Henry Fielding - Tom Jones

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  • 15. Kap.:
    Eine Diskussion über den wahren Charakter der Menschen. Sind sie wirklich überall gleich, voller Heuchelei, Dummheit, Betrug und Laster? Das glaubt jedenfalls der Mann vom Berg, während Tom ihm vorwirft, von den schlechtesten Exemplaren auf die gesamte Gattung Mensch zu schließen.
    Den Gegenpart des Mannes vom Berg nimmt, könnte man sagen, Squire Allworthy ein. Der glaubt an das Gute im Menschen, auch wenn er immer mal wieder ent- bzw. getäuscht wird. Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte und ich frage mich, ob Fielding mit seinem Roman nicht auch gerade das darstellen will: Menschen haben die Fähigkeit zu beidem; es kommt darauf an, wofür sie sich entscheiden und auch dann sind sie nicht nur das eine oder das andere.


    Fielding drückt es in der Einleitung zum 11. Buch ähnlich aus: ...bloß wegen eines schlechten Teiles gleich den Stab über das Ganze zu brechen. Er bezieht sich hier zwar nicht auf einzelne Personen oder die gesamte Menschheit, die Aussage lässt sich aber problemlos auf alles mögliche beziehen, da sie den Kern der Sache trifft. Er stellt mit wenigen Ausnahmen fast alle Beteiligten mit guten und schlechten Seiten dar - auch wenn sich die Waagschale meist deutlich auf eine Seite neigt - und überlässt es dem Leser, sich seine Meinung zu bilden.



    15. Kap.:
    9. Buch:
    Im ersten Kapitel sinniert Fielding weiter über die Kunst der Schriftstellerei nach. Wie schwierig es ist, sich eine gute Geschichte auszudenken und sie dann auch noch gut zu erzählen. Und trotzdem fühlt sich jeder dazu in der Lage. Auch da hat er, wenn ich mir gewisse Bücher angucke, nicht ganz Unrecht.


    Führt den Gedanken als Einleitung zum 10. Buch fort


    Auch im 11. Buch gehen seine Überlegungen in die gleiche Richtung. Dieses Thema als Einleitung gefällt mir gut.




    zur Molly-Affäre:



    Es wäre interessant, wie ein Mann dieses Verhalten interpretieren würde :zwinker:.



    Nach dem Motto "Jeden Tag ein Buch" bin ich nun mit dem 10. Buch fertig. Gleich zu Beginn ermahnt Fielding, keines der Ereignisse als belanglos zu betrachten, und es geschieht tatsächlich einiges, von dem nicht sofort deutlich wird, wie es in Bezug zu der ganzen Geschichte steht. Die Auflösung folgt aber relativ schnell, die Ereignisse in diesem Buch überschlagen sich ohnehin.



    Wieder wird sehr freizügig über Bettgeschichten gesprochen. Hier geht es mir ähnlich wie Saltanah: Das kenne ich aus anderen zeitgenössischen Romanen nicht, darin ergehen sich die Autoren stets nur in Andeutungen.


    Eine unserer früheren Fragen wird gelöst: Mrs. Western scheint doch schon verheiratet gewesen zu sein, da sie eine Tochter hat. Zumindest vermute ich, dass es eine Tochter ist, denn so, wie sie als Nichte von Squire Western bezeichnet wird, wird der Gatte als Neffe bezeichnet, was mich etwas stutzen ließ. Aus dem Text lese ich aber heraus, dass es eine Tochter sein muss. Vermutlich hat sie ebenfalls eine sehr bewegte Geschichte. Immerhin weiß sie damit ungefähr, wovon sie spricht, wenn sie sich von Sophias Vater die Erlaubnis holt, seine Tochter ins Gebet zu nehmen.

  • 10. Buch:
    :lachen: Dieses Buch, bzw. die Geschehnisse im Gasthof, könnte ich mir gut auf der Bühne vorstellen: Ein Raum mit jeder Menge Türen, durch die ständig Leute auf- und abgehen. Immer wieder neue Personen tauchen auf, suchen jemanden, finden jemand anderen, verschwinden wieder und alle haben irgendwie miteinander zu tun.


    Dass Tom



    Mrs. Western scheint doch schon verheiratet gewesen zu sein, da sie eine Tochter hat. Zumindest vermute ich, dass es eine Tochter ist, denn so, wie sie als Nichte von Squire Western bezeichnet wird, wird der Gatte als Neffe bezeichnet, was mich etwas stutzen ließ. Aus dem Text lese ich aber heraus, dass es eine Tochter sein muss. Vermutlich hat sie ebenfalls eine sehr bewegte Geschichte. Immerhin weiß sie damit ungefähr, wovon sie spricht, wenn sie sich von Sophias Vater die Erlaubnis holt, seine Tochter ins Gebet zu nehmen.


    Vor allem zeigt diese Episode, wie "geeignet" :rollen: Mrs Western für die Erziehung junger Mädchen ist. Mit ihrer Tochter ging es ja nicht gerade so gut, wie man aus ihren Gesprächen mit Mr Western glauben könnte, wo sie sich als tolle Pädagogin hinstellt, im Gegensatz zu seinem völligen Unverständnis die Psyche junger Frauen betreffend. Schön, wie sie indirekt bloßgestellt wird.


    Dieses Kapitel hat mich wieder gut unterhalten. Vollends losprusten musste ich bei folgender Bemerkung (6. Kap.):
    [...] the two Irish gentlemen arouse and came downstairs, both complaining that they had been so often waked by the noises in the inn that they had never once been able to close their eyes all night.

    Wir sind irre, also lesen wir!

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • 11. Buch


    In der Einleitung zieht Fielding einen schönen Vergleich, indem er das Entstehen eines Buches mit einer Schwangerschaft gleichsetzt: ...unter welchen Beschwerden die Muse mit ihrer Last schwanger geht, unter welch schmerzhaften Wehen sie mit ihr niederkommt, und endlich, mit welcher Sorge, mit welcher Liebe der zärtliche Vater sein Herzenskind umhegt, bis es zur Reife gediehen ist und in die Welt hinausgesandt wird. In diesem Kapitel ist deutlich der erhobene Zeigefinger in Richtung der Kritiker zu sehen. Man hat fast den Eindruck, als gebe er Richtlinien zum ordnungsgemäßen Lesen und Verstehen seiner Lektüre mit auf den Weg.


    Bezüglich eines leiblichen Kindes von Mrs. Western bin ich in diesem Buch wieder gewaltig ins Grübeln gekommen. Während Harriet Fitzpatrick ihre Leidensgeschichte erzählt, wird Mrs. Western ausschließlich als Tante bezeichnet. Mr. Fitzpatrick, der von Squire Western als Neffe betitelt wurde, stammt aus Irland und kann daher auch nicht der Sohn sein. Von weiteren Geschwistern des Squires war bisher keine Rede, also weiß ich nicht, wessen Kind Harriet nun ist :schulterzuck:. Dabei könnte ich schwören, gelesen zu haben, Fitzpatrick hätte Mrs. Westerns Tochter gerettet, entführt oder so ähnlich. Vielleicht fällt einer von euch hier noch etwas auf.


    Die Geschichte von Harriet war ein Beispiel der Unterdrückung der Frauen zur damaligen Zeit.

  • 11. Buch:
    Besonders aufgefallen ist mir im 1. Kapitel Fieldings Kritik an Kritikern, die das kritisierte Buch nicht einmal gelesen haben. Als nächstes kritisiert er das Verreißen eines Buches mit Schlagworten, ohne die Kritik an bestimmten Punkten festzumachen. Mir scheint, Fielding ist auch hier noch aktuell :zwinker: .


    Ansonsten erfahren wir Neues von Sophia und deren Kusine Harriet, deren Lebensgeschichte man, so wie vorher beim Mann vom Berg in Bezug auf Tom, als warnendes Beispiel für Sophia lesen könnte. So könnte es auch ihr ergehen, wenn sie nicht genau aufpasst! Passend zur Geschlechtsrolle ist Harriet eher ein Opfer, aber so ganz unschuldig eben doch nicht. Erstens hatte sie sich freiwillig auf die Beziehung eingelassen und später war da auch was, das Sophia nicht ganz gefiel... Andererseits kann, wer sich in einer Zwangslage wie sie befindet, nicht allzu wählerisch bei der Wahl der Hilfsmittel sein.



    Bezüglich eines leiblichen Kindes von Mrs. Western bin ich in diesem Buch wieder gewaltig ins Grübeln gekommen. Während Harriet Fitzpatrick ihre Leidensgeschichte erzählt, wird Mrs. Western ausschließlich als Tante bezeichnet. Mr. Fitzpatrick, der von Squire Western als Neffe betitelt wurde, stammt aus Irland und kann daher auch nicht der Sohn sein. Von weiteren Geschwistern des Squires war bisher keine Rede, also weiß ich nicht, wessen Kind Harriet nun ist :schulterzuck:. Dabei könnte ich schwören, gelesen zu haben, Fitzpatrick hätte Mrs. Westerns Tochter gerettet, entführt oder so ähnlich. Vielleicht fällt einer von euch hier noch etwas auf.


    Ich bin ebenso verwirrt wie du, Doris. Anscheinend hatte Western außer Mrs Western noch ein Geschwister, dessen Tochter Harriet ist. Leider wird das so richtig deutlich nirgendwo gesagt.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ich konnte heute nicht so viel lesen und bin bis zum 13. Kapitel in Buch 12 gekommen.


    Kapitel 2: Western setzt Prioritäten, indem er seine Suche nach Sophia beendet und lieber auf die Jagd geht. :rollen:


    Kapitel 5: Das Theater um das Puppentheater habe ich nicht ganz verstanden. Sollte es nur dazu dienen, um das Gespräch über die verschiedenen Konfessionen einzuleiten, oder stritt man sich hier tatsächlich um den Inhalt eines Puppentheaters?


    Kapitel 10: Tom spricht mit dem Advokaten Dowling, der in Sachen Erbschaft meine Ansicht teilt und Tom ebenfalls mehr zugestanden hätte. Das macht ihn mir sehr sympathisch :zwinker:


    Kapitel 12: Dieser Abschnitt, in dem Tom die Zigeunersippe trifft, gefiel mir sehr. Er erinnerte mich ein wenig an das nächtliche Fest im Hof der Gaukler und Diebe im Glöckner von Notre-Dame. Partridge, der mir zunehmend unsympathisch wird, provoziert einen Zwischenfall mit einer Zigeunerin, der vom Zigeunerkönig mit Klugheit und Fingerspitzengefühl gelöst wird.



    11. Buch:
    Besonders aufgefallen ist mir im 1. Kapitel Fieldings Kritik an Kritikern, [...] Als nächstes kritisiert er das Verreißen eines Buches mit Schlagworten, ohne die Kritik an bestimmten Punkten festzumachen. Mir scheint, Fielding ist auch hier noch aktuell :zwinker: .


    Ja, an dieser Stelle musste ich an Frau Heidenreich denken. Sie soll auch gerne Bücher verbal vernichten, ohne ihre Zeit für das Benennen von Gründen zu verschwenden.

  • Buch 6:


    Ja, die liebe Mrs. Western. Für mich ist sie ein Albtraum. Mag sein, dass sie sehr gebildet und erfahren ist, zwischenmenschliche Gefühle scheinen ihr jedenfalls fremd zu sein.


    Ganz so würde ich es nicht bezeichnen, eigentlich versucht sie ja Sophia einen Ehemann auszusuchen, der sie interessiert und den sie mag. Dass sie dabei auf der falschen Fährte ist, liegt an der allgemeinen Grundeinstellung (wie auch bei Mr. Western) Tom kommt genausowenig als Ehemann in Frage, wie es der Wildhüter käme oder sein Lieblingshund. :zwinker: Mit ihrer Gardinenpredigt spricht sie nur aus, was alle Welt denken würde und gerade sie als sehr gebildete Frau (bei Jane Austen bzw. später lesen Frauen ja nicht mal mehr Zeitungen geschweige denn politische Essays) wünscht sich für ihre Nichte eine echte Zukunft, bei der ihre Intelligenz von Nutzen ist (wenn auch nur als Beraterin ihres Mannes o.ä.) Bei Tom kann sie gar keine Zukunft erkennen.



    Cousin Blifil ist nicht brav und anständig, sondern langweilig :breitgrins:.



  • Ganz so würde ich es nicht bezeichnen, eigentlich versucht sie ja Sophia einen Ehemann auszusuchen, der sie interessiert und den sie mag. Dass sie dabei auf der falschen Fährte ist, liegt an der allgemeinen Grundeinstellung (wie auch bei Mr. Western) Tom kommt genausowenig als Ehemann in Frage, wie es der Wildhüter käme oder sein Lieblingshund. :zwinker: Mit ihrer Gardinenpredigt spricht sie nur aus, was alle Welt denken würde und gerade sie als sehr gebildete Frau (bei Jane Austen bzw. später lesen Frauen ja nicht mal mehr Zeitungen geschweige denn politische Essays) wünscht sich für ihre Nichte eine echte Zukunft, bei der ihre Intelligenz von Nutzen ist (wenn auch nur als Beraterin ihres Mannes o.ä.) Bei Tom kann sie gar keine Zukunft erkennen.


    So gesehen hast du schon recht, sie will nur Sophias "Bestes". Nur hat sie von deren Psyche überhaupt keine Ahnung - und auch von der anderer junger Frauen nicht, wie sich später zeigt - und stellt so, wenn auch ungewollt, einiges Unheil an. Aber das, was mich an ihr wirklich aufregt, ist, dass sie sie vollkommen von sich und der Richtigkeit ihrer Meinungen überzeugt ist. Was man aber nicht vergessen darf - der "wahre" Übeltäter ist immer noch Western selbst. Mrs Western wirkt immerhin nur beratend, Mr Western dagegen ist ein Tyrann, der unbedingten Gehorsam fordert und auch auf die Wünsche seiner "geliebten" Tochter nichts gibt.


    Deiner Einschätzung von Cousin Blifil stimme ich hundertprozentig zu!


    Ich stecke auch mitten im 12. Buch.


    Kapitel 2: Western setzt Prioritäten, indem er seine Suche nach Sophia beendet und lieber auf die Jagd geht. :rollen:


    Zum Glück für Sophia! Die Gefahr, eingeholt zu werden, hat sich damit ja erledigt. Das Verhalten des Vaters entspricht genau der Liste seiner Liebsten, wo dich auf Platz 1 der Jagdhund stand :zwinker: .



    Kapitel 5: Das Theater um das Puppentheater habe ich nicht ganz verstanden. Sollte es nur dazu dienen, um das Gespräch über die verschiedenen Konfessionen einzuleiten, oder stritt man sich hier tatsächlich um den Inhalt eines Puppentheaters?


    Ich habe es vor allem als Kritik an der Angst der Theaterleute zu Fieldings Zeiten davor, unterhaltsam und damit "low" zu sein, gelesen. Da gab es weiter vorne doch einen Abschnitt über die stinklangweiligen Pantomimen, die nur im Kontrast zu noch langweiligeren Theaterstücken überhaupt noch erträglich waren (Buch 5, 1. Kap.).
    Unterhaltend zu sein, war laut Fielding zu seiner Zeit als "unfein" verpönt, und er stellt sich dagegen, ist (zum Glück für uns) oft genug "low".



    Ja, an dieser Stelle musste ich an Frau Heidenreich denken. Sie soll auch gerne Bücher verbal vernichten, ohne ihre Zeit für das Benennen von Gründen zu verschwenden.


    Ich habe ja nie eine Sendung mit ihr gesehen, hatte aber durch Stimmen zu ihr hier im Forum eher den Eindruck bekommen, sie würde zu viel loben.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ganz so würde ich es nicht bezeichnen, eigentlich versucht sie ja Sophia einen Ehemann auszusuchen, der sie interessiert und den sie mag. Dass sie dabei auf der falschen Fährte ist, liegt an der allgemeinen Grundeinstellung (wie auch bei Mr. Western) Tom kommt genausowenig als Ehemann in Frage, wie es der Wildhüter käme oder sein Lieblingshund. :zwinker: Mit ihrer Gardinenpredigt spricht sie nur aus, was alle Welt denken würde und gerade sie als sehr gebildete Frau (bei Jane Austen bzw. später lesen Frauen ja nicht mal mehr Zeitungen geschweige denn politische Essays) wünscht sich für ihre Nichte eine echte Zukunft, bei der ihre Intelligenz von Nutzen ist (wenn auch nur als Beraterin ihres Mannes o.ä.) Bei Tom kann sie gar keine Zukunft erkennen.


    Da stellt sich die Frage, ob es besser ist, klug und allein zu sein oder seine Intelligenz nicht wirklich nutzen zu können und dafür aber den Mann zu heiraten, den man liebt. Im Fall von Mrs. Western könnte man auch den Schluss ziehen, dass aus lauter Respekt vor ihrer Intelligenz und Belesenheit kein Mann sie jemals heiraten wollte. Natürlich kann es auch so sein, dass sie keinen für gut genug befunden hat, ihn zu ehelichen.


    Ich habe ja nie eine Sendung mit ihr gesehen, hatte aber durch Stimmen zu ihr hier im Forum eher den Eindruck bekommen, sie würde zu viel loben.


    Ich habe gerade mal eine Sendung gesehen, ließ mir aber sagen, dass sie ihrer Ansicht nach schlechte Bücher kurzerhand vom Tisch fegt, ohne groß darauf einzugehen, warum sie das Buch schlecht findet. Da entsteht dann schon mal der Eindruck, dass sie das Buch gar nicht ganz gelesen hat, und das entspricht genau dem von Fielding beschriebenen Schema. Wenn sie lobt, dann sehr euphorisch.


    Ich stecke im 13. Buch fest und kämpfe damit, dass die Handlung derzeit halbwegs stagniert. Tom sucht immer noch nach Sophia, verfehlt sie immer nur knapp und bekommt nach wie vor Gelegenheit, seine Hilfsbereitschaft unter Beweis zu stellen. Für meine Begriffe fehlt im Moment ein bisschen der Kick.

  • Na, das wurde ja doch noch interessant und bewegte sich in eine neue Richtung:



    Das 14. Buch war wieder abwechslungsreich und flüssig zu lesen. Der letzte Absatz des 1. Kapitels bestätigt Illys Aussage über die Bildung der Mädchen zur damaligen Zeit, die von ihren Müttern zu Eitelkeit und Ehrgeiz erzogen wurden, während die Liebe nebensächlich bleibt. Von Intelligenz wurde zwar nicht gesprochen, aber eben weil sie nicht erwähnt wird, gehe ich davon aus, dass sie auch nicht gefördert wurde. Wahrscheinlich hätte das nur dazu geführt, dass sich manche junge Frau eingehendere Gedanken über die Umstände ihrer Erziehung gemacht hätte.


    Tom zieht aus dem Haus der Mrs. Miller aus, um den Ruf ihrer Töchter nicht zu gefährden. Was sich derzeit im Dunkeln befindet, sind seine finanziellen Verhältnisse. Zuletzt lebte Tom von geborgtem Geld, und ich hatte den Eindruck, dass er von Allworthy kein Geld mehr erwartet. Woher bezieht er also sein Geld?


    Die Handlung verlagert sich im Moment auf Nightingale, Toms Mitbewohner bei Mrs. Miller, wobei aber auch Tom eine wesentliche Rolle als Vermittler zwischen den Beteiligten spielt. Allworthys Erziehung kommt ihm hierbei zugute. Das 8. Kapitel ist ein Lehrstück über Werte und die Voraussetzungen, eine glückliche Ehe zu schließen. Fielding lässt es sich nicht nehmen, seinen Protagonisten und dadurch auch seinen Lesern Ratschläge zu erteilen. Im Falle der Heirat haben sich die Voraussetzungen in finanzieller Hinsicht in unserer Zeit zwar geändert, doch emotional betrachtet sind sie immer noch aktuell.

  • Buch 7


    Die zweite Hälfte dieses Buch mit Tom unter den Soldaten war tatsächlich eher öde, es war aus sich heraus nicht interessant genug, vor allem, wenn man eigentlich darauf fiebert zu erfahren, was denn nun mit Sophia geschieht, deren Schicksal Fielding per Cliffhanger erstmal in der Schwebe lässt...


    ... ich geh dann auch ganz schnell weiterlesen.


    Interessant war allerdings dieser "ich bin besser als du"-Wettbewerbe zwischen den Zofen von Sophia und ihrer Tante, an welch "Kleinkram" (aus unserer Sicht betrachtet) man die eigene Stellung festgemacht hat...

  • Ich habe gerade das 8. Buch: beendet und brenne eigentlich darauf zu erfahren, was denn nun mit Sophia los ist und wie es um Toms Zukunft bestellt ist.



    11. Kap. bis Ende:
    Der 'Mann vom Berg' (Hügel?) erzählt seine - lange :rollen: - Geschichte. Vermutlich um zu zeigen, was aus einem armen Mann aus gutem Hause werden kann, welches Schicksal auch Tom, falls er sich als nicht ausreichend moralisch gefestigt erweist, durchaus drohen kann.


    Ich hoffe ja noch darauf, dass die Lebensgeschichte nicht nur zur moralischen Erhebung/Läuterung gedacht ist, sondern auch für die Geschichte einen Sinn ergibt, d.h. der " Alte vom Berge" :zwinker: sich als für Tom relevante Person erweist.

  • 12. Buch:
    12. Kap.:
    Schon überraschend, wie gut die Zigeuner bei Fielding wegkommen. Sie gehören mit zu den am positivsten gezeichneten Figuren im ganzen Buch.
    Die Überlegungen Fieldings zum Absolutismus haben mir auch gefallen. Erst beginnt er damit, dass ein Volk, das von einem wirklich weisen Alleinherrscher geführt wird, das glücklichste Volk auf der ganzen Welt ist, eine Überlegung, die mir als überzeugter Demokratin doch nicht ganz behagt hat. Die fortsetzung der Gedankenkette war dann aber besser: man finde mal einen wirklich weisen Alleinherrscher! Einen, der (unter anderem) mit all the power which is possible for him to have, zufrieden ist :breitgrins: . Wie viel Macht jemand auch hat, so ist es ihm laut Fielding doch immer zu wenig.


    14. Kap.:
    Bei dem Treffen mit dem missglückten Straßenräuber stellt sich Partridge (mal wieder) äußerst dumm an. Wird er es nie lernen, an der richtigen Stelle mal die Klappe zu halten? Wahrscheinlich nicht :zwinker: .



    13. Buch:
    Im 1. Kap. setzt Fielding seine Überlegungen über das Schreiben fort. Hier stellt er fest, dass ein (guter) Autor Genius, Humanity, Learning und Experience braucht. Fehlt auch nur eins davon, fehlt auch dem Buch etwas. Könnte hinkommen.


    Allmählich "passiert" wieder etwas. Tom ist endlich in London angekommen, was mich wirklich freut, denn allmählich hatte ich die Reisebeschreibungen mit immer neuen Bekanntschaften in immer neuen, aber irgendwie doch immer denselben Gasthäusern wirklich über.


    In Mrs Miller findet Tom eine wirklich gute Wirtin, die außerdem


    Mit der Beschreibung der Liebesheirat von Mrs Millers Cousin, die zwar in einer glücklichen Beziehung aber äußerster Armut resultiert, wird ein warnendes (?) Beispiel für eine mögliche Zukunft von Sophia und Tom gegeben. So kann es gehen, wenn man finanzielle Belange beim Eigehen einer Ehe völlig ignoriert.


    Entsetzt war ich darüber, dass Tom sich tatsächlich von Lady Bellaston

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Interessant war allerdings dieser "ich bin besser als du"-Wettbewerbe zwischen den Zofen von Sophia und ihrer Tante, an welch "Kleinkram" (aus unserer Sicht betrachtet) man die eigene Stellung festgemacht hat...


    Dazu könnte ich einige Anekdoten aus meinem eigenen Berufsleben beitragen. Dieses "Ich bin besser als Du" ist immer noch aktuell. Eigentlich sollte man drüber lachen, aber wenn man zu einer der Beteiligten gemacht wird, sieht das schon anders aus. Bei uns ging es um Zuckerdosen :breitgrins:


    Auf ein Wiedersehen mit dem "Alten vom Berg" warte ich auch. Als Schlichter könnte ich ihn mir gut vorstellen, aber wir wir schon erfahren mussten, hält er sich lieber aus allem heraus.


    Auch im 15. Buch tut sich einiges. Lady Bellaston mischt sich in einige Angelegenheiten ein und bringt Tom in Bedrängnis,


    Ganz unverhofft erhält Tom einen Heiratsantrag einer wohlhabenden Witwe, den er aber ausschlägt. Welchen tieferen Sinn diese kurze Episode hat, erschließt sich mir nicht ganz. Soll es beweisen, dass Tom nun endlich den weiblichen und monetären Verlockungen widerstehen kann und nur noch seiner Sophia treu ist, auch wenn er sie allem Anschein nach nicht bekommen soll? Davon abgesehen ist es eine schöne Abwechslung, von einer jungen Frau zu lesen, die weiß, was sie will, auch wenn sie wenige Jahre zuvor das Schicksal der meisten Mädchen durchmachen musste, die einfach standesgemäß verheiratet wurden.


    Squire Allworthy kündigt seinen und Blifils Besuch an. Sie möchten die Hochzeit nun endlich durchziehen. Ich bin mir zwar ziemlich sicher, dass es letzten Endes Tom sein wird, der Sophia heiratet, denn alles andere würde nicht zu der Geschichte passen, aber ich bin gespannt, wie z. B. die Geschwister Western sich davon überzeugen lassen, dass Tom der Richtige für Sophia ist, auch wenn fast alles gegen ihn spricht.

  • 16. Buch
    Lord Fellamar schaltet sich nun in die Handlung ein, indem er


    Der Schwarze George ist mittlerweile zum Günstling und persönlichen Diener des Squire Western avanciert. Was für eine außergewöhnliche Karriere! Der Squire scheint keinerlei Vorbehalte gegen den früheren Wilderer zu haben und vertraut ihm sogar das Wohlbefinden seiner Tochter an. Noch weiß man nicht, ob sich George dieser neuen Position als würdig erweist, aber immerhin hat er im Squire den einzigen Menschen gefunden, der ihm vertraut und eine Chance gibt.


    Die Handlung spitzt sich langsam zu. Einige der Damen intrigieren, Briefe werden geschrieben, die Werbung der verschiedenen Parteien um Sophia wird verstärkt, und am Ende des Buches wartet Fielding mit einem klassischen Cliffhanger auf, indem er Tom in eine schier aussichtslose Lage bringt. Ich vermute, der Rest des Romans wird sehr spannend.

  • 17. Buch


    In der Einleitung kündigt Fielding an, dass er Tom, der gegenwärtig ziemlich in der Patsche sitzt, keine "übernatürliche Hilfe" angedeihen lassen wird. Wie will er ihn da nur wieder herausholen?


    Allworthy, der mittlerweile eingetroffen ist, entwickelt sich gleich wieder zum Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Müsste ich Fielding eine Lieblingsfigur zuordnen, würde ich vermuten, dass es Allworthy ist, der wirklich mit fast allen nur denkbaren positiven Charakterzügen gesegnet ist. In den letzten Abschnitten hat sich Tom allerdings sehr verändert, man könnte fast sagen, dass er eine Entwicklung, für die andere Menschen Jahre brauchen, in wenigen Monaten vollzogen hat, so dass nun der frühere Einfluss des Squires deutlich wird. In Mrs. Miller hat er eine Fürsprecherin gefunden, die vorbehaltlos an ihn glaubt und vehement verteidigt. Sie sucht und findet Entschuldigungen für Toms Verhalten.


    Western bleibt seiner Linie treu, indem er Sophia mit dem Argument der Vaterliebe ständig unter Druck setzt. Eigentlich hatte ich erwartet, dass sie irgendwann an Selbstmord denkt oder erwägt, ins Kloster zu gehen, um sich dem Heiratsrummel endgültig zu entziehen, aber sie bleibt standhaft und setzt sich immerhin mit guten Argumenten gegen ihre Tante zur Wehr. Fraglich ist nur, wie lange sie den ständigen Psychoterror ihres Vaters noch aushalten kann.


    Am Ende dieses Buches gibt es noch eine gute Nachricht,

  • 14. Buch:
    Hier passiert wirklich einiges. Unter anderem betätigt sich Tom als Heiratsvermittler - hoffentlich mit gutem Erfolg! Allerdings habe ich so meine Befürchtungen, was die Einmischung des Onkels angeht. Der ist der Meinung, man müsse seine Kinder tun lassen was sie wollen - unter der Voraussetzung, dass sie dazu erzogen wurden, nur das zu wollen, was dem Vater gefällt :breitgrins: .
    Auch bei Nightingale geht es um das moralisch richtige Verhalten. Wem soll man gehorchen, seinem Gewissen oder seinem Vater? Oder den "Gesetzen" der Gesellschaft? Was von letzteren zu halten ist, macht Fielding immer wieder deutlich. Hierbei ist ihm Tom ebenso ein Sprachrohr wie Squire Allworthy, die beide Ansichten vertreten, die meist auch heute noch erträglich sind.



    Tom zieht aus dem Haus der Mrs. Miller aus, um den Ruf ihrer Töchter nicht zu gefährden. Was sich derzeit im Dunkeln befindet, sind seine finanziellen Verhältnisse. Zuletzt lebte Tom von geborgtem Geld, und ich hatte den Eindruck, dass er von Allworthy kein Geld mehr erwartet. Woher bezieht er also sein Geld?

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • 15. Buch:
    3. Kap.:
    :entsetzt: Wer noch an Lady Bellastones Charakter zweifelte, wird hier eines Besseren belehrt: Sie hat einen entsetzlichen Plan ausgeheckt, um ihre "Nebenbuhlerin" aus dem Weg zu schaffen!


    :lachen: So entsetzt ich anfangs war, so sehr konnte ich mich später amüsieren: Das Aufeinandertreffen von Mrs Honour und Lady Bellastone, die Früchte von Onkel Nightingales gelungener Kindererziehung und vor allem der erwünschte Effekt eines Heiratsantrages - großartig!

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • 18. Buch (das letzte)
    Im 1. Kapitel verabschiedet sich Fielding vom Leser, was ich als nette Geste empfinde. Überhaupt gefiel mir gut, wie er jedem Buch eine erläuternde Einleitung voranstellte oder dass er seine Leser direkt ansprach. Das machte die Lektüre zu einer richtig persönlichen Angelegenheit.


    Im 2. Kapitel dann fast ein Schock, als sich herausstellte, dass


    Im Zusammenhang mit den vom schwarzen George gestohlenen 500 Pfund, deren Raub Allworthy ahnden möchte, kam mir nicht zum ersten Mal der Gedanke, wie sehr die Verurteilung eines Verbrechers davon abhängig ist, welchem Zeugen ein Richter glaubt. Es erfordert gute Menschenkenntnis, denn damals gab es wahrscheinlich noch keine derart umfangreiche Aufnahme von Beweismitteln wie in unserer Zeit, so dass der Richter hauptsächlich auf Zeugenaussagen angewiesen war. Gerade bei den Standesunterschieden wird es nicht leicht gewesen sein, die Neutralität zu wahren. Wie wir im Nachhinein feststellen können, war auch Allworthy nicht immer auf dem richtigen Weg.


    Mehr zum Inhalt möchte ich jetzt erst einmal nicht schreiben, sondern lieber abwarten, welche Eindrücke ihr noch schildert. Das Ende des Buches stand eigentlich von Beginn an fest; bei so viel Humor, der darin anklingt, musste es einfach positiv enden. Alles andere hätte nicht dazu gepasst. Die Entwicklung der Figuren mitzuerleben war sehr spannend, besonders im Fall von Tom wurde sie eingehend geschildert - allerdings war bei der Länge des Werkes auch ausreichend Zeit dafür.


    Ich sage schonmal Danke an euch für diese unterhaltsame Leserunde, besonders an Saltanah :zwinker:. Weiterdiskutieren werde ich auf jeden Fall, und nun muss ich noch versuchen, mir wenigstens eine kurze Rezi aus den Fingern zu saugen.


    Grüße
    Doris

  • 16. Buch:
    Das bisher beste erste Kapitel! Über den Sinn (und Unsinn) von Vorworten:
    Those, indeed, of more modern date seem all to be written on the same three topics; viz., an abuse of the taste of the town, a condemnation of all contemporary authors, and an eulogium on the performance just about to be presented.
    Hier fühlte ich mich stärkstens an diverse soziologische Fachbücher erinnert, die alle damit beginnen, alles, was je zum Thema gesagt wurde, in der Luft zu zerreißen (wobei viele ganz schön persönlich wurden; das "Mein Gott, wie blöd muss man denn sein, um so einen Standpunkt zu vertreten" lag sehr nah unter der Oberfläche) und dann dazu übergingen, die Genialität der im neuen Buch vertretenen Thesen (und somit ihre eigene Genialität) zu lobpreisen.
    Aber laut Fielding ist das ja nichts neues; die haben eben alle von ihm abgepinnt :breitgrins: .


    Auch die Leser bekommen hier ihr Fett weg: Vorworte und einleitende Kapitel, wie Fielding sie zu jedem Buch schreibt, kann man weglassen und dennoch behaupten, das Buch gelesen zu haben - eine enorme Zeit- und Aufwandsverkürzung für denjenigen Leser, der ein Buch liest, um es eben gelesen zu haben, a more general motive to reading than is commonly imagined.
    Auch das gibt es weiterhin. Auch ich bekenne mich dessen bei einigen Büchern schuldig, die ich zwar mit besseren Motiven zu lesen begonnen hatte, aber nur beendete, um eben sagen zu können, ich hätte sie gelesen. (Und bei denen ich mich über überspringbare Teile schon gefreut hätte :zwinker: , nur kann ich nichts überspringen.)


    2. Kap.:
    Sophias Einstellung gefällt und imponiert mir. Sie, die doch eigentlich bereit ist, alles für ihren Vater zu tun, differenziert durchaus: Sie ist bereit ihr Leben zu opfern, wenn sie ihm dadurch seines retten kann. Aber nur wegen einer Laune von ihm, auf ihr zukünftiges Glück zu verzichten, kommt für sie nicht in Frage. Gehorsame Tochter ja, aber nicht um jeden Preis!
    Schockiert hat mich Fielding mal wieder durch seine sehr offene Ausdrucksweise: er bringt es tatsächlich fertig, die Zwangsheirat, die der Vater für Sophia vergesehen hat, mit


    3. Kap.:
    Mrs Western ist in London, Squire Allworthy und Blifil sind auf dem Weg - bald sind alle wieder vereinigt. Nur eine fehlt, nämlich Jenny Jones, deren Wiederauftauchen Fielding uns doch versprochen hatte. Ich erwarte sie also jeden Moment.


    Nach Partridges witzigen Kommentaren zu Hamlet wird es gegen Ende wieder ernst. Für Tom sieht es ganz schlecht aus, in verschiedener Hinsicht! :entsetzt:

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Buch 9


    Zustimmung in allen Punkten. Hier hätte Fielding sich vielleicht etwas kürzer fassen können, aber wie er im Eingangskapitel des 10. Buches sagt, sollten Kritiker mit ihrer Kritik warten, bis der gesamte Aufbau des Buches klar wird.


    Das unterschreibe ich ebenfalls, die Story sollte endlich fortschreiten (wenn die neuen Personen später noch wichtig werden, verzeihe ich Fielding aber :zwinker: )