Halldór Laxness - Die glücklichen Krieger

Es gibt 60 Antworten in diesem Thema, welches 16.180 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Breña.

  • Kolbrun zeigt sich im 18. Kap. als Zauberin, die Thormod verflucht. So verstehe ich zumindest ihren Ausspruch

    Zitat

    Wenn du auch heute diesem Kämpen erlaubst, dich aus meinen Armen zu reißen, und wenn es auch so kommt, dass du ein Glücksmensch oder ein Königsskalde wirst, so haben wir doch diesen Winter so miteinander gesprochen, so dass du von nun an keine Zufluchtsstätte haben wirst außerhalb der Arme, in die ich dich geschlossen habe.

    In den Sagas kommen Zauberinnen öfter mal vor, die sich an sie verschmähenden Männern rächen. Und später sieht Thormod ja das Trollweib, dass mit einer Walküre um sein Leben spielt und die Überhand behält. Das wird kein gutes Ende mit ihm nehmen.



    In Kapitel 19 kommt es zu einem Wendepunkt, was das Verhältnis der beiden betrifft, der im folgenden Kapitel auch deutliche Auswirkungen hat. Das macht die Sache gleich wieder interessanter.


    Gut, ich gebe zu, ganz so bescheuert wie Thorgeir stellt sich unser Standardhollywoodheld nicht an, aber trotzdem finde ich auch hier Parallelen. Nämlich in seinem Spruch die Engelwurz betreffend. Ein so cooler Spruch könnte wirklich aus einem Film stammen, in dem der Held, der Lebensgefahr gerade entronnen, völlig unberührt einen Witz darüber reißt.


    Die weiteren Auswirkungen der Engelwurz-Affäre im 20. Kap. haben mich wirklich überrascht. Hier zeigt Thormod einen erstaunlichen Überlebenswillen und einige Menschenkenntnis. Aber ganz so einspurig wie Thorgeir war er ja nie.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Huhu,


    ich stehe jetzt vor Kapitel 25 und Thorgeir ist gerade mit den Wikinger unterwegs. Sie haben die ganze Zeit England unsicher gemacht - erst gegen dann für König Adalrad. Da ich diesen König Adalrad nicht kenne habe ich etwas gegoogeld, aber nix gefunden. Kann mir da jemand weiterhelfen, für was steht Adalrad? Besonders gut kommt der ja nicht weg - vorallem die Beschreibung, dass er erstmal brechen muss und dann geht es ihm wieder gut und er tut was, brachten mich zum Schmunzeln. Laxness' Stil ist wirklich herrlich in dieser Hinsicht...


    Hier wird auch richtig deutlich, wie schwer die Zeiten waren, bei den unbefestigten Siedlungen gab es nichts zu holen und die schon existierende Städte wurden recht gut verteidigt.


    Jetzt sind die Wikiniger also in der Normandie und sollen zum Christentum konvertieren - da bin ich aber auf Thorgeir Reaktion gespannt.


    Vielen Grüße
    schokotimmi

  • Ich bin in Kapitel 15 auf eine Stelle gestoßen, die ich mir nicht erklären kann:
    Frau Kolbrun ist betrübt, weil sie ihren Liebhaber vor dessen Tod nicht mit Wolle umwickelt hat. Thordis aber hat sowohl den Sklaven als auch Thormod mit Wolle umwickelt, bevor sie die beiden aufeinander losjagte.


    Ich nehme jetzt einfach mal hin, dass Wolle irgendeine besondere Bedeutung zu haben scheint. Aber weiß jemand - bzw. ahnt jemand, welche Bedeutung Wolle an sich haben könnte oder welche Bedeutung es haben könnte, andere Leute damit zu umwickeln? Vor Waffen jedenfalls dürfte sie ja nicht schützen :gruebel:

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  • ich stehe jetzt vor Kapitel 25 und Thorgeir ist gerade mit den Wikinger unterwegs. Sie haben die ganze Zeit England unsicher gemacht - erst gegen dann für König Adalrad. Da ich diesen König Adalrad nicht kenne habe ich etwas gegoogeld, aber nix gefunden. Kann mir da jemand weiterhelfen, für was steht Adalrad?


    Schau mal unter den Schreibweisen Æthelred oder Ethelred, das dürfte dem Englischen näher kommen :zwinker:



    Ich nehme jetzt einfach mal hin, dass Wolle irgendeine besondere Bedeutung zu haben scheint. Aber weiß jemand - bzw. ahnt jemand, welche Bedeutung Wolle an sich haben könnte oder welche Bedeutung es haben könnte, andere Leute damit zu umwickeln? Vor Waffen jedenfalls dürfte sie ja nicht schützen :gruebel:


    Angesichts der Qualität der isländischen Waffen, wie sie bislang beschrieben wurden, reicht bestimmt auch eine dicke Wollschicht :breitgrins:


    Schönen Gruß,
    Aldawen

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()

  • :breitgrins: Das könnte schon stimmen. Ich hatte in die Richtung überlegt, dass es eine wertvolle Liebesgabe ist, aber das schien mir nicht so toll als Erklärung. Wenn man die Qualität der Waffen in Betracht zieht, dann haben die Jungs tatsächlich einigermaßen einen Puffer am Leib.



    Die gute Frau Kollbrunn kriegt dann im nächsten Posting ihr Fett weg.


    Kann ich mir sparen, der Gode Vermund hat ihr gerade geradeheraus gesagt, dass sie eine hinterhältige Tussi ist. Entweder die Mörder der Bauern werden selber ermordet oder Kolbrun muss aus dem Land raus. Irgendeine fiese Visage muss also mindestens isländischen Boden verlassen. Wie das wohl weitergeht?


    ______
    Ich habe gerade Kapitel 17 beendet und verschwinde ins Bett :schnarch:
    Laxness gibt's bei mir wohl immer nur in kleineren Häppchen :zwinker:

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    Einmal editiert, zuletzt von Bettina ()


  • Aber weiß jemand - bzw. ahnt jemand, welche Bedeutung Wolle an sich haben könnte oder welche Bedeutung es haben könnte, andere Leute damit zu umwickeln? Vor Waffen jedenfalls dürfte sie ja nicht schützen :gruebel:


    Och, vor den "tollen"* isländischen Waffen schon, würde ich sagen. Die Äxte (und Schwerter, wenn es sie überhaupt gibt) scheinen ja eher nicht scharf zu sein und am ehesten als Keulen benutzt zu werden. Die Wolle polstert da schön und fängt doch einiges ab -> Ritterrüstung auf isländisch :breitgrins: .


    *Später wird dem armen Thorgeir sein Kurzschwert abgenommen und über dem Knie zerbrochen :breitgrins: . Tolle Qualität! (Aldawen ist mir zuvorgekommen.)


    Ich bin auch gerade mit Thorgeir in der Normandie, und zur Zeit am googeln, welche der genannten Persönlichkeiten es wirklich gegeben hat.
    Mein erster Fund ist Göngu-Hrolf, der Wikingervorfahre des Jarl Rikard von Rouen, der glaube ich dieser Richard II. ist. Dessen Gegner Odd ist Odo II. König Rodbert Capet, der sich in den Konflikt einmischt, ist Robert II.
    Adalrad ist Æthelred, allerdings habe ich (noch) nichts darüber gefunden, dass er dem Wikingerheer von Thorkel Strutharaldsson London als Beute überlässt.
    Hier etwas über das Danegeld. Ein "Großhundert" ist übrigens 120, bestätigt mir Wikipedia.
    Svein Gabelbart existierte auch.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Lesestand: Kapitel 30



    Beide folgen jeweils einem überkommenen Ideal, was über die Jahre in den Erzählungen gewachsen ist - so, wie beim Angler der Hecht immer größer wird - die Isländer müssen sich die langen Winternächte in irgendeiner Form gestalten und Geschichten von gescheiterten Männeken motivieren in den harten Zeiten nicht so wie die Geschichten von tapferen Mannen, die alles überstehen. So jedenfalls verstehe ich auch Saltanah:


    Spätestens in Kapitel 25, in dem ein desillusionierter Skalde zu Wort kommt, wird deutlich, dass Laxness genau dieses Prinzip verfolgt. Und eine alte Bäuerin spricht es kurz darauf ganz deutlich aus: Es ist die Eigenart der Skalden, sich am weitesten von dem zu entfernen, was der Wahrheit am nächsten ist.


    :zwinker:


    Was die historischen Personen angeht: da kann ich mir eine weitere Recherche ja sparen. :breitgrins: Auf Æthelred war ich zwar auch gekommen, aber ich musste doch tatsächlich arbeiten statt zu googeln. :grmpf: :zwinker:


    Und nun schaue ich mal, was es mit Svein auf sich hatte - schon wieder ein neuer Krieger. Wann treffen wir denn wieder auf Thormod?

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges


  • Die weiteren Auswirkungen der Engelwurz-Affäre im 20. Kap. haben mich wirklich überrascht. Hier zeigt Thormod einen erstaunlichen Überlebenswillen und einige Menschenkenntnis. Aber ganz so einspurig wie Thorgeir war er ja nie.


    Dabei habe ich Thorgeir nicht ganz durchschaut - danke Thormod, dass er die Sachlage erklärt hat - wobei ich einfach nicht kapiere, warum er Thormod fragt, wieso er ihm angesichts vieler Chancen nicht die Kehle durchgeschnitten hat. Alleine aus den gesprochenen Sätzen hätte ich nicht durschaut, dass Thorgeir lieber die Klippen hinuntergestürzt wäre, statt sich retten zu lassen. Dabei hat er ja eine Wahl zwischen zwei Übeln gehabt, oder?
    Entweder er ist auf die Hilfe anderer für sein Überleben angewiesen.
    Oder er stirbt ganz unspektakulär beim Blumen pflücken.

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  • Alleine aus den gesprochenen Sätzen hätte ich nicht durschaut, dass Thorgeir lieber die Klippen hinuntergestürzt wäre, statt sich retten zu lassen.


    Zumal er ja auch einfach hätte loslassen können, hätte doch eh niemand feststellen können. :breitgrins: Dann würde vielen vieles erspart bleiben, aber das wäre ja zu einfach ...

  • Kap. 34...
    Ich frage mich gerade, wann wir wieder etwas von unseren großen Kriegern Thorgeir und Thormod erfahren. Ich habe das Gefühl, ich stecke mitten in einem ausgiebigen Exkurs - und es droht ein Motivationsloch.



    Dann würde vielen vieles erspart bleiben, aber das wäre ja zu einfach ...


    :five:

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges


  • Zumal er ja auch einfach hätte loslassen können, hätte doch eh niemand feststellen können. :breitgrins: Dann würde vielen vieles erspart bleiben, aber das wäre ja zu einfach ...


    Er kann einfach nicht die Vorstellung ertragen, irgend jemandem (selbst seinem besten Freund) irgendetwas schuldig zu sein - davon, um Hilfe zu bitten, ganz zu schweigen. :vogelzeigen:


    Später in England und Frankreich wird er mir allerdings durch seine überzogenen Heldenvorstellungen fast doch och sympathisch, zumindest im Vergleich zu seinen Mithelden. Er findet es z. B. wenig ehrenhaft, Säuglinge auf Speere aufzuspießen - ganz meine Meinung!
    Aber nicht nur die anderen Wikinger kommen schlecht weg, auch die Engländer und Franzosen sowie die irischen Mönche bekommen ihr Fett weg.


    Kap. 21:
    Die Mönche z. B. halten es für wichtiger zu beten und ihre Heilige zu feiern, als den Schiffbrüchigen das Leben zu retten - eine wahrhaft christliche Einstellung, nicht wahr?
    (Richtig lachen musste ich übrigens über Josa MacDe, alias Jesus Gottessohn :breitgrins: . Ich nehme mal an, der wurde damals in Irland wirklich so genannt, aber egal ob echt oder ausgedacht, finde ich es köstlich!)


    Kap. 22 & 23:
    Adalrad wird ja ganz schön durch den Kakao gezogen. Welch ein tapferer Anführer eines ebenso tapferen Heeres! Da gefallen mir die wehrhaften Londoner schon viel besser, und überhaupt war die Schilderung, wie sie die Stadt gegen die Wikinger verteidigen, sehr eindrucksvoll. (Ich würde gerne wissen, ob das wirklich geschehen ist.)
    Umso schlimmer dann, dass sie dadurch zu Adalrads Feinden werden; Untertanen, die vom Herrscher unabhängig werden, sind die größten Feinde von allen, etwas, dass auch Jarl Rickard feststellt. Schwupps versöhnt man sich mit dem Feind und setzt ihn gegen die eigenen Leute ein :rollen: .


    Kap. 24 - 26:
    Hier zeigt sich ebenfalls wahre christliche Gesinnung: Ungläubige kann ein guter Christ nicht anstellen, also werden alle im Massenverfahren getauft. Auch bei der Kriegführung wird darauf geachtet, dass man die christlichen Grundsätze nicht verletzt; da passt es sich gut, dass Christus
    "seine Gesetze außer Kraft [setzt], im Falle sie dem Widersacher zum Bollwerk werden".
    Nein, nein, hinter den 10 Geboten kann sich der Feind, der ja per Definition ein Anhänger des Teufels ist, nicht verstecken!


    Kap. 28:
    Auch hier hebt sich Thorgeir durch größeren Mut (und größere Dummheit) von den anderen Wikingern ab. Er beschreitet nicht den Weg,
    "der sich für die Wikinger schon immer bestens bewährt hatte, wenn sie in die Klemme geraten waren, nämlich das Schlimmste nicht abzuwarten." :breitgrins:
    Das ist ja nun nicht Thorgeirs Stil, und nur dem Großmut der Bauern - oder eigentlich ihrer Belustigung wegen kommt er mit dem Leben davon. Sie hätten ihn problemlos totschlagen können, was ja wohl auch ein eher klägliches Ende gewesen wäre. Aber so hat er noch mal Glück und die Chance, doch noch eines heldenhaften Todes zu sterben.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo,


    ich bin nun Mitten in Kapitel 35 und ich muss sagen die Wikinger sind schon ein tolles Völkchen - jetzt sehen wir mal woher die ganzen Heldensagen kommen. Sie mischen sich da und dort mal ein, wechseln munter die Seiten, Hauptsache Gemetzel. Von Thorgeir hört man nur ab und zu mal etwas, bei den Bauern hat er ja wirklich Glück gehabt und mit dem Schlangenbiss auch - das wäre seine Chance gewesen und ich glaube damit hätte er nicht nur sich, sondern auch Thormod einen Gefallen getan, aber wenn er sich niedergelassen hätte, würden wir jetzt nicht von ihm lesen.


    Ich bin mal gespannt wie es nun mit den beiden weitergeht, ob man mal wieder etwas mehr erfährt - gerade ist es ja so, dass die "Könige" für die Thogeir dient dargestellt werden und er selbst kommt als ein Mann im Gefolge ja nicht gerade gut weg...


    Ich hoffe nun mal wirklich auf Details zu unseren (Anti)Helden -Brena (sorry ich finde die Schlange nicht beim Mac), wie schaut es bei dir aus, biste aus dem Motivationsloch wieder herausgekommen? Dein Posting hatte mich ein wenig vorbereitet, vorallem weil ich ja auch schon einen anderen Laxness kenne, aber ich kann dich ein wenig verstehen.


    Sonnige Grüße
    schokotimmi

  • Hallo,


    nun bin ich am Ende von Kapitel 39 und hier ging es Schlag auf Schlag...



    Thormond wird daraufhin ganz unglücklich und macht sich dann auch auf den Weg, nur bin ich nicht so sicher, ob er sich damit dann nicht selber noch unglücklicher macht. Man konnte zwar merken, wie Thormod mit seiner Lebenssituation gehardert hat, aber außer der Helden und Ruhmbegründung kamen nicht viele Argumente ins Spiel. Der Einfluss und die Eindrücke der Schwurbruderschaft wurden durch das Ereignis wieder offenbar und nun steckt er in einer Krise. Er weiß nicht mehr wo er steht...


    Hm, das ist schon hart, hier tut er mir doch etwas Leid.


    Wie schauts bei euch aus? Seid ihr schon weitergekommen? Ein bisschen betrübt mich das Buch auch und ich überlege, noch eine 2. Lektüre zu suchen, aber da am Dienstag ja schon eine andere LR startet, werde ich das wohl lieber nicht tun, denn 3 Bücher auf einmal wäre doch zu viel...


    Sonnige Grüße
    schokotimmi

  • Ich habe ein paar Tage gar nicht richtig lesen können und stecke noch bei Kapitel 25.


    Im Augenblick sind weder Thorgeir noch Thormod großartig in der Handlung, aber es geht gerade ganz allgemein um die Kriegszüge, die die Truppe rund um Thorgeir macht. Gerade erst hat er sich der Taufe in Rouen entzogen.


    Dabei muss ich sagen, dass das Bild der Christen derzeit kein bewunderungswürdiges ist. Ein wirrer Haufen, in dem jeder etwas anderes unter dem Christentum versteht. Der Knackpunkt in den letzten Kapiteln war, dass Thorgeirs Weigerung, Frauen, Schwangere, Alte und Kinder zu schädigen, ehrenhafter ist als so mancher Anhänger der neuen Religion. Aktuell sticht keine der beiden Seiten so richtig für mich heraus. Es ist einfach das Bild einer Zeit im Umbruch mit zwei Parteien, die jede nutzbare Karte ohne Rücksicht auf Verluste für ihr Spiel nutzen.

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  • Ich habe auch einige Tage in Kap. 35 festgesteckt.
    Es ging mir allzulange um andere Personen, und Thorgeir wurde, wenn überhaupt, nur am Rande erwähnt. Allerdings schockierte es mich doch festzustellen, dass der brutale Folterknecht Olaf Haraldsson identisch mit Olaf dem Heiligen ist. Nun ja, viel Gutes lässt Laxness ja auch nicht an den Christen. Gegen Ende des 35. Kap. stellt er nüchtern fest, nachdem er Olafs brutale Behandlung seiner Gegner geschildert hat: "Und so wurde Norwegen für Christus gewonnen." :entsetzt: Dadurch werden die Ungeheuerlichkeiten, die im Namen des "Friedensfürsten" begangen wurden, eigentlich noch furchtbarer.
    Leider besitze ich von Snorris "Heimskringla", in der sich auch die "Saga von Olaf dem Heiligen" befindet, nur den ersten Teil :sauer: . Die möchte ich doch auch gerne nachlesen!


    Ab dem 36. Kap. spielt dann Thormod die Hauptrolle, mit einem kleinen "Gastauftritt" von Thorgeir :zwinker: . Ich hoffe nur, wir erfahren noch ein bisschen darüber, wie es ihm ergengen ist, bezweifle das aber.

    ich frage mich die ganze Zeit, warum und wer das getan hat.


    Das waren Butraldi Brusason (der erste "Held", den Thorgeir besiegen wollte, dann aber doch eingeschlafen war) und Lusoddi, Ex-Gefährte von Thorgeir, der sich Butraldi angeschlossen hatte.


    Dass sich Thormod wieder auf Reisen machen würde, war ja abzusehen - trotzdem kann ich es nicht ganz nachvollziehen, dass er sein glückliches Leben mit der geliebten Frau und den ebenso geliebten Kindern verlässt. Allerdings tut Thordis ja das ihrige, um ihm den Abschied zu ermöglichen.

    Auch hier stellt Laxness Liebe zu anderen Menschen (und im Endeffekt auch zum Leben selbst) gegen Heldentum und Ehre. "Liebe macht weich und feige", lässt er Thormod sagen (38. Kap.).


    Auch die Skrälinge, die Inuit, bei denen Thormod in Grönland schließlich landen, haben keine Ahnung von Ehre und Heldentum. Hoffnungslos friedfertig wissen sie auch nichts von "Gerechtigkeit", also Strafe und Rache - schön, wie Laxness hier die Begriffe umdreht und sie auf einmal andere Bedeutung annehmen lässt. Thormod ist aber so weit von der Gedankenwelt der Inuit entfernt, dass er das eigentlich recht angenehme Leben bei ihnen nicht genießen kann und schließlich auch unwissentlich so sehr gegen ihre Sitten verstößt, dass sie ihn für unsichtbar erklären. Eine schlimme Sache!

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo,



    Das waren Butraldi Brusason (der erste "Held", den Thorgeir besiegen wollte, dann aber doch eingeschlafen war) und Lusoddi, Ex-Gefährte von Thorgeir, der sich Butraldi angeschlossen hatte.


    Du meinst sie haben den Kopf auch dort hingebracht - aber warum, das hab ich nicht ganz verstanden, warum haben sie ihm den Kopf gebracht?


    Die Inuit fand ich sehr beeindruckend - lebten sie damals wirklich so friedfertig in ihrem Landstrich - dazu muss ich mich noch ein bisschen belesen, denk ich.


    Ja und das Christentum bekommt wirklich sein fett weg, aber die "Helden" nicht minder...


    Sonnige Grüße
    schokotimmi

  • Mal eine dumme Frage zwischendurch:
    Wer ist der Kräuterchrist? Ich komme nicht 100% dahinter, ob das Kräuterheilkunde ist oder ein Naturglaube.

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  • Geschafft!


    Das Ende hat sich dann doch noch etwas gezogen, da es leider wieder hauptsächlich von dem dicken Olaf, alias "dem Heiligen" handelt. Die christliche Kirche bekommt ja von Laxness auch einiges ab, aber nicht unbegründet, wenn man z. B. an Papst Johannes XIX. denkt, der sich sein Amt tatsächlich als Laie gekauft hat und zum Priester, Bischof und Papst gleichzeitig geweiht wurde. Da wundert es mich auch nicht, dass er und sein "Hofstaat" plötzlich große Augen bekommen, als Grimkel im 48. Kap. den Käse aufschneidet.


    Aber dass ausgerechnet Olaf zu dem norwegischen Nationalheiligen mutiert, nachdem er mit einem heidnischen Heer "sein" Land wiedererobern wollte, hat mich doch schockiert. Ausgerechnet der Mordbrenner, der sein Heer so anfeuert:
    ihr heißt jetzt die Landesverteidiger des Königreichs Norwegen, und es ist an der Zeit, die Häuser der norwegischen Bauern in Asche zu legen. Es ist mein Befehl, dass ihr kein Lebewesen, das in Norwegen Lebenshauch atmet, verschont und dass ihr keinem Menschen Gnade erzeigt, bis ich alle Macht über das Land habe. Und wo ihr einen Bauern mit seinen Leuten seht, auf dem Acker oder auf der Wiese, auf offener Straße oder im Boot, geht ihnen zu Leibe; und wenn ihr eine Kuh seht, macht sie nieder; jedes Haus, legt Feuer daran, und jede Scheune, lasst sie in Flammen aufgehen; jede Mühle, stürzt sie um; jede Brücke, zerstört sie; jeden Brunnen, pisst hinein denn ihr seid die Befreier Norwegens und seine Landesverteidigung. :entsetzt: :entsetzt: :entsetzt: Hier spricht ein wahrer Heiliger!


    Am Ende ist es dann zum Glück zu Ende mit Olaf und ebenso mit Thormod, dem doch tatsächlich klar geworden zu sein scheint, welchem Hirngespinst er da sein schönes Leben geopfert hat, und der, als er endlich die Gelegenheit bekommt, sein Heldenlied vorzutragen, sagt: "Ich kann mich auf das Lied nicht mehr besinnen."
    Tja, so geht das mit Heldentum, Ruhm und Ehre.


    Insgesamt hat mir das Buch schon gut gefallen, sowohl sprachlich in seiner Nachahmung des Sagastils, den ich ja nun mal mag, als auch inhaltlich. Ich wüsste nicht, dass ich schon mal ein Buch gelesen hätte, dass sich so stark gegen alles was Heldentum heißt, ausspricht, und zeigt, was sich eigentlich dahinter verbirgt. Auch die viele Kritik an den Herrschern und ihren großen Plänen, die doch immer nur Leid für das Volk mit sich bringen, und das sich immer darüber freut, wenn der König weit weg ist und mit ihm die Übergriffe, die er so begeht: Steuereintreibung und Beschlagnahmungen, Besatzungen und Aushebungen, Totschlag und Unzucht (Kap. 33), hat mir gut gefallen. Laxness steht eindeutig auf der Seite der einfachen Leute, die ihr Leben einigermaßen gut leben wollen, und das ist mir sehr sympathisch.


    Schade nur, dass ich die Vorlagen, also vor allem die Schwurbrüdersaga und die Saga vom Heiligen Olaf nicht kenne. Die zweite müsste eigentlich übersetzt sein und ich werde versuchen, sie zu bekommen.



    Mal eine dumme Frage zwischendurch:
    Wer ist der Kräuterchrist? Ich komme nicht 100% dahinter, ob das Kräuterheilkunde ist oder ein Naturglaube.


    Das habe ich mich auch gefragt. Leider keine Ahnung.

    Wir sind irre, also lesen wir!

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Inzwischen bin ich immerhin bis Kapitel 30 vorgedrungen. So recht komme ich nicht weiter, was zum einen daran liegt, daß ich sowieso kaum Lesezeit hatte, zum anderen dann aber auch nur bedingt Lust verspürte, mich hier weiterzukämpfen.



    Später in England und Frankreich wird er mir allerdings durch seine überzogenen Heldenvorstellungen fast doch och sympathisch, zumindest im Vergleich zu seinen Mithelden. Er findet es z. B. wenig ehrenhaft, Säuglinge auf Speere aufzuspießen - ganz meine Meinung!


    Da gefiel mir Thorgeir auch zum ersten Mal. Mit welcher Selbstverständlich es als Ruhmestat betrachtet wird, Wehrlose abzuschlachten, war schon ein starkes Stück.



    Die Mönche z. B. halten es für wichtiger zu beten und ihre Heilige zu feiern, als den Schiffbrüchigen das Leben zu retten - eine wahrhaft christliche Einstellung, nicht wahr?


    Ich habe die Stelle zweimal gelesen, weil ich dachte, daß das gar nicht sein kann. Ich frage mich inzwischen, ob überhaupt noch mal irgendeine Person auftaucht, der ich eine halbwegs durchgängige Sympathie entgegenbringen kann. Adalrad, Rikard und Konsorten drängen sich dafür ja auch nicht gerade auf. Nichts dagegen zu sagen, daß jeder auf seinen Vorteil schaut, aber zur Abwechslung könnte mal was anderes passieren. Mir fehlt im Moment ein bißchen „Drive“ in der Geschichte.


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Ich hänge irgendwo da, wo Aldawen auch gerade steckt. Die letzten zwei Tage kam ich gar nicht zum Lesen, weil das Töchterchen sich Fieber genommen hat. Aber es stimmt auch, dass die Geschichte gerade wenig Handlung bietet, sondern mehr Chronik. Selbst in meinen freien Minuten kam ich vielleicht ein halbes Kapitel weit. :redface:

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