J.F. Hendry - The Penguin book of Scottish short stories

  • Hallo!


    Von Geschichten schottischer Autoren erwartet man hauptsächlich Kilts, Clans, nebliges Hochland, Sagen von Seefahrern und viel Whisky. Als diese Sammlung 1970 verlegt wurde war diese Erwartungshaltung wahrscheinlich noch viel höher denn wie sonst könnte man erklären, dass man in diesem Buch hauptsächlich bekannte Autoren wie George Mackay Brown, Ian Hamilton Finlay, Robin Jenkins oder Neil M. Gunn findet?


    Die Geschichten dieser Autoren erfüllen durchaus die Erwartungen. So erzählt George Mackay Brown eine Sage von den Orkneyinseln, Ian Finlay Hamilton erzählt von einem armen Künstler in der großen Stadt und Neil Gunn eine Begebenheit der "travelling people" die sich wie viele seiner Kurzgeschichten in einem seiner Romane wiederfindet.


    Einzig Robin Jenkins Geschichte Christian Justice sticht aus der Gruppe der "alten Autoren" heraus. Er beschreibt die Geschichte eines indischen Ehepaars das aufgrund einer Kleinigkeit einer Kollegin das Leben zur Hölle macht. Ihr Verhalten rechtfertigen die beiden mit ihrem tiefen Glauben den sie fanatisch ausleben. Dieses Motiv erinnert mich an John Buchans Witchwood. Leider findet sich von diesem Autor keine Geschichte in der Sammlung.


    In der Sammlung finden sich auch eine Reihe "jüngerer" Autoren (das waren sie zumindest damals in den siebziger Jahren). Der Stil dieser Autoren unterscheidet sich durch eine gewisse Leichtigkeit von den oben genannten Werken. Auch die Geschichten die erzählt werden sind anders schon allein weil sie nicht zwangsläufig in Schottland spielen. Besonders gefallen hat mir aus dieser Gruppe Naomi Mitchisons Mithras, my saviour. Die Geschichte spielt zwar in Schottland, aber zur Zeit der Römer und wirft ein ganz anderes Licht auf die bemalten Barbaren als die die Römer die Einheimischen ansahen.


    Ich fand diese Zusammenstellung sehr interessant auch wenn mir nicht alle Geschichten gefallen haben. Beim Lesen kam bei mir der Gedanke auf wie eine solche Sammlung heute aussehen würde und welche Autoren darin vertreten wären. Wie wäre es mit Iain Banks, Andrew Greig, John Mackay oder Christopher Brookmyre? Und was würden die "alten Autoren" dazu sagen?


    Ich vergebe 3ratten weil mir die Sammlung ein bisschen zu einseitig war und mir wie schon erwähnt einige Autoren gefehlt haben.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.