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Kurzbeschreibung
Immer wenn ein Buchhändler, eine Volkshochschule oder eine andere Kulturinstitution anruft und um eine Lesung oder einen Vortrag bittet, sagt er zu. Also hetzt der begnadete Erzähler kreuz und quer durch Deutschland, kennt jedes Hotel – und wird sich selbst dabei ganz fremd. Da bringt ihn eines Tages ein Freund auf die Idee, sich zu vervielfältigen. Mit einer Zeitungsannonce werden Doppelgänger gesucht, die fortan für ihn auf Reisen gehen sollen, während der echte Rafik Schami zu Hause in Ruhe neue Bücher schreiben kann. Doch die Katastrophe bleibt nicht aus.
Meine Eindrücke
Rafik Schami hat ein Problem, das sich viele andere Autoren wünschen würden: Er ist ungeheuer beliebt bei seinen Lesern und er wird mit Anfragen für Lesungen geradezu überhäuft. Da er die Einladungen sehr gerne annimmt - er liebt den direkten Kontakt mit dem Publikum einfach zu sehr - nimmt er sehr viele Angebote an und kommt kaum noch zum Schreiben neuer Geschichten. Nach reiflicher Überlegung akzeptiert er den scheinbar aus einer Schnapslaune heraus gemachten Vorschlag, Doppelgänger zu engagieren, und sucht sieben passende Kandidaten aus. Diese sieben absolvieren ein intensives Training, damit sie den echten Schami würdig vertreten können. Doch die Männer geraten in Situationen, die auf den echten Schriftsteller auf Dauer Schatten werfen.
Das Buch ist fast eine kleine Liebeserklärung an die deutschen Leser: Die haben den unbekannten Autor Rafik Schami durch Mundpropaganda immer beliebter gemacht und im Buch spielen viele Erinnerungen an all die Lesungen in Deutschland eine Rolle. Schami erzählt von verkorksten Abenden genauso wie von hingebungsvollen Zuhörern, rettenden Einfällen, engagierten Buchhändlern, seltsamen Autorenkollegen oder den Tücken einer Reise.
Die sieben Doppelgänger versuchen zu Beginn, ihre Rolle perfekt zu erfüllen; aber im Lauf der Zeit vergessen sie sie hin und wieder und sind ganz sie selbst. Die Irrungen und Wirrungen nehmen überhand: Der eine kümmert sich allzu hingebungsvoll um die Damen, ein anderer fällt auf, weil er sich sprachlich verheddert, ein dritter tritt beschwipst auf und leert das Buffet noch vor der Lesung. Der echte Schami muss virtuos Pannen ausbügeln, von denen er ohne Vorwarnung telefonisch durch Buchhändler oder Freunde erfährt - und die natürlich glauben, er wisse ganz genau, worum es geht.
Mir hat das Buch eigentlich gut gefallen: Die Idee, einen Schami durch sieben weitere zu ergänzen, fand ich prima; die Fettnäpfchen, die die sieben Doppelgänger ansteuern, sind witzig und die Fallen, die sich für alle acht langsam aufbauen, lassen die Aktion immer gefährlicher werden. Spannung aber fehlt - selbst, wenn es um die Frage geht, wie sich Schami aus der Misere retten wird. Das Buch lebte für mich von den Anekdoten, die in eine Rahmenhandlung verpackt wurden. Auch die Rahmenhandlung war originell und trotzdem wollte der Funke nicht recht springen. Was ich mir nicht ganz erklären kann, denn Rafik Schami ist beileibe nicht von meiner Wunschliste geflogen.