[Vanuatu] Grace Mera Molisa – Black Stone

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 2.469 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Aldawen.

  • Um es direkt vorab zu sagen: Wenn es nicht für Vanuatu bei der Weltreise zählen würde, hätte ich nach dem ersten halben Dutzend dieser sog. Gedichte das ohnehin schon dünne Büchlein beiseite gelegt. Warum? Dafür gibt es mehrere Gründe. Der erste ist schlicht formaler Natur. Aus einer Ansammlung von Wörtern in Sätzen wird nicht einfach ein Gedicht dadurch, daß die einzelnen Wörter unter- statt nebeneinander geschrieben werden, wie hier geschehen. Ich kann auf Reime verzichten, aber ein Gedicht sollte – für mein Empfinden jedenfalls – doch auch einen Rhythmus ausstrahlen, eine innere Struktur besitzen. Das war hier völlige Fehlanzeige. Zu zweiten war es schlecht redigiert, wenn selbst mir Rechtschreibfehler im Englischen auffallen, dann muß es schon arg sein :zwinker:


    Der dritte (oder eigentlich erste) Hauptgrund ist inhaltlicher Natur. Das Copyright ist ursprünglich für 1983 angegeben, einige dieser „Poems“ dürften etwas älter sein. Sie fallen mit ihrer Entstehungszeit daher um die vanuatuanische Unabhängigkeit 1980. Ich weiß zugegebenermaßen kaum etwas über die französisch-englische Kondominiumsverwaltung der Inseln, aber dieser jammernde Tonfall, in dem der böse (Neo-)Kolonialismus und die Unterdrückung der indigenen Bevölkerung angeprangert werden, macht mich immer mißtrauisch, weil es mir zu einseitig schwarz-weiß erscheint. Ohne die europäische Expansion und Kolonialherrschaft beschönigen und in Schutz nehmen zu wollen: Da macht es sich Grace Mera Molisa etwas zu einfach, wenn ich mal unterstelle, daß sich für Vanuatu Parallelen zu anderen kolonisierten Gebieten ziehen lassen – wovon ich ausgehe, weil die Unterschiede der britischen bzw. französischen Kolonialherrschaft zwischen verschiedenen Regionen eher durch die einzelnen Verwaltungspersonen als durch die grundsätzlichen Ausrichtung bedingt waren. Allerdings ist dies ein Tonfall, der sich auch in afrikanischer Literatur kurz nach der Unabhängigkeit der einzelnen Staaten häufiger gefunden hat. Inzwischen verdrehen jüngere afrikanische Intellektuelle auch nur noch die Augen, wenn die Probleme der Länder zu ausschließlich auf die Kolonialerfahrung geschoben werden, und betonen die hausgemachten Versäumnisse. Dafür braucht es aber vermutlich einigen zeitlichen Abstand, der hier einfach noch nicht gegeben ist.


    Auf der Rückseite ist zu lesen, daß Mera Molisa eher zufällig zum „Schreiben in Versen“ gekommen sei und es sich bei dieser Sammlung um ihren ersten Versuch handele. Sie hätte ihn uns besser erspart.


    1ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen

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  • :schwitz: Wir zählen für Vanuatu auch einen Original-Stempel vom dortigen Unterwasserpostamt (Danke, sandhofer), wenn das Lesen der einheimischen Lektüre so anstrengend ist. Klingt wirklich nicht danach, dass man Dir die Auswahl in diesem Fall nachmachen sollte. Insofern Danke für die Warnung :winken:

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  • :schwitz: Wir zählen für Vanuatu auch einen Original-Stempel vom dortigen Unterwasserpostamt (Danke, sandhofer), wenn das Lesen der einheimischen Lektüre so anstrengend ist. Klingt wirklich nicht danach, dass man Dir die Auswahl in diesem Fall nachmachen sollte. Insofern Danke für die Warnung :winken:


    Nein, lesen muß man das wirklich nicht. Das Unterwasserpostamt würde ich dann in jedem Fall vorziehen, auch wenn ich dafür erst noch einen Tauchschein machen müßte :breitgrins:
    Es war dabei nicht anstrengend zu lesen, die Sprache ist nicht übermäßig kompliziert. Aber es ist halt überhaupt nicht faszinierend sondern eher frustrierend bis langweilig.

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()