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Dieser Tag ist eigentlich wie jeder Tag, nur 2 Dinge passen nicht ganz in das Erscheinungsbild von Clayton Riddle´s Wahrnehmung.
1.) Er hat gerade seine erste Geschichte einem Großen Verlag verkauft und scheint nun endlich, wie jeder andere normale Mensch, geregelte Arbeit und auch das damit verbundene Geld zu haben. Das mit seiner Frau würde sich dadurch vielleicht nicht wirklich mehr einrenken, aber er könnte seinem Sohn nun endlich etwas mehr von einem Leben als Kind bieten.
und 2.) Der Typ der seinen großen Hund, mit dem er vor einer Minute noch im Park spazieren ging, im Schwitzkasten hält und ihm mit bloßen Zähnen das gesamte rechte Ohr weckbeißt.
Und nicht nur der arme Hund muss erfahren was Clay die nächsten Minuten krampfhaft versucht zu begreifen:
"Was ist nur in diesen Typen und den Rest der Welt gefahren?!"
Wo er sich umblickt beginnen Menschen sich tot zu prügeln, überfahren sich mit Autos, springen unkontrolliert aus Büro- und Wohngebäuden um am Boden als eine zerborstenen Fleischmaße zu enden. Gleich neben ihm, an einem Eisstand, springt ein junges Mädchen einer älteren Dame, sprichwörtlich, an die Gurgel, um sie ihr mit bloßen Zähnen aus dem Hals zu reißen und in einer Fontäne aus Blut zu baden.
Binnen von Minuten beherrschen Tot, Zerstörung, Chaos und (anfangs) vereinzelnde Explosionen die Innenstadt von Boston. Dem verdutzten Mann bot sich ein wahrlich Apokalyptisches Bild, das von einem Kleinflugzeug das in seiner Nähe an Höhe verlor und in ein Hotel krachte, nicht gerade gelindert wurde. Es wurde Zeit auf der Stelle zu verschwinden, aber wo hin?
In sein Hotel??
Wäre eine Möglichkeit. Seine Sachen backen und so schnell wie möglich aus diesem Irrenhaus verschwinden.
Zum Flughafen?? Wäre ebenfalls eine Möglichkeit, gegen die jedoch die gewaltige Explosion spricht die sich eben in dieser Minute ereignete und annehmen lässt das sich ein Flugzeug in die Empfangshalle des Flughafens gebohrt und alles in ein Flammendes Inferno verwandelt haben dürfte.
Also doch zu Fuß?
Auf dem Weg zu seinem Hotel, in dem er noch ein paar Sachen zusammensuchen will, begegnet er einem kleinen -fülligen- untersetzten Mann mit dicken Schnurrbart, der einer der wenigen zu sein scheint der sich nicht am allgemeinem Mord und Totschlag beteiligt. Nach dem man sich mal schnell das Leben gerettet hat ist man sich auch rasch einig das es sich zu zweien leichter auf die Verrückten eindreschen lässt als alleine.
Am Hotel angekommen hat man zuerst Mühe überhaupt hinein zu kommen, da der Pflichtbewusste Portier alle Türen fest verschlossen und verrammelt hat. Erst mit lautem und gutmütigen Zuschreien erbarmt er sich der beiden Herbergsuchenden und lässt sie ein um ihnen in der Hotelhalle Zuflucht zu gewähren. Zur selben Zeit läuft ihnen auch ein junges "normales" Mädchen über den Weg, das vor einem Mann flüchtet der sie zu töten droht. Trotz der Zurufe von Clay und Tom -dem untersetzten Schnurrbartträger- rennt sie an ihnen vorbei ohne sich helfen zu lassen. Erst einige Minuten später, als der Portier wider alle Schlösser zugesperrt und sich schutzsuchend hinter seinem Tresen verborgen hat, kommt das Mädchen wieder auf die Tür zugelaufen. Ihr potenzieller Mörder zwar noch in einiger Entfernung aber stetig näher kommend. Sie klopft und hämmert an die Tür auf das sie doch irgendjemand einlassen möge. Clay zappelt nicht lange herum und wirft die Glastür ein und zieht das Mädchen im Letzten Moment ins Innere der Vorhalle und rettet ihr, Alice, somit das Leben.
Nach dem der erste Schock verarbeitet ist werden Fragen nach dem Warum? und vor allem nach dem Wie? laut. Einzige Auffälligkeit scheinen die Mobiltelefone zu sein. Jeder der in den letzten 30 Minuten zu seinem Komunikationsknochen gegriffen hat, scheint mit einem mal völlig von Sinnen gewesen zu sein und hat wahllos andere Menschen angegriffen.
Eine weitere Explosion, ganz in der Nähe, ließ das Hotel erzittern. Rauch und Brandgeruch lag in der Luft. Da nicht nur das Risiko bestand auf der Straße umgebracht zu werden sondern auch lebend in einem Gebäude zu verbrennen, in dem man sich selbst verbarrikadiert hat, mussten nun schnell Entscheidungen getroffen werden.
Hier zu bleiben grenzte an Wahnsinn, so das die erste Priorität darin bestand unversehrt aus der Stadt rauszukommen. Tom, der Schnurrbart, erzählte das er ein kleines Haus außerhalb Bostons besaß wo man sich für einige Tage verstecken könnte um abzuwarten wie sich die ganze Situation entwickeln würde. Schnell wurde Proviant organisiert und somit machten sich, trotz aller Versuche den Hotel-Portier zum mitkommen zu bewegen, Clay, Tom und Alice auf die Stadt, im Schutz der anbrechenden Nacht, zu verlassen.
Dies stellte sich als überraschend unkompliziert heraus da sie, wie es schien, im Schutz der Dunkelheit von den Wahnsinnigen unbehelligt blieben. Auf dem Weg hinaus aus der Stadt trafen sie auch auf andere Flüchtlinge. In jedem der Gesichter war das selbe zu lesen. Schock, Angst, Müdigkeit und Trauer. Trauer um die Menschen die ermordet wurden aber auch Trauer um jene die zu diesen hirnlosen "Wesen" geworden sind. Und gerade in jenem Punkt zeigte sich rasch wo es die meisten Opfer gegeben hat. Denn alle Starrten Alice an. Nicht nur weil sie mit zwei wildfremden Männern unterwegs war, sondern weil sie ca.15 Jahre alt wahr. Nirgends, wohin man sich auch wendete, sah man Kinder- Jugendliche und Erwachsene die jünger als 14 oder älter als 40 wahren. 2 ganze Generationen sind diesem Ereignis zum Opfer gefallen. Auf makabere weise wurde mit einem Schlag die gesamte "Zielgruppe" der Mobilfunkbranche ausradiert. Oder nein, nicht ausradiert, sie leben ja noch -in einem Zombieähnlichen Zustand.
In Toms Haus angekommen wurde ihnen erst bewusst wie müde und abgekämpft sie eigentlich waren, so das es eine Wohltat darstellte sich notdürftig zu säubern, frische Kleidung anzuziehen und sich in Ruhe schlafen zu legen. Wobei die Ruhe nicht lang wehrte.
Am nächsten Tag bereits gingen die seltsamen Ereignisse weiter. Nicht nur das sich drei der "Handy-Verrückten" in den rückwertigen Garten des Hauses verirrt hatten und sich dort um einen Kürbis stritten dessen Innenleben offensichtlich mit einem 'Werkzeug' geöffnet wurde, sondern das sich auf der Hauptstraße Hunderte wenn, im laufe des Tages, nicht gar Tausende von diesen Verrückten sammelten und Richtung Norden zogen. Es kam schon fast einem Naturschauspiel gleich, wie sie wie ein einzig großes Wesen agierten. Wie ein gigantischer Schwarm. Friedlich, ohne Mord und Totschlag einem unbekannten Ziel zustrebend. Der Strom nahm erst gegen Abend hin ab und verebbte bei Anbruch der Dunkelheit vollends.
Zumindest Clay war klar das er nicht für immer in diesem Haus bleiben konnte. Er wollte nach Westen, Nachhause, um zu sehen ob es seiner Frau, aber vor allem, seinem Sohn gut ging. Rasch willigten auch Tom und Alice mit ein ihn zu begleiten, denn für beide gab es nichts das sie hier für längere Zeit halten könnte so das sie genau so gut mit ihm gehen konnten.
Vor dem Antritt der Reise wurde noch beim Nachbarn, einem Waffennarren, eingebrochen wo man sich mit Waffen und dazugehöriger Munition eindeckte.
Nun, gut gerüstet mit Waffen, Amo und Proviant macht man sich auf gen Westen. Auf ihrem langen Weg treffen sie immer wider auf Flüchtlinge. Gerüchte machen die Runde das die Grenzen dicht gemacht wurden und Erschießungskommandos auf alles und jeden schossen das sich nicht eindeutig als "normaler" Mensch erkenntlich zeigen konnte. Man zog auch immer wieder an Trümmer- und Leichenbergen vorbei. Verkohlt und verstümmelt, zerrissen, verwesend und halb aufgefressen von Raben. Und jede Nacht den Gedanken im Hinterkopf noch vor Sonnenaufgang einen geeigneten Unterschlupf zu suchen. Den rasch bemerkte man das die "Handy-Verrückten" die Nächte genauso wie geschlossenen Räume mieden, und somit die Verbliebenen Menschen noch eine gewisse Chance hatten zu überleben und zu existieren. Und genau in solch einer Nacht, die schon im Begriff war in den Tag überzugehen, trafen sie in einem kleinen Städtchen namens Gaiten, auf den Schulleiter der hiesigen Academy der als einziger, mit Ausnahme einer seiner Schüler, den Massenamoklauf überlebt hat.
Er gewehrte ihnen nicht nur Unterschlupf sondern zeigte ihnen etwas was danach eine ganze Kettenreaktion von Dingen in Gang setzt.
Allen voran ein verhängnisvoller Plan der sich erst nach der Durchführung als fataler Fehler herausstellen sollte.
Mein Name ist Legion, Unserer sind vieler...
Stephen King hat mit seinem aktuellen Roman Puls wider einmal unter Beweis gestellt das er ein Könner der kleinen Dinge ist. So spektakulär sich die ersten 50 Seiten auch ausnehmen mögen, so ruhig und beschaulich gestallten sich die darauffolgenden 200. Sie sind zwar nicht langweilig haben aber einen deutlich gebremsteren Erzählrytmus. Dem Schreiber war es wichtig die kleinen, und persönlichen Dramen zu zeigen.
Wie jeder für sich die Situation bewältigt, wie er mit Tot, Trauer und Schock umgeht. Und mit dem Grauen das hinter jeder Ecke zu lauern scheint.
Puristen werden gerade diese unspektakulären Fasen, die ja doch den Großteil des Buches ausmachen, bemängeln. Und natürlich soll nicht verschwiegen werden das auf der Länge von gut 520 Seiten verhältnismäßig wenig Story dargeboten wird. 3-4 Actionsequenzen, die den Horror in typischer "Blood and Gore" -Manier präsentieren, müssen für dieses Buch genügen. Der Rest widmet sich eher dem stillen -spekulativen- Horror in den Köpfen der Charaktere.
Jene sind durchwegs sehr sympathisch und auf Anhieb vertraut. Man gewinnt sie sehr schnell lieb und man fürchtet und leidet mit ihnen. Ein Grund dafür sind mit Sicherheit die klassischen "King"- Elemente, die den Fans des Autors rasch ins Auge fallen dürften.
So ist mit Alice wider ein altkluges Mädchen mit an Bord und mit ihr zusammen eine Zweckgemeinschaft bestehend aus zwei weiteren Männern. Bei genauerer Überlegung entpuppt sich das "zwei Männer und ein Mädchen"- Schema als eines der gefälligsten und für das Buch als die unkomplizierteste Kombination. Genauso trifft man auch auf religiösen Fanatismus und Mystery-Momente werden auch wider gekonnt in das Grundgerüst aus George A.Romeros Dawn of the Dead und Frank Schätzings Der Schwarm eingeflochten.
Alles in allem erwartet einen mit Puls kein Meisterwerk.
Wer auf Spektakel steht und mit Storys nichts anfangen kann wo der Leser ab und zu selbst mit seiner Vorstellungskraft nachhelfen muss, wird vielleicht schnell die Freude an diesem Buch verlieren.
Aber jene Leser die nach langem wider auf der suche nach einem "klassischen" King -wie auch einer originellen Geschichte- sind, und ihm vielleicht auch den kleinen Ausrutscher mit Colorado Kid verziehen haben, sollten sich diesen Schmöker nicht entgehen lassen.
Denn nicht zuletzt stützt er sich auf eine gelungene Idee, die zwar in Puncto Story mehr hergegeben hätte, aber den geneigten Leser dennoch 2-3 Tage sehr gut unterhält.
In dem Sinne wünsche ich ihnen ein gutes Buch und bleiben sie stark.
NtM