Iny Lorentz - Die Kastratin

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    Die junge Giulia, Tochter des Kapellmeisters Fassi aus Salerno, hat nur einen brennenden Wunsch: Sie möchte im Chor ihres Vaters singen, denn sie hat eine wunderschöne Stimme. Doch im Italien der Renaissance ist den Frauen das Singen in der Kirche verwehrt. Ein Zufall gibt Giulia die Chance, ihren größten Traum zu verwirklichen, doch sie zahlt einen hohen Preis dafür, denn fortan muss sie als Kastrat verkleidet durch die Lande ziehen...


    Meine Meinung:
    Ich hatte ja ein wenig Bedenken wegen des 'Die ...-in' Titels auf eine emanzipierte Hauptfigur zu treffen, die auch heute hätte leben können. Aber da wurde ich positiv überrascht, denn Giulia wirkte wie eine Frau jener Zeit auf mich. Außerdem konnte ich mich gut mit ihr identifizieren und ich habe sie im Laufe des Romans richtig lieb gewonnen.


    Ihre Angst vor Entdeckung und ihre Schwierigkeiten, ihr Geschlecht geheimzuhalten sind gut beschrieben. Auch ihre Probleme Aufträge zu finden und die Beziehungen zu ihrem Vater und den Dienern wirken lebensecht.


    Ich war froh, dass es keine 'Zufälle' gab, die wenig plausibel wirken. Auch wenn es sich bei Giulia nicht um eine historische Persönlichkeit handelt, so hatte ich doch den Eindruck, dass sie so gelebt haben könnte. Leider gibt es aber kein Nachwort, in dem erklärt wird, welche historischen Gegebenheiten sich so zugetragen haben (es werden aber auch nicht viele erwähnt).
    Insgesamt also gute Unterhaltung und ich werde sicher noch andere Bücher von Iny Lorentz lesen.


    4ratten


    LG, Mobi

  • Ich habe mir das Buch heute bestellt und werde es demnächst lesen. Das Thema Kastraten interessiert mich schon lange und leider gibt es viel zu wenige gute Bücher darüber (ich würde z. B. gerne einen guten Roman über Farinellis Leben lesen). Zuerst hab ich bei "Die Kastratin" Zweifel gehabt, weil es schon wieder eine dieser "Frauen verkleiden sich als Mann" Geschichten ist und dann singt sie auch noch als angeblicher Kastrat, aber nun habe ich doch beschlossen, dem Buch eine Chance zu geben, nicht zuletzt wegen der guten Bewertungen. Bin schon gespannt, ob es sich lohnt :zwinker:

  • Hallo Kirjava!


    Ich hoffe, dass dir das Buch gut gefällt! Würde mich freuen, wenn du mir dann sagst, wie du es fandest.


    LG, Mobi

  • Ich habe es eben erst gelesen und war nur mittelmäßig begeistert. Es plätschert über 500 Seiten ohne besondere Höhen und Tiefen halt so dahin.
    Immer wieder habe ich mir die Frage gestellt, ob zur damaligen Zeit, als es doch berühmte Kastraten gab, wirklich niemand die Stimme der Giulia als Frauenstimme erkannt haben würde.
    Das ist mir dann doch relativ unwahrscheinlich erschienen.
    "Die Wanderhure" von der gleichen Autorin soll besser sein. Das werde ich vielleicht noch lesen.


    Vielleicht läßt Du hören, Kirjava, wie Dir "Die Kastratin" gefallen hat.


    Liebe Grüße, Sue.

  • Ich denke nicht, dass man die Stimme als Frauenstimme hätte identifizieren müssen. Auch wenn es nicht zum Thema passt: Ich habe auch schon einige "Herrlein" singen hören und war mir absolut nicht sicher, ob das jetzt eine Frau ist oder ein Mann. (Also nur im Radio, aber am Ende wurde der Name dann ja genannt.)
    Also. Man kann sich schnell täuschen lassen.

    Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren.

  • Hallo!


    @sue: Ich denke nicht, dass man Frauen- und Kastratenstimmen so leicht auseinanderhalten kann. Vor allem nicht, wenn man noch nie eine Frau hat singen hören (durften sie ja damals nicht), dann hat man ja überhaupt keinen Vergleich.
    Ich finde schon, dass es Höhen und Tiefen gab, zum einen musste Giulia für den Lebensunterhalt sorgen was nicht immer ganz einfach war, dazu kommen die schwierige Beziehung mit ihrem Vater und die ständige Angst vor Entdeckung. Also ich fand es ziemlich spannend!


    LG, Mobi

  • Heute gibt es ja wohl keine Möglichkeit mehr eine Kastratenstimme zu hören und mit einer Frauenstimme zu vergleichen. Aber es würde mich wirklich interessieren, ob das die damaligen Fachmänner nicht doch hätten unterscheiden können.
    So sind die Geschmäcker wirklich sehr unterschiedlich. Für mich war das Buch gar nicht spannend, aber die Charaktere dann doch irgendwie so liebenswert, dass ich halt weitergelesen habe.


    Über Kastratenstimmen hätte ich mir aber ohne das Buch sicher nie Gedanken gemacht.


    Liebe Grüße, Sue.

  • Heute gibt es ja wohl keine Möglichkeit mehr eine Kastratenstimme zu hören und mit einer Frauenstimme zu vergleichen. Aber es würde mich wirklich interessieren, ob das die damaligen Fachmänner nicht doch hätten unterscheiden können.


    Konnte man, ja: Ein Männersopran klingt reiner und heller als ein Frauensopran. Und hat mehr Stimmstärke. (Warum hätte man diese Leute sonst entmannt, wenn's Frauen auch getan hätten?) Den letzten Kastraten, Alessandro Moreschi, kann man hier noch hören. Allerdings war er da bereits alt und weit vom Zenith seines Könnens entfernt ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Zitat

    Zitat von Sue:
    Heute gibt es ja wohl keine Möglichkeit mehr eine Kastratenstimme zu hören und mit einer Frauenstimme zu vergleichen.


    Es gibt eine Aufnahme aus der Frühzeit der Grammophone, auf der einer der letzten Kastraten des Vatikans zu hören ist. Dieser war zu dem Zeitpunkt bereits ein Greis, aber er besaß eine so junge Stimme, dass es fast umheimlich war. Da die Gesangstimmen von Frauen sehr unterschiedlich sein können, hätte man diesen Kastraten durchaus für eine Frau halten können.


    Liebe Grüße
    Gheron :winken:

  • Hallo liebe Leseratten,


    mir persönlich hat "Die Kastratin" ziemlich gut gefallen. Sie kam natürlich nicht ganz an die "Wanderhure" und ihre beiden Nachfolgeromane heran, dennoch hat es mir hier sehr gut gefallen, wie sich die junge Guilia in ihrer Verkleidung durchs Leben geschmuggelt hat. Dies lag wohl auch daran, weil es bei mir wesentlich authentischer als in so manch anderem Roman dieser Themenreihe anderer Autoren herübergebracht wurde. Das Autorenteam hatte sich auch etwas mehr Zeit genommen, um auf die Bedrängnisse und Stimmungen der jungen Guilia einzugehen, so dass man als Leser/Hörer gut in ihre Rolle schlupfen konnte und ihre Hin und Hergerissenheit verstand.


    Ich muss aber auch dazusagen, dass ich dieses Buch als Hörbuch genossen habe.
    Dieses war sehr schön von von Julia Fischer vorgetragen. :zwinker:
    http://www.ginkgo-design.de/li…m/index.php?topic=11616.0


    Grüssle
    Marion

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi


  • (Warum hätte man diese Leute sonst entmannt, wenn's Frauen auch getan hätten?)


    Zumindest laut Buch (über die historischen Hintergründe weiß ich leider nichts) durften Frauen damals nicht singen. Damit wäre die Frage nach dem Warum schon beantwortet, denn Sopranstimmen wurden trotzdem gebraucht.


    Das Audiofile ist echt beeindruckend, dass das ein Mann singt!


    Damals gab es keine ausgebildeten weiblichen Stimmen, deswegen dürfte es wohl auch Experten schwergefallen sein, eine Frau als solche zu erkennen. Ich empfand es im Buch durchaus als realistisch, dass Giulia als Kastrat durchgeht.
    Die Stimme war da wahrscheinlich ihr kleinstes Problem, das Aussehen und alltägliche Dinge wie Umziehen waren da wohl schwieriger!

  • Danke, sandhofer, ich hätte nie gedacht, dass ich einmal in den Genuss kommen würde, eine Kastratenstimme zu hören. Das war wirklich interessant. Schon aus dem Grunde hat sich die Lektüre des Buches gelohnt.
    Ich könnte sie nicht von einer Frauenstimme unterscheiden, aber ich denke, dass Fachleute das sehr wohl können und auch zur damaligen Zeit gekonnt hätten. Außerdem sind die Bewegungen einer Frau ganz anders, auch wenn sie sehr schlank ist und sich wie ein Mann kleidet.


    Vielen Dank für dieses tolle Service, Sue!

  • Zitat

    Zitat von Sue:
    Ich könnte sie nicht von einer Frauenstimme unterscheiden, aber ich denke, dass Fachleute das sehr wohl können und auch zur damaligen Zeit gekonnt hätten


    Der Unterschied zwischen einer unausgebildeten Frauenstimme und einer ausgebildeten Frauengesangsstimme ist größer als es der zwischen einer ausgebildeten Frauenstimme und einem Kastraten war. Die einzigen Frauen, die damals offiziell gesunden haben, waren die Bänkelsängerinnen auf den Jahrmärkten mit ganz anderen Texten und einer weitaus schlechteren Ausbildung. Den Fachleuten fehlte damals in der Regel der Vergleich, um entscheiden zu können, ob nun eine Frau singt, oder ein Kastrat. In der Frühzeit der Oper wurden Frauenrollen von Kastraten gesungen. Selbst zu Zeiten Mozarts waren Sängerinnen noch selten und es gab Frauen, die sich als Kastraten verkleideten. Zu der Zeit war man aber schon nachsichtiger als im 16. Jahrhundert, in dem die Kastarin angesiedelt ist, und drückte zwinkernd ein Auge zu.


    Liebe Grüße
    Gheron :winken:

  • Konnte man, ja: Ein Männersopran klingt reiner und heller als ein Frauensopran. Und hat mehr Stimmstärke. (Warum hätte man diese Leute sonst entmannt, wenn's Frauen auch getan hätten?) Den letzten Kastraten, Alessandro Moreschi, kann man hier noch hören. Allerdings war er da bereits alt und weit vom Zenith seines Könnens entfernt ...


    Hey danke für das Posten dieser Datei.
    Ich habe es mir gleich mal angehört und ich hätte echt nicht gedacht, dass das ein Mann singt! Wow, das hat mich jetzt so beeindruckt, dass ich mir vielleicht auch bald noch dieses Buch kaufen werde.

    Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren.

  • Danke, Gheron, das hat mich jetzt doch überzeugt, was den Vergleich betrifft.
    Könnte man die Guilia also nur noch an ihrer Weiblichkeit erkannt haben.
    Und ob das zutraf, oder nicht, müssen wir wirklich der dichterischen Freiheit der Autoren überlassen.


    Liebe Grüße, Sue.

  • Giulia hat auch mich mit "ihrer Stimme" verzaubert.


    Es hat richtig Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen. (Vor allen Dingen nachdem mein letzter historischer Roman die Hebammen-Reihe war!).
    Manche hier kritisierten die fehlende Spannung, aber für mich hatte das Buch genügend Spannung und ich habe es mehr als nur angenehm empfunden, dass die Heldin nicht von einer Verfolgung zur nächsten Vergewaltigung und dem danach kommenden Tod eines guten Freundes oder Verwandten hineingeschlittert ist. So liest man viel mehr von einem interessanten Schicksal einer jungen Damen, die sich schon genug mit ihrem Vater, ihren Ängsten und natürlich der Liebe (und auch ein paar Intrigen ;) ) herum schlagen muss.
    Zumal waren mir die Charaktere alle sehr sympathisch und ich ihr Leben mit einem Lächeln auf den Lippen verfolgt und das Buch hat es geschafft mich auf eine andere Art als Spannung zu fesseln.
    (Wobei die Spannung am Ende ja auch ziemlich aufkommt. ;) )


    Ein wirklich schönes Buch, das mich dazu veranlasst hat, ein wenig über Kastraten zu recherchieren und lieben Dank an sandhofer für den Link! :winken:


    Ja, wirklich wunderbar! Und wie apassionata ziehe ich eine Leseratte ab, weil die Autorenpaar mit noch schöneren Büchern glänzen kann. (Mein Favorit ist nach wie vor "Die Löwin"!)


    4ratten

  • Ich habe "Die Kastratin" eben beendet und fand das Buch alles in allem recht schön. Es war jetzt kein Buch das mich vor Spannung hätte erzittern lassen, aber es kam auch nie Langeweile auf und ich war immer bestrebt weiterzulesen, um genauers über Guilias Schicksal zu erfahren.
    Am Anfang habe ich mich oft gefragt warum Guilia nicht einfach Geld zur Seite legt und sich von ihrem Vater trennt, aber im Laufe des Buches ist mir dann doch klar geworden, dass ich da viel zu sehr aus der heutigen Weltansicht heraus denke. Im Laufe der Lektüre habe ich dann einen großen Respekt vor der Selbstbeherschung Guilias bekommen, die ich wirklich beeindruckend fand.
    Ich vergebe
    4ratten