Raymond Queneau - Zazie in der Metro

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 4.127 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Myriel.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhalt:
    Weil Madame Lalochére den Tag und die beiden Nächte über, die sie in Paris verbringen will, etwas anderes vorhat, übergibt sie ihre zehnjährige Tochter Zazie gleich am Gare de l'Est ihrem Bruder Gabriel. Zazies größter Wunsch, einmal mit der Metro zu fahren, zerschlägt sich aber schon kurz nach der Ankunft: Die Metro streikt. Bei Gabriel lernt sie Marceline, Gabriels Frau, kennen, Turandot, dem die Kneipe unten im Haus gehört, Mado, die Kellnerin und den Papagei Laverdure. Am nächsten Tag - Onkel Gabriel, der nachts arbeitet, schläft noch - macht sich Zazie selbständig ...


    Meine Meinung:
    Auf dem Umschlag heißt es über das Buch: „Zazie in der Metro ist kein Buch über die Pariser Metro, nur nebenbei ein Buch über die Göre Zazie, vielmehr ist es ein Buch über Paris, ein Buch über die Sprache des Alltags, ein Buch, das alles auf den Kopf stellt.“


    Treffender kann man es nicht formulieren. Dieses Buch trieft von Witz und skurrilen Situationen.
    Scheinbar belanglose Diskussionen über die verschiedenen Sehenswürdigkeiten von Paris zwischen Gabriel und seinem Taxi fahrenden Kumpel Charles tauchen beispielsweise immer wieder auf und irgendwann ist es einfach nur noch lustig, wenn beide immer wieder in Streitgespräche verfallen.


    Wiederholungen treten darüber hinaus allgemein sehr oft auf. Dabei kann es sich um einzelne wiederkehrende Situationen oder schlicht das Wiederholen einzelner Sätze handeln. Der Papagei Laverdure zum Beispiel wird von seinem Besitzer Turandot überall mit hin genommen und kommentiert sämtliche Situationen mit dem Satz: „Du quasselst, du quasselst, das ist alles, was du kannst.“ Nur ganz selten oder wenn er völlig verwirrt ist, lässt er sich mal zu einem anderen Satz hinreißen, aber zu einem Papagei passt das natürlich auch.


    Was hingegen mit der Zeit nervig wurde, war die Bezeichnung „sanft“, mit der jeder Ausspruch Marcelines beschrieben wurde. Auch wenn dadurch ihre Persönlichkeit gezeigt werden soll, wären Synonyme für „sanft“ hier nicht die schlechteste Variante gewesen. Natürlich wird Queneau damit ein bestimmtes Ziel verfolgen, aber dies erschließt sich mir nicht, weshalb ich es nervig finde. Geschmackssache.


    Sprachlich gesehen sind deutliche Unterschiede auszumachen. Während der überwiegende Teil des Buches umgangssprachlich (teilweise gar vulgär) ist, wenn Zazie mit ihren zehn Jahren alles als „fürn Arsch“ bezeichnet und mit den Erwachsenen um sie herum völlig respektlos umspringt, stehen dem die längeren Äußerungen Gabriels gegenüber (bei den kürzeren drückt er sich ebenfalls umgangssprachlich aus). Diese sind sprachlich wesentlich gehobener und enthalten beispielsweise fast immer Fremdwörter, wodurch der Unterschied noch deutlicher hervorgehoben wird.


    Zazies Umgang mit den Menschen in ihrer direkten Umgebung erweckt teilweise den Eindruck, als würde sie diejenige sein, die den Erwachsenen weit überlegen ist, was auch oft für Verwirrung bei diesen sorgt. Sie stellt Fragen, die man von einem zehnjährigen Mädchen nicht unbedingt erwarten würde und dadurch entstehen oftmals komische Situationen aus völlig harmlos beginnenden Gesprächen. Dies ist es auch, was für mich da Buches ausmacht. Eigentlich passiert nicht übermäßig viel. Es ist letztlich im Grunde auch nur ein Tag, der dargestellt wird, aber trotz allem wird es nicht langweilig.


    Kritisch anzumerken ist, dass das Lesen durch das Fehlen von Anführungszeichen erschwert wird, da somit direkte und indirekte Rede miteinander vermischt und nicht deutlich voneinander getrennt werden. Allerdings gewöhnt man sich daran ziemlich schnell.


    Insgesamt hat mir "Zazie in der Metro" ganz gut gefallen. Es ist nicht herausragend, aber mal so für zwischendurch finde ich es ganz erfrischend, da gerade die Sprache anders ist, als ich es von den meisten Büchern gewohnt bin.


    Meine Bewertung: 4ratten

    :leserin: Plichota/ Wolf: Oksa Pollock - Die Unverhoffte<br /><br />SLW - Annabas: 1/10<br />SLW - Seychella: 0/10

    Einmal editiert, zuletzt von Stephi ()

  • Witzig, dass du das jetzt hier reinschreibst.
    Ich hab es eben auf meine A-Z Leseliste bei Q geschrieben.
    Danke für die Rezi, freue mich nun noch mehr auf das Buch

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:

  • Dafür hatte ich es auch gekauft. :breitgrins: Eigentlich war es wohl eher ein Notkauf...der Ehrgeiz hatte mich gepackt. Glück gehabt würde ich sagen. :zwinker:

    :leserin: Plichota/ Wolf: Oksa Pollock - Die Unverhoffte<br /><br />SLW - Annabas: 1/10<br />SLW - Seychella: 0/10

  • Hehe :breitgrins:


    Ja Q ist auch so ein böser Buchstabe (neben U und X)
    Ich mach mich erst mal an die Anderen,...bevor ich wieder Bücher kaufe

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:

  • Der Titel des Buches kam mir gleich bekannt vor und jetzt weiß ich auch warum. Bei uns in der Schule wurde das mal als Theaterstück aufgeführt (auf französisch!) und wir mussten uns das im Rahmen des Unterrichts ansehen. Viel verstanden hab ich damals nicht, außer das Zazie ständig "Mon cul!" gesagt hat. :breitgrins:
    Hm, vielleicht kauf ich mir mal das Buch, damit ich weiß was ich mir damals angeguckt habe. :breitgrins:

  • Ich lese es gerade. Inhaltlich finde ich es ganz gut - aber die Sprache! Umgangssprache ist ja nicht schlimm oder vulgäre Ausdrücke, aber es kommt mir so vor, als würde der Autor nicht auf Rechtschreibung achten, sondern manche Wörter aufschreiben, wie sie ausgesprochen werden :rollen: Ebenso wie manche Wörter, Buchstaben einfach "verschluckt" werden.
    Das erste Wort "Doukipudonktan" entpuppt sich zum Beispiel als ein ganzer Satz :entsetzt:
    Ach so, ich lese das Buch übrigens auf Französisch :rollen: Ich werde mich aber tapfer weiterkämpfen :breitgrins:


    :winken:

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

  • Wow, ich bin echt beeindruckt, weil du es auf Französisch liest.
    Die Sprache ist ein wenig komisch,...ich sag da nur "am Arsch"

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:

    Einmal editiert, zuletzt von Ninette ()

  • Oja, das habe ich auch bemerkt :rollen:
    Zum Glück habe ich nur noch 90 Seiten vor mir...aber ehrlich gesagt, gefällt mir das Buch allmählich gar net mehr so gut...


    :winken:

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

  • Raymond Queneau - Zazie dans le métro

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Klappentext:


    - Zazie, declaré Gabriel en prenant un air majestueux trouvé sans peine dans son répertoire, si ça te plaîtde voir vraiment les Invalides et le tombeau véritable du vrai Napoléon, je t'y conduirai.
    - Napoléon mon cul, réplique Zazie. Il m' intéresse pas du tout, cet enflé, avec son chapeau à la con.
    - Qu'est-ce qui t'intéresse alors?
    Zazie repond pas.
    - Oui, dit Charles avec une gentillesse inattendue, qu'est-ce qui t'intéresse?
    - Le métro.


    Meine Meinung:


    Zazie, ein 10-jähriges Mädchen, wird von ihrer Mutter ihrem Onkel Gabriel übergeben. Dieser soll nun für kurze Zeit auf sie aufpassen. Doch das ist kein einfaches Unterfangen, denn Zazie ist nicht nur ein sehr aufgewecktes Mädchen, sondern sie beherrscht auch viele Schimpfwörter, sagt was sie denkt, fragt alles mögliche, verschwindet gerne, etc.


    Anfangs fand ich das Buch ganz gut, doch im Verlauf des Buches nahm das rapide ab. Einerseits lag es an Zazie, andererseits an dem Schreibstil.
    Zazie ist eine kleine Göre, der ich am liebsten hin und wieder eine gescheuert hätte. Für mich ist sie ein verzogenes kleines Mädchen, das auf niemanden hört und sehr respektlos gegenüber ihren Mitmenschen ist. Zuerst fand ich ihr Benehmen irgendwie lustig, aber später ging es mir dann nur noch auf die Nerven. Besonders ihre vielen Schimpfwörter.


    Aber am meisten hat mich einfach der Schreibstil gestört. Umgangssprache finde ich nicht so schlimm - solange es sich im Rahmen hält. Doch die Personen reden nicht nur hauptsächlich umgangssprachlich, sondern viele Wörter und Sätze werden einfach stark verkürzt oder aber so geschrieben, wie man die Wörter ausspricht. Das mag für einen Franzosen zwar normal sein, aber Personen wie ich, die Französisch nur in der Schule lernen, ist das sehr anstrengend und kompliziert - so macht lesen keinen Spaß.


    Mich konnte das Buch nicht überzeugen und ich war sehr froh, als das Buch endlich zu Ende war.
    1ratten

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

  • Dieses Buch lese ich gerade und kann bisher katchen einfach nur zustimmen. Der Schreibstil ist schlichtweg unerträglich! Unterste Umgangssprache, Wiederholungen, Vulgarität, wörtliche Rede wird lediglich durch einen Gedankenstrich angezeigt.
    Darüber hinaus kann ich mit den handelnden Personen auch nichts anfangen. Zazie, eine absolut verzogene und unsympathische Göre, treibt ihre nicht minder nervigen Mitmenschen in den Wahnsinn. Und den Leser leider auch..


    Die typisch französische Heiterkeit und der Charme fehlen einfach.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Raymond Queneau - Zazie in der Metro


    Jeanne Lalochère will sich in Paris mit ihrem Liebhaber, einem Scheich, treffen. Dabei ist ihr jedoch ihre Tochter Zazie im Weg, denn die 10jährige Göre nimmt kein Blatt vor den Mund und spricht aus, was sie denkt. Deswegen wird sie noch am Bahnhof ihrem Onkel Gabriel anvertraut, der die nächsten 2 Tage mit ihr herumschlagen darf. Aufgrund ihrer eigensinnigen Art bereitet sie in dieser Zeit jedoch nicht nur Gabriel und seiner Frau, sondern auch seinen Freunden dem Taxifahrer und dem Inhaber der Gaststätte im Wohnhaus ihres Onkel arges Kopfzerbrechen.


    Zu Beginn konnte ich recht wenig mit diesem Buch anfangen und als einzig Positives empfand ich die Kürze von lediglich etwas über 150 Seiten. Die Personen sprachen teilweise in Slang, die Wortwahl war ziemlich derb und auch stilistisch waren die Dialoge nicht einfach zu verfolgen, da wörtliche Reden nicht durch Anführungsstriche gekennzeichnet waren, sondern nur mit einem Gedankenstrich eingeleitet wurde.


    Doch je weiter ich las, desto mehr kam ich in die Erzählung rein und es machte mir Spaß, Zazie auf ihren Erkundungen zu folgen. Spätestens ab dem Zeitpunkt, als die Touristengruppe ihren Auftritt hatte, musste ich fast die gesamte Zeit in mich hineingrinsen. Das Tempo war die gesamte Zeit über recht hoch, so dass keine Langeweile aufkam. An die Sprache hatte ich mich dann auch gewöhnt und im Ganzen betrachtet passt sie auch sehr gut zu den handelnden Personen, da sie allesamt aus der „einfachen Bevölkerung“ stammen und eine gehobene Sprache völlig unpassend gewesen wäre.


    Abgesehen von ihren Lebensumständen erfährt man von den Personen recht wenig. Doch muss ich dem Klappentext ausnahmsweise mal recht geben: die Personen stehen gar nicht im Mittelpunkt des Buches. Vielmehr erlaubt der Roman dem Leser einen Blick in die Pariser Verhältnisse, in das Leben in dieser pulsierenden Metropole, unter deren über 2 Mio. Einwohner sich natürlich auch solche Unikate wie Gabriel und seine Freunde befinden, die der Stadt der Liebe erst zu ihrer Lebendigkeit verhelfen.


    Das Ende des Buches halt mich jedoch etwas verwirrt zurückgelassen, denn aus dem spielerischen Schabernack, welchen Zazie und ihre Begleiter mit dem falschen Polizisten mit den vielen Namen trieben, wurde an einem Punkt sprichwörtlich tödlicher Ernst, ohne dass ich hätte nachvollziehen können, wie es soweit kommen konnte. Ich hoffe, dass sich das bei einer späteren Wiederholungslektüre noch aufklärt. Davon abgesehen hat mir der Roman sehr gut gefallen, ohne dass ich genau sagen könnte, worin die Faszination liegt.


    4ratten