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Dieses Buch gibt es leider (noch?) nicht in deutscher Übersetzung und auch die englische erscheint erst in einigen Monaten. Ich habe es in schwedischer Übersetzung unter dem Titel Slut på kritan gelesen.
Eigentlich hätte ich mir ein Buch mit einem so grauenhaftem Cover wie dem schwedischen nicht gekauft, aber nachdem ich festgestellt hatte, dass der Autor aus Kongo-Brazzaville stammt, mir dieses Land in meiner literarischen Weltreise noch fehlte und der Autor zudem noch zu einer Lesung, bzw. einem Gespräch mit seinem schwedischen Verleger in die Stockholmer Stadtbücherei kommen würde, schlug ich zu.
"Broken glass", bzw. "Verre cassé" ist nicht nur der Titel des Buches sondern auch der Spitzname des Ich-Erzählers. Bei ihm handelt es sich um einen ehemaligen Lehrer und nunmehrigen Berufssäufer, der seine Tage in der Kneipe "Angeschrieben wird nicht" (oder so ähnlich) verbringt. Eines Tages überreicht der Wirt ihm ein Schreibheft mit der Aufforderung, doch die Lebensgeschichten der anderen Stammgäste aufzuschreiben. Broken Glass lässt sich nach anfänglichem Sträuben darauf ein und so erfahren wir, was die anderen Gäste und ihn selbst zum Saufen gebracht hat - streng subjektiv natürlich - und dabei zugleich einiges über die Lebensbedingungen in einem armen afrikanischen Land.
Das könnte leicht in einen Klagegesang über die schlimmen Nachwirkungen der Kolonialzeit münden, tut es aber nicht. Denn Menschen sind Menschen überall, auch in Afrika, und man säuft nicht wegen der Landesgeschichte sondern aus persönlichen Gründen. Und Schuld am Saufen der Männer sind auch in Afrika natürlich die Frauen. Ob das nun die französische Frau des Mannes, der lange Jahre in Frankreich gelebt hatte oder die einheimische Frau des "Windelmannes" ist, spielt dabei keine Rolle. "Sie" hat ihren Mann nicht nur betrogen, sondern auch durch Lügen ins Unheil gestürzt. Und was bleibt einem armen Mann da anders übrig, als sich mit Alkohol zu trösten?
Nichts Neues unter der Sonne bzw. im Buch, könnte man also meinen, aber ein Buch wie alle anderen ist Mabanckous Werk nun ganz und gar nicht. Besonders wird es nämlich durch seinen Stil, der ganz ohne Punkte auskommt und dabei einen großen Lesesog ausübt. Es wirkt sehr mündlich, man hört praktisch Broken Glass und die anderen Säufer wie sie ihren Nebenmann zuschwallen, vom Hölzchen zum Stöckchen kommen und immer wieder auf ihr Hauptthema - die betrügerische Frau - zurückkehren.
Das ist amüsant zu lesen, lässt aber gleichzeitig ein Gefühl der Erleichterung darüber aufkommen, dass man (frau) diesen Personen und ihren Erzählungen nicht in Wirklichkeit ausgeliefert ist.
Besonders gefällt mir an dem Buch, dass Mabanckou seine kongolesischen Mitbürger (und Afrikaner überhaupt) nicht heroisiert. Seine Figuren sind arme Würstchen, die Stärken und vor allem Schwächen wie alle anderen Menschen auch haben, die auch einiges an Vorurteilen und auch an Rassismus mit sich tragen. Die Szene, in denen der ehemals in Frankreich lebende Mann sich über die Charaktereigenschaften der Bewohner anderer afrikanischer Länder auslässt, zählt dabei zu den Höhepunkten des Buches.
Dieses Leseerlebnis der besonderen Art bekommt von mir
*deutschen Titel hinzugefügt* LG illy