Richard K. Breuer - Die Liebesnacht des Dichters Tiret

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    Kurzbeschreibung
    Sommer 1788. Als der Gelehrte Aleksander ­Mickiewicz sich in die schöne Madeleine, Tochter eines polnischen Aristokraten, verliebt, ahnt er noch nichts von den mysteriösen Umständen seiner Herkunft und von den Ereignissen, die ihn bald unversehens in die politischen Umbrüche hineinziehen werden. In Begleitung des geheimnisvollen, zuweilen verschrobenen Marquis d'Angélique begibt er sich auf eine gefährliche Reise nach Frankreich und begegnet dem genialen Vordenker der Revolution Graf Mirabeau und weiteren historischen Personen wie Frédéric Baron von Dietrich, Antoine Barnave, Grondel, Gräfin La Guyomarais, Manduit, Gräfin de la Fonchais und Prinzessin Lubomirska. Seine Welt beginnt, am Vorabend der Revolution aus den Fugen zu geraten...


    Meine Meinung
    Zugebenen, einem Roman, der im Selbstverlag erschienen ist und welcher das doch eher spezielle Thema 'Französische' Revolution in den Vordergrund stellt, steht ein “Otto-Normal-Leser” wie ich es bin schon ein wenig skeptisch gegenüber. Die tolle Aufmachung des Buches und der Reiz, etwas Vergleichbares wohl noch nie gelesen zu haben, machten mich jedoch neugierig.


    So begab ich mich in das Jahr 1788 – und war bereits nach wenigen Seiten mehr als angetan vom Schreibstil des Autors, der seine Sprache auf angenehme Weise der damaligen Zeit anpasst, ohne dass diese gestelzt oder altbacken wirkt. Stattdessen überraschte mich Richard K. Breuer mit einem unglaublichen Witz, der mich des Öfteren laut auflachen ließ.
    Auch meine Befürchtung, mein Schulwissen in Bezug auf die Französische Revolution könne nicht ausreichen, um der Handlung folgen zu können, war unbegründet. Zwar treten unzählige Figuren auf, über die man nicht immer den Überblick behält. Dagegen verschafft allerdings der Anhang Abhilfe, in dem man nicht nur ein ausführliches Quellen- und Literaturverzeichnis findet, sondern in dem für jedes Kapitel erklärt wird, wer eine reale und wer eine fiktive Person ist, welche Rolle sie gespielt hat und wann sie gelebt hat. Aber alles in so kleinen Häppchen, dass man sich nicht wie im Geschichtsunterricht fühlt.


    Zumindest bis zu Hälfte des Buches. Während anfangs die verbotene Liebe des Aleksander Mickiewicz und seine mysteriöse Herkunft noch der zentrale Punkt der Geschichte sind, rückt das Schicksal der einzelnen Figuren mit der Zeit immer mehr in den Hintergrund und der Leser erhält – verpackt in Gespräche zwischen den einzelnen Beteiligten – immer mehr Informationen über die Anfänge der Französischen Revolution. Zwar lesen sich auch diese Passagen verhältnismäßig flüssig und die historischen Fakten werden leichthändig vermittelt, aber bisweilen hatte ich doch das Gefühl, eher ein gut geschriebenes Sachbuch in den Händen zu halten, denn stellenweise wird die Handlung doch etwas stark vom historischen Aspekt überlagert.


    So gelingt es dem Autor leider nicht ganz, sein im Vorwort geäußertes Ziel zu erreichen, denn um zu zeigen „dass es vor über 200 Jahren mutige Menschen gegeben hat, die sich getrauten, eine bestehende Ordnung in Frage und zur Diskussion zu stellen“, hätte er ebendiese Diskussionen phasenweise etwas weniger stark in den Mittelpunkt stellen müssen als die Menschen, die dahinter stehen.
    Ohnehin ist das gesamte Buch sehr dialoglastig. Diese sind zwar für sich ziemlich überzeugend geschrieben, jedoch hatte ich manchmal das Gefühl, eher ein Drehbuch für ein Theaterstück zu lesen. Verstärkt wurde dieser Eindruck vom verwendeten Präsens und dem häufigen Gebrauch kurzer, knapper Sätze, die auf mich zeitweise wie Regieanweisungen wirkten.


    Nichtsdestotrotz hätte das Buch insgesamt eigentlich eine bessere Bewertung erhalten - wäre der Schwerpunktwechsel zurück auf die Charaktere zum Schluss nicht allzu abrupt erfolgt und das Ende etwas weniger offen.


    FAZIT: Ein Buch mit grandiosen Ansätzen und herrlichen Dialogen, aber leider auch mittelgroßen Schwächen im Aufbau.


    Meine Wertung: 3ratten