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Inhalt: Zaur, ein junger Mann aus gutem Hause, verliebt sich in Tehmine, die einen schlechten Ruf hat. Ihr werden viele Männergeschichten nachgesagt, jedoch bleiben – wie das bei Gerüchten so ist – die Urheber genauso im Dunklen wie der Anlaß. Tatsächlich ist Tehmine eine sehr selbstbewußte und unabhängige Frau, die sich auch von Zaur nichts vorschreiben läßt. Sie erklärt die Beziehung für beendet, als sie Baku verläßt und eine Stelle in Moskau beim Fernsehen antritt. Zaur besucht sie dort, und die eigentlich schon vorbei geglaubte Liebesgeschichte beginnt erst richtig. Als Tehmine nach Baku zurückkehrt, überwirft sich Zaur wegen ihr mit seinen Eltern und zieht zu Tehmine, die von seinen Eltern schon eingefädelte Hochzeit mit der Nachbarstochter steht damit zur Disposition. Aber Zaur ist mißtrauisch und eifersüchtig, hinter jedem Telefonat, hinter jedem etwas verspäteten Ausbleiben Tehmines, hinter jedem falsch geparkten Auto wittert er ihren Betrug. Der Streit eskaliert und Zaur verläßt die gemeinsame Wohnung, um zu seinen Eltern zurückzukehren und sich auf die arrangierte Ehe mit Firengiz einzulassen. Tehmine versinkt in ihrer Musik und im Alkohol.
Über den Autor (aus dem Buch, Stand 1992): Anar (eigentlich Anar oğlu Rizayev) wurde 1938 als Sohn des berühmten Schriftstellers Resul Riza und der Lyrikerin Nigâr Refibeyli geboren. Ers tudierte an der philologischen Fakultät der Kirow-Universität in Baku und ist seit 1968 Mitarbeiter bzw. Redaktor mehrerer aserbaidschanischer Literaturzeitschriften. Im Juli 1987 wurde er zum Vorsitzenden des aserbaidschanischen Schriftstellerverbandes gewählt. Als bedeutender Vertreter einer Schriftstellergeneration, der es früher beinahe unmöglich war, ihre Werke zu publizieren, hat Anar sich mit gesellschaftskritischen Romanen, Erzählungen, Essays, Drehbüchern, Filmen und Theaterstücken auch über die Grenzen der Sowjetunion hinaus einen Namen gemacht.
Meine Meinung: Anar erzählt eine Geschichte, die so oder zumindest so ähnlich auch anderswo spielen könnte. Die gescheiterte Beziehung resultiert im wesentlichen aus Zaurs Unfähigkeit, sich auf Tehmine vertrauensvoll einzulassen, allerdings wird dies durch die Klatschgeschichten und Verleumdungen, mit denen vor allem seine Mutter ihn „versorgt“, auch nicht gerade einfacher. Die Verbindung ist nicht standesgemäß und wird deshalb von seinen Eltern nach allen Regeln der Kunst torpediert – letztlich mit Erfolg. So unsympathisch wie Zaurs Eltern präsentiert sich auch das übrigen Personal des Romans (wenn auch aus je sehr verschiedenen Gründen) mit Ausnahme der beiden Hauptpersonen, der für Zaur ausgesuchten zukünftigen Ehefrau Firengiz (kein Wunder, sie spricht kein einziges Wort) und Tehmines Freundin Medine. Es ist schon traurig mitverfolgen zu müssen, wie leichtfertig beide, besonders aber Zaur, mit ihrer Beziehung umgehen. Tehmine wirkt durchaus flatterhaft und etwas labil, und dafür war Zaur dann als verwöhnter Jüngling einfach auch nicht die rechte Stütze.
Der Roman beginnt mit Zaurs und Firengiz' Hochzeitsreise, dann wird rückblickend die Geschichte von Zaur und Tehmine erzählt, um dann noch ein Ende nach der Hochzeitsreise und, bezogen auf den Zeitpunkt des Erscheinens des Romans, einen Zukunftsausblick auf das restliche Leben der Hauptpersonen zu werfen. Auf diesen letzten Seiten erklärt sich dann auch der seltsame Buchtitel, der mich vor allem anderen auf das Buch neugierig gemacht hatte Auf dem Buchrücken wird der Autor wie folgt zitiert, und das ist ein schönes Fazit: „Alle, die durch ihre negativen Eigenschaften überlebt haben, sind eigentlich die Toten. Nur Tehmine bleibt lebendig.“
Schönen Gruß,
Aldawen
Land im Betreff ergänzt.