Anne Chaplet - Nichts als die Wahrheit

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    Kurzbeschreibung
    Ein Mann stürzt von einem Kirchturm: Alexander Bunge, Bundestagsabgeordneter, der eine Woche vorher merkwürdige Dinge über sich in der Zeitung lesen musste. Selbstmord? Seine Freunde und Verwandten bezweifeln das, und Karen Stark, Staatsanwältin in Frankfurt am Main, ermittelt. Für Anne Burau, Politikerin und Biobäuerin in der hessischen Rhön, hat Bunges Tod ungeahnte Folgen. Sehr zum Unwillen ihres Freundes Paul Bremer rückt sie für Bunge in den Bundestag nach, und damit beginnt eine Reise ins Ungewisse. Als Anne in Berlin ankommt, wird sie auf Schritt und Tritt an den Toten erinnert. Offenbar arbeitete Bunge eng mit dem Journalisten Peter Zettel zusammen, enger, als es zwischen Politikern und Medienmenschen üblich ist. Als Vositzender der Baukommission verfügte Bunge anscheinend über brisante Informationen, an die Zettel unbedingt wollte. Anne Burau macht sich auf die Suche nach Peter Zettel. Aber der Journalist ist spurlos verschwunden...


    Meine Eindrücke
    Eigentlich könnte man Anne Burau beneiden: Nach einer Art Schaffespause als Politikerin wird sie zur Nachrückerin für einen tödlich verunglückten Kollegen doch noch nach Berlin berufen. Aber die Vorzeichen sind ungünstg; der Vorgänger starb tragisch und man darf sich fragen, ob es tatsächlich Selbstmord war. Der Empfang in der Partei ist frostig, die Journalisten begrüßen sie mit einem wenig erfreulichen Artikel und die Sekretärin schaltet auf Boykott. Zugleich wird auf Bunges Todesfall die Frankfurter Staatsanwältin Karen Stark angesetzt, die ganz selbstverständlich nach einer Verbindung zwischen Bunge und seiner Nachrückerin sucht; denn wer von einem Verschwinden profitiert, kann durchaus am Verschwinden Schuld sein...


    Anne stolpert ganz schön unbeholfen in ihr neues Berliner Leben. Die Startschwierigkeiten im Parlament sind nur das Eine; das Andere ist das nagende Gefühl, dass Bunge kein ganz so harmloser Abgeordneter war, wie es scheint. Verunsichert ist sie auch vom Verschwinden Peter Zettels, einem Journalisten, mit dem sie zu Bonner Zeiten eine Affäre hatte und von dem sie sich insgeheim ein bisschen Schützenhilfe erhofft hatte. Während sie sich um dessen Hund kümmert, passieren ihr kleine Merkwürdigkeiten und im Büro tauchen seltsame Grundriss-Zeichnungen auf.


    Alexander Bunge löst eigentlich nur zum Teil einen Krimi aus; zu einem erklecklichen Teil ist das Buch einfach die Geschichte von Annes beruflichem Neueinstieg. Da steckt die Trennung vom Hof drin, der nun von der Tochter bewirtschaftet wird, die Trennung von Freunden, die ganz andere Lebensziele haben und Annes Wünsche nur bedingt nachvollziehen können. Die Vergangenheit holt sie ein und Anne wird mit Dingen konfrontiert, die sie längst hinter sich geglaubt hat.


    Verschiedene Erzählstränge laufen parallel zueinander ab und hin und wieder kreuzen sich verschiedene Wege. Doch obwohl auf jeweils unterschiedliche Weise kleine Puzzlesteinchen auftauchen, bleiben die genauen Zusammenhänge lange im Dunkeln. Irgendwie stimmten die Schlussfogerungen schon, die gerade Anne und Karen ziehen, aber sie sind eben noch nicht alles. Am Ende gibt es eine Wahrheit, die sich der Leser zusammen stellen kann. Es dürfte die sein, die am nächsten an den Tatsachen dran ist. Aber es tauchen noch zwei weitere Versionen auf, die so an die Öffentlichkeit gehen, beinahe an die Öffentlichkeit gegangen wären und die beide genauso erfolgreich und glaubhaft werden könnten. Was die Wahrheit ist, ist nur eine Möglichkeit von vielen und Chaplets Buch gibt verschiedene Antworten darauf, was Wahrheit alles sein kann - je nachdem, wer sich damit befasst.


    4ratten

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa