Adam Roberts - Sternennebel

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    Der Konflikt ist vorgezeichnet, als sich in Raumschiff mit Siedlern auf den Weg zu einem scheinbar erdähnlichen Planeten macht, denn die sehr unterschiedlichen Gruppen, die sich auf diese Reise begeben, sind schon von Anfang an in verschiedenen Wohnmodulen untergebracht und grenzen sich so von einander ab. Unter den Siedlern befindet sich eine anarchistische Partei, die schnell in einen Konflikt mit einem totalitären Regime tritt. An dem anfänglichen Missverständnis entzündet sich ein Konflikt, der erst auf dem neuen Planeten mit der vollen Härte eines Krieges entflammt, und zu allem Übel ist diese Welt nicht das Paradies, das sie zuerst zu sein schien……
    Wie bereist die Geschichte Amerikas zeigt sind die heroischen und wagemutigen Männer und Frauen, die den ersten Schritt in eine neu Welt wagen nicht unbedingt nur heroisch und wagemutig, sondern oft auch einfach nur auf der Flucht, vor der Unterdrückung in ihrer Heimat.
    Der Roman ist durchweg in der Ich-Perspektive zweier Menschen erzählt, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Zum einen der ignorante Anarchist, zum anderen der machtbesessene Diktator, der seine “Tagebücher” zur Propaganda nutzt. Ein ungewöhnliche und erfrischende Erzählweise !
    Zuerst liest sich dieser Roman sehr humorvoll. Die Charakterzüge der Protagonisten sind auf satirische Weise ins Extrem verzerrt und über lange Strecken sehr witzig zu lesen. Später wird es dann etwas heftiger, der Humor wird dann von Action abgelöst, bzw. verwandelt sich in Sarkasmus in den Berichten der “Erzähler“.
    Der deutsche Titel “Sternennebel” legt nahe, dass die verantwortlichen Mitarbeiter des Verlags in dem Moment der Namensgebung benebelt waren. Den Original Titel “Salt” zu übersetzen wäre zumindest interessanter und auch griffiger gewesen. Also Liebe Verlage: Langenscheidt -Wörterbuch besorgen und los geht’s - dann geht auch der Sinn eines Titels nicht verloren ;)
    Nach der Lektüre will man ausnahmsweise dem Klappentext einmal glauben, der einen darüber informiert, dass der Autor eine beachtenswerte neue Stimme in der Britischen Science-Fiction ist. Adam Roberts präsentiert mit Sternennebel einen tollen Science-Fiction-Roman, voller guter Ideen, Humor und tiefgründigen Gedanken und einer außergewöhnlichen Erzählweise, der sich sehr gut liest und weder zu kurz noch zu lang ist. Mehr !!



    Wer hat es auch gelesen ?
    Wie fandet ihr die ungewöhnliche Erzählweise ?


    Gruß H.


    EDIT: Amazonlink eingefügt. LG, Saltanah

    Phantastik Geschichten aus eigener Feder, gibt es hier:<br /><br />mindworlds.de

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Ich habe das Buch heute Nacht fertiggelesen und bin noch ganz benebelt.
    Der Titel ist natürlich Müll, da hat holger schon recht. Aber einfach nur "Salz" hätte möglicherweise zu sehr nach Kochbuch geklungen...
    Das Cover ist nett, hat mit dem Roman aber nichts zu tun.


    Die Geschichte wird überwiegend aus der Sicht zweier Figuren erzählt, von denen eine anfangs etwas naiv, die andere großväterlich daherkommt.
    Figur Nr. 1 ist Petja Szerelem, ein Techniker des Raumschiffmoduls "Als", Figur Nr. 2 ist Barlei, Kommandant des Moduls "Senaar".


    Als einige Lichtjahre von der Erde entfernt ein erdähnlicher Planet entdeckt wird, startet eine Flotte von Kolonistenschiffen zu dieser Welt. An einem langen Kabel, das an einem Kometen befestigt ist, sind wie Perlen an einer Schnur ein Dutzend Raumschiffe aufgefädelt. Streng getrennt nach Nationen und Religionen reisen die Schiffe 37 Jahre durchs All. Auf dem neuen Planeten angekommen, müssen die Kolonisten feststellen, dass die Wissenschaftler auf der Erde sich geirrt hatten - es gibt so gut wie kein Wasser und der ganze Planet ist eine Wüste aus Natriumchlorid - Salz. In den Nächten toben Stürme aus Salzpartikeln über den Planeten, die alles zerschreddern, was sich ihnen in den Weg stellt. Die Luft besteht hauptsächlich aus giftigem Chlorgas. Also eher Hölle als das erwartete Paradies.
    Der Mensch ist allerdings ein anpassungsfähiges Wesen und schon bald gibt es auf Salz, wie der Planet jetzt genannt wird, die ersten Städte.
    Aber neue Welt hin oder her, die irdischen Probleme sind nicht auf der Erde zurückgeblieben, sondern sind im Gepäck und in den Köpfen der Menschen mit nach Salz gereist.
    So dauert es nicht lange, bis es zu einem bewaffneten Konflikt zwischen Als und Senaar kommt.


    Viele spätere Entwicklungen werden bereits zu Beginn des Buches vorweggenommen. So etwas kann störend sein, aber hier passt es gut hinein. Die Spannung hält sich in Grenzen, der Schwerpunkt der Geschichte liegt woanders.
    Es wird hier die Entwicklung zweier Gesellschaften beschrieben, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten.
    Auf der einen Seite ist Als, eher eine Hippie-Kommune als eine Nation. Die Alsisten haben keine Regierung, keine Gesetze, für sie zählt nur die persönliche Freiheit und die Befriedigung ihrer Bedürfnisse. Sie gründen keine Familien, für die Kinder sind ausschließlich die Frauen verantwortlich. Sie arbeiten nur, um der Langeweile zu entgehen. Ihre Arbeitsschichten werden ihnen von einem Computerprogramm zugeteilt, wenn jemand die zugewiesene Aufgabe nicht beherrscht, muss er sie halt erlernen. Die für die Reise wichigen Spezialisten wie Techniker werden auf Salz nicht mehr gebraucht und müssen schonmal Diplomatendienste leisten, wie am Beispiel von Petja beschrieben wird. Wer sich zum Anführer aufschwingt oder durch die Umstände dazu genötigt wird, wird auch mal verprügelt. Das schlimmste Schimpfwort unter den Alsisten lautet "Rigidist".
    Auf der anderen Seite der Skala steht Senaar, eine Gemeinschaft bibeltreuer Fundamentalisten, streng militärisch organisiert. Ihr Anführer Barlei lässt sich schon bald mit Großer Führer ansprechen. Seine Aufzeichnungen sind auf den ersten Blick die eines liebenden und nachsichtigen Vaters, aber man muss nicht zwischen den Zeilen lesen können, um zu erkennen, was Barlei wirlklich ist - ein Diktator, von dem sämtliche modernen Diktatoren noch was lernen könnten. Eine so straff organisierte Gesellschaft ist auf Salz nicht ohne Vorteile. Die Stadt/Nation Senaar wird als die technologisch am besten entwickelte und an Salz angepasste beschrieben, zwar von Barlei, aber dennoch glaubhaft. Um von den gesellschaftlichen und politischen Problemen abzulenken, tut Barlei das, was schon viele Oberhäupter vor ihm getan haben, er sucht sich einen Feind von außerhalb und zettelt einen Krieg an. Als Feind werden die Anarchisten von Als auserkoren.


    Ich glaube, über dieses Buch könnte man einen langen Aufsatz schreiben. Es ist tiefgründig und intelligent geschrieben, nicht immer leicht zu lesen, trotz der relativ leichten Sprache der beiden Erzähler (Barleis Aufzeichnungen sind für Schüler und Studenten bestimmt, also sehr verständlich).
    Viele SF-Romane kommen sehr phantastisch daher, dieser hier liest sich wie ein Tatsachenbericht, es fällt nicht schwer zu glauben, dass es sich genauso abgespielt haben könnte.
    Der einzige Punkt, an dem ich persönlich zu knabbern hatte und den ich Adam Roberts nicht abkaufen konnte, ist, dass eine Gemeinschaft wie die Alsisten überhaupt in die Flotte aufgenommen werden konnte. Ein so unorganisierter Haufen die die Alsisten würde den Kometen vermutlich bald gegen die nächste Wand donnern, metaphorisch gesprochen. Ich stelle mir vor, dass es für eine Reise durchs All einer gewissen Ordnung und Organisation bedarf.


    Fazit: Ein hervorragender Roman, nicht nur für Science-Fiction-Leser.


    5ratten


    ***
    Aeria


    /edit: Fehler