Richard Powers - Der Klang der Zeit

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  • Zu Frage Nummer 1: Wenn ich den ersten Geiger unserer Ensembles zitieren darf: "Du bist ein taktloses Suppenhuhn!" :breitgrins:


    :lachen: Ich auch! Melodien kann ich mir super merken, aber diese Zählerei ... :entsetzt: :breitgrins:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich habe ein gutes Stück weitergelesen und die Geschichte dieser musikalischen Familie ist nicht nur spannend sondern auch wirklich berührend. Die Rückblicke sind so, als würde man wirklich persönlich diese Geschichte erzählt bekommen und immer wieder häppchenweise ein Stück mehr auch vom Leben der Eltern erfahren. Ein großes Thema neben der Musik ist nach wie vor der Rassismus dem die Kinder ausgesetzt sind. Zum Glück aber nicht am Konservatorium, wo sie wirkliche "farbenblinde" Freunde finden.
    Ich war vorhin an einer Steller, an welcher Powers die akustischen Eindrücke beschreibt, welche man erhält, wenn man sich auf den Gängen einer Musikschule befindet. Er hat genau das in Worte gefasst, was ich immer faszinierend in meiner eigenen Musikschule empfand, aber niemals so treffend hätte ausdrücken können. Es ging um die verschiedenen Musikstück und -richtungen, welche einem durch die verschiedenen Türen zu Ohren kommen. Nicht zusammenhängend, aber dennoch eine nette kakophonische Einheit, dieser besonderen Stätte.
    Toll fand ich auch, wie Powers die Kunst des Improvisierens beschreibt. Ich würde dazu gerne auch einen Workshop machen, aber leider klappt das dieses Jahr nicht. Ich selbst habe Musiker im Freundeskreis erlebt, die diese Kunst beherrschen. Es ist der reinste Zauber und vor allem jedes Mal ein einmaliges unwiederbringliches Erlebnis.


    Die beiden Jungs sind mir übrigens richtig ans Herz gewachsen.


    Ein tolles Buch und ich bin froh, dass es noch so viele Seiten hat.

  • Interessant wird es nun in diesem Buch, da von den Rassenunruhen in den USA gesprochen wird. Es geht hier um die 60er Jahre und ich musste beschämt feststellen, wie wenig ich über diese Zeit und die Begebenheiten wusste. Dieses Buch ist in vieler Hinsicht sehr eindrucksvoll. Nicht nur die Musik, die hier auf perfekte Weise beschreiben wird, sondern auch der Rassismus, wird hier auf sehr eindrückliche Weise thematisiert. Es ist immer wieder erschreckend, wie dumm und intolerant Menschen sind, auf Grund einer Oberflächlichkeit, die einem die Haare zu Bergen stehen lässt. Schlimm ist es zu sehen, wie hier eine Familie daran zerbricht, deren Mitglieder sich eigentlich lieben.

  • [size=13pt]Richard Powers - Der Klang der Zeit[/size]

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    OT: The Time of Our Singing
    OA: 2003
    765 Seiten
    ISBN: 978-3596159710


    Inhalt:
    In einem Roman mit großen Figuren, farbigen Dialogen und vor dem Tableau der Rassenunruhen der letzten Jahrzehnte Amerikas erzählt Richard Powers die Geschichte einer Familie mit zwei Hautfarben die eines vor den Nazis geflüchteten jüdischen Wissenschaftlers und einer Afroamerikanerin. Ihre Ehe wäre in vielen Staaten der USA noch ein Verbrechen, doch in New York fühlen sie sich sicher. Sie vertrauen ganz auf den amerikanischen Traum, dass sich jeder selbst neu erfinden kann.


    Eigene Meinung:
    Ein wundervolles Buch. Die Geschichte dieser „gemischten“ Familie ist über Generationen hinweg bewegend und auch spannend. Die Protagonisten werden dem Leser so nahegebracht, dass man sie ins Herz schließt und mitfühlt. Bei den Freuden und auch dem Kummer, den das Leben dieser Familie bietet. Alles könnte perfekt sein. Ein Mann und eine Frau verlieben sich, bekommen drei wundervolle Kinder, die sie über alles Lieben und haben eine Familie im Rücken, die ihn Stütze und Stärke sein könnte wäre da nicht die Intoleranz und Ungerechtigkeit von Rassisten, welche ihre bösartigen Spuren auch in den privatesten Bereichen dieser Familie hinterlassen. Es ist unfassbar, dass im 20sten Jahrhunderts Menschen benachteiligt und verachtet werden auf Grund ihrer Hautfarbe und das in einem Land, dass sich immer darum bemüht als die modernste und perfekteste Gesellschaft dazustehen. Allein die Musik bietet die Flucht, zumindest für die beiden Söhne der Familie. Hier lernen sie das erste Mal, dass es Menschen gibt, die sie um ihrer selbst willen gern haben und schätzen und die ihre Leistungen anerkennen unabhängig von ihrer Hautfarbe, wenn auch sogar in diesem intellektuellen Metier die beiden Brüder feststellen müssen, dass Tenor nicht gleich Tenor ist, wenn er eine etwas andere Pigmentstruktur in seiner Haut hat. Vor allem unfassbar ist dies alles, weil es nicht der Fantasie eines Autor entsprungen ist, sondern bittere Realität. Der Autor lässt uns nicht nur das Leben von Jonah und Joseph verfolgen, sondern nimmt den Leser auch immer wieder in Rückblenden mit in die Jugendzeit der Mutter. Wir erfahren neben der spannenden Familiengeschichte auch etwas von der unschönen Geschichte der USA, von Rassenunruhen, von erschreckenden Ungerechtigkeiten auf Seiten des Gesetzes, welche dem Leser die Haare zu Berge stehen lassen. Um so bewundernswerter ist der zielstrebige Weg, den Jonah und Joseph einschlagen um sich trotz allem ihren Platz in dieser Welt zu sichern. Allerdings nicht ohne den Bruch der Familie mit sich zu bringen, welche die beiden wiederum beschuldigt sich von weißen Regime assimilieren zu lassen. Die beiden Jungs stecken in einer Zwickmühle, aus der sie fast ihr gesamtes Leben nicht herauskommen. Unverschuldet.
    Was diesem außergewöhnlichen Buch noch einen ganz besonderen Charakter verlieht ist die Gabe des Autors Musik in Worte zu fassen. Musik literarisch zu beschreiben und geradezu hörbar zu machen. Auch die Bedeutung von Musik, welche die einzige Sprache dieses Planeten ist, in welcher sich Musiker aller Völker mühelos miteinander verständigen können und für die Rasse und Hautfarbe irrelevant ist.
    Die nahezu 800 Seiten wiesen keine unnötigen Längen auf. Sie waren ein wirkliches Abbild des Klanges einer Familie durch die Zeit. Eine Hommage an die Musik und die Toleranz.


    5ratten