Viola Alvarez - Das Herz des Königs

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 5.979 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Seychella.

  • Hallo,


    es ist vollbracht, ich hab das erste Buch meines SUB-Wettbewerbs gelesen und frag mich, wie das Buch so lange im RUB hat liegen können und warum ich das Buch nicht schon viel früher gelesen hab.


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    Kurzbeschreibung:
    Aus den Epen des Mittelalters kennt man ihn als gehörnten Ehemann im Gefolge von Tristan und Isolde - in ihrem Roman „Das Herz des Königs“ erzählt Viola Alvarez die Geschichte von König Marke, dem legendären König von Cornwall, neu. Befallen von einer unerklärlichen körperlichen Starre, liegt Marke in seiner Burg Tintâgel und wartet auf den Tod. Zu gerne würden die intriganten Höflinge in ihrer Gier nach Macht einen neuen Herrscher bestimmen, doch die Wintersonnenwende verstreicht, ohne dass der König stirbt. Gequält von den Erinnerungen lässt er sein Leben an sich vorüberziehen: seine harte Kindheit in der Bretagne, wohin er schon als siebenjähriger Junge allein geschickt wird, seine Kämpfe gegen den grausamen Morgân, die intriganten Auseinandersetzungen mit seiner Mutter, die ihm den Thron verwehren will, und sein grandioser Aufstieg zum mächtigsten Herrscher der Briti-schen Inseln. Schon früh zu Grausamkeit und Misstrauen gezwungen, begegnet der König den Menschen mit Vorsicht und lässt niemanden in sein Herz. Als er auf Beschluss des Hofrats die unsäglich naive Isolde von Irland heiraten muss, um den Frieden und einen Erben zu sichern, sieht er diesem Ereignis mit größtem Missmut entgegen, nicht ahnend, dass ihm die schicksalhafteste Begegnung seines Lebens bevorsteht. In der geheimnisvollen Brangaene, einer Hofdame der Königin, begegnet Marke der Liebe seines Lebens. Doch das Glück des heimlichen Liebespaares ist bedroht. Und als Brangaene nach einem dramatischen Zwischenfall bei Hof ohne ein Wort verschwindet, scheint dem König nur noch seine Sehnsucht zu bleiben…


    Meine Meinung:
    Auf den hinteren Cover wird „Das Herz des Königs“ als eine unerhörte Lebensbeichte beschrieben. Erzählt wird die Geschichte von König Marke selbst, in der Ich-Form, als der König im hohen Alter und als gelähmter Mann, auf sein Leben und seine große Liebe zurückblickt. Die Warnungen der Eltern, als er den heimatlichen Haushalt verlässt und in der Bretagne bei Verwandten eine strenge Erziehung erfahren wird, haben den Jungen von 7 Jahren zu einem misstrauischen, harten und unmenschlichen Mann heranwachsen lassen, der immer einen Schritt schneller als der Verrat sein will und erst am Ende seines langen Lebens wird der Mensch in ihm wachgekitzelt, in dem er die Liebe seines Lebens kennenlernt. Diese Entwicklung vom Kind zum jungen Mann und König von Cornwall und seine Charakterbildung ist der Autorin sehr überzeugend gelungen: der König kennt seine Fehler und charakterlichen Schwächen, er ist eitel, bockig, verträumt, verliebt…und er geht sowohl mit den andere Figuren des Romans wie auch mit sich selbst nicht gerade zimperlich um. Diese Abrechnung mit seinem Leben und seinen Gefährten hat eine feine und leiche ironisch und sarkastische Art, die micht doch oft arg zum grinsen oder kichern gebracht hat.


    Auch die weiteren Figuren des Romans mochte ich in den meisten Fällen, irgendwie hatten sie fast alle ihren gewissen Charme. Vor allem die Freundschaft des Königs zum Bischof von Salisbury fand ich einfach nur zum schreien komisch. Wobei…die letzten Briefe des Bischofs waren dann auch entsprechend rührend für mein ach so sentimentales Herz. Der Bischof hätte durchaus noch öfter auftauchen können! Allerdings gibt es einen Kritikpunkt, den ich in aller Begeisterung für das Buch anbringen muss: die Darstellung von Tristan und Isolde mochte ich nicht so sehr. Da muss ich sagen, dass ich es schon schade finde, dass Isolde als relativ hässlich und vor allem naiv beschrieben wird und die Liebe zwischen Tristan und Isolde teilweise so ins Lächerliche gezogen worden ist. Natürlich soll mit diesem Buch nicht die Liebesgeschichte von Tristan und Isolde im Mittelpunkt stehen, aber diese negative Sicht auf diese Beziehung ist mir für diese bekannte Legende einfach zu einseitig.


    Besonders gut gefallen hat mir die Sprache und der Stil der Autorin. Viola Alvarez nutzt viele Bilder, Vergleiche, u.a. meinen Lieblingsvergleich: der Webstuhl des Schicksals und dass man das Bild als ganzes sehen muss. Die Autorin hat mich mit diesem Buch total verzaubert. Jeder zweite Satz bringt mich zum jubeln, seufzen, lachen, grinsen. Ich habe mich beim Lesen immer wieder dabei ertappt, dass ich das Buch auf meinen Schoß liegen hatte und vor mich hin geschwärmt hab, wie schön das Buch ist und das Buch dabei gestreichelt. In meine Schwärmerei versunken hab ich sogar vergessen weiterzulesen. Was ich auch sehr mochte, waren die kurzen Abschnitte zwischen den Kapiteln, die nicht von König Marke erzählt werden. Da sind Gedichte, Ausschnitte aus Chroniken, Briefwechsel, Balladen...solche zwischenzeitlichen "Ausflüge" finde ich toll. Diese Gedichte, Briefe, Balladen etc. beziehen sich zwar immer wieder auf Markes Leben und zwar auf das was gerade zuvor im Kapitel von ihm erzählt worden ist, aber sie sind einfach eine schöne Abwechslung zur Ich-Form, die ich hier wieder mal sehr mag.


    Alles in allem, ein wunderbares Buch, das nur wegen der negativen Darstellung von Tristan und Isolde, die mir wie gesagt zu einseitig war, nicht die volle Punktzahl bekomme, sondern „nur“ 14 Punkte, was sich jedoch bei der Bewertung in Ratten nicht auswirkt:


    5ratten


    liebe grüße
    kathrin

  • Hallo Kathrin,


    schöne Rezi !
    Das Buch gibt es ja schon ewig bei Jokers als HC für wenig Geld. Ich habe es mir bei meiner Bestellung anfang des Jahres nicht mitbestellt, aber diesmal schon :breitgrins:. Und ich freue mich schon sehr auf das Buch, jetzt noch mehr.


    LG
    Flor

  • gutes buch^^
    ich wills haben :anbet:


    Gruß Elfengirl

    Ich mach was ich will&nbsp; und das gute daran ist <br /><br />&nbsp; &nbsp; &nbsp; NIEMAND kann mich davon abhalten!

  • Ich habe "Das Herz des Königs" gerade ausgelesen und ich kann Dir nur zustimmen.
    Viola Alvarez hat mit "Das Herz des Königs" einen großartigen historischen Roman verfasst, der mich wirklich fasziniert und unterhalten hat und letztlich auch zu dicken Krokodilstränen gerührt hat.
    Das Buch ist rundum gelungen, stimmig und die Charaktere sehr gefühlvoll gezeichnet, psychologisch durchdacht und glaubwürdig.
    Von ersten bis zum letzten Wort spannend und fesselnd. Ein Buch das den Leser förmlich absorbiert. König Marke schildert die andere Seite von "Tristan und Isolde" so eindringlich und man gewinnt ihn so lieb, dass beim Ende der Lektüre plötzlich eine schreckliche Leere entsteht.
    Ich kann nur begeistert von diesem Buch berichten, dass es einer der besten historischen Romane für mich ist.
    Lesen!!!!


    5ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Aurinia ()

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    Verlag: BLT
    ISBN: 3-404-92187-9
    Seiten: 511
    Ausgabe: Taschenbuch
    Preis: € 9,95
    ET: 08.2005


    Meine Meinung


    „Das Herz des Königs“ ist in diesem Jahr der dritte Roman, den ich von Viola Alvarez gelesen habe und der erste, den die Autorin geschrieben hat, ein herausragendes Debüt. Jeden Roman durfte ich in einer Leserunde mit der Autorin lesen und es ist jedes Mal ein einzigartiges Erlebnis.


    Marke, der betrogene Ehemann Isoldes, aus der Legende um Tristan und Isolde, betrachtet in diesem Roman rückblickend und sich selbst gegenüber schonungslos sein vergangenes Leben. Marke steht an der Schwelle des Todes und erinnert sich, an seine Kindheit, seine Jugend, seine Jahre als König und an seine einzig wahre Liebe. Dabei belügt er sich nicht selbst, ganz gleich wie schmerzhaft die Erkenntnis seiner Fehler und Fehltritte ist, er begreift sie, steht zu ihnen, nimmt sie an und beginnt seinen Frieden mit ihnen zu machen.


    Dabei zeichnet Viola Alvarez ein unglaublich faszinierendes und vor allem emotionales Bild von Markes Seele. Von der ersten bis zur letzten Seite habe ich mit diesem König, der so viel Leid und Einsamkeit ertragen musste, gelebt und gelitten. Er ist eine beeindruckende, tragische Figur, der man sich nicht entziehen kann und die mir noch lange eine Gänsehaut und einen Kloß im Hals bescheren wird, sobald ich an sie denke. Aber nicht nur Marke ist eine einzigartig gelungene Figur. Die Autorin gibt sich mit allen ihren Charakteren unheimliche Mühe, versucht den Leser einen Blick in ihre Seele und Psyche werfen zu lassen. Dabei werden all diese Figuren, die man zum Teil aus der Legende kennt, absolut lebendig und in ihrem Handeln nachvollziehbar.


    Wie ich den Schreibstil von Viola Alvarez schon kannte, ist er auch hier recht poetisch und zaubert wundervolle Bilder vors geistige Auge und vermittelt sehr intensiv die Gefühle ihrer Figuren. Auch hier lockert sie ihre Geschichte mit besonderen Einschüben auf. Hier sind es besondere Briefe und Auszüge aus der Chronik Cornwalls, die die fiktive Geschichte authentischer machen. Ich bewundere und liebe die Art, wie Viola Alvarez schreibt und zähle sie zu den ganz besonderen Autoren.


    Die Handlung selbst wird aus Markes Perspektive erzählt, andere Perspektiven gibt es nur in den gelegentlich eingefügten Briefen. Mir hat diese Sicht unheimlich gut gefallen, vielleicht ist sie etwas einseitig, aber es geht um Marke, um sein Leben, sein Vermächtnis, seine Erinnerungen, sein Herz und seine Seele und mir hat Markes Sicht vollkommen ausgereicht. Nie hatte ich das Gefühl, mir würde etwas fehlen oder ich bräuchte einen Perspektivenwechsel. Markes leben ist spannend genug, dass die Autorin zu Recht auf mehrere Sichten verzichtet hat. So wird man nie aus Markes Leid und Seele herausgerissen, jedes Wort kann zu einem bis ins eigene Herz durchdringen, einen berühren, bewegen. Wunderbar!
    Beeindruckt hat mich, dass sich der Roman auf minimale wörtliche Rede beschränkt und mir dieses nicht einmal richtig aufgefallen ist. Normalerweise stört es mich, wenn ich nicht durch Dialoge in einer Handlung gefesselt werde, hier war das überhaupt nicht der Fall, im Gegenteil, mir wäre es nicht einmal aufgefallen, hätte mich nicht eine Leserundenteilnehmerin darauf aufmerksam gemacht.


    „Das Herz des Königs“ ist ein großartiger Roman, der mich mit jeder Faser meines Körpers an Marke und sein Leben gefesselt hat. Die Geschichte ging mir unheimlich nahe und ich bin sehr gespannt, was wir noch von dieser wunderbaren Autorin zu erwarten haben!


    Bewertung


    5ratten

    Liebe Grüße<br />Melli

  • König Marke von Cornwall kennt man aus der Legende von Tristan und Isolde als eifersüchtigen Ehemann. In diesem Buch lässt ihn Viola Alvarez selbst zu Wort kommen - während er durch eine merkwürdige Lähmung ans Bett gefesselt ist, schweifen seine Gedanken zurück über seine Lebensgeschichte.


    Als Siebenjähriger wurde er, wie es unter Adeligen Sitte war, bereits zu Verwandten in die Bretagne geschickt, um dort in verschiedenen Dingen ausgebildet zu werden. Sein Vater starb kurz nach seiner Abreise, seine Schwester, die kurze Zeit später geboren wurde, hat Marke noch nie gesehen. Er lernt bei den eher rauhbeinigen Bretonen kämpfen und töten - und trifft einige Jahre später als Halbwüchsiger die faszinierende "Loba", eine französische Gräfin, die e benfalls zu seiner Verwandtschaft gehört und ihm nicht mehr aus dem Kopf geht.


    Bei seiner Rückkehr nach Cornwall findet er verbrannte Erde vor, die Iren fallen ein ums andere Mal im Land ein, auch seine Heimat, Burg Tintagel, ist ziemlich heruntergekommen. Marke übernimmt die Herrschaft von seiner Mutter, die stellvertretend für ihn regiert hatte, und versucht in einem langen, schwierigen Prozess, das Land zu schützen, die Burg zu modernisieren und wichtige Bündnisse zu schließen.


    Den Wunsch zu heiraten hat er nie verspürt, die wichtigste Frau in seinem Leben ist seine Schwester, die er zärtlich "Fluflu" nennt. Eines Tages jedoch muss er sich dem Druck von außen beugen und aus taktischen Gründen Isolde von Irland ehelichen, in seinen Augen eine kleine dumme Gans, die nur Augen für den begabten Sänger und Musiker Tristan hat.


    In Isoldes Gefolge befindet sich jedoch eine Frau, die Marke ebenbürtig ist. Brangaene ist schön, klug und geistreich, alles, was Isolde nicht ist ...


    "Das Herz des Königs" ist kein alltäglicher historischer Roman und hebt sich angenehm von den vielen Klischeebüchern ab, die es auf dem Gebiet gibt (Ausnahmen bestätigen die Regel...)


    Viola Alvarez schreibt in einer ausgefeilten und trotzdem ungekünstelten Sprache, flüssig zu lesen und dabei ein Genuss. König Marke wird weder schöngeredet noch verteufelt, er ist einfach ein Mensch mit Fehlern und Stärken, dem auch ein herrlich ironischer Humor eigen ist, über den man einfach schmunzeln muss. Genauso tief empfindet man mit ihm seine Verzweiflung über falsche Entscheidungen oder die Liebe zu Fluflu und später Brangaene.


    Auch die anderen Figuren sind selten einseitig gezeichnet, von ein, zwei Bösewichtern abgesehen, besonders Markes Freund, der witzige und treue Bischof von Salisbury, hat es mir angetan.


    Zwischen den Kapiteln eingestreut sind kleine Auszüge aus der Chronik Cornwalls in mittelalterlicher Sprache (keine Angst, eine Übersetzung findet sich gleich darunter) sowie Gedichte und Lieder von Chronisten und Barden aus jener Zeit. Ob diese Einsprengsel authentisch oder von Frau Alvarez gut erfunden sind, wird nicht geklärt (ein Nachwort mit Informationen über die historischen Hintergründe des Buches ist das einzige, was mir bei dem Buch ein wenig gefehlt hat).


    Dies ist eines der Bücher, die man am Schluss nur seufzend beiseite legt und am liebsten gleich noch einmal aufschlagen möchte. Viola Alvarez ist definitiv eine Entdeckung auf dem Gebiet des historischen Romans, die ich den begeisterten Rezensionen hier im Forum verdanke :klatschen:


    5ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





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  • Meine Meinung:


    Vielleicht hatte ich meine Erwartungen zu hoch gesteckt (Wer gab Dir, Liebe, die Gewalt scheint unschlagbar^^), aber so ganz konnte mich das Herz des Königs nicht für sich einehmen. Ich empfand die Figuren oft zu hölzern und zu einseitig beleuchtet. Zwar wird hier die andere Sicht der Dinge geschildert, die Sicht des Königs Marke der in der Legende von Isolde betrogen wird als sie sich in Tristan verliebt. Aber leider macht die Autorin den Fehler, den sie der Sage vorwirft. Das Licht bleibt wieder einseitig. Isolde und Tristan werden als blasse langweilige Figuren abgestempelt und als geradezu dämlich beschrieben. Hier hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht. Das wird der Geschichte irgendwie nicht gerecht und zeigt so zwar eine andere Sicht der Dinge aber es verbindet sich nicht so recht mit der Sage.


    Zum Glück hat der Roman aber auch seine Stärken. Immer dann wenn er sich völlig auf Marke und sein Leben konzentriert, wenn er weit weg Markes Jugend schildert, wie er zu dem wurde was er ist: Der König von Cornwall. Dann macht dieser Roman richtig Spaß und man merkt das potential der Autorin. Da dies ihr erster Roman ist mag man ihr daher den ein oder anderen Schnitzer verzeihen. Insgesamt konnte er mich gut unterhalten und ich habe ihn ganz gerne gelesen!


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Meine Eindrücke
    In einem sehr angenehmen Erzählstil beschreibt die Autorin die Geschichte von Tristan und Isolde aus der Sicht von König Marke. Die Handlung ist sehr unterhaltsam, spannend und oft auch ironisch, aber manchmal auch brutal und entsetzlich.
    Durch die genaue Schilderung von Markes Leben, seinen Erlebnissen und den Personen, denen er begegnet, kann man gut nachvollziehen, warum er zu dem Menschen wird, der er am Ende ist. Dabei hat sich die Autorin wirklich gelungene Charaktere einfallen lassen, die ihn formen, bespitzeln oder einfach nur mögen. Die Personen werden so detailliert und facettenreich dargestellt, dass sie nie einseitig oder unglaubwürdig wirken.
    Doch leider ist die Autorin so auf Marke fixiert und stellt dabei Tristan und Isoldes Liebe und Gefühle bewusst in den Hintergrund. Beim Lesen hätte ich oft gerne gewusst, was in den beiden vorgeht, was sie fühlen und denken, denn dadurch wäre das Gesamtbild abgerundet worden.
    Aufgrund der Schilderung von Isolde als unreife und farblose junge Frau kann man verstehen, warum sie das Interesse des älteren und weltgewandten Königs nicht wecken kann.


    Fazit
    Ein schön zu lesendes Buch, mit einer spannenden und unterhaltsamen Handlung um eine faszinierende Sagengestalt. Es gibt so viele wunderbare Sätze, dass ich das Buch bewusst nicht verschlungen habe, sondern ich habe es vielmehr in Ruhe genossen. Das war sicher nicht mein letztes Buch von Frau Alvarez.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus: und definitiv ein :tipp:

    Einmal editiert, zuletzt von Aurian ()

  • Viola Alvarez – Das Herz des Königs


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    Inhaltsangabe:


    In diesem Buch wird die Sage von Tristan und Isolde mal aus einer anderen Sicht erzählt, und zwar aus der des Königs Marke von Cornwall, dem Ehemann von Isolde.
    Aber die Geschichte beschränkt sich nicht auf die kurze Episode in Markes Leben, in der er mit Isolde verheiratet ist – es wird sein ganzes Leben erzählt.


    Der erste Satz:


    „Ich habe in meinem Leben viele Männer auf der Folter gesehen.“


    Meine Meinung zum Buch:


    :tipp:


    Dies das zweite Buch von Viola Alvarez, das ich gelesen habe, und meine aufgrund von „Wer gab dir, Liebe, die Gewalt“ hohen Erwartungen wurden sogar noch übertroffen.


    Wieder hat mit als erstes die Sprache des Buches bezaubert. Das Buch wird aus der Sicht des Königs Marke von Cornwall erzählt, der alt und krank ist und die Geschichte seines Lebens im Rückblick erzählt. Seine Sprache ist besonnen, ruhig und etwas melancholisch, ganz genau passend zu der Figur des Marke, wie er am Ende seines Lebens geschildert wird. Ich habe mich als Leserin ganz nah an der Erzählperson gefühlt, als würde er seine Geschichte nur mir erzählen wollen.
    Die Autorin lässt Marke nicht nur spannend, sondern auch sehr bildhaft erzählen. So konnte ich mir das Leben an den Höfen von Kaneleres und Loupierre wunderbar vor mir sehen.


    Die Erzählung in der Ich-Form hat zur Folge, dass der Leser die Gedanken und Gefühle Markes miterlebt und sehr genau nachvollziehen kann, warum er was tut bzw. glaubt, tun zu müssen, und warum er zu dem Mann geworden ist, der er am Ende seines Lebens ist. Ich habe das Buch in einer Leserunde mit Autorenbegleitung lesen können, und Frau Alvarez hat im Laufe der Runde gesagt, dass man einen Menschen immer „als Summe seiner Erfahrungen“ sehen muss. Dies ist in Bezug auf den König Marke perfekt gelungen.
    Auch bei anderen Personen kommt dieser Satz zum Tragen. Selbst wenn diese weniger ausführlich geschildert werden, tauchen doch immer wieder Hinweise auf Ereignisse in ihrem Leben auf, die erklären, warum diese Personen so geworden sind. Besonders deutlich erschien mir dies bei Cornelia, Markes Mutter.
    Etwas blass blieben für mich die Figuren von Tristan und Isolde, dafür aber umso deutlicher und schärfer wurde Brangaene, Markes Geliebte, und der ewig herumschnüffelnde Haushofmeister de Zwyyntek beschrieben. Besonders an letzteren werde ich mich noch eine Weile erinnern.


    Die Geschichte spielt in der Spätantike, als die Sitten noch rau waren. Die Gewaltausbrüche sind daher für unseren heutigen Geschmack manchmal sehr brutal und haben mich als Leserin entsetzt, sind aber exemplarisch für die damalige Zeit. Nach solchen Szenen war ich doch wieder froh, in unserer heutigen Zeit zu leben.


    Es ist zum Lesen und Verstehen der Geschichte nicht nötig, die Tristan-Legende zu kennen. Trotzdem würde ich empfehlen, diese vorher zu lesen, denn dann sind die „Bearbeitungen“ der Autorin deutlicher zu erkennen und diese steigern in meinen Augen das Lesevergnügen erheblich.


    Der Versroman „Tristan und Isolde des Gottfried von Straßburg“ liegt bei mir schon einige Zeit ungelesen im Regal. Ich denke es ist an der Zeit, ihn abzustauben und herauszunehmen.


    Meine Bewertung: 5ratten


    Viele Grüße von Annabas :winken:

  • Hallo Ihr Lieben,


    im Rahmen einer Leserunde mit Autorenbegleitung, habe ich auch dieses Buch gelesen und möchte euch hier meine Meinung nicht vorenthalten:


    Das Buch beginnt mit einem alten König Marke. Von einer unbegreiflichen Starre befallen, liegt er auf seinem Bett und kann außer seinen Augen und seinem Mund nichts mehr bewegen. Die machthungrigen Adeligen haben sich alle eingefunden und warten darauf, dass er endlich seine Nachfolge regelt. Ohne Erben, muss der König bestimmen, wer den Thron übernehmen soll, aber Marke kann sich nicht entscheiden. Er möchte sterben, kann es aber doch nicht, da wohl noch eine Aufgabe erledigt werden muss...
    Gefesselt ans Bett und alleine mit seinen Gedanken erzählt Marke dem Leser sein Leben. Schon mit sieben Jahren wird Marke von seinen Eltern woanders hingeschickt, wo er erzogen werden soll und erst mit 21 wieder nach Hause zurück kehren soll. In seiner Zeit in der Fremde lernt der junge Marke Menschen kennen, die ihn sein Leben lang prägen werden, Menschen, die ihn mögen, die ihn unterrichten, aber er lernt auch Gewalt, Hass und Rache kennen. Mit diesem Gepäck an Erfahrungen begibt er sich schließlich zurück nach Cornwall, um rechtmäßig den Thron zu besteigen und Frieden nach Cornwall zu bringen. Politisch erfolgreich, lernt Marke aber erst spät und auch nur kurz die wahre Liebe kennen und durch sein nicht immer einfaches Wesen fügt er vielen Menschen Schmerz zu, denen er gar nicht weh tun möchte.


    Die Geschichte ist in einer wunderbaren Sprache geschrieben. Das Buch lädt dazu ein, darin zu versinken und einfach nur dem Schreibfluss verzaubert zu folgen. Da die Handlung aus Sicht von Marke erzählt wird, erfährt der Leser natürlich das Meiste über ihn. Über seine Gedanken, Gefühle und man kann so seine Handlungen sehr gut nachvollziehen.
    Durch die Einpflechtung von Briefen und Auszügen aus der Chronik von Cornwall, erhält der Leser noch zusätzliche Hintergrundinformationen, die die Erinnerungen von Marke bereichern und das Gesamtbild abrunden.


    Der Autorin ist es wunderbar gelungen die damalige Zeit auferstehen zu lassen. Dabei wird kein beschönigtes Bild der Epoche gezeichnet. Die Zeit war hart und brutal und als Leser musste ich bei einigen Szenen ziemlich hart schlucken. Diese klare Darstellung der damaligen Zeit, ohne Beschönigung, einfach so, wie sie war, hat mir aber sehr gut gefallen.


    Dass die Legende von Tristan und Isolde mal aus einer anderen Perspektiveerzählt wird, finde ich sehr spannend und ich muss sagen, dass mir diese Darstellung ausgesprochen gut gefällt. Nicht alles ist immer schwarz und weiß und von daher kann sich diese Geschichte vielleicht sogar wirklich genau so zugetragen haben, vielleicht aber auch nicht.
    Jedoch zeigt die Autorin auch hier auf, dass es nicht nur gut und böse gibt, sondern dass vieles dazwischen liegt. Die Charaktere sind nicht nur so oder so. Sie alle haben ihre Facetten und ihre Beweggründe, warum sie so und nicht anders agieren. Viola Alvarez schafft es ein wunderbares Gesamtbild zu schaffen, in der jede Figur ihren Beitrag leistet und alles in sich stimmig ist.


    Für mich ist dieses Buch insgesamt ein absoluter :tipp:!


    Als erstes Buch von Viola Alvarez, hat es mich jetzt sehr neugierig auf die anderen Bücher von ihr gemacht und ich werde mir wohl schnellstmöglichst auch noch ihre anderen Werke besorgen müssen! :zwinker:


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Es war mein erstes Buch von Viola Alvarez und ich ging mit sehr hohen Erwartungen daran, weil ich bisher schon viel Lob über ihre Bücher gehört/gelesen habe.
    Das Herz des Königs ist die Geschichte von König Marke und von Tristan und Isolde. Erzählt wird die Geschichte aus Sicht König Markes. Dieser liegt seit Monaten erstarrt auf seinem Bett und läßt sein Leben Revue passieren. Er erzählt uns von seiner Kindheit in Tintagel, die viel zu kurz war. Von seiner Erziehung in seiner Pflegefamilie auf Kaneleres. Von seiner Beziehung zu einer sehr mächtigen und einflussreichen Frau. Von seiner Rückkehr nach Tintagel und dessen Machtübernahme. Von seiner Zeit als König und dann vor allem ,von seiner Hochzeit mit Isolde und seiner Liebe zu Brangaene. Als Leser hatte ich immer den Eindruck einer sehr persönlichen und sehr eindringlichen Lebensbeichte. Er beschönigt nichts und geht mit sich selbst manchmal sehr hart ins Gericht.


    Geschrieben ist die Geschichte in einer schönen, eindringlichen und bildhaften Sprache, die mir das Lesen wirlich zum Genuss gemacht hat. Es war mein erstes aber mit Sicherheit nicht meine letztes Buch der Autorin. Meine Erwartungen wurden befriedigt.

    Gruß Mascha

  • Zum Inhalt wurde hier ja schon genug gesagt, und die Grundzüge der Geschichte sind ja möglicherweise auch davon abgesehen nicht völlig unbekannt.


    Grundsätzlich mag ich es sehr gerne, einen bekannten Stoff aus neuer Perspektive zu lesen, hier ist es eben die von Marke. Dadurch, daß er selbst erzählt, bekommt man als Leser natürlich einen ganz anderen, aber eben auch eher einseitigen Blick auf die Ereignisse. Personen neben Marke kommen hier höchstens durch Briefe o. ä. zu Wort, was schon wichtig ist, da sie manches Mal Markes Einschätzungen bestätigen oder auch widerlegen. Wohltuend finde ich an Viola Alvarez' Adaptionen, daß sie ohne magische Elemente auskommen und die Geschichten so erzählen, daß man sagt: Ja, so könnte es gewesen sein. Dies alles galt im wesentlichen auch schon für mein Erstling von ihr: Die Nebel des Morgens. Nachdem ich gerade noch einmal nachgelesen habe, was ich zu jenem Buch geschrieben habe, stelle ich fest, daß ich hier ein ganz ähnliches „Problem“ habe: Irgendetwas paßte nicht hundertprozentig, ärgerlicherweise kann ich nur immer noch nicht greifen, was dieses „irgendetwas“ eigentlich ist. Die Geschichte als solches ist es keinesfalls, die Personen auch nicht, die wundervolle Sprache schon erst recht nicht. Ich glaube aber, daß es auch mit „Leselaune“ nur unzureichend beschrieben ist. Sicher weiß ich, daß ich es schade fand, die ein oder andere Spur nicht näher betrachten zu können, weil dazu Hinweise fehlten, das betrifft hier z. B. die Geschichte um die Äbtissin, an deren Verhalten mir doch manches unklar geblieben ist. Trotz meines etwas zwiespältigen Gefühls bleibt es aber ein sehr schönes Buch, und es erhält von mir ohne Zögern


    4ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • "Das Herz des Königs" habe ich für meinen SLW gelesen und ich kann gar nicht fassen was für eine Perle auf meinem SUB rumgelegen hat.
    Zuerst einmal war ich völlig von der Sprache beeindruckt. Viola Alvarez schreibt mit solch einer Poesie die im Roman völlig selbstverständlich wirkt. Sie schafft es dem Leser lebendige Bilder vor das geistige Auge zu zaubern.
    Dann gefielen mir die Briefe, Lieder die zwischen jedem Kapitel zu finden sind. Sie wiedersprechen sie manchmal mit Markes Erzählung und sind daher sehr wichtig für die Geschichte.
    Die Figuren sind perfekt ausgearbeitet. Sie wirkten allesamt äusserst menschlich, denn sie alle haben ihre Macken und Fehler, ihre Wünsche und Leidenschaften. Besonders Marke hatte es mir angetan. Er konnte mir manchmal richtig Leid tun, wo er doch König sein muss und so viele Opfer für sein Königreich bringen muss. Auch Isolde tat mir Leid, sie diente doch vielmehr nur als Spielball der Königreiche Irland und Cornwall.
    Das Ende fand ich so wunderbar erzählt und so traurig das ich auch noch heulen musste.
    Mein Lieblingssatz war übrigens dieser hier: "La mer, toujours la mer". Seufz!


    5ratten

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

  • In diesem Roman lernen wir Marke von Cornwall als älteren Mann kennen, der auf dem Krankenlager sein Leben an sich vorüberziehen lässt. Wir erleben mit ihm seine Vergangenheit, alles beginnt mit einem 7-jährigen Jungen, der von seiner Familie zu Zieheltern in die Bretagne geschickt wird. Zwischen den Erinnerungen tauchen immer wieder Gedanken des älteren Marke auf - über sich selbst und seine große Liebe Brangaene, aber auch eher philosophische, z.B. über die Zeit. So lernt man Marke sehr genau kennen, merkt wie er "tickt" und warum er so handelte, wie er es getan hat.


    Der Titel des Buches gibt sehr treffend wieder, worum es geht. Um Markes Herz, das für die langfristige Erhaltung seines Königtums ruhig gestellt wurde, ja fast vereiste. Nur wenigen Menschen öffnete er es, und auch seine große Liebe begegnete ihm erst spät. In einer wunderbaren und bildhaften Sprache erleben wir die Höhen und Tiefen von Markes Leben, seine Kämpfe und politischen Machtspiele ebenso wie seine wenigen Freundschaften und die tiefe Verbundenheit zum Meer.
    Es fiel mir leicht, Marke zu mögen - und doch stand er mir nicht so nah, wie die Figuren aus "Die Nebel des Morgens". Das könnte vor allem an den politischen Intrigen und Machtverhältnissen am Hof liegen, auf Dauer ist das einfach nicht so meins. Trotzdem habe ich mit ihm mitgefiebert und ihn gerne begleitet.


    Das Ende war natürlich tragisch, aber auch wunderschön. Mit einer besonderen Atmosphäre und der Verbindung zum Meer, die irgendwie etwas tröstliches hatte. Und dann erst noch der Brief auf den letzten Seiten, der neben einer wunderschönen Geste eines Zurückgebliebenen an den anderen auch so passende und liebevolle Gedanken enthielt, dass ich doch noch etwas weinen musste.


    4ratten