Jonathan Littell - Die Wohlgesinnten

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema, welches 6.952 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Rydal.

  • Gestern habe ich dieses Buch begonnen: Jonathan Littel - Die Wohlgesinnten 

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    Die ersten 60 Seiten haben mich schon einmal sehr beeindruckt. Littell lässt im Prolog den Erzähler sprechen, wie er den Krieg gesehen hat und dass er nur seine Arbeit verrichtet hat und sonst nichts. Bei manchen Vergleichen, die er angestellt hat, wusste ich nicht, ob ihm recht geben oder empört aufschreien soll. Ich kann schon nach wenigen Seiten nachvollziehen warum es so große Diskussionen um dieses Buch gibt.


    Ich bin gespannt wie es weitergeht und wie der Krieg aus der Sicht eines "Täters" aussieht.


    Hat es schon jemand gelesen?


    Katrin

  • ich habe schon etwas mehr gelesen, bin aber noch nicht mal beim ersten Viertel angelangt.
    Ich muß erst einmal eine Pause einlegen.


    ich denke, wenn das von der qualität so bis zum Schluß weitergeht, ist es ein buch der sprizenklasse.
    Natürlich ist es bedrückend, es aus der tätersicht zu erleben, die ganze "Normalität".
    Littell hat sehr gut erfaßt, wie die Nazis per definitionem eine große Menschengruppe zu Ungeziefer erklärten, und sie dann wie Ungeziefer ausrotteten.
    und sich noch ekelten. vielleicht könnte das Ungeziefer sich ja künftig selbst ausrotten....
    seufz...


    Der Mann hat gut recherchiert.

    kann nur besser werden.


  • Gestern habe ich dieses Buch begonnen: Jonathan Littel - Die Wohlgesinnten


    Die ersten 60 Seiten haben mich schon einmal sehr beeindruckt.


    Die entscheidende Frage ist ja, ob er das Niveau 1300 weitere Seiten halten kann.


    Gruß, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()


  • Das finde ich auch. Ich kann das Buch leider nur zu Hause lesen, da es mir zum Mitschleppen in der U-Bahn einfach zu unhandlich ist. Daher komme ich eben sehr langsam voran.


    Recherchiert hat der Mann wirklich sehr genau. Bei wikipedia gibt es eine Liste aller Personen, die wirklich gelebt haben und die ist sehr beachtlich. Außer dem Erzähler scheint es nicht sehr viele fiktive Personen zu geben.


    Katrin

  • Hallo!
    Ich kann zu Littels Buch nur sagen, dass sich bei mir nach der Lektüre ein paar Fragezeichen gebildet hatten...
    Es waren besonders zwei Fragen, die ich nicht beantworten konnte:
    Wie konnte er Selbstzweifel, die ihn das ganze Buch über plagen, haben, nachdem er doch im Prolog alles erklärt hat, in einer sehr direkten Sprache, wie ich finde???
    Wer sind die Wohlgesinnten??? Diese Frage ist vielleicht auch nur offen, weil ich nicht immer 100%ig bei der Sache war, aber eine Antwor wäre super!


    Alles in allem war es jedoch eine gute Lektüre, die ich jedem empfehlen kann.


    Viele Grüße
    Kai


  • Wer sind die Wohlgesinnten??? Diese Frage ist vielleicht auch nur offen, weil ich nicht immer 100%ig bei der Sache war, aber eine Antwor wäre super!


    Unter dem von Jaqui angegebenen Wiki-Link findest Du auch dazu Antwort: "Der Titel bezieht sich auf den letzten Teil der Orestie von Aischylos mit dem Titel Die Eumeniden (deutsch: Die Wohlgesinnten). Aischylos redet damit jene auch als Erinnyen bezeichneten Rachegöttinnen aus der griechischen Mythologie auf wohlmeinende Weise an, um ihren Zorn zu beschwichtigen."

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • Hey BigBen!
    vielen dank für die Aufklärung!!!
    Grüße
    Kai

  • Ich will das Buch unbedingt lesen und auch haben. Allerdings muss ich leider auf die günstigere Taschenbuchausgabe warten...

  • Oha, ob das jemals als Taschenbuch rauskommen wird, könnte mir auch vorstellen, dass das eins von den Büchern ist - wie z. B. die Tintenwel-Trilogie - die niemals als Taschenbuch erscheinen...



    Ich habs mir vor 3 Wochen grob auch gekauft, obwohl mich die 36 euro zunächst abgeschreckt haben, hab aber erst ca. die ersten 30 Seiten mal reingelesen, die knapp 1400 Seiten sind doch ein gewaltiger Batzen und ein Freund allzu vieler Parallellektüren bin ich nicht und den Punkt, dass man das schlecht unterwegs lesen kann, hab ich auch schon bedacht :/

  • Hallo zusammen,


    ich bin wirklich sehr neugierig auf dieses Buch. Hat es zwischenzeitlich jemand von euch ganz gelesen und evtl.
    auch eine Meinung dazu?


    So ganz ohne Lit-Schock Meinung traue ich mich noch nicht an den Wälzer heran :winken:


    Viele Grüße
    Muertia

    :lesen: Rebecca Gablé - Der dunkle Thron<br />SuB: 6 (+16 bereits bestellte Bücher, um den SuB mal ein wenig aufzuwerten)

  • Ich habe es noch immer nicht gelesen und in nächster Zeit werde ich auch nicht dazu kommen, aber es steht auf meiner Liste.


    Katrin

  • Huhu!


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    Ich hab es noch (laaaange) nicht zu Ende gelesen, aber ich bin immerhin dran. Die ersten 100 Seiten haben mich schwer beeindruckt. Ich lese auf Französisch, weshalb das ganze noch länger dauert, aber ich habe den Anfang des Buches auf Deutsch gehört (im virtuellen Lesesaal der FAZ) und finde auch die deutsche Version sehr schön. Vor allem die Sprache, die für die Übersetzung verwendet wurde, sagt mir sehr zu.


    Inhaltlich ist das Buch bisher noch nicht so arg wie ich es mir noch erwarte, aber ich brauche trotzdem immer kleine "Erholungspausen". Da wird schon sehr nebensächlich damit umgegangen, wieviele Tote es wieder gegeben hat und "wer die jetzt alle wegschafft" und die Art, wie diese Leute sterben mussten, ist allen völlig egal. :entsetzt:
    Der Hauptcharakter ist bisher auch sehr interessant, weil ich noch überhaupt nicht weiß, ob ich den jetzt abstoßend finde oder ob er doch eine menschliche Seite hat (ich vermute es mal :zwinker:).


    Sobald ich etwas weiter bin, melde ich mich hier wieder.


    Liebe Grüße,
    Wendy

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Vielen Dank für die Antworten ihr beiden.


    Nachdem was du schreibst, Wendy, könnte das Buch wirklich etwas für mich sein.
    Wie findest du denn den Schreibstil im Allgemeinen bisher auf den ersten 100 Seiten? Darüber habe ich in einer Diskussion im Ersten letztes Jahr gehört, dass es wohl sehr zähflüssig zu lesen sei. Und das ist derzeit so ziemlich der Grund, der mich abhält, die 36 Euro zu investieren.



    Viele Grüße
    Muertia

    :lesen: Rebecca Gablé - Der dunkle Thron<br />SuB: 6 (+16 bereits bestellte Bücher, um den SuB mal ein wenig aufzuwerten)

  • Hallo Muertia!


    Naja, das erste Kapitel (das etwa 40 Seiten lang ist *ächz*) ist etwas wirr geschrieben, aber sobald die richtige Handlung losgeht, finde ich, dass es sich recht flüssig liest. Das erste Kapitel ist wirklich nur so eine Art Einleitung, in der der Protagonist Dr. Aue rückblickend alles vor sich hinbrabbelt, was ihm gerade einfällt und wo er auch ziemlich wild mit Zahlen und Statistiken um sich wirft. Danach wird es aber wie gesagt eine ganz "normale" chronologische (bis jetzt) Geschichte, die ich persönlich (noch) nicht als zähflüssig empfinde.


    Das einzige, was mich immer etwas stocken lässt, sind die vielen deutschen Begriffe in meinem französischen Buch. Da werden alle Titel auf deutsch belassen (weil's ev. auch gar kein französisches Äquivalent gibt? :gruebel:) und das finde ich leicht sprachverwirrend. :breitgrins: Aber auch daran gewöhnt man sich.


    Kostet denn das Taschenbuch 36 Euro oder das Hardcover. Mein TB ist nämlich schon schwer genug. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das HC dann irgendwie zum Transport geeignet wäre. Es sei denn als Hantelersatz oder so. :spinnen:


    Liebe Grüße,
    Wendy

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Ich lese das Buch auch gerade und bin im Moment auf Seite 250.


    Ich finde es vom Stil her nicht unbedingt schwer zu lesen (ich lese es aber auf deutsch :zwinker:), aber die Thematik ist einfach so schwer verdaulich, dass ich das Buch nicht am Stück lesen kann sondern immer wieder Pausen brauche, um das Gelesene zu verdauen.


    Bisher finde ich das Buch ganz gut. Es beschreibt sehr genau die Gefühle des Nazi-Offiziers und den Umgang mit der Unmenschlichkeit des Krieges und v.A. den Umgang mit den Juden. Ich finde man erhält tiefe Einblicke in die menschliche Seele und dabei auch wie unterschiedlich die Menschen mit dem Greuel umgehen. Das Buch ist sehr schonungslos geschrieben und es stockt einem wirklich oft der Atem.


    Was ich enorm finde, ist das diese grausamen Ereignisse teilweise so lapidar (eben aus Sicht des Offiziers) beschrieben werden, dass man selbst das Ganze auch lapidar empfindet. Ich muss mich dann immer wieder wachrütteln und mir sagen, Gott hier werden Menschen umgebracht! Das man diese Einstellung des Offiziers so leicht übernimmt, finde ich eine sehr beachtliche Leistung des Autors. Da sieht man auch gerne darüber hinweg, dass die geschilderten Gruppenbewegungen doch teils etwas langweilig sind.


    Aber ich finde das Buch insgesamt sehr lesenswert, es ist halt keine Lektüre für zwischendurch, sondern man muss sich dafür Zeit nehmen.


    lg
    bane


  • Kostet denn das Taschenbuch 36 Euro oder das Hardcover. Mein TB ist nämlich schon schwer genug. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das HC dann irgendwie zum Transport geeignet wäre. Es sei denn als Hantelersatz oder so. :spinnen:


    Das Hardcover kostet in deutsch 36 Euro. Aber es ist wirklich ein unglaublicher Brocken von Buch. Keine schlechte Idee, es mal als Hantel zu nutzen :eis:


    [quote author=Bane77]
    Bisher finde ich das Buch ganz gut. Es beschreibt sehr genau die Gefühle des Nazi-Offiziers und den Umgang mit der Unmenschlichkeit des Krieges und v.A. den Umgang mit den Juden. Ich finde man erhält tiefe Einblicke in die menschliche Seele und dabei auch wie unterschiedlich die Menschen mit dem Greuel umgehen. Das Buch ist sehr schonungslos geschrieben und es stockt einem wirklich oft der Atem[/quote]


    Das hört sich wirklich sehr interessant an Bane. Ich finde Bücher, bei denen man sich tatsächlich in die Protagonisten hineinversetzen kann, grundsätzlich immer sehr spannend. Auch wenn man in diesem Falle wohl wie von einigen jetzt beschrieben, Pausen einlegen muss, um das Gelesene zu verdauen.


    [quote author=Bane77]
    Was ich enorm finde, ist das diese grausamen Ereignisse teilweise so lapidar (eben aus Sicht des Offiziers) beschrieben werden, dass man selbst das Ganze auch lapidar empfindet. Ich muss mich dann immer wieder wachrütteln und mir sagen, Gott hier werden Menschen umgebracht! Das man diese Einstellung des Offiziers so leicht übernimmt, finde ich eine sehr beachtliche Leistung des Autors.[/quote]


    Mit euren Antworten (danke nochmal hierfür) und vor allem durch diesen Kommentar bin ich nun endgültig überzeugt davon, dieses Buch unbedingt lesen zu müssen.


    Viele Grüße
    Muertia


    :winken:

    :lesen: Rebecca Gablé - Der dunkle Thron<br />SuB: 6 (+16 bereits bestellte Bücher, um den SuB mal ein wenig aufzuwerten)

  • Naja, 1400 Gramm bei genauso vielen Seiten sind kein Pappenstiel und gerade in der zweiten Hälfte gibt es Passagen, in denen nur immer und immer wieder Organisatorisches behandelt wird, ohne eine persönliche Verbindung zur Figur Aue. Littell wählt dafür auch eine sehr sachliche Sprache und schreibt dann manchmal über mehrere Seiten ohne einen einzigen Absatz, ja bisweilen zieht sich ein Satz ohne Unterbrechung, ewig dahin, wobei man sich diese Fakten ja auch durch Sekundärliteratur aneignen könnte. Andererseits lebt das Buch gerade von der Vielzahl der Schreibstile und deren Wechsel, vor allem da die ganze Bürokratie und deren unglaublich erdrückende Masse ja auch für die Entwicklung Aues von Bedeutung ist.
    Im großen und ganzen ist das Buch aber in allen Passagen gut lesbar, sei es in den ungezwungenen Teilen, in den nüchtern-organisatorischen oder den philosophisch-weitschweifenden; selbst die Albträume und Bewusstseinsstörungen haben ihren Reiz, wenn sie auch für mich eine größere Herausforderung waren, als die seitenlangen, sinnesbetäubenden Darstellungen der SS-Strukturen.


    Es lohnt sich wirklich, dieses Buch auch als Buch der Sprache zu lesen; die vielen Fremdworte, Fachbegriffe und Abkürzungen sollen den Leser manchmal auch überfordern. In anderen Sprachen muss sich das noch weitaus stärker bemerkbar machen, denn Littell hat alle seine Übersetzer dazu verpflichtet, die deutschen Begriffe und Dienstgrade immer beizubehalten - ich bedaure es fast, dass ich das Buch "nur" auf Deutsch gelesen habe, aber in einer anderen Sprache hätte ich es wohl nie geschafft.


    Tipp:
    Unter anderem bei Amazon kann man sich Organigramme der Einsatzgruppen und Übersichten der Befehlsstrukturen als pdf herunterladen, ich habe das als sehr hilfreich empfunden. Gerade bei der Vielzahl von Namen war es so etwas leichter den Überblick zu behalten, auch wenn es schon abschreckt, zur Lektüre immer noch 15 Extrablätter (und dazu den Atlas) hervorkramen zu müssen. Im Bett habe ich das Buch nicht gelesen.

  • Littell hat den "Bad Sex Award" gewonnen. Klick

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh