Thomas Pynchon - Gegen den Tag

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  • Normalerweise frage ich mich schon, wofür ein Handlungsstrang gut war, wenn er nicht weiter relevant ist, aber wenn ich das vorher weiß, kann ich damit leben. Surreal - nun ja, auch nicht gerade mein Ding, aber wie gesagt: Wenn ich weiß, worauf ich mich einstellen muss... Die altertümliche Sprache wiederum mag ich gerne, sie gibt dem Buch einen ernsthaften Anstrich, weil sie mich an längst verstorbene Schriftsteller erinnert.


    Ich habe das Buch von ein paar Jahren billigst und ungelesen auf dem Flohmarkt entdeckt - da hatte wohl jemand seine Probleme mit Pynchon :breitgrins:


    Gruß
    Doris

  • Habe nun einige Amazon-Rezensionen anderer Bücher des Autors studiert - danach gewinnt man den Eindruck, das wir hier einer der modernsten Autoren des 20. Jh. par excellence vor uns haben. Da muss ich noch mal in mich gehen, ob ich nicht doch an der Leserunde dieses Mammutwerks teilnehme.


    Gruß, Thomas

  • Mich hält zuviel des offiziellen Lobes eher davon ab, ein Buch zu lesen.


    Ich habe auch schon eine Lesprobe versucht und die hat mich nicht wirklich begeistert. Es fragt sich nur, ob man sich damit schon in den Roman hineinversetzen kann. Jedenfalls muss ich mir die Teilnahme an einer LR noch überlegen.

  • Hm, was heißt "hineinversetzen"? Wenn du damit meinst, daß du mit den Protagonisten mitfieberst und Teil der Handlung wirst - nein, das ist kaum möglich. Wenn du es als teilnehmen am Kosmos des Autors verstehst (entsetzlich hochtrabend, aber mir fällt gerade keine bessere Formulierung ein), das ist möglich.


    Generell halte ich gerade bei diesem Autor aber Leseproben nur für sehr bedingt tauglich, um einen tatsächlichen Eindruck von seinem Stil zu erhalten. Die Romane sind Gesamtkunstwerke, ein einzelner Teil rein für sich genommen, funktioniert da einfach nicht.


    Grundsätzlich stimme ich Sue übrigens zu, Bücher die fast einhellig gelobt werden, sind mir meistens auch suspekt. Es gibt aber eben auch Fälle, in denen man halt ein schlicht gutes Buch vor sich hat. Ob man damit persönlich dann Spaß hat, ist aber wieder eine andere Frage... :zwinker:

  • Der Autor wurde übrigens gestern 71 Jahre alt.


    Gruß, Thomas

  • "Hineinversetzen" war wohl nicht der richtige Ausdruck.
    Das es bei der Lektüre nichts zum Mitfiebern gibt, ist mir schon klar.
    Ich habe eher gemeint, wie mich Sprache und Stil ansprechen, konnte ich bei der Leseprobe nicht herausfinden.


    Wenn ich in guter Stimmung bin, werde ich es mit Jahresende versuchen.


    Liebe Grüße, Sue.


  • "Hineinversetzen" war wohl nicht der richtige Ausdruck.
    Das es bei der Lektüre nichts zum Mitfiebern gibt, ist mir schon klar.
    Ich habe eher gemeint, wie mich Sprache und Stil ansprechen, konnte ich bei der Leseprobe nicht herausfinden.


    Ich kann das nachvollziehen, liest man wenige Zeilen Proust oder Musil ist man gleich begeistert (auch diese Autoren haben keine druchgehende Handlung), bei Pynchon ging es mir bei der angebotenen Leseprobe nicht so.


    Gruß, Thomas

  • Ich kann das nachvollziehen, liest man wenige Zeilen Proust oder Musil ist man gleich begeistert (auch diese Autoren haben keine druchgehende Handlung), bei Pynchon ging es mir bei der angebotenen Leseprobe nicht so.


    Gruß, Thomas


    Ich warne aber dringend davor, von der Leseprobe auf das ganze Buch zu schließen. Denn wie Nikolaus Stingl, einer der beiden Übersetzer, in einem Interview auf der Rowohlt-Seite sagt, imitiert Pynchon in seinem Buch verschiedene Genres. Und im ersten Teil, aus dem die Leseprobe stammt, imitiert er wohl einen Abenteuerroman à la Jules Verne... :zwinker:

  • Ich warne aber dringend davor, von der Leseprobe auf das ganze Buch zu schließen. Denn wie Nikolaus Stingl, einer der beiden Übersetzer, in einem Interview auf der Rowohlt-Seite sagt, imitiert Pynchon in seinem Buch verschiedene Genres. Und im ersten Teil, aus dem die Leseprobe stammt, imitiert er wohl einen Abenteuerroman à la Jules Verne... :zwinker:


    Ich habe das schon verstanden, der Verlag wäre dennoch besser beraten, eine etwas ausfühlichere Leseprobe einzustellen.


    Gruß, Thomas

  • In diesem Fall würde ich eher raten, mit einem anderen Buch von Pynchon zu beginnen, um einen Eindruck von seinem Stil zu gewinnen. Für einen Fehlkauf ist "Gegen den Tag" auch einfach zu teuer.


    @ MacOss:


    Danke für den Link zu dem Interview, ich kannte nur das mit beiden Übersetzern in der NZZ.

  • Heute wird das Werk als Aufmacher in DIE ZEIT besprochen (ist noch nicht online, vermutlich erst nächste Woche). Überschrieben mit "Ein Wunderwerk" endet die Rezension etwas ernüchtert und konstatiert, dass die 1600 Seiten nicht tragen.


    Gruß,
    Thomas

  • Ist die Rezension von Iris Radisch? Die hat noch nie meinen Geschmack getroffen...


    Korrektur: Beim Perlentaucher habe ich gerade die Zusammenfassung gelesen, die Rezension von Fritz Raddatz. Danach lässt das Buch übrigens erst nach der 1.000-Seiten-Grenze nach und ist zumindest bis dahin tatsächlich das im Titel versprochene Wunderwerk (um den Klassikfreund mal dezent zu korrigieren :winken:).

    Einmal editiert, zuletzt von Tyrone Slothrop ()


  • Danach lässt das Buch übrigens erst nach der 1.000-Seiten-Grenze nach und ist zumindest bis dahin tatsächlich das im Titel versprochene Wunderwerk


    Ach wie schön. Auf Englisch hat das Buch ja "nur" 1084 Seiten -> es ist also bis nahezu dem Ende toll :breitgrins: .

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Wäre es dir lieber, es wäre direkt von Beginn an schwach und würde erst zum Schluß hin gut? :breitgrins:

  • Ach wie schön. Auf Englisch hat das Buch ja "nur" 1084 Seiten -> es ist also bis nahezu dem Ende toll :breitgrins: .


    Ich denke, die Rezension bezieht sich auf die deutsche Übersetzung, obwohl ich bei Raddatz davon ausgehe, daß er auch das Original kennen dürfte. Und lt. Zeit hat das Buch knapp 1600 Seiten, während amazon von knapp 1800 Seiten spricht. Allerdings klingt die Rezension schon so, als sei wirklich nur ein kleinerer Schlußteil nicht mehr wirklich gelungen.....
    Zum selbst nachlesen : die Rezension von Fritz J. Raddatz


  • Allerdings klingt die Rezension schon so, als sei wirklich nur ein kleinerer Schlußteil nicht mehr wirklich gelungen.....
    Zum selbst nachlesen : die Rezension von Fritz J. Raddatz


    "Die Halteseile scheuern durch" als Schlusssatz der Rezension klingt für mich ein wenig anders. Die Halteseile halten nun mal den ganzen Ballon, sprich Roman, wenn diese durchscheuern, ist der ganze Ballon in Gefahr. Aber vorher hatte man zumindest eine schöne Fahrt. Bei mir weckt die Rezension (v.a. die Zitate überzeugen) jedenfalls die Lust auf Mehr.


    Gruß, Thomas

  • "Die Halteseile scheuern durch" als Schlusssatz der Rezension klingt für mich ein wenig anders. Die Halteseile halten nun mal den ganzen Ballon, sprich Roman, wenn diese durchscheuern, ist der ganze Ballon in Gefahr. Aber vorher hatte man zumindest eine schöne Fahrt. Bei mir weckt die Rezension (v.a. die Zitate überzeugen) jedenfalls die Lust auf Mehr.


    Gruß, Thomas


    Der Text läßt nirgends darauf schließen, daß das Gesamtwerk auch nur im mindestens gefährdet sei, aufgrund der nachlassenden Endphase, qualitativ und endgültig ungenießbar zu werden.... eher im Gegenteil. Ein "Buch wie ein Gebirge", "einer fast einmaligen epischen Leistung" oder "Wunderwerk moderner Prosa" sind eindeutig Ausdrücke uneingeschränkter Wertschätzung (trotz eines kleinen Mangels).


    Gruß tinius

  • Ich bin so neugierig darauf, dass ich es schon lesen werde, aber mir vielleicht vorher noch eine "schlankere" Einstiegslektüre von Pynchon einverleiben werde.


    Für 1600 Seiten braucht man eben eine längere Vorbereitungszeit.

  • Ich habs auf englisch schon lange dastehen, traue mich aber - trotz langer Übung - nicht wirklich an das Original. Andererseits müßte ich für die deutsche Ausgabe noch einmal viel Geld lassen.... - Verständnisprobleme hatte ich auch auf deutsch bei allen seinen Büchern : von der "Versteigerung" bis hin zu "Vineland", nur "Mason & Dixon" steht noch ungelesen herum.

  • Da beneide ich Dich aber um Deine Englischkenntnisse. Ich könnte nicht einmal im Traum daran denken, mich über das Original herzumachen. Dazu sind meine Sprachkenntnisse viel zu oberflächlich geblieben.


    Ich wage mich schon im Deutschen nicht so richtig an das Werk, weil ich fürchte, dass mir die Luft ausgehen wird und teuer ist es eben auch.
    Vielleicht werde ich es in der Bücherei vorbestellen. Falls es mir gar nicht zusagt, war es wenigstens keine Fehlinvestition.