Edward Morgan Forster - Maurice

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 5.379 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von tina.

  • Titel: Maurice
    Autor: Edward Morgan Forster


    Allgemein:
    294 Seiten - Btb


    Inhalt:
    Maurice wächst wohlbehütet im Schloß einer gutsituierten bürgerlichen Familie heran. Aber schon als Halbwüchsiger erkennt er, daß er sich eher zu jungen Mänern hingezogen fühlt als zu Frauen. Als Maurice während seiner Studienzeit in Cambridge die Werke Platos liest, erschließt sich ihm eine neue Welt. Erst nach dieser geistigen Ekstase lernt er dann einen jungen Mann aus Fleisch und Blut kennen:
    Clive.
    Erst ein halbes Jahrhundert nachdem Forster den Roman geschrieben hatte wurde dieser nach dem Tod des Autors veröffentlicht. Forster selbst hatte sich nie getraut diesen zu veröffentlichen (verständlicher weise wenn man das Thema bedenkt)


    Meine Meinung:
    Wenn man bedenkt wann dieser Roman geschrieben worden ist liest er sich ungewöhnlich modern und man meint einen historischen Roman zu lesen. Das erstaunliche ist Maurice entstand bereits in den Jahren 1913 und 1914. In einer Zeit in der in England HomoS.e.x.ualität noch unter Strafe stand. Forster selbst war ebenfalls Schwul vieles in dem Roman spiegelt seine eigenen Erfahrungen wieder.
    Die Figur des Maurice bleibt einem trotzdem weitgehen eher unsympatisch. Er ist oft sehr Arrogant und Ich - bezogen. Ein Typischer Junger Mann der damaligen Upperclass würd ich sagen. Aber irgendwie hat mich diese Geschichte trotzdem gefesselt. Man erfährt viel über die damaligen Moralvorstellungen und auch über die damaligen Zustände in England was HomoS.e.x.ualität angeht. Außerdem ist das Buch irgendwie eigenwillig romantisch und melancholisch- trotzdem erwartet den Leser ein unerwarteter Schluss.
    Maurice ist mein persönlicher Liebling von Forster und vielleicht sogar sein bester Roman.



    5ratten


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  • Hallo Holden,


    ist mir jetzt peinlich, aber dein Link führt mich wieder auf "Server nicht gefunden". Soll das ein Link zu Amazon sein? Bin neugierig.


    Liebe Grüße
    wolves

  • Eigentlich wollte ich aus diesem Buch schon länger etwas im Erotik-Thread schrieben. Hier gibt es nämlich die erotischste Stelle, die mir bisher in Büchern untergekommen ist. Ich zitiere sicherheitshalber im Spoiler:

    Zitat


    ***


    :breitgrins:


    Mir hat das Buch, ebenso wie der Film, gut gefallen und ich empfehle sowohl das Schauen als auch das Lesen.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo!


    Huch, ist das lange her dass ich Maurice gelesen habe! Für mich war es eines der Bücher, die erst im Nachhinein, also beim Nachdenken über das Buch, so richtig gewirkt haben. Maurice als Person hat dabei keinen tieferen Eindruck hinterlassen, da kann ich mich ganz Holdens Meinung über ihn anschließen. Die Moralvorstellungen der damaligen Zeit fand ich dagegen sehr bedrückend. Ich konnte mir nicht vorstellen wie es ist, sein wahres Ich aufgrund äußerer Zwänge so unterdrücken zu müssen. Leider kann ich nicht mehr dazu schreiben, wie gesagt, es ist schon ziemlich lange her :rollen:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Okay, hier etwas ausführlicher:

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Saltanah
    Heute hab ich das Zitat zufällig wiederentdeckt und musste Grinsen, diesmal hab ich es nämlich sofort verstanden :breitgrins: Letzthin kam ja der Film auf ARTE (und natürlich hab ich ihn angeschaut obwohl ich ihn mir inzwischen mühsam über Ebay auf DVD besorgt habe^^) und das hab ich zum Anlass genommen Maurice in Englisch zu lesen.

  • Aus der heutigen Sicht betrachtet kann einem die damals vorherrschende Diskriminierung wirklich einen Schauer über den Rücken treiben. Was für ein Glück, dass man mit dem Thema Homosexualität inzwischen weitgehend normal umgehen kann. Und das ist auch gut so. Traurig und gleichzeitig belustigend fand ich, dass Maurice allen Ernstes dachte, er könne mit Hypnose Abhilfe schaffen.


    Maurice ist zwar nicht gerade ein liebenswerter Mensch, aber wenn man bedenkt, dass er seinen Vater schon früh verloren hat und seine Mutter und Schwestern es völlig normal finden, dass er als männliches Familienoberhaupt gewisse diktatorische Eigenschaften haben muss, ist es nicht verwunderlich, dass er sich so entwickelt hat. Manche Reaktionen von ihm konnte ich nur zu gut verstehen. Wer läuft schon ständig mit einem Lächeln durchs Leben, wenn er so schwer an an seinem Geheimnis zu tragen hat und noch immer damit kämpft, sich so zu akzeptieren?


    Die Handlung des Romans war in Ordnung, allerdings hatte ich mit dem Stil einige Probleme. Manche Begebenheiten blieben oberflächlich und es gab immer wieder Passagen oder Dialoge, die ich beim ersten Lesen nicht gleich kapiert habe. Das Ende gefiel mir gut, es lässt dem Leser Platz für Spekulationen.


    3ratten

  • Edward Morgan Forster - Maurice

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    OT: Maurice
    OA: 1914 geschrieben, veröffentlicht jedoch erst 1971
    295 Seiten
    ISBN: 978-3596158997


    Inhalt:

    Der junge Maurice lernt Anfang des 20ten Jahrhunderts in der Universität Cambridge seinen Kommilitonen Clive kennen und aus der von Anfang an bestehenden großen Zuneigung entwickelt sich sehr schnell eine sehr intime Freundschaft und Maurice entdeckt nach und nach seine homosexuelle Neigung.


    Eigene Meinung:

    Forster beschreibt vor allem die Gefühle und die Gedankenwelt von Maurice und zwar von seiner Kindheit an, bis hin zum Erwachsenenalter. Maurice erkennt durch die Freundschaft mit Clive, dass er homosexuell ist und der Autor beschreibt nicht nur Maurice‘ Gefühle sondern auch die Gesellschaft und die äußeren Umstände, welche die beiden Protagonisten umgeben. Clive und Maurice leben leider in einer Zeit und in einem Land, in welchem Homosexualität als Verbrechen gilt. So können sie ihre Liebe nicht ausleben und sind gezwungen sich und ihre Gefühle zu verleugnen. Forster beschreibt sehr gut und sehr eindrücklich, unter welchen inneren Qualen Maurice leidet, anders zu sein, als alle anderen. Es geht sogar soweit, dass er von sich glaubt krank zu sein und von einem Arzt, von seiner Homosexualität geheilt werden zu müssen. Das schmerzt, so etwas zu lesen, denn so ergeht es ja nicht nur den Protagonisten unseres Buches, sonder so erging es in der damaligen Zeit sehr vielen Frauen und Männern, die sich zu gleichgeschlechtlichen Partnern hingezogen fühlten. Bestes Beispiel hierfür ist, dass Forster diesen Roman zu seinen Lebzeiten nur sehr engen Freunden zu lesen gab und er erst 1971 das erste Mal veröffentlicht wurde. So war auch Forster von der Ignoranz und den Vorurteilen seiner Zeit betroffen. Insofern hat mir der Roman gut gefallen, da er zeigt, wie sehr Menschen unnötig leiden, nur weil in ihrer, sie umgebenden Gesellschaft, falsche Moral- und Wertvorstellungen herrschen, die katastrophale Auswirkungen auf alle Bereiche ihres Lebens haben können, bis zum völligen Ruin und gesellschaftlichem Ausschluss.
    Allerdings war ich etwas enttäuscht von Forster, welcher ansonsten zu meinen Lieblingsschriftstellern zählt, denn ich fand die detailierte Gefühlswelt von Maurice nicht ausreichend dargestellt. So blieben viele Fragen für mich offen. Warum genau verliebte er sich in Clive und Alec, was genau bewog Clive dazu heterosexuell zu werden und zu heiraten. Gerade die emotionale Ebene in der Handlung von Maurice und Alec empfand ich als sehr schwach dargestellt. Vielleicht kamen diese Beschreibungen zu kurz, da Forster nicht damit rechnetet, dass der Roman jemals veröffentlich werden würde und er ihn letztendlich nur für sich schrieb und somit gewisse Dinge keiner Erklärung bedurften.


    Es fällt mir sehr schwer diesen Roman zu bewerten, da ich denke, dass hier aus oben genannten Gründen, andere Maßstäbe angewandt werden müssen.


    3ratten


    Tina

  • Tina
    Die Kritik an dem von Dir angesprochenen würde ich aus heutiger Sicht auch andwenden. Ich finde gerade was Clives Entwicklung angeht wurde das im Film besser und auch logischer begründet. Falls Du den Film noch nicht kennst würde ich ihn Dir ans Herz legen :breitgrins: vor allem weil ich finde das er irgendwie runder ist.