Uwe Timm - Die Entdeckung der Currywurst

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 5.622 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Alice.

  • Das Buch:


    Der Ich-Erzähler besucht an sieben Nachmittagen die frühere Nachbarin seiner Tante in einem Altersheim in Hamburg um von ihr zu erfahren, wie die Idee der Currywurst entstanden ist. Bis es dazu kommt, erfährt er aber viel mehr. Über den Alltag in den letzten Kriegstagen im April 1945 und in der ersten Nachkriegszeit, über die Liebesgeschichte zwischen Lena Brücker und einem fast zwanzig Jahre jüngeren desertierten Marinesoldaten, den sie in ihrer Wohnung versteckt.


    Meine Meinung:


    Bombenangriffe und fanatische Nazianhänger die sich nach Kriegsende wieder geschickt den herrschenden Verhältnissen anpassen, Schwarzhandel und Organisationsgeschick als Voraussetzung für das Überleben. Es steckt viel drin in den nur 186 Seiten (kein Roman übrigens sondern ausdrücklich als Novelle bezeichnet). Trotz der Kürze gelingt es dem Autor ein plastisches Bild zu zeichnen, sowohl von Lena Brücker als auch von etlichen Nebenfiguren wie ihrem untreuen Ehemann oder dem auf Sabotage bedachten Kantinenkoch. Lediglich die Darstellung des desertierten Soldaten bleibt ein wenig blass.
    Erzählerisch spannend gemacht durch den Wechsel der Erzählperspektive und das Ineinanderfließen der Erzählebenen.


    Fazit:
    Das Buch bietet für viele etwas: für Fans von Liebesgeschichten ebenso wie für zeitgeschichtlich Interessierte und natürlich für alle Anhänger der Currywurst :breitgrins: .
    Daher vergebe ich 5ratten


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    Viele Grüße
    christie

    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()

  • Ich hoffe, dass ist hier einigermaßen der richtige Ort dafür, zumindest passt es dazu...


    Uwe Timm kommt im Sommer zu uns an die Uni (diesjährige Poetikprofessur).
    Die Lesungen finden jeweils dienstags, 31.5., 7.6., 14.6., 21.6. von 20-22 Uhr im Hörsaal 105 in der U 7 (Bamberger Innenstadt) statt.


    Hier ist der Link


    Viele Grüße, von einem, der bislang nur Johannisnacht gelesen hat, Konstantin

    La vérité, dit-on, sortait d&#39;un puits. <br />La Muse, si vous le permettez, sortira d&#39;un tonneau.

  • Habe das Buch heute auch zu Ende gelesen, nur kapiert habe ich es leider irgendwie nicht.


    Das Buch ist ja eine Novelle, ich habe schon sooo lange kein Buch mehr gelesen, wo kein Doppelpunkt und keine " " mehr drin vorkommen....... vielleicht hat es mir das etwas erschwert, den Sinn und die Handlung zu verstehen....


    Ansich ist es ganz nett, aber einmal lesen reicht bei mir auch.


    Liebe Grüße
    Majorana

  • Hab es grad gelesen, war nicht so geplant, aber irgendwie konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen.


    Eine sehr schöne, anrührende Geschichte, sowohl die, die in der Kriegs-/Nachkriegszeit spielt, als auch die der Gegenwart.
    Ein Zeitzeugnis ist sie auch allemal; wie die Geschehnisse dieser Zeit von dieser einfachen, aber sehr starken Frau erlebt und verlebt werden.


    Anfangs hatte ich mit dem Slang etwas Probleme, aber das hat sich dann schnell gegeben, fügt es sich doch prima in die Geschichte ein.


    Ich vergebe:
    4ratten


    ...und empfehle das Büchlein (wobei es bei mir in der gebundene Ausgabe ein paar mehr Seiten hat :breitgrins: ) wirklich weiter!

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


  • Hamburg, Frühjahr 45, der zweite Weltkrieg in den letzten Zügen. Ein Soldat zwischen der Entscheidung in den letzten Kampf zu ziehen und eine einsame Frau vor der Frage, ob sie für ein wenig Nähe den Krieg noch ein bisschen ausdehnen darf.


    Die Geschichte wird im Rückblick von Lena Brücker erzählt. Die Zeit springt zwischen den Ereignissen der letzten Kriegstage und dem aktuellen Dasein im Altenheim, wo sie besucht wird und eigentlich erzählen wollte, wie sie zufällig die Currywurst erfunden hat.


    Eine Geschichte und eine starke Frau, die sich jeder Zeit geschickt zu helfen weiß und das Leben nimmt, wie es kommt. Und eine Geschichte über eine schwache Frau, die von Gewissensbissen geplagt doch nur ein wenig Glück genießen möchte. Absolut empfehlenswert.


    4ratten

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    Der Ich-Erzähler sucht die ehemalige Besitzerin eines Imbissstandes am Hamburger Neumarkt auf, bei der er als Kind und auch später hin und wieder gerne Currywurst aß. Er glaubt, sie habe das Rezept erfunden.
    Als Antwort erzählt sie ihm von ihrem Leben am Ende des Zweiten Weltkriegs.


    Die Novelle ist recht gut zu lesen, allerdings muss ich im Moment viel arbeiten, so dass ich nur langsam vorankomme.
    Aber ein wunderschönes Zitat zum Thema Gewürze möchte ich euch nicht vorenthalten:


    Gewürze, sagt er, das ist es. Gewürze, das sind auf der Zunge die Erinnerungen an das Paradies.

    Einmal editiert, zuletzt von finsbury ()

  • Das Buch habe ich auch noch auf dem SuB. Vom Titel her dachte ich eigentlich, es wäre etwas Spaßiges. War wohl ein Irrtum.

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Hallo,


    habe die Novelle jetzt ausgelesen. Sie ist durchaus zu empfehlen, wenn auch Kiba, nicht lustig, aber auch nicht traurig.


    Uwe Timm: Die Entdeckung der Currywurst
    Novelle, zuerst 1993 erschienen


    Inhalt:
    In der Rahmenhandlung besucht der Ich-Erzähler eine ehemalige Imbissstand- Betreiberin in ihrem Altersheim, weil er überzeugt ist, dass sie das Rezept für die Currywurst entdeckt hat.
    Lena Brücker bestätigt dies und erzählt dazu eine Liebesgeschichte aus dem Ende des 2. Weltkrieges. Über vierzigjährig lernt sie während eines Bombenalarms einen jungen Marinesoldaten kennen, der am nächsten Morgen als Bombenfutter im Endkampf um Hamburg verheizt werden soll. Er übernachtet bei ihr, sie schlafen miteinander und sie bietet ihm an, dass er sich bei ihr verstecken könne, damit er nicht in den sicheren Tod geführt wird. Er nimmt an und verbringt die nächsten Wochen in ihrer Wohnung. Derweil kapituliert Hamburg und auch Deutschland, aber Lena verschweigt es ihrem Liebhaber, um ihn länger bei sich zu behalten. Irgendwann entdeckt er den Betrug und verlässt sie im Anzug ihres Mannes. Seinen Uniformrock mit einem seltenen Abzeichen lässt er bei ihr sowie seine Schwärmerei für Curry. Während sie für das Abzeichen die Ingredenzien für einen Imbissstand eintauscht, entdeckt sie durch Zufall, wie gut Ketschup und Curry harmonieren.


    Wertung:
    Die Novelle gibt in ruhigem Erzählton die Stimmung der letzten Kriegstage wieder. Dadurch wirken die Ereignisse noch nachdrücklicher. Die Figur der Lena Brücker ist sehr gut gelungen, sie erscheint als lebenspraktische Frau, die in jeder Situation Lebensfreude ausstrahlt und sich nicht verbiegen lässt. Eine interessante Lektüre, die ich gerne gelesen habe, ohne dass ich allerdings vom Hocker gerissen wurde.


    Andere Medien:
    Das Buch wurde auch als Comic und als Film adaptiert. Der Film mit der großartigen Barbara Sukowa ist sehr sehenswert.

  • Uwe Timm


    Die Entdeckung der Currywurst


    Hörbuchversion


    Auf der Suche nach dem Ursprung des deutschen Nationalessens besucht der Erzähler die Imbissstandbetreiberin aus seiner Kindheit im Seniorenheim. Die nun hoch betagte Frau Brücker ist mittlerweile blind, weiß sich aber nach wie vor zu helfen. Sie erzählt, wie es damals war, als der 2. Weltkrieg endlich zu Ende ging und sie für sich und ihre Kinder Essen organisieren musste, eine Existenz aufbauen wollte. Sie nimmt auch kaum ein Blatt vor dem Mund, wenn es um die Affäre geht, die sie in diesen Tagen mit einem wesentlich jüngeren Mann hatte.


    Erfrischend unsentimental ist die Darstellung der Greisin, die von ihrer Schnodderschnäuzigkeit nichts verloren hat.


    Der Vorleser Uwe Friedrichsen trifft den Hamburger Akzent der alten sehr schön. Allerdings gibt es von seiner Seite jede Menge kleiner Schmatzgeräusche, die mir wirklich auf die Nerven gingen.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Wenn man vom Titel ausgeht, erwartet man vielleicht eine andere Geschichte - allerdings hält der Titel auch sein Versprechen und gibt eine nette Rahmenhandlung vor. Aber eigentlich erzählt hier eine Frau an ihrem Lebensabend von den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges und von einer kleinen Liäson mit einem Soldaten.


    Der Stil ist ein wenig außergewöhnlich, weil es sich hier um eine Novelle handelt. Allerdings findet man schnell hinein und gewöhnt sich an die dialektgefärbten Sätze und die fehlenden Anführungszeichen bei der wörtlichen Rede. Außerdem springt der Erzähler häufig zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her. Sprich: ein Überfliegen des Textes ist kaum möglich, da man den Inhalt dann nicht erfassen kann. Aber bei einem so kurzen Text, der so wirklich nett geschrieben ist, ist das auch eigentlich gar nicht nötig. ;)

  • Uwe Timm - Die Entdeckung der Currywurst


    Ein allein formal schon sehr "rundes" Büchlein, mit Rahmenhandlung und Nachgeschichte.. und ja, es geht durchaus auch um Currywurst. Und um den Schwarzmarkt und ein bisschen auch ums Kochen.


    Der Inhalt - sehr subjektiv gesehen.. ;) :

    Hauptthema sind allerdings die letzten Kriegsmonate 1945 in Hamburg, aus der Sicht einer damals gut 40jährigen "Strohwitwe", die zu dieser Zeit als Kantinenchefin arbeitet - eben dieser Currywurstbudenbesitzerin Lena Brücker, die der jüngere Autor schon gefühlt sein ganzes Leben lang als solche kennt.

    Sie erzählt von dieser Zeit in der Retrospektive; mittlerweile ist sie im Altenheim und benutzt das Interesse des Autors an der Geschichte der "Currywursterfindung" durchaus auch dazu, sich ein bisschen Abwechslung zu verschaffen.. eine Art von "Lebenstüchtigkeit", auf der auch die ältere Geschichte fußt..

    Denn die damalige "Liebesgeschichte" zwischen ihr und dem viel jüngeren Soldaten, der seinen neuen Dienst dann nie antreten wird, ist nämlich keineswegs vor allem hochromantisch oder sehr "persönlich gemeint", sondern (beiderseits) eher wirklich pragmatisch - jeder zieht seinen ganz persönlichen "Gewinn" aus der sich anbahnenden Affäre. Auch eine ganz gute Portion gegenseitigen Misstrauens ist bei aller gegenseitiger Sympathie dabei - und das Ganze gipfelt in einer auch für Lena selbst etwas grenzwertigen "Trickserei".

    Sie sieht ihre letzten "Guten Jahre" zu Ende gehen und will doch noch ein letztes Mal ein bisschen was "vom Leben haben"..

    Rund um diese Beziehungsgeschichte gibt es Soldaten, den Schwarzmarkt, den Blockwart und Einiges an glaubwürdig beschriebener Atmosphäre des letzten Kriegsjahres.


    Eine Menge Realität - meist eher so, wie das Leben oft wirklich ist, als wie man's eigentlich gerne hätte.

    Gut und sehr "passend" geschrieben.

    Einmal editiert, zuletzt von Alice ()