Childers
    Das Rätsel der Sandbank (auch erschienen als Das Rätsel von Memmert Sand)

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    Als der junge Engländer Carruthers von seinem ehemaligen Studienkollegen Davies auf einen Segeltörn eingeladen wird, ahnt er nicht, worauf er sich einlässt. Carruthers ist der typische Vertreter der Upper Class. Eher unterbeschäftigt in einem prestigeträchtigen Job im Außenministerium, verbringt er seine Zeit mit gesellschaftlichen Auftritten. Aus diesem Zusammenhang kennt er auch das Segeln: in feiner maritimer Kleidung auf dem Edelholzdeck einer Yacht mit einem Glas Champagner in der Hand. Groß ist daher sein Entsetzen als er bei der Ankunft in Deutschland erkennen muss, dass Davies Schiff ein alter schäbiger Einhandsegler ist, der gerade so eben Platz für zwei Leute bietet. Auch scheint sein Bekannter irgendetwas vor ihm zu verbergen. Nach und nach kommt Carruthers hinter die Motivation für die Reise. Davies glaubt, Anhaltspunkte dafür zu haben, dass die Deutschen (es ist Anfang des 20. Jahrhunderts) in Ostfriesland geheime militärische Manöver proben, die als Vorbereitung für einen Krieg dienen. Auf der Suche nach Beweisen verstricken sich die beiden immer mehr in seltsame Ereignisse, in denen der undurchsichtige Dollmann und seine charismatische Tochter eine mysteriöse Rolle spielen.


    Erskine Childers einziger Roman erschien 1903 und löste ein beträchtliches Echo in politischen und militärischen Kreisen aus. Childers, der selbst britischer Offizier und ein versierter Segler war, hatte ein so realistisches Szenario entworfen, dass umgehend entsprechende Maßnahmen zur Abwehr der geschilderten Gefahren getroffen wurden. Das Buch ist einer der ersten Spionageromane überhaupt. Es ist zugleich aber auch ein spannender Abenteuerroman und erzählt einfühlsam von der Entwicklung einer Freundschaft. Großen Raum nimmt die Schilderung des Meeres und der Landschaft sowie der Details über das Segeln in Küstengewässern ein. Man muss keineswegs Segler sein um Spaß an der Geschichte zu haben (von den technischen Details habe ich tatsächlich so gut wie nichts verstanden :breitgrins:) aber man sollte schon ein Faible für das Meer und die Seefahrt haben, da man sich sonst sicher langweilt. Auch ist der Erzählstil, der spannenden Handlung zum Trotz, sehr ruhig, langsam und ein wenig altmodisch und unterscheidet sich deutlich von heutigen Romanen des Genres. Auch in dieser Hinsicht ist es eher ein Buch für Spezialisten.


    Childers, der sich selbst in der Figur von Davies portraitierte, wurde noch vor dem ersten Weltkrieg Anhänger der irischen Unabhängigkeitsbewegung. Während des Bürgerkriegs lehnte er den irischen Freisaat ab und wurde 1922 erschossen. Ironischerweise zeigt sein Schicksal somit Parallelen zu einer weiteren Hauptfigur seines Romans. Sein Sohn wurde später Präsident der Republik Irland.


    Hier gibt es den englischen Text gratis als pdf-Dokument. Vielleicht erinnert sich auch noch jemand (der Älteren hier :zwinker:) an die Miniserie, die Mitte der 80er Jahre im Vorabendprogramm der ARD gezeigt wurde, diese gibt es in Kürze auf DVD.

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    Viele Grüße
    christie

  • Großen Raum nimmt die Schilderung des Meeres und der Landschaft sowie der Details über das Segeln in Küstengewässern ein. Man muss keineswegs Segler sein um Spaß an der Geschichte zu haben (von den technischen Details habe ich tatsächlich so gut wie nichts verstanden :breitgrins: )

    Da ich das Buch im Original gelesen habe, machte mir genau diese technische Detailverliebtheit Probleme. Für die vielen nautischen Fachausdrücke reichten meine Englischkenntnisse einfach nicht aus und nicht immer fand ich eine vernünftige Übersetzung. Das hat mir am Anfang ein wenig die Lesefreude getrübt, bis ich mich schließlich damit arrangiert habe. In diesen Passagen mögen mir sicher Feinheiten entgangen sein, aber das ist nun mal so.


    Wie christie hat mir vor allem die Interaktion zwischen Carruthers und Davies gefallen. Carruthers nimmt ursprünglich die Einladung von Davies nur an, weil er nichts besseres vorhat und sich langweilt. Zu seinem Entsetzen musste er feststellen, dass er in der High Society nicht unersetzlich ist und seine Freunde ihn nicht sonderlich vermissen, als er seinen Urlaub nicht nach ihrem Kalender richten kann.


    Die bloße Bekanntschaft entwickelt sich in Lauf von wenigen Wochen zu einer echten Freundschaft. Gemeinsam decken die beiden im Laufe der Zeit ein erschreckendes Komplott auf, das weit über ihre ursprünglichen Befürchtungen hinaus ging.


    Irgendwann werde ich mir eine deutsche Übersetzung besorgen und den Spionageroman noch einmal lesen, um ihn besser würdigen zu können. Mir hat er trotz meiner sprachlichen Defizite gut gefallen. Einzig die Liebesgeschichte zwischen Davies und Fräulein Dollmann war entbehrlich. Laut dem Vorwort war Davies mit der Figur von Fräulein Dollman nicht glücklich. Sie wurde auf Wunsch des Verlegers eingefügt, wahrscheinlich um einen größeren Leserkreis anzusprechen.