Jay Basu - Die Sterne können warten

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    Über den Autor:


    Jay Basu ist der Sohn eines indischen Vaters und einer polnischen Mutter mit russischen und deutschen Vorfahren. Er hat in Cambridge studiert und lebt in London. Sein erster Roman "Die Sterne können warten" wurde (nach Verlagsangaben) ein internationaler Bucherfolg.


    Weitere Informationen:
    Buchwurm.info
    Random House (Englisch)



    Klappentext:


    Nachts schleicht Gracian sich auf eine Lichtung im Wald, um die Sterne zu beobachten, und riskiert damit täglich sein Leben. In einer wunderschönen, zugleich klaren und lyrischen Sprache erzählt Jay Basu vom Überlebenskampf einer Familie.


    "Poetisch und Kraftvoll"
    (Allegra)


    "Jay Basu schreibt mit einer Wahrhaftigkeit,
    die zu Herzen geht."

    (Publishers Weekly)


    "Danke, Jay Basu. Endlich ein Roman, der
    tiefsinnig, aber nicht hochgestochen ist.
    Ein Buch, das man bis zur letzten Zeile nicht
    mehr aus der Hand legt."

    (AMICA)



    Meine Meinung:


    Gracian liebt die Sterne. Heimlich schleicht er sich bei Nacht und Nebel aus dem haus, um von einer einsamen kleinen Waldlichtung aus, nach einem alten Lexikon, Sternbilder zu finden, sie zuzuordnen, sie zu zählen, sie zu betrachten. Sie sind für ihn ferne Objekte; streifen vorbei, gehen vorbei, werden nicht in ihren Handlungen gestört, behindert oder verraten. Sie leben nicht gefährlich, Gracian tut es. Er verstößt gegen jede Vorsichtsmaßnahme in diesen unruhigen Zeiten. Malénkovize, ein fiktives Dorf in Oberschlesien, steht unter deutscher Besatzung. Wir schreiben das Jahr 1940. Irgendwie wird man schon durch die Besatzungszeit kommen, sagen sich Mutter, Schwester und deren Ehemann. Sie alle stehen hilflos den Entwicklungen gegenüber, halten sich zurück, stehen hilflos daneben und agieren doch nicht als blinde Mitläufer eines falschen Systems.
    Der Vater - tot. Die Mutter - das Bindeglied dieser Familie, immer besorgt, immer dabei ihre Familie zu versorgen und zu ernähren, mit absoluter Selbstlosigkeit und Opferbereitschaft lebt sie für ihre Familie. Ihre Kinder - Francziska, die zu ihren Geschwistern hält, selbst zu Pawel. Pawel, der große Bruder, ein ewiger Rebell, der sich den Partisanen anschließt, und dafür wird bezahlen müssen. Und Gracian. Gracian, der mit 15 in den Minen des Ortes arbeitet, um den Unterhalt der Familie zu sichern, dessen einziges Hobby die Sterne sind.


    Wie ein kleines Panorama fokussiert der Autor die Geschichte des besetzten Oberschlesiens um diese Familie. Hin und her gerissen zwischen den Kulturen, zwischen den Traditionen und Bräuchen. Weder sind sie Polen, schon gar keine Deutschen aber auch keine Schlesier - Schlesien existiert nicht mehr. In diesem Zeitraum der Identitätssuche steht die Brüder-Beziehung zwischen Pawel und Gracian für den unterschiedlichen Entscheidungsgang eines Volkes. Rebellion oder Fatalismus? Aufstehen oder Buckeln, um die Familie zu erhalten? Eine starke Dramatik, eine Melancholie und Düsternis liegt von Anfang an über dieser Familie und dieser Geschichte, die atmosphärisch sehr beklemmend auf den Leser wirkt. Eine große Traurigkeit, viel Pessimismus und Fatalismus liegt in dieser Geschichte, genauso wie wenig Hoffnung auf Veränderung, Optimismus oder Freude. Es sind nur kleine Momente, die einen Lichtblick (im wahrsten Sinne des Wortes darstellen), nämlich wenn Gracian die Sterne anblickt, die Sternbilder erkennt, und damit auch die Ruhe und Trauer des Waldes, der an sein Elternhaus grenzt.


    Atmosphärisch sehr dicht, handwerklich geschliffen und klar ist dieser Roman nach meiner Auffassung nicht. Zu sehr verliert sich der Autor in Beschreibungen, zu sehr erscheint er mit Nebensächlichkeiten, Alltagsgeschichten beschäftigt. Er kommt nicht zum Punkt, setzt wenige Akzente. Zumal die Auswahl der Situationen, die er detailgetreu darstellt, sehr wahllos und willkürlich erscheint. Er beschreibt das Schließen eines Fensters, das Schälen eines Apfels, aber nicht die (wahrscheinlich) sehr erdrückenden, dunklen Erfahrungen des Minenarbeiters Gracian. Er dokumentiert das Stillen eines Kindes, beschreibt das Haus der Familie, aber nicht die Schönheit und Traurigkeit des Waldes. Szenen, die für den Fortgang der Geschichte so wichtig wären, werden in einem Satz abgehandelt, während unwichtige Situationen wahllos, lang und vor allem langatmig geschildert werden. Die Geschichte tritt so auf der Stelle, kommt nicht richtig voran und erst auf Seite 120 von 190 kommt so etwas wie Spannung auf. Das wirkt zäh, langsam, langatmig, geradezu langweilig auf den Leser.


    Allerdings wohnt diesem Buch auch eine Schönheit inne; die Geschichte an sich weiß zu begeistern und es gelingt dem Autor, diesen Endkonflikt in Gracian so fühlbar zu machen, dass kaum einer sich dieser Magie des Momentes entziehen kann. Man fiebert mit, man findet sogar ein Lächeln am Ende des Werkes in seinem Gesicht, weil die Lösung und somit das Ende des Werkes wirklich gut umschrieben wurde, und so verständlich, dass einem die Nackenhaare aufstellt.


    Und dennoch braucht der Autor zu lang für den Einstieg, zu lange verliert er sich in unwichtigen Details. Nur dem Leser, der nicht nach 30/40 Seiten aufgibt, wird sich schluss endlich eine schöne, magische Welt erschließen.


    Bewertung:


    3ratten