Henry Fielding - Tom Jones

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  • 3. Buch:
    So sehr ich den Squire (wie ihr alle mittlerweile wisst :zwinker: ) auch schätze, muss ich doch zugeben, dass er nicht perfekt ist. Seine größten Fehler sind seine Gutgläubigkeit und seine mangelnde Menschenkenntnis. Er durchschaut die ihn umgebenden Heuchler einfach nicht, denkt immer das Beste von ihnen und geht ihnen so auf den Leim.
    Aber wie der Erzähler so richtig bemerkt: sie zeigen sich ihm gegenüber ja auch nicht so wie uns, den Lesern, und so wird es ihm um einiges schwieriger, ihren wahren Charakter zu erkennen. So lässt er sich von dem "Philisophen", dem Lehrer und auch dem jungen Blifil, der keine besonders gute Figur macht, manipulieren. Der ehrlichere Tom hat es da schwer.


    Meinen größten Grinser hat hier die kreative Deutung des Sprichwortes "Ich schlage dich nicht aus Hass, sondern aus Liebe" hervorgerufen,

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ich hatte heute ein bisschen mehr Ruhe zum Lesen und bin mittlerweile im 5. Buch, werde mich aber erst darüber auslassen, wenn ihr auch so weit seid. Nur vorab so viel: Tom ist mir sehr sympathisch, auch wenn er ständig der Anlass für diverse Turbulenzen ist. Im 4. und auch im 5. Buch gibt es einigen Wirbel.


    Zwei allgemeine Dinge zu Tom gehen mir ständig im Kopf herum: Er weiß, dass er ein Adoptivkind ist, aber er scheint überhaupt keine Ambitionen zu haben, etwas über seine Mutter in Erfahrung zu bringen. Mich würde interessieren, wie viel Allworthy über seine Mutter preis gibt, was Allworthys Beweggründe waren, Tom zu adoptieren und wie Tom auf diese Offenbarungen reagiert.


    Dann frage ich mich noch, welchen gesellschaftlichen Stand Tom hat. Die Dorfbewohner wissen, woher Tom stammt und werden ihm angesichts der ständigen Präsenz des Richters respektvoll begegnen, doch im 4. Buch bekommt Tom während einer Krankheit Besuch von einer Zofe, also einer Bediensteten, die m. E. aus eigenem Antrieb bei ihm erscheint, nicht im Auftrag ihrer Herrin. Das deutet wieder eher darauf hin, dass er doch nicht den hohen Rang einnimmt, den ich vermute. :rollen:


    Gruß
    Doris

  • Ich habe gestern das 4. Buch beendet.
    Fieldings Überlegungen zur "ordentlichen" Einführung von Helden (1. Kap.) scheinen mir noch immer aktuell. Hollywood lässt grüßen! Immer noch werden wir dort (natürlich nicht immer, aber viel zu oft) bei dem ersten Auftauchen neuer Charaktere nicht darüber im Zweifel gelassen, zu welchem "Lager" sie gehören. Gerade auch die Musik ist da sehr oft verräterisch oder hilfreich (je nachdem, wie man es sieht).
    Dementsprechend lässt Fielding auch keinen Zweifel daran, dass mit Sophia Western jetzt die Heldin des Romans erstmals auftritt. Wie eine richtige Hollywood-Heldin ist sie natürlich der Inbegriff der Schönheit und Tugend. Allerdings überraschte mich die Beschreibung ihres Äußeren doch: sie ist nicht blond, wie ich sie mir direkt vorstellte, sondern schwarzhaarig. Sehr sympathisch erscheint sie mir jedenfalls sofort und dumm ist sie auch nicht

    Und jetzt, wo Held und Heldin beide gemeinsam auftreten, darf natürlich die Liebe :herz: nicht fehlen! Entsprechend übernimmt sie eine große Rolle, wenn vielleicht auch nicht ganz so, wie man vermuten könnte :zwinker: .


    Wunderbare Unterhaltung bot das 8. Kap., "A BATTLE SUNG IN HOMERIAN STYLE", wo es wirklich (beinahe) abgeht wie einst vor den Toren Trojas:
    Recount, O Muse, the names of those who fell on this fatal day. First Jemmy Twiddle felt on his hinder head the direfull bone. Him the pleasant banks of sweetly winding Stour had nourished, where he first learnt the vocal art with which, wandering up and down at wakes and fairs, he cheered the rural nymphs and swains, when upon the green they interweave the sprightly dance, while he himself stood fiddling and jumping to his own music. How little now avails the fiddle? He thumps the verdant floor with his carcass. :breitgrins:


    Das 11. Kap. zeigt dann deutlich, welches Schicksal Jenny Jones durchaus hätte blühen können, wenn der Squire nicht so großzügig gewesen wäre. Eine andere "Sünderin" (d. h., unverheiratet schwangere Frau) hat weniger Glück: sie verurteilt er direkt zum "house of correction". Was auch immer man sich genau darunter vorzustellen hat (ich lese leider eine Ausgabe ohne Anmerkungen), so ist es garantiert nichts angenehmes. Der Erzähler selbst ist von Allworthys Urteil nicht ganz überzeugt. Er meint, Allworthy hätte auch anders urteilen können oder streng nach den Buchstaben des Gesetzes sogar müssen, aber, sagt er auch - und das sagt viel über Alworthys relative Vorzüge als Friedensrichter aus:
    However, as his intention was truly upright, he ought to be excused in foro conscientiæ, since so many arbitrary acts are daily committed by magistrates, who have not this excuse to plead for themselves. (Er hat also nach bestem Gewissen gehandelt, was für viele willkürliche Entscheidungen von anderen Richter nicht behauptet werden kann.)



    Dann frage ich mich noch, welchen gesellschaftlichen Stand Tom hat.


    Er ist wohl eine Art "Zwitter". Einerseits wissen alle, er selbst auch, dass er ein unehelich geborenes Findelkind ist, also ganz unten in der gesellschaftlichen Hierarchie steht. Aber durch die quasi Adoption durch den Squire gehört er dann doch zu den "besseren Leuten". Diese doppelte Stellung macht, dass er in beiden Schichten "zu Hause" ist. Er kann mit allen auf gleichem Fuß verkehren. Wahrscheinlich ist gerade seine Zwitterstellung mit ein Grund (abgesehen davon, dass er sie auch gut behandelt) dafür, dass bei den Dienstboten so beliebt ist. Er ist in gewissem Sinne doch "einer von ihnen" und die schlechte Bahndlung, die er durch Blifil erfährt, wird daher strenger verurteilt. Tom kann vertrauter mit ihnen umgehen, als es ihm sonst möglich wäre.
    Was die "besseren Leute" angeht, hat Tom meiner Mienung nach Glück, dass er auf dem Land groß wird. Hier gibt es nicht so viele Leute, mit denen man verkehren könnte, und er wird - zumindest solange er Kind ist - erst mal als passender Umgang akzeptiert. Ich sehe allerdings Schwierigkeiten voraus, falls er versuchen sollte, um die Hand einer Tochter "aus gutem Hause" anzuhalten. Dann würde wohl seine Herkunft - weitgehend unabhängig davon, wieviel er von dem Squire erben wird (immer eine wichtige Frage, wenn es um die Tauglichkeit eines zukünftigen Schwiegersohnes geht) - einen Hinderungsgrund darstellen. Nehme ich also an.

    Wir sind irre, also lesen wir!

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Ich bin etwas hinter euch zurückgeblieben, habe aber immerhin das 2. Buch beendet.


    Bei dem Erzählstrang über den Lehrer und seine Frau, musste ich mehr als einmal den Kopf schütteln. Wie sie sich immer tiefer in die Schuld ihres Mannes hineinstürzt und ihn solange nervt, bis er sagt, ja ich hatte eine Affäre, bloß um sein Ruhe zu haben (und sie so in der Opfer-Rolle schwelgen kann)
    Fielding sagt ja nicht, dass Allworthy falsch geurteilt hätte, warnt aber meiner Meinung nach schon davor, vorschnelle Urteile zu fällen, das gefällt mir ziemlich gut.


    Und jetzt bin ich gespannt, im nächsten Buch endlich Tom kennen zu lernen. :klatschen:

  • Dementsprechend lässt Fielding auch keinen Zweifel daran, dass mit Sophia Western jetzt die Heldin des Romans erstmals auftritt. Wie eine richtige Hollywood-Heldin ist sie natürlich der Inbegriff der Schönheit und Tugend. ... Sehr sympathisch erscheint sie mir jedenfalls sofort und dumm ist sie auch nicht


    Ja, sie ist wirklich ein Mensch, den man mögen muss. Ich bin mittlerweile im 6. Buch, habe sie schon besser kennen gelernt und kann richtig mit ihr mitfiebern.



    Wunderbare Unterhaltung bot das 8. Kap., "A BATTLE SUNG IN HOMERIAN STYLE", wo es wirklich (beinahe) abgeht wie einst vor den Toren Trojas:


    Das war ein wunderbares Szenario, ich konnte es mir lebhaft vorstellen und bin dabei aus dem Grinsen nicht mehr herausgekommen. Von Molly habe ich inzwischen einen ganz neuen Eindruck bekommen. Der Umgangston in ihrer Familie ist unterstes Niveau. Mein Bedauern für die "arme" Familie des Wildhüters hat spürbar nachgelassen.


    Interessant, mal einige Zeilen im Original zu lesen. Das wäre mir einige Nummern zu groß, ich muss ja sogar in der deutschen Übersetzung manche Sachen zweimal lesen, um sie zu verstehen. Einige Ausdrücke habe ich noch nie gehört, sie sind zwischenzeitlich wohl ausgestorben, und ein Wort konnte ich noch nicht einmal in meinem Fremdwörterlexikon finden.




    Das 11. Kap. zeigt dann deutlich, welches Schicksal Jenny Jones durchaus hätte blühen können, wenn der Squire nicht so großzügig gewesen wäre. Eine andere "Sünderin" (d. h., unverheiratet schwangere Frau) hat weniger Glück: sie verurteilt er direkt zum "house of correction". Was auch immer man sich genau darunter vorzustellen hat (ich lese leider eine Ausgabe ohne Anmerkungen), so ist es garantiert nichts angenehmes. Der Erzähler selbst ist von Allworthys Urteil nicht ganz überzeugt. Er meint, Allworthy hätte auch anders urteilen können oder streng nach den Buchstaben des Gesetzes sogar müssen, aber, sagt er auch - und das sagt viel über Alworthys relative Vorzüge als Friedensrichter aus:
    However, as his intention was truly upright, he ought to be excused in foro conscientiæ, since so many arbitrary acts are daily committed by magistrates, who have not this excuse to plead for themselves. (Er hat also nach bestem Gewissen gehandelt, was für viele willkürliche Entscheidungen von anderen Richter nicht behauptet werden kann.)


    In meiner Übersetzung ist von "Bridewell" die Rede, wohin die Frau geschickt werden soll. In Google war der Begriff "Bridwell Jail" zu finden, es müsste also ein richtiges Gefängnis sein. Was mich allerdings irritiert, ist, dass es in meinem Buch anders für sie endet, sie wird nämlich freigelassen, nachdem Tom sich bei Allworthy für sie eingesetzt hat: Allworthy zögerte eine Weile und sagte endlich: "Nun gut, ich will die Verhaftung rückgängig machen. Du kannst mir den Konstabler schicken." Er wurde sofort herbeigeholt und entlassen, und das Mädchen ebenfalls. :rollen:



    Dann frage ich mich noch, welchen gesellschaftlichen Stand Tom hat.


    In der Hinsicht bin ich inzwischen auch schlauer. Darüber gibt es im 6. Buch mehr zu lesen.

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()

  • Zu "Bridewell":
    So wird das house of correction auch auf englisch manchmal bezeichnet. Bridewell ist wahrscheinlich ein bestimmtes "Arbeitshaus".


    5. Buch:
    Hier geht es richtig rund und ich fürchte, wir werden beginnen müssen, die Spoilerfunktion zu benutzen, um nicht zuviel zu verraten.


    1. Kap.:
    Ich liebe die einleitenden Kapitel, in denen Fielding irgendein mehr oder weniger eng mit der eigentlichen Handlung verbundenes Thema diskutiert. Auch wenn er zu Ende dieses Kapitel sagt, seine Leser bräuchten diese Kapitel, die aus Kontrastzwecken laboriously dull wären, nicht unbedingt zu lesen, so werde ich ihm hierin garantiert nicht gehorchen. Dazu sind diese Kapitel viel zu witzig.
    Leider verstehe ich meist nicht, gegen wen seiner Zeitgenossen sich sein Spott sich gerade richtet, kann mir aber gut vorstellen, dass sich viele auf die Zehen getreten fühlten.
    Hier hat er sich die Kritiker vorgenommen, die den Schriftstellern Regeln vorgeben, an die er sich aber nicht zu halten gedenkt. Er wird eigene aufstellen. Soll er ruhig!


    2.-4. Kap.:
    Jaja, so ist das mit der Liebe. Tom, eben noch unsterblich in


    5.+ 6. Kap.:
    :totlach: Schon zu Beginn des 5. Kapitels ahnte ich, dass was (bzw. wer) im Busche (bzw. hinter dem Vorhang) wäre, aber mit

    hätte ich wirklich nicht gerechnet. So witzig die Szene auch ist (der Unterschied zw. philosophischer Theorie und Praxis zum Beispiel :breitgrins: ), so bin ich doch nicht ganz zufrieden mit der Entwicklung: Fielding macht es sich hier für meinen Geschmack zu leicht, um Tom


    7. Kap.:
    Ich hatte mich schon des öfteren gefragt, wie Allworthys Testament wohl aussehen würde. Hier erfahren wir es: Blifil ist wie erwartet der Alleinerbe, Tom bekommt eine jährliche Summe und zusätzlich einen einmaligen Betrag, beides von beachtlicher Größe. Davon müsste er bequem leben können, ob es aber zu einem "standesgemäßen" Leben reicht, kann ich nicht beurteilen. Ich will Fußnoten!


    10.-12. Kap.:
    :rollen: Oh ja, unsterblich verliebt ist Tom. Das hindert ihn aber nicht daran, bei Gelegenheit

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • 1. Kap.:
    Ich liebe die einleitenden Kapitel, in denen Fielding irgendein mehr oder weniger eng mit der eigentlichen Handlung verbundenes Thema diskutiert. Auch wenn er zu Ende dieses Kapitel sagt, seine Leser bräuchten diese Kapitel, die aus Kontrastzwecken laboriously dull wären, nicht unbedingt zu lesen, so werde ich ihm hierin garantiert nicht gehorchen. Dazu sind diese Kapitel viel zu witzig.


    Während mir die ersten Kapitel anfangs weniger gefielen, komme ich immer mehr auf den Geschmack. Manches ist ja nicht gerade eindeutig formuliert und erlaubt es, Spekulationen anzustellen, und ich überfliege nun nach dem jeweiligen Buch das 1. Kapitel nochmal, weil dann offensichtlicher ist, worauf Fielding abzielt. Und natürlich um zu sehen, ob ich ihn richtig verstanden habe :breitgrins:



    [5.+ 6. Kap.:
    :totlach: Schon zu Beginn des 5. Kapitels ahnte ich, dass was (bzw. wer) im Busche (bzw. hinter dem Vorhang) wäre, aber mit

    hätte ich wirklich nicht gerechnet. So witzig die Szene auch ist (der Unterschied zw. philosophischer Theorie und Praxis zum Beispiel :breitgrins: ), so bin ich doch nicht ganz zufrieden mit der Entwicklung: Fielding macht es sich hier für meinen Geschmack zu leicht, um Tom


    Diese Lösung fand ich irgendwie unpassend konstruiert. Gut, es ist kein Buch, das mit großen Überraschungen aufwartet, aber dieser Ausweg war zu einfach. Molly entpuppt und entwickelt sich mehr und mehr, aber dass sie so ein Früchtchen ist, hätte ich zu Beginn nicht vermutet. Andererseits lässt Tom selbst ja auch nichts anbrennen, aber ich schätze, er könnte von Molly noch etwas lernen. In der Hinsicht macht er eigentlich nicht den Eindruck eines unerfahrenen Mannes.



    7. Kap.:
    Ich hatte mich schon des öfteren gefragt, wie Allworthys Testament wohl aussehen würde. Hier erfahren wir es: Blifil ist wie erwartet der Alleinerbe, Tom bekommt eine jährliche Summe und zusätzlich einen einmaligen Betrag, beides von beachtlicher Größe. Davon müsste er bequem leben können, ob es aber zu einem "standesgemäßen" Leben reicht, kann ich nicht beurteilen. Ich will Fußnoten!


    Ich hatte etwas anderes erwartet, aber ich hatte ja auch ganz andere Absichten hinter der Adoption vermutet. Bin doch einigermaßen erstaunt darüber, dass man einem Menschen, mit dem man keinerlei familiäre Verbindungen hat, bei sich aufnimmt, ihn versorgt und eine Erziehung angedeihen lässt, nur eine jährliche Rente zugesteht. Ob sie beachtlich ist, kann ich leider nicht einschätzen. Tom hat durch die Adoption seine Wurzeln im Allworthy-Gut, er hat auch keinen Beruf und würde dann ziemlich in der Luft hängen. Es ist fraglich, ob das Erbe ausreichend ist, um anderswo Fuß zu fassen und sich weiterhin dem Müßiggang hinzugeben. Wahrscheinlich ist auch ausschlaggebend, dass der Besitz in zwei Teile aufgespalten werden müsste, da Blifil als Neffe etwas bekommen muss, und den Besitz zu verkleinern war das absolute Gegenteil dessen, was die Herren Gutsbesitzer anstrebten.
    Wie üblich sind auch einige Erben mit ihrem Anteil alles andere als zufrieden, und wie üblich sind es die, die so wenig haben, dass sie über ihren Anteil eigentlich erfreut sein sollten.



    10.-12. Kap.:
    :rollen: Oh ja, unsterblich verliebt ist Tom. Das hindert ihn aber nicht daran, bei Gelegenheit


    Oh, das fand ich übel. Traurig, dass man für einen Mann in solchen Fällen immer eine Entschuldigung findet, während eine Frau gleich von der Öffentlichkeit verurteilt wird.


  • Bin doch einigermaßen erstaunt darüber, dass man einem Menschen, mit dem man keinerlei familiäre Verbindungen hat, bei sich aufnimmt, ihn versorgt und eine Erziehung angedeihen lässt, nur eine jährliche Rente zugesteht. Ob sie beachtlich ist, kann ich leider nicht einschätzen.


    "Nur" eine Rente würde ich das wirklich nicht nennen. Die Alternative wäre - da der Grundbesitz nicht geteilt würde (auch bei Geschwistern nicht) - eine einmalige Summe, die riesig sein müsste, um 500 Pfund pro Jahr abzuwerfen. Einmalige Summen haben auch den Nachteil, dass man sie "auf den Kopf hauen" kann, und dann ist alles weg. Eine jährlichen Rente dagegen ist bis zum Lebensende eine sichere Einkunft, ohne einen Finger dafür krumm machen zu müssen.
    Und - Tom bekommt jährlich ebenso viel, wie Allworthys Schwester! (Und dazu noch die Tausend Pfund). Ich finde schon, dass Allworthy ihn wie ein Familienmitglied bedenkt.



    6. Buch:
    2. Kap.:
    Was ich mich die ganze Zeit frage: wieso heißt Westerns Schwester eigentlich Mrs Western? Ist sie vielleicht die Witwe seines Bruders (sister-in-law)? Oder hat sie, zwar unverheiratet, den "Ehrentitel" Missis bekommen?
    Wie dem auch sei, die welt-(=London-)erfahrene Frau versteht alles, nur alles so falsch :breitgrins: . Arme Sophia!


    5. Kap.:


    In der Hinsicht bin ich inzwischen auch schlauer. Darüber gibt es im 6. Buch mehr zu lesen.


    Tja, das kam zwar nicht direkt als Überraschung (ich hab's mehr oder weniger erwartet (oder mich daran erinnert)), aber ernüchternd ist es doch. Ein Bastard bleibt eben ein Bastard, ganz unabhängig von seiner Erziehung. Allerdings würde mich interessieren, wie Tom behandelt würde, wenn er Allworthys Erbe wäre. Das kann er aber wohl schon allein deshalb nicht sein, weil er eben ein Bastard ist.


    6. Kap.:
    Schon öfter war ich überrascht von der Freizügigkeit, mit der über sexuelle Dinge gesprochen wird. Das wäre bei Jane Austen 60-70 Jahre später undenkbar gewesen.
    Hier wieder ein schönes Beispiel:
    Mrs Honour zu Sophias Abneigung gegen ihren zugedachten Mann: "Immerhin bist du es, die mit ihm ins Bett gehen muss, nicht dein Vater!" :breitgrins: Wie wahr, wie wahr. Aber das so schwarz auf weiß zu lesen ist für eine erfahrene Austen-Leserin doch shocking!


    10. Kap.:
    Wer noch den geringsten Zweifel an Blifils Charakter hatte, wird hier eines besseren belehrt. So ein :grmpf: !


    Rest des Buches:
    Armer Tom! Noch ärmerer Tom deswegen, weil er gar nicht versteht, warum ihm geschieht, wie ihm geschieht.
    Zu allem Übel dann auch noch der "Einsatz" des Wildhüters, dem man, gemeinsam mit seiner Familie, allmählich alles ihm widerfahrene Unheil gönnt.
    Andererseits bin ich über die Ereignisse froh, denn weiteres Liebesgesülze der Turteltäubchen hätte ich nicht ertragen. Dann doch lieber etwas Jammer und Elend! Und außerdem müssen die restlichen vielhundert Seiten ja auch noch gefüllt werden, da darf ein Happy End nicht schon jetzt kommen :zwinker: .

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Ich bin etwas hinter euch zurückgeblieben, habe aber immerhin das 2. Buch beendet.


    Keine Sorge, ich bin auch erst im 3. Kapitel vom 3.Buch.
    Und es ist ja allerhand passiert. Erst wird aufgedeckt, wer der Vater von Tom ist und dann heiratet Bridget und bekommt gleich auch noch ein Kind. Der Umstand, dass der Captain nie zu seinem erhofften riesigen Erbe kommt, ist wirklich irgendwie lustig, an diese Möglichkeit hat er selbst natürlich überhaupt nicht gedacht.
    Und Tom habe ich ja jetzt auch schon ein bisschen kennengelernt. Ich finde es toll, dass er nicht so brav und anständig wie sein Cousin ist, sondern auch mal etwas Spaß hat! :zwinker:


    Gruß, fairy

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • Das 3. Buch mit all dem Hin-und-her um den Wildhüter und die Darstellung der Charaktere von Tom und Blifil jun. (habe ich seinen Vornamen überlesen?) gefielen mir sehr gut. Blifil neigt wohl leider tatsächlich zur Heuchelei und dazu sich selbst in das bestmögliche Licht zu setzen. Ich bin mir allerdings noch nicht sicher, ob er womöglich mit Absicht den Schaden anderer in Kauf nimmt, oder ihm einfach nicht bewusst ist, was er damit anrichtet. Tom hingegen scheint mir ein Hallodri mit gutem Herzen zu sein, wenn er erst einmal die Folgen seiner Handlungen zu bedenken gelernt hat, dürfte aus ihm ein Mann ganz nach Allworthys Geschmack werden.


  • Blifil jun. (habe ich seinen Vornamen überlesen?)


    Das habe ich mich auch schon gefragt. Möglicherweise wird sein Vorname bei seiner Geburt kurz erwähnt, benutzt wird er aber nicht mehr. Auch später heißt er immer nur "Blifil".



    Ob sie beachtlich ist, kann ich leider nicht einschätzen. Tom hat durch die Adoption seine Wurzeln im Allworthy-Gut, er hat auch keinen Beruf und würde dann ziemlich in der Luft hängen. Es ist fraglich, ob das Erbe ausreichend ist, um anderswo Fuß zu fassen und sich weiterhin dem Müßiggang hinzugeben.


    Ich habe heute in der Buchhandlung in einer Penguin Classic-Ausgabe nachgeguckt (und sie beinahe gekauft). In einer Anmerkung heißt es da über die jährlichen 500 Pfund:"£ 500 handsomely support a family with servants" und weiter heißt es, dass es zu der damaligen Zeit in Großbritannien nur einige Tausend Familien gab, die ein jährliches Einkommen von 400 Pfund oder mehr hatten. Tom hätte also eine ordentliche Erbschaft gemacht, über die er sich wirklich nicht beschweren kann.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Was ich mich die ganze Zeit frage: wieso heißt Westerns Schwester eigentlich Mrs Western? Ist sie vielleicht die Witwe seines Bruders (sister-in-law)? Oder hat sie, zwar unverheiratet, den "Ehrentitel" Missis bekommen?
    Wie dem auch sei, die welt-(=London-)erfahrene Frau versteht alles, nur alles so falsch :breitgrins: . Arme Sophia!


    Sie ist höchstwahrscheinlich seine Schwester, denn es wird zwischen ihr und dem Squire Western ständig von "ihr Bruder" und "seine Schwester" gesprochen. Es sei denn, man bezeichnete damals Schwager auch so. Von einem Ehemann war nirgends die Rede, aber vielleicht ist sie ja Witwe.


    Ja, die liebe Mrs. Western. Für mich ist sie ein Albtraum. Mag sein, dass sie sehr gebildet und erfahren ist, zwischenmenschliche Gefühle scheinen ihr jedenfalls fremd zu sein. Welchen persönlichen Vorteil hätte sie davon,



    ... Allerdings würde mich interessieren, wie Tom behandelt würde, wenn er Allworthys Erbe wäre. Das kann er aber wohl schon allein deshalb nicht sein, weil er eben ein Bastard ist.


    Wahrscheinlich hätte er einen gewaltigen Sprung in der imaginären Wertschätzungsskala nach oben gemacht. Die anderen Grundbesitzer könnten es sich nicht leisten, einen so wohlhabenden Mann zu ignorieren, auch wenn ihm seine Herkunft immer ein Klotz am Bein bleiben dürfte.


    Und Tom habe ich ja jetzt auch schon ein bisschen kennengelernt. Ich finde es toll, dass er nicht so brav und anständig wie sein Cousin ist, sondern auch mal etwas Spaß hat! :zwinker:


    Cousin Blifil ist nicht brav und anständig, sondern langweilig :breitgrins:.

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()

  • 7. Buch:
    Hier geht es weiter rund. Sowohl Sophia als auch Tom erleben einiges. Nicht alles ist angenehm.


    6.-9. Kap.:
    Arme Sophia! Der ach so liebende Vater hat beschlossen, dass sie

    Ob ihr das gelingen wird, werden wir aber erst später erfahren. Ich hoffe das Beste, befürchte aber, dass nicht alles wie geplant gehen wird.


    10. Kap.-Ende:
    Tom dagegen ist schon

    Ich muss zugeben, dass mich das Buch hier zum ersten Mal etwas gelangweilt hat. Toms Erlebnisse sind zwar weiterhin recht witzig, aber doch etwas belanglos. (Mittlerweile bin ich aber im 8. Buch, und wieder voll begeistert. War zum Glück nur eine kurze Flaute.)


    Gut ist allerdings dargestellt, wie unterschiedlich Tom je nach "Wissensstand" des anderen behandelt wird. Glaubt man, er wäre ein Gentleman und hätte entsprechend viel Geld, bekommt er alles was er will. Hält man ihn jedoch für einen armen Schlucker, gönnt man ihm nichts. Dabei kann man sehr schnell von A nach B wechseln, ohne im Geringsten darauf Rücksicht zu nehmen, wie Tom sich wirklich verhält. "Geld regiert die Welt" galt zu Fieldings Zeiten genauso wie heute.


    Ganz großartig habe ich mich über das pseudomedizinische Gefachsimpel des Arztes im 13. Kap. amüsiert. Hier ein Ausschnitt:
    I was once, I remember, called to a patient who had received a violent contusion in his tibia, by which the exterior cutis was lacerated, so that there was a profuse sanguinary discharge; and the interior membranes were so divellicated that the os, or bone, very plainly appeared through the apperture of the vulnus, or wound. Some febrile symptoms intervening at the same time (for the pulse was exuberant and indicated much phlebotomy), I apprehended an immediate mortification.
    :totlach: Wunderbar!

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • 7. Buch
    Mrs. Western hat sich sozusagen einen Freibrief geben lassen, um Sophia in die Mangel nehmen zu können. Dabei geht sie mit aller Überredungskunst zu Werke und scheut sich nicht, sich mit Sokrates auf eine Stufe zu stellen. Arme Sophia, ich hoffe, sie bleibt bei ihrem Entschluss. Ihre Mutter muss großen Einfluss auf sie gehabt haben, wie sonst könnte in einer solchen Famile so ein empfindsames Wesen heranwachsen? Immerhin lässt sie nicht zur Marionette machen, sondern


    Ein geschickter Schachzug von Fielding, diesen Teil der Handlung vorerst einzufrieren und sich ganz auf Tom zu konzentrieren.


    Das 4. Kapitel gibt einen Einblick in das frühere Eheleben des Squires Western. Für ihn scheint es eine Selbstverständlichkeit zu sein, dass sich éine Ehefrau ihrem Mann unterwirft und in seinem Fall auch die Tochter dem Vater. Kein Wunder, dass ihm seine Jagdhunde so lieb sind, die ihn anhimmeln, aufs Wort gehorchen und brav wieder angekrochen kommen, nachdem sie einen Tritt erhielten. Nannte er sie nicht sogar an erster Stelle der Dinge, die ihm wichtig sind?


    Es wäre interessant zu erfahren, wie Western an seinen großen Besitz gekommen ist. Von seiner ganzen Art her macht er nicht den Eindruck, als sei er in den Reichtum hineingeboren worden, sondern erscheint eher wie ein Emporkömmling.


    Saltanah, das mit der Langeweile kann ich unterschreiben. Es fällt schwer, sich nach den sich überschlagenden Ereignissen wieder mit dem gemäßigten Tempo und der sparsamen Handlung anzufreunden. Lieber wäre ich bei Sophia geblieben, aber das Buch heißt schließlich Tom Jones und sollte sich demzufolge auch zwischendurch mit seinem weiteren Werdegang beschäftigen :zwinker:.

  • Mädels, ihr seid mir zu schnell :wegrenn:


    Ich habe jedenfalls gerade Kapitel 4 beendet (und werde ganz schnell mit dem 5. weitermachen, wo es da doch angeblich so heiß hergeht) Die Szene im Haus des Wildhüters, nach der Schlacht auf dem Friedhof zeigt ganz deutlich, dass da nichts ist mit Sozialromantik, zur niedrigen Einkommensklasse addieren sich da so einige typische "Unterklassen-Symptome". Meine "ach, die arme Familie"- Haltung habe ich bei DEM Umgangston dort ganz schnell wieder abgelegt.


    Tom gewinnt immer mehr mein Herz und Sophia scheint ja auch kein kleines Dummchen zu sein, obwohl ich tatsächlich etwas verwundert bin, dass sie keine blonde, sondern eine schwarz-haarige Schönheit ist.


    :winken:
    illy*geht weiterlesen*


  • Mädels, ihr seid mir zu schnell :wegrenn:


    Dabei lese ich derzeit eher weniger als sonst, und gerade heute hatte ich nur für etwa 30 Seiten Zeit.


    Ich stecke immer noch im 8. Buch, in dem es ruhig zugeht. Tom befindet auf Wanderschaft in Begleitung eines Mannes, den er nie kennen gelernt hat, in dessen Leben er aber einen wichtige Rolle spielt, und ist derzeit Gast eines alten Einsiedlers, der eine spannende Lebensgeschichte zu erzählen hat. Sie erstreckt sich über mehrere Kapitel und könnte deshalb noch von Bedeutung sein.


    Wann wird Tom auf seiner Reise wohl seiner Mutter begegnen? Wir haben noch mehr als die Hälfte des Buches vor uns, da muss einfach die Gelegenheit kommen, dass sich die beiden wiederfinden.

  • Heute habe ich das 9. Buch gelesen, das einen Zeitraum von zwölf Stunden behandelt und nicht sehr umfangreich ist.


    Tom rettet eine Frau aus den Händen eines Verbrechers, der sich als unliebsamer alter Bekannter entpuppt und lädt sich damit einigen Ärger auf. Doch die Angelegenheit hat auch angenehme Seiten für ihn, denn


    Er hat wirklich die Gabe, in brisante Situationen zu geraten, aus denen er nicht immer mit heiler Haut hervorgeht. In seinen jungen Jahren war er meist selbst schuld an den widrigen Umständen, doch seit er auf Wanderschaft ist, geht es dabei hauptsächlich um die Ehre oder Sicherheit von Frauen. Ich denke, das ist typisch für die damalige Zeit.


    Der derzeitige Abschnitt des Romans gefällt mir weniger gut. Einige neue/alte Figuren mit interessantem Hintergrund werden in die Handlung integriert, aber es bleibt abzuwarten, ob sie noch eine weitere Rolle spielen werden. Ansonsten hängt der Ablauf für mich etwas in der Luft, da keine Andeutung gemacht wird, in welche Richtung sich das Abenteuer entwickeln wird. Und außerdem würde ich nur zu gerne wissen, wie es Sophia geht!


    Gruß
    Doris

  • Ihr lest mir auch davon! Aber das ist ja bei meinem Tempo auch kein Wunder. :rollen:


    Ich habe gerade mal das 6. Kapitel im 4. Buch beendet und habe jetzt auch schon Sophia Western kennengelernt und bin richtig gespannt, wie sie Toms Herz erobern wird.
    Interessant fand ich die Diskussion zwischen den Erwachsenen, nachdem Blifil Sophias Vogel freigelassen hat. Da gehen die Ansichten in Sachen Erziehung doch sehr weit auseinander! :breitgrins: Tom kann froh sein, jemanden wie Allworthy und Mr Western auf seiner Seite zu haben.


    Ich werde mich anstrengen, ein bisschen schneller zu lesen!

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • :redface: Tut mir leid, dass ich euch (in guter Begleitung) so davongerast bin, aber ab morgen werde ich langsamer. Erstens steht mir eine zeitraubende Arbeitsperiode bevor und zweitens wir mein Mai sehr leserundenreich.


    8. Buch:
    1. Kap.:
    Von der Wichtigkeit, glaubwürdig zu schreiben, innerhalb der Grenzen des Möglichen und Wahrscheinlichen zu bleiben. Und der sonderbaren Tatsache, dass große Dummheit und Boshaftigkeit den Lesern glaubwürdiger erscheinen als ebenso große Weisheit und Güte. Recht hat er, der Fielding!


    Im 3. Kap. hat mich Tom dadurch überrascht, dass er sich vn dem Arzt nicht ausnehmen ließ. So naiv, wie ich ihn eingeschätzt hatte, ist er doch nicht.


    6. Kap.:
    Tom bekommt einen Sidekick! Der Barbier "Little Benjamin" schließt sich ihm - da er eine Fielding'sche Kreation ist, nicht ganz uneigennützig (siehe 1. Kapitel) - an und wartet mit einer gehörigen Überraschung auf!


    Geklatscht und getratscht wird natürlich auch in diesem Buch reichlich, wobei ich mir nicht immer sicher bin, inwieweit "gutgläubig" geklatscht wird (man also an den Wahrheitsgehalt seiner Worte glaubt, um des besseren Effektes Willen vielleicht etwas ausgemalt), und wo es sich um boshafte üble Nachrede handelt, wobei es dem Erzähler nur darum geht, einen anderen in möglichst schlechtes Licht zu stellen und zu diesem zweck einfach gelogen wird.


    11. Kap. bis Ende:
    Der 'Mann vom Berg' (Hügel?) erzählt seine - lange :rollen: - Geschichte. Vermutlich um zu zeigen, was aus einem armen Mann aus gutem Hause werden kann, welches Schicksal auch Tom, falls er sich als nicht ausreichend moralisch gefestigt erweist, durchaus drohen kann.


    15. Kap.:
    Eine Diskussion über den wahren Charakter der Menschen. Sind sie wirklich überall gleich, voller Heuchelei, Dummheit, Betrug und Laster? Das glaubt jedenfalls der Mann vom Berg, während Tom ihm vorwirft, von den schlechtesten Exemplaren auf die gesamte Gattung Mensch zu schließen.
    Den Gegenpart des Mannes vom Berg nimmt, könnte man sagen, Squire Allworthy ein. Der glaubt an das Gute im Menschen, auch wenn er immer mal wieder ent- bzw. getäuscht wird. Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte und ich frage mich, ob Fielding mit seinem Roman nicht auch gerade das darstellen will: Menschen haben die Fähigkeit zu beidem; es kommt darauf an, wofür sie sich entscheiden und auch dann sind sie nicht nur das eine oder das andere.


    9. Buch:
    Im ersten Kapitel sinniert Fielding weiter über die Kunst der Schriftstellerei nach. Wie schwierig es ist, sich eine gute Geschichte auszudenken und sie dann auch noch gut zu erzählen. Und trotzdem fühlt sich jeder dazu in der Lage. Auch da hat er, wenn ich mir gewisse Bücher angucke, nicht ganz Unrecht.


    2. Kap.:
    Ein Hilfeschrei ertönt und Tom eilt zu Hilfe, wie ein wahrer Held es eben tut! (Der Mann vom Berg tut nichts. Weiser Einsiedler hin oder her - mit seiner mangelnden Bereitschaft zu helfen hat er sich in meinen Augen disqualifiziert.)
    Tom wird als "Engel" :breitgrins: bezeichnet. Das erste Mal, dass ich in der Literatur auf einen Mann stoße, der so bezeichnet wird. Eigentlich komisch, wenn ich z. B. an die Erzengel denke, die doch alle männlcihen Geschlechts sind - Michael, Gabriel, etc. Irgendwann scheinen die Engel in der europäischen Vorstellung das Geschlecht gewechselt zu haben.


    5. Kap.:
    Tom ist mal wieder verliebt :rollen: . Eigentlich ist das ja nichts Schlimmes und verständlich ist es auch, denn Mrs Waters Reize sind beachtlich und Tom ein junger Mann. Nur würde ich mir wünschen, dass auch Sophia mit der gleichen Selbstverständlichkeit und mit ebenso viel Nachsicht geschildert mit anderen Männern "verkehren" würde. So hinterlässt das Ganze bei mir doch einen üblen Nachgeschmack von Doppelmoral.



    Der derzeitige Abschnitt des Romans gefällt mir weniger gut. Einige neue/alte Figuren mit interessantem Hintergrund werden in die Handlung integriert, aber es bleibt abzuwarten, ob sie noch eine weitere Rolle spielen werden. Ansonsten hängt der Ablauf für mich etwas in der Luft, da keine Andeutung gemacht wird, in welche Richtung sich das Abenteuer entwickeln wird. Und außerdem würde ich nur zu gerne wissen, wie es Sophia geht!


    Zustimmung in allen Punkten. Hier hätte Fielding sich vielleicht etwas kürzer fassen können, aber wie er im Eingangskapitel des 10. Buches sagt, sollten Kritiker mit ihrer Kritik warten, bis der gesamte Aufbau des Buches klar wird.



    Wann wird Tom auf seiner Reise wohl seiner Mutter begegnen? Wir haben noch mehr als die Hälfte des Buches vor uns, da muss einfach die Gelegenheit kommen, dass sich die beiden wiederfinden.


    Stimmt. Ich hatte Jenny Jones ganz vergessen, aber Fielding schrieb ja zu dem Zeitpunkt, als Jenny aus der Geschichte verschwand, dass sie später an unvermuteter Stelle wieder auftauchen würde. Nun ja, dazu sind ja noch einige hundert Seiten Zeit.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • 5. Buch gelesen



    Ich habe heute in der Buchhandlung in einer Penguin Classic-Ausgabe nachgeguckt (und sie beinahe gekauft). In einer Anmerkung heißt es da über die jährlichen 500 Pfund:"£ 500 handsomely support a family with servants" und weiter heißt es, dass es zu der damaligen Zeit in Großbritannien nur einige Tausend Familien gab, die ein jährliches Einkommen von 400 Pfund oder mehr hatten. Tom hätte also eine ordentliche Erbschaft gemacht, über die er sich wirklich nicht beschweren kann.


    Doch, in Anbetracht dessen, finde ich Tom in dem Testament großzügig bedacht, in Anbetracht der Tatsache, dass er aufgrund seiner Abstammung sowieso nicht zu den obersten Schichten vorstossen könnte, dürfte er sich davon ein bequemes Leben machen können. ZU großzügig finde ich allerdings fast schon die Regelungen gegenüber Square und Thwackum, die bekommen ja schon eine beachtliche Abfindung (die sie meiner Meinung nach nicht verdient haben)


    zur Molly-Affäre:


    :rollen: