Gefährden Tolkiens Völker die Vielfalt der deutschen Fantasy?

Es gibt 23 Antworten in diesem Thema, welches 5.632 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Das Online-Magazin Phantastik-Couch hat folgende Frage aufgeworfen:
    Tolkiens Völker und kein Ende: Sägt die Fantasy an dem Ast, auf dem sie sitzt?
    Warum bestimmen immer wieder Tolkiens Völker die Auflagen? Wie sieht die Zukunft der deutschen Fantasy aus? Die Phantastik-Couch hat den Autor Kai Meyer, den Kritiker Friedhelm Schneidewind und den Lektor Volker Busch dazu hier um ihre Meinung gebeten. Die Meinungen der dortigen User findet ihr an dieser Stelle.


    Was sagt ihr dazu?


    Ich glaube, dass die Bücher über Tolkiens Völker einfach viel bekannter sind. Nicht nur der Film, auch Werbung und die Präsentation im Buchhandel sorgen dafür. In großen Buchhandlungen habe ich immer den Eindruck, dass sie alle (oder zumindest fast alle) Titel dort stapelweise anbieten - und dann auch noch an einem bevorzugten Platz auf den Sondertischen. Ich fände es schöner, wenn dort auch mal andere Bücher liegen würden - gerade risikofreudigere Titel hätten dort eine viel größere Chance gesehen zu werden und Käufer zu finden.

  • Christoph Hardebusch hat eine sehr schönen Kommentar dazu in seinem Blog geschrieben, hier.



    Ich glaube, dass die Bücher über Tolkiens Völker einfach viel bekannter sind. Nicht nur der Film, auch Werbung und die Präsentation im Buchhandel sorgen dafür. In großen Buchhandlungen habe ich immer den Eindruck, dass sie alle (oder zumindest fast alle) Titel dort stapelweise anbieten - und dann auch noch an einem bevorzugten Platz auf den Sondertischen. Ich fände es schöner, wenn dort auch mal andere Bücher liegen würden - gerade risikofreudigere Titel hätten dort eine viel größere Chance gesehen zu werden und Käufer zu finden.


    Da gebe ich dir recht, Seychella. Viele Fantasy-Leser wollen aber auch nur über Elben, Zwerge und Trolle lesen - darauf ist der Markt nun mal ausgerichtet. Darum finde ich es so wichtig, dass es Seiten wie die Phantastik-Couch oder auch unser Forum gibt; da kann man sich auch über die etwas ausgefalleneren Titel informieren. Oder über neue deutsche Autoren, die noch nicht so bekannt sind. In der Buchhandlung wird man auf deren Titel so schnell nicht stoßen.


    Viele liebe Grüße :winken:
    Miramis

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Ich habe zwar bisher noch kaum Fantasy gelesen, aber ich denke dass die diversen Bücher (Zwerge, Trolle, Elfen, Orks) vor allem einen schönen Einstieg ins Genre bieten und auch Lust auf mehr machen können.



    Zitat

    ...Risikofreudigere Titel...


    bei uns im Laden funktioniert dass leider nicht so wirklich, zumindest nicht bei Fantasy, sind Fantasyleser weniger risikofreudig in der Auswahl ihrer Bücher?

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh

  • :winken:



    Christoph Hardebusch hat eine sehr schönen Kommentar dazu in seinem Blog geschrieben, hier.


    Wirklich ein toller Kommentar, und auch neues Futter zum Googeln.
    Das wäre mir sonst entgangen, habe ja noch nichts von Herrn Hardebusch gelesen (obwohl ich ja immer noch wegen Sturmwelten überlege).



    Da gebe ich dir recht, Seychella. Viele Fantasy-Leser wollen aber auch nur über Elben, Zwerge und Trolle lesen - darauf ist der Markt nun mal ausgerichtet. Darum finde ich es so wichtig, dass es Seiten wie die Phantastik-Couch oder auch unser Forum gibt; da kann man sich auch über die etwas ausgefalleneren Titel informieren. Oder über neue deutsche Autoren, die noch nicht so bekannt sind. In der Buchhandlung wird man auf deren Titel so schnell nicht stoßen.


    Da bin ich ja froh, dass ich nur "beides"-Leser kenne. :smile:
    Man muss eben wissen, wo man gucken muss. Wäre für manch einen Buchhändler auch nicht so schlecht (ich musste letzte Woche tatsächlich helfend eingreifen, als jemand nach Fair(y)water und "irgendwas mit Spiegeln" gesucht hat und nicht fündig wurde). :zwinker:


  • Ich habe zwar bisher noch kaum Fantasy gelesen, aber ich denke dass die diversen Bücher (Zwerge, Trolle, Elfen, Orks) vor allem einen schönen Einstieg ins Genre bieten und auch Lust auf mehr machen können.


    So wird das in der Regel auch sein; man sucht "was Ähnliches wie Tolkien", landet bei den "Völker"-Büchern, fängt an, sich für Fantasy zu interessieren und stellt fest, dass es da unendlich viel mehr gibt als "nur" Zwergen, Elfen, Trolle und Orks. Leider ist der Buchhandel dabei keine große Hilfe, denn ich denke, viele Buchhändler kennen sich mit dem Genre einfach zu wenig aus.



    Man muss eben wissen, wo man gucken muss. Wäre für manch einen Buchhändler auch nicht so schlecht (ich musste letzte Woche tatsächlich helfend eingreifen, als jemand nach Fair(y)water und "irgendwas mit Spiegeln" gesucht hat und nicht fündig wurde). :zwinker:


    Genau das meine ich. :breitgrins: Toll, dass das in der Buchhandlung verlangt wird. Hast du nicht gleich gefragt, woher der jemand das Buch kennt?



    Das wäre mir sonst entgangen, habe ja noch nichts von Herrn Hardebusch gelesen (obwohl ich ja immer noch wegen Sturmwelten überlege).


    Soll ich dich dazu überreden? :breitgrins: Ich habe übrigens auch noch nichts von Christoph Hardebusch gelesen - wir gehen sozusagen durch die Hintertür, ohne Troll-Vorkenntnisse direkt hinein in die Autobahnabfahrt "nautische Fantasy". :zwinker:



    bei uns im Laden funktioniert dass leider nicht so wirklich, zumindest nicht bei Fantasy, sind Fantasyleser weniger risikofreudig in der Auswahl ihrer Bücher?


    Keine Ahnung... ich zum Beispiel bin schon experimentierfreudig in der Fantasy, das kommt aber vielleicht daher, dass ich keine reine Fantasy-Leserin bin, sondern querbeet lese. Ich kenne aber durchaus Leser, die nur "High-Fantasy" lesen - da müssen dann unbedingt Elben oder Elfen vorkommen und das ganze muss entsprechend episch angelegt sein. Solche Leser greifen ausschliesslich zu den "Völker"-Büchern und werden in den Buchhandlungen auch fündig.


    :winken:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel


  • Genau das meine ich. :breitgrins: Toll, dass das in der Buchhandlung verlangt wird. Hast du nicht gleich gefragt, woher der jemand das Buch kennt?


    Das war ein gezielter Geschenkekauf, Sohnemann hat wohl irgendwas davon erzählt.



    Soll ich dich dazu überreden? :breitgrins: Ich habe übrigens auch noch nichts von Christoph Hardebusch gelesen - wir gehen sozusagen durch die Hintertür, ohne Troll-Vorkenntnisse direkt hinein in die Autobahnabfahrt "nautische Fantasy". :zwinker:


    Ich weiß auch nicht, bin hin und her gerissen. Einerseits will (bzw. sollte) ich mich nicht mehr zu soviel Leserunden anmelden, andererseits war da diese böse Leseprobe. Und schon sitzt man in der Falle. :zwinker:


    bei uns im Laden funktioniert dass leider nicht so wirklich, zumindest nicht bei Fantasy, sind Fantasyleser weniger risikofreudig in der Auswahl ihrer Bücher?


    Gibt wahrscheinlich solche und solche. Ich bin mehr für die Vielfalt, auch wenn ich inzwischen gemerkt habe dass lustige Fantasy (wie Terry Pratchett) nichts für mich ist.

  • Fantasy umfasst aber auch ein sehr großes Gebiet. Finde ich zumindest und es gibt sehr viele Reihen. Es ist gar nicht so leicht, da auszuwählen, bzw. sich auch wirklich gut auszukennen.


    Ich bin ja auch Extrem-Querbeetleserin und streife daher vieles nur.


    Aber ich merke schon, dass viele bei Fantasy aber auch bei Jugendfantasy auf "Altbewährtes" zurückgreifen. (so ala kommt irgendein Volk im Titel vor + passendem Cover -> kanns nicht so schlecht sein)


    da muss man dann das entsprechende Buch schon gelesen haben um wirkliche "Überzeugungsarbeit" zu leisten, ist mir z.B. bei Thomas Finns "Das unendliche Licht" so gegangen. (da dürften Titel + Cover die Leute von selbst nicht angesprochen haben, ich kann mich nicht erinnern auch nur eines von selbst verkauft zu haben)


    Toll ist es hier im Forum, wo man doch immer wieder auf die ausgefallensten Bücher oder auch Geheimtipps stößt, gerade auch in der Fantasy.

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh


  • Ich glaube, dass die Bücher über Tolkiens Völker einfach viel bekannter sind. Nicht nur der Film, auch Werbung und die Präsentation im Buchhandel sorgen dafür. In großen Buchhandlungen habe ich immer den Eindruck, dass sie alle (oder zumindest fast alle) Titel dort stapelweise anbieten - und dann auch noch an einem bevorzugten Platz auf den Sondertischen. Ich fände es schöner, wenn dort auch mal andere Bücher liegen würden - gerade risikofreudigere Titel hätten dort eine viel größere Chance gesehen zu werden und Käufer zu finden.


    Es gibt ein paar Gründe dafür warum das so ist:


    Die Leute kommen in den Laden und wissen oft schon, dass sie genau dieses eine Buch haben wollen. Also muss am es auch in entsprechender Menge auf Lager haben. Und diese Mengen müssen dann halt auch irgendwo hin, also in einen Bodenstapel oder in eine größere Auslage. Hier bestimmt ganz einfach die Nachfrage das Sortiment. Natürlich löst das auch eine Art "Teufelskreis" aus, aber was soll man dagegen tun? Die Theorie "Legt den Leuten mal was anderes hin, dann kaufen sie das auch", funktioniert in der Praxis nicht. Das musste ich in den letzten Jahren leidlich feststellen. Wir haben das immer wieder versucht. Gute Titel, die uns am Herzen lagen, aber eben nicht so bekannt sind, an gute Plätze zu legen, Empfehlungsschildchen zu schreiben, persönlich zu empfehlen usw.
    Der Kunde greift trotzdem lieber zu Elfen, Zwergen, Orks und Co.


    Den Verlagen geht es wohl ähnlich. Mittlerweile wird da ja fröhlich und mit einer auffallender Dreistigkeit das Erfolgskonzept des jeweils Anderen kopiert. Da diese Völkernamen im Titel so erfolgreich sind, macht das jetzt einfach jeder. Heyne (die die ersten waren), Piper (die durch den damaligen Verkauf von Heyne Fantasy zu den "Zwergen" kamen), Lyx und Bastei Lübbe. Und es funktioniert wunderbar. Sobald etwas aussieht, wie etwas Anderes wird es gekauft. Als Bastei Lübbe sein Buch "Die Gabe" mit einem Mädchen in schwarzer Robe auf weißem Grund (Canavan lässt grüßen) herausgegeben hat, verkaufte sich das plötzlich ganz super.
    Die Leute versuchen also immer das zu nehmen, was sie schon kennen. Auf Experimente scheinen sich die wenigsten einlassen zu wollen.


    Es wird auch wieder andere Trends geben (bzw. es gibt sie schon, man siehe nur die vielen Urban-Fantasy-Romane, die hier plötzlich in Mode kommen) und es wird wieder ein anderes Thema Mainstream sein. Mit dem Mainstream kämpft jedes Genre, warum sollte es bei der Fantasy anders sein?


    Abgesehen davon gibt es durchaus auch Anderes, das auch nicht ganz ohne Erfolg in Deutschland veröffentlicht wird, wie Christopf Hardebusch ja auch angemerkt hat.

  • Ich sehe das bei weitem nicht so dramatisch wie Kai Meyer in seinem Kommentar. Mag ja sein, daß sich diese Völker-Bücher gerade am besten verkaufen, aber das wird sich auch wieder ändern und es ist ja auch nicht so, daß diese Bücher alle schlecht wären. Abgesehen davon wird ein Leser, der Tolkien kennt, schnell feststellen, daß z. B. Bernhard Hennens Elfen und Trolle mit den Geschöpfen von Tolkien nicht viel gemeinsam haben, sondern ausgesprochen eigenständig zu sehen sind.


    Was den Einfluß auf potentielle, zukünftige Nachwuchsautoren angeht: Viellelicht sollte Meyer denen etwas mehr zutrauen. Die Altmeister heißen ja auch so, weil sie immer noch gelesen werden, und daß deutsche Jungautoren ausschließlich deutsche Fantasy lesen und deshalb einseitig beeinflußt würden, halte ich auch für eher unwahrscheinlich. Hier spielt sicher auch eine Rolle, was Christoph in seinem Blog angemerkt hat: Vieles in Deutschland in diesem Genre ist insgesamt noch sehr neu, da muß sich einfach auch noch eine gewisse Breite entwickeln, was bestimmt auch passieren wird.


    Bleibt vielleicht die mangelnde Risikobereitschaft von Verlagen, auch andere Arten von Fantasy ins Programm zu nehmen, aber so lange es Verlage gibt, die so etwas wie Oliver Plaschkas Fairwater (als Beispiel) herausbringen, ist mir da auch nicht bange. Man muß schließlich auch berücksichtigen, daß Verlage Wirtschaftsunternehmen und keine Sozialagenturen sind, sie müssen also schon darauf achten, daß sie – zumindest mit einem beträchtlichen Teil ihrer Bücher – Gewinn machen, um ein paar Exoten mitzufinanzieren.


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Im Grossen und Ganzen gebe ich Kai Meyer Recht. Weder auf Seite der Käufer, noch der Autoren noch der Verlage ist wirklich genug Phantasie da, um auch Fantasy ausser der Reihe goutieren zu können. Alleine schon die Tatsache, dass jeder Autor unterdessen sich bemüssigt fühlt, mindestens eine Trio-, Quattro- oder Quintologie auf den Markt zu werfen, also nicht nur Tolkien sondern auch noch sich selber zu rezyklieren - allein schon diese Tatsache spricht für sehr wenig Mut bei Verlagen, Autoren und Publikum. Klar, es lässt sich nicht leugnen: Diese Strategie hat Erfolg. Aber sie macht das Genre sehr langweilig, wie ich persönlich finde. Und dann bleibt welchen wie mir halt dann nur der Rückzug auf die guten alten Klassiker - sofern sie im Buchhandel noch erhältlich sind ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Aber ich merke schon, dass viele bei Fantasy aber auch bei Jugendfantasy auf "Altbewährtes" zurückgreifen. (so ala kommt irgendein Volk im Titel vor + passendem Cover -> kanns nicht so schlecht sein)


    Genau das schreckt mich bei Büchern eher ab. Dass das aber m. E. eine oberflächlichle Beurteilung ist - genau wie die, eine Reihe an der Anzahl der Bücher bzw. der Tatsache zu messen, dass es sich um eine Trilogie handelt - habe ich mich damals dann doch mal an Die Zwerge gewagt und sie haben mir gefallen :)


    Ansonsten bin ich immer bemüht neue deutsche Autoren kennenzulernen, besonders wenn sie mir nicht als erstes mit einer "Völker"-Auftragsarbeit ins Auge stechen.


    Dass in Buchhandlungen nicht sehr häufig nach anderen Titeln als den Mainstream-Angeboten gefragt wird, kann ich mir nur mit meinem eigenen Verhalten erklären: Wenn in einem Buchladen die beliebten "Völker"-Titel im Vordergrund stehen, die Angestellten außerdem den Kunden nur fragend anschauen, wenn er nicht nach Potter oder Heitz fragt, dann hat man auch keine Lust dort andere Titel zu erfragen, zu kaufen oder zu bestellen.

  • Meine Meinung:


    Mit eingängigen Titeln und einfachen, ähnlichen Titelbildern kann man scheinbar EINFACHER Bücher verkaufen und somit Geld machen.
    Das hat aber nichts mit Qualität zu tun. Der Vorteil für den Leser ist klar: Wenn der ein Buch namens "Elbenxxx" käuft, kann er davon ausgehen,
    das seine Erwartung erfüllt wird. Es kommen Elben im Buch vor. Das war es dann aber auch.


    Alle die Bücher sind eher schlechter von der Qualität wie andere, fehlt ihnen doch zumindest neue Konzepte für neue Rassen. Natürlich müssen sie dadurch
    nicht zwangsweise schlecht sein...


    Schade nur, das sie sich tatsächlich besser verkaufen als andere.


    Wer auch mal den Mut für andere Titel hat, kann ja mal die "Weitseher Chroniken", "Ein Lied aus Eis und Feuer" oder auch "Das Spiel der Götter" lesen.
    Wer solche Zyklen gelesen hat, wird wohl nie wieder Bücher wie Eragon oder Zwergenzorn lesen.

    Nur der Minderwertige wird das lächerliche System der Gleichheit predigen. Er kann
    <br />sich nicht zum Höheren emporschwingen, deshalb will er ihn zu sich herunterziehen.


  • Dass in Buchhandlungen nicht sehr häufig nach anderen Titeln als den Mainstream-Angeboten gefragt wird, kann ich mir nur mit meinem eigenen Verhalten erklären: Wenn in einem Buchladen die beliebten "Völker"-Titel im Vordergrund stehen, die Angestellten außerdem den Kunden nur fragend anschauen, wenn er nicht nach Potter oder Heitz fragt, dann hat man auch keine Lust dort andere Titel zu erfragen, zu kaufen oder zu bestellen.


    Wie ich oben schon schrieb. Wir (meine fantasyinteressierten Kolleginen und ich) versuchen sehr oft Kunden Bücher abseits des Mainstreams zu empfehlen. Aber bei mindestens 9 von 10 Kunden prallst du da einfach ab. Die wollen einfach ihren Elfenroman oder ihe Zwergentrilogie haben.
    Auch wenn der Buchhandel die Fantasy so stiefkindlich behandelt, glaube ich nicht, dass man ihn für den Mißerfolg von Titeln abseits des Mainstreams verantwortlich machen kann.



    Mit eingängigen Titeln und einfachen, ähnlichen Titelbildern kann man scheinbar EINFACHER Bücher verkaufen und somit Geld machen.


    Ich saß heute auch in einem Seminar, da fiel der Satz: "Wenn nun die Kunden gerade alle xyz-Bücher wollen, dann muss der Verlag welche machen, ob er nun will oder nicht. Sonst tuns die anderen". So sieht es im Moment wohl auch aus. Der Konkurrentkampf unter den Publikumsverlagen ist hart.


    Zitat

    Das hat aber nichts mit Qualität zu tun.


    Das halte ich auch für ein wichtiges Argument. Die Verlage gleichen Titel und Aussehen an einen aktuellen Trend an, was nicht bedeutet, dass es inhaltlich auch das gleiche und damit automatisch schlecht sein muss.
    Auf der Messe hörte ich einen Jungen über Hardebuschs "Trolle" sagen: "Das Buch hat ja gar nichts mit Trollen zu tun. Da laufen vielleicht 10 Trolle durchs Bild!" Ich weiß nicht ob das stimmt, ich hab das Buch nie gelesen. Wäre interessant, wenn mir das jemand beantworten könnte. der das Buch kennt. *fragend in die runde schaut*


    Zitat


    Wer auch mal den Mut für andere Titel hat, kann ja mal die "Weitseher Chroniken", "Ein Lied aus Eis und Feuer" oder auch "Das Spiel der Götter" lesen.
    Wer solche Zyklen gelesen hat, wird wohl nie wieder Bücher wie Eragon oder Zwergenzorn lesen.


    Für mich gilt das schon, aber ich kenne sehr viele Leute, die beides sehr gerne gelesen haben. Ist wohl eine Geschmackssache.

  • Wie ich oben schon schrieb. Wir (meine fantasyinteressierten Kolleginen und ich) versuchen sehr oft Kunden Bücher abseits des Mainstreams zu empfehlen. Aber bei mindestens 9 von 10 Kunden prallst du da einfach ab. Die wollen einfach ihren Elfenroman oder ihe Zwergentrilogie haben.
    Auch wenn der Buchhandel die Fantasy so stiefkindlich behandelt, glaube ich nicht, dass man ihn für den Mißerfolg von Titeln abseits des Mainstreams verantwortlich machen kann.


    Nein, letzteres ganz bestimmt nicht, denn der Buchhandel geht in erster Linie auf die Nachfrage der Kunden ein. Und die meisten fahren nun mal auf Elfen, Zwerge und Trolle ab. Aber ich denke, die eingefleischten Fantasy-Leser haben doch eh andere Quellen als den Buchhandel, der ja erst in der letzten Zeit auf diesen Büchertrend aufgesprungen ist. Wer sich ernsthaft mit Fantasy-Literatur befasst, kommt doch um das Internet gar nicht herum - oder wie seht ihr das?


    Ich hatte übrigens heute ein witziges Erlebnis, mir ging es wie Seychella: ich musste in der Buchhandlung beratend einspringen :ohnmacht: und zwar in Sachen Horror - als ob ich mich damit auskennen würde... :breitgrins:



    Auf der Messe hörte ich einen Jungen über Hardebuschs "Trolle" sagen: "Das Buch hat ja gar nichts mit Trollen zu tun. Da laufen vielleicht 10 Trolle durchs Bild!" Ich weiß nicht ob das stimmt, ich hab das Buch nie gelesen. Wäre interessant, wenn mir das jemand beantworten könnte. der das Buch kennt. *fragend in die runde schaut*


    Da ist wohl was dran; wenn ich mich erinnere, wurde dieser Punkt auch in der damaligen Leserunde an Christoph Hardebusch herangetragen. Ob er die Leserwünsche in Band 2 dann berücksichtigt hat, entzieht sich meiner Kenntnis.


    Im übrigen können diese Völker-Titel auch mal täuschen; gerade bei "Die Kobolde" von Karl-Heinz Witzko könnte man aufgrund des Titels und des Covers etwas ganz anderes vermuten als das, was dann tatsächlich im Buch steht. Da tun sich die Verlage aber auch keinen Gefallen, wenn sie die Verpackung an den erfolgreichen Völker-Büchern ausrichten und die Leser dann enttäuscht sind, wenn ihre Erwartungen nicht erfüllt werden. Und diejenigen Leser, die vielleicht Spaß an einem solchen Buch hätten, werden vom Cover abgeschreckt - ich hätte "Die Kobolde" niemals gekauft, wenn es mir im Buchhandel über den Weg gelaufen wäre. Auch bei "Elbenzorn" von Susanne Gerdom gingen die Erwartungen mancher Leser ziemlich weit am Inhalt vorbei, wie die entsprechenden Diskussionen dazu vermuten lassen. Aber da kann niemand etwas dafür, außer den Verlagen, die mit dieser Masche ihr Geld verdienen wollen.

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel


  • Wer sich ernsthaft mit Fantasy-Literatur befasst, kommt doch um das Internet gar nicht herum - oder wie seht ihr das?


    Da gebe ich dir vollkommen Recht! Was würde ich bloß ohne dieses Forum machen, um mir Tipps zu holen? :zwinker: Ne im Ernst, die Fantasy Abteilungen sind meistens ziemlich dürftig und oft sind auch nicht alle Bände einer Serie vorhanden zB.
    Ich hole mir die Infos fast nur im Internet und bestelle auch dort.



    Da ist wohl was dran; wenn ich mich erinnere, wurde dieser Punkt auch in der damaligen Leserunde an Christoph Hardebusch herangetragen. Ob er die Leserwünsche in Band 2 dann berücksichtigt hat, entzieht sich meiner Kenntnis.


    Ich zitiere mal aus meinem Leserundenfazit:


    Zitat

    Man trifft alte Bekannte wieder und es rücken auch andere interessante Figuren in den Vordergrund.
    Das ist auch das, was für mich das Faszinierende an diesem Buch ist: Die Charaktere. Mit Kerr haben wir einen neuen Troll, der total interessiert an dem Leben der Menschen ist und Sten immer wieder in sehr interessante Gespräche verwickelt. Es ist total süß, wie wissbegierig er ist!
    Einfach die Sichtweise der Trolle zu sehen, hat unheimlich viel Spaß gemacht. Das Aufeinandertreffen der verschiedenen Kulturen (auch das Imperium und die Masriden) ist super dargestellt.


    Hier kann nicht die Rede von einmal durchs Bild laufen sein. :zwinker: Ich fand die Trolle selber im zweiten Band echt toll.


    Generell halte ich mich eigentlich von diesen Bänden etwas fern, denn gerade durch die ähnliche Titel- und Covergestaltung weiß man einfach überhaupt nicht, was man erwarten soll bzw. ob einem das Buch gefallen wird. 'Die Elfen' von Bernhard Hennen werde ich trotzdem mal lesen, aber weil mir der Schreibstil in einem anderen Buch von ihm gut gefallen hat.
    Die Bücher verkaufen sich halt leider besser, auf mich wirkt das Ganze eher abschreckend.


    LG, Mobi


  • Ich hatte übrigens heute ein witziges Erlebnis, mir ging es wie Seychella: ich musste in der Buchhandlung beratend einspringen :ohnmacht: und zwar in Sachen Horror - als ob ich mich damit auskennen würde... :breitgrins:



    Worum ging es denn?


    :winken: Arjuna

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh

  • Arjuna: die Kundin hatte einen Vampirroman gelesen und wollte etwas "ähnliches". Das Fantasy-Regal war gut sortiert, mit lauter Völker-Büchern :breitgrins: Ich habe dann "Ritus" und "Sanctum" von Markus Heitz empfohlen, "Kinder des Judas" war leider nicht vorhanden.([size=5pt]Peinlich war nur, das drei Buchhändler einschliesslich Chef um uns rumstanden - aber die waren echt hilflos[/size])

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Wobei Vampirromane gibts eh auch haufenweise momentan. :rollen:

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh

  • Ich glaube diese Tolkienvölkerflut hat zwei Auslöser. Erstens sind in den 90-er Jahren viele Leute überhaupt erst auf Tolkien gestoßen und zweitens - wenn einen diese Begeisterung für Tolkiens Bücher mal gepackt hat, dann läßt sie einen nicht mehr los. Viele Leute suchen dann immer wieder etwas um dieses Leseerlebnis zu velängern und viele Autoren springen auf diesen Zug auf, zum Teil einfach um Geld zu verdienen, zum Teil vielleicht auch weil sie selbst Tolkienbegeistert sind.


    Persönlich halt ich mich auch da lieber an die Originale. Wobei ... als ich wirklich (fast) alles gut lesbare von Tolkien durchhatte machte ich mich auch kurz ein wenig auf die Suche. Aber schon beim "Reinlesen" in der Buchhandlung in diese zahllosen Bücher ging der Reiz verloren sie zu lesen. DAS ist halt nicht Tolkien (inhaltlich wie vor allem auch sprachlich) und wirds auch nicht werden. Ich lese inzwischen, wenn ich mal wieder nach Mittelerde will einfach eins der Bücher wieder. Der Hobbit/Herr der Ringe sowieso regelmäßig einmal im Jahr, meist im Winter.


    Was mich auch arg nervt ist daß aber wirklich jedes Buch unbedingt auf diese Tolkienwelle mit aufspringen will - Wie viele "Der neue Tolkien"-Autoren auf irgendwelchen Buchcovern schon verkündet wurden geht wohl ins zahllose. Wenn ich sowas lese wirkt das auf mich eher kaufabschreckend als anregend :D



    @Thema Buchhandlungen/Fantasy


    Dort läuft halt Fantasy doch noch oft fast ausschließlich unter "Jugendliteratur" und hat immer noch den leichten "Anklang" von Trivialität. Klar da gibts auch viel Mist, aber eben auch viel Gutes, das dann gerne übersehen wird.
    Selbst bin ich extremer Querbeetleser, Genres interessieren mich im Grunde nicht , ich les was mich gerade interessiert, dazu gehörte immer schon auch phantastische Literatur, die letzten paar Jahre wieder etwas mehr als die Jahre davor.


    Aber auf Beratung bzgl. phantastischer Literatur darf man in Buchhandlungen außerhalb des Mainstreams nicht zählen, Internet ist unerlässlich wenn man die etwas anderen Bücher sucht. Übrigens finde ich es schon oft verblüffend, daß zwar wirklich stapelweise "Elfen", "Zwerge" und "Orks" rumliegen. Aber das Gesamtsortiment von Tolkien sucht man meist vergeblich. Wenn man Glück hat steht eine! Krege-Herr-der-Ringe Ausgabe rum, aber das war es dann auch schon.


    Die Buchhandlungen in denen man wirklich buchbegeisterte Buchhändler/verkäufer trifft werden leider immer seltener. Was war es eine Wonne als ich früher jede Woche bei "meinem" kleinen Buchladen vorbeigeschaut hab und mit dem Besitzer immer sehr anregende Gespräche über Bücher und alles drumrum geführt hab, dort konntem an wirklich etwas entdecken. Ende vom Lied - er konnte auf Dauer doch nicht gegen die Großen an mit seinem ausgewählten Sortiment, weil es offensichtlich nicht genügend Nachfrage gabt...... Das Geschäft fehlt mir heute noch.


    Ob Tolkiens "Völker" tatsächlich die deutsche Fantasy gefährden wird nur und allein der Leser entscheiden, solange die Bücher gekauft werden wie verrückt werden sie geschrieben werden... ob uns das gefällt oder nicht.
    Die Frage die man stellen soll ist denk ich nicht ob "Tolkiens Völker" die Fantasyliteratur wieder an den Rand der Trivialität und Einseitigkeit bringen, sondern ob die Anspruchslosigkeit vieler Leser dies tut....


    Nicht daß ihr mich falsch versteht, ich will diese Bücher (die ich größtenteils selbst noch nicht gelesen habe ) nicht abwerten, sie mögen teilweise gut und spannend geschrieben sein, ich möcht auch nicht die Leser der Bücher abwerten (vielleicht les ich das ein oder andere doch noch selbst, "Die Elfen" von Hennen reizt mich durchaus) aber dennoch macht mich manchmal traurig wie völlig unreflektiert, einseitig und anspruchslos von vielen gelesen wird.


    Es gibt derart viele wirklich gute Bücher auch aus dem phantastischen Bereich, die völlig untergehen nur weil sie keiner mehr liest, weil sich kaum jemand die Mühe macht etwas .... tiefer zu schaun und auch mal "hinter" den Bestsellerlisten zu suchen.


    Fantasy/Phantastische Literatur gilt ja im Allgemeinen als "neues" Genre - was ja nicht ganz richtig ist wenn man an Größen wie Tolkien, Travers, Poe, Goethe :breitgrins: , Lovecraft, Stokker, Shelly und so vieles andere denkt. Man sollte sich davon lösen daß Fantasy "nur" Elfen und Zwerge sind ... es gibt so viel mehr aus diesem Bereich.


    Schön daß es dafür solche Foren wenigstens im Internet gibt - leider verliert der "normale" Buchhandel die Rolle des Beraters immer mehr. Von erfreulichen Ausnahmen immer abgesehen :) . Und selbst diese engagierten Buchhändler scheitern dann oft wieder an dem Desinteresse vieler Kunden wie ja oben Ingroscha geschrieben hat.....

  • @Yvaine: ich stimme dir in allen Punkten uneingeschränkt zu - danke für diesen tollen Beitrag! :klatschen:


    Viele liebe Grüße :winken:
    Miramis

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel