8. Das Komplott - "Eliza in Juvisy" bis "Im Khan el-Khalili"

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  • Für die Englisch-Leser: "Eliza at Juvisy" bis "In the Khan el-Khalili"


    Unterteilung:
    Das Komplott - Seite 125 bis 209
    Bonanza - Seite 213 bis 324

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Wie ich im vorigen Thread schon andeutete, nervt mich Elizas Erzählstrang zur Zeit. Mir ist der eindeutig zu lang, und die Sexintermezzi gehen mir auf den Geist. Die Szene in Schlitten z. B. :rollen: . Meine Güte!


    Unklar ist mir in ihrem Brief an Daniel, woher der von ihrem Kind weiß. Hatte sie ihm von ihrer Mutterschaft und dem Trick, ihren Sohn als Waisenkind auszugeben, etwa vorher schon geschrieben? Zumindestens schreibt sie in ihrem Brief vom April von dem "orphan" in Anführungsstrichen, was ja voraussetzt, dass Daniel die Vorgeschichte kennt.


    Außerdem frage ich mich, wieso sie Daniel so ausführlich von den Aufenthaltsorten des alten d'Arcachon berichtete. - Natürlich ist das auch erzähltechnisch begründet; wir sollen so erfahren, dass und wieso sie ihm vorher noch nie begegnet war, aber ich habe es eben auch gerne, wenn solche Infos auch in der Handlung gut begründet sind. Daniel kann an d'Arcachon eigentlich kein Interesse haben und Eliza hätte ihm logischerweise höchstens erzählen "dürfen", dass sie endlich dem Pseudogroßvater ihres Kindes begegnet ist, aber nicht von dessen Unternehmungen der letzten Monate berichten.


    Hatten wir eigentlich in der Diskussion zu "Quicksilver" darüber gesprochen, dass just d'Arcachon Eliza in die Sklaverei verkauft hatte und somit derjenige ist, an dem sie sich rächen will? Zumindest glaube ich das, denn ihr Entführer liebte doch vergammelten Fisch, und Jack hatte in seinem Haus die stinkende "Fischküche" gefunden.
    Außerdem riecht Eliza bei ihrem ersten Zusammentreffen mit d'Arcachon in "Dinner at La Dunnette" neben seinem Parfüm (seit wann gibt es eigentlich "Kölnisch Wasser"? Stephenson benutzt hier das Wort "cologne") einen Geruch nach verfaulendem Fleisch. Sie müsste ihn eigentlich bald als ihren verhassten Feind erkennen. (Vielleicht schon in diesem Abschnitt? Ich stecke da mitten drin.)

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • neben seinem Parfüm (seit wann gibt es eigentlich "Kölnisch Wasser"? Stephenson benutzt hier das Wort "cologne")


    Das Originalrezept für Eau de Cologne soll von einem seit 1695 in Köln ansässigen Italiener stammen. Seit 1742 soll es urkundlich belegt sein.


  • Das Originalrezept für Eau de Cologne soll von einem seit 1695 in Köln ansässigen Italiener stammen. Seit 1742 soll es urkundlich belegt sein.


    Danke, Aldawen! Stephenson benutzt das Wort also etwas zu früh.



    Sie müsste ihn eigentlich bald als ihren verhassten Feind erkennen. (Vielleicht schon in diesem Abschnitt? Ich stecke da mitten drin.)


    Na also - en paar Seiten weiter ist es soweit. Eliza weiß jetzt, wem sie ihre Sklavenzeit zu verdanken hat.


    Nicht richtig verstanden habe ich, wieso der Herzog sie nach Lyon schickt. Dort soll sie sich um eine Menge Silber kümmern, doch wohl das Silber, das Jack und Genossen klauen und das sich dann als Gold herausstellt. Da ist mir eh' unklar, wer was wieso offiziell und insgeheim geplant hatte - jeder hatte wohl seine eigenen geheimen Pläne, die nur teilweise mit den offiziellen übereinstimmten. Hatte d'Arcachon also vor, Jacks Schiff gleich zu entern und das "Silber" (und Jack selbst) nach Lyon zu schaffen und das nur nicht geschafft, weil Jacks Schiff schneller als vom Herzog angenommen war? Und wieso brauchten Jack und Konsorten eigentlich die Einmischung des Herzogs? Wieso vertraut der Pascha dem Herzog? Hat Kairo eigentlich keine einheimische Verwaltung und Polizei/Soldaten, die in den Kampf zwischen Jacks und den Truppen des Herzogs eingreifen, um Frieden zu bewahren/zu stiften und einen Großbrand zu verhindern? (Und sich außerdem selbst das Gold unter den Nagel zu reißen?) Mir ist das alles nicht wirklich klar.


    Was ja nicht so viel machen würde, wenn mich die Handlung an sich fasziniert hätte. Es geschieht ja genug, aber leider konnten mich weder Seegefecht, Flucht noch der Kampf in Kairo fesseln. Hier beging das Buch den größten Fehler, den ein Buch überhaupt begehen kann: es langweilte mich! Die Atemlosigkeit, die einen Kamof auszeichnen sollte, fehlte hier völlig. Stephenson beschreibt die Ereignisse ebenso ausführlich und im gleichen Stil wie alles andere auch und das passt einfach nicht.
    Mit den Protagonisten mitfiebern konnte ich überhaupt nicht. Jack ist ja sowieso ein unkaputtbares Stehaufmännchen, um das man sich keine Sorgen machen muss und die anderen "kannte" ich viel zu wenig, um bekümmert über ihr Schicksal zu sein. Jemand ist tot? So what? - Andere verlassen die Kabale? Ja und? - Neue kommen dazu? Das interessanteste an ihnen ist noch, welche neuen Nationalitäten Stephenson sich jetzt hat einfallen lassen. Aber im Großen und Ganzen sind sie mir alle völlig gleichgültig und das darf in einem Buch wie diesem einfach nicht sein.


    Ich bin sehr nahe am Abbrechen. :sauer:

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Wie ich im vorigen Thread schon andeutete, nervt mich Elizas Erzählstrang zur Zeit. Mir ist der eindeutig zu lang, und die Sexintermezzi gehen mir auf den Geist. Die Szene in Schlitten z. B. :rollen: . Meine Güte!


    :winken: Das geht mir genauso. Die gute Eliza entpuppt sich immer mehr als grandiose Männerphantasie (immerhin aber intelligent und damit teil-emanzipiert - die Phantasie bzw. der Mann dahinter, meine ich).



    Hier beging das Buch den größten Fehler, den ein Buch überhaupt begehen kann: es langweilte mich!


    :geil: Das Lieblingsargument meines Lieblingskritikers (aber trotzdem ein gutes :zwinker:).


    Ich stecke noch mitten in diesem Eliza-Teil und entschuldige mich schon mal vorsorglich für die nächste Zeit. Ich bin zwar wild entschlossen, weiterzulesen, habe aber im Moment zwei hässliche Stapel auf dem Schreibtisch und ab Montag eine weitere Leserunde, die ich einschieben werde. Ich hinke euch dann irgendwann nach :breitgrins:.


  • Hier beging das Buch den größten Fehler, den ein Buch überhaupt begehen kann: es langweilte mich!


    Willkommen im Club, ich hatte das Gefühl ja schon früher :five:



    Ich bin sehr nahe am Abbrechen. :sauer:


    Das wäre dann zumindest konsequent und ich nehme auch gerne Gesellschaft im Barock-Zyklus-Abbrecher e. V. auf :breitgrins:


    Schönen Gruß,
    Aldawen


  • Mit den Protagonisten mitfiebern konnte ich überhaupt nicht. Jack ist ja sowieso ein unkaputtbares Stehaufmännchen, um das man sich keine Sorgen machen muss und die anderen "kannte" ich viel zu wenig, um bekümmert über ihr Schicksal zu sein. Jemand ist tot? So what? - Andere verlassen die Kabale? Ja und? - Neue kommen dazu? Das interessanteste an ihnen ist noch, welche neuen Nationalitäten Stephenson sich jetzt hat einfallen lassen. Aber im Großen und Ganzen sind sie mir alle völlig gleichgültig und das darf in einem Buch wie diesem einfach nicht sein.


    Ich bin sehr nahe am Abbrechen. :sauer:


    Einerseits oha, andrerseits aha. Oha, weil es schade ist, dass du so kämpfen musst. Aha, weil es mir beim ersten Lesen ab und zu auch so ging, aus ganz ähnlichen Gründen. Ich habe mich beim Lesen auch öfter gefragt, was ich hier eigentlich tue und wieso ich mich durch diese Ziegelsteine schleppe.


    Mir war vieles zu unrealistisch, zu übertrieben und die Kämpfe von Jack und seinen Kollegen waren mir zu lang und total uninteressant - mir wars auch wurst, wer dabei draufging. Jacks Schlaumeiereien und seine ewigen Auswege in letzter Minute nervten, Elizas Aufstieg von der Sklavin zur Adeligen fand ich sowas von unmöglich, unauthentisch. Und Daniel hielt ich für einen langweiligen Spiesser, der im Buch nichts tut, als dumm rumzustehen und zu berichten, was Geistesgrössen wie Hooke und Newton an seiner Stelle für Taten vollbringen. (Nicht, dass er es auch gekonnt hätte, aber er hätte zumindest mal selber was tun können, statt immer nur andere anzustaunen.)
    Das einzige, das mich zum Weiterlesen bewegte, war Stephensons Stil. Die Weitschweifigkeit mit der Liebe zum Detail, alles immer mit einer Prise Humor gewürzt und ein paar wirklich witzigen Stellen, an denen ich gelacht habe. Aber ja, mir war manchmal auch langweilig und ich habe mit den Büchern gehadert - mit dem ganzen Quicksilver, weiten Teilen der "Bonanza"-Story um Jack und in Band 3 mit der ersten Hälfte. Es war ein hartes Stück Arbeit, die Trilogie zu lesen.
    Und trotzdem: Als ich (endlich) fertig war, wollte ich gleich wieder von vorne anfangen. :gruebel:
    Was war geschehen? Am Ende überwogen bei mir die positiven Eindrücke und ich hatte auch das Gefühl, dass ich 1. nicht alles verstanden hatte und 2. vieles in einem anderen Licht sehen würde, wenn ich die ganze Geschichte kenne. Beides traf zu, wie ich beim Re-read feststellte.
    Ich kann nicht genau erklären, wieso ich - obwohl ich bis zuletzt mit der Trilogie gekämpft habe - am Schluss so begeistert war. Es war jedenfalls nicht nur der Stolz, das ganze Werk gemeistert zu haben - sonst hätte ich es wahrscheinlich dabei belassen und würde alles nicht zum dritten Mal innerhalb von zwei Jahren lesen :breitgrins: Es war letztlich sicher Stephensons Stil, der mir extrem gut gefällt und dann auch die Charaktere, von denen ich mich nach dieser elend langen Reise nicht verabschieden wollte - ich hatte Daniel und Jack sehr lieb gewonnen und Eliza - nun ja. Sie hat mich zumindest nicht genervt und ich konnte ihre Handlungen nachvollziehen. Und Newton - der hat mich am meisten beeindruckt (vor allem in Band 3), wie man an meinem temporären Avatar sehen kann :zwinker:


    Lange Rede, kurzer Sinn: Es ist normal, wenn man sich fragt, ob man weiterlesen will. Bei aller Liebe zu dem Werk: Die Trilogie hat ihre Mängel und ich verstehe, wenn nicht jeder darüber hinwegsehen mag (wie ich).


    :winken:


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.


  • Wie ich im vorigen Thread schon andeutete, nervt mich Elizas Erzählstrang zur Zeit. Mir ist der eindeutig zu lang, und die Sexintermezzi gehen mir auf den Geist. Die Szene in Schlitten z. B. :rollen: . Meine Güte!


    Gerade bei dieser Szene musste ich zum ersten Mal herzhaft lachen, als Rossignol dank Elizas Unterstützung "abhebt" und Pontchartrain eine mathematische Erkenntnis dahinter vermutet :lachen:.


    Ich habe zur Zeit noch einen ganz anderen Kampf durchzustehen, nämlich mit meinem SLW-Buch, das ich am liebsten in die Ecke feuern würde, um mich stattdessen ausschließlich der Barock-Trilogie zu widmen. Mir gefällt dieser Abschnitt ganz gut. Rossignol ist eine interessante Figur, von der ich noch einiges erwarte, die höfischen Intrigen bleiben derzeit außen vor und Daniel, den ich ähnlich langweilig finde wie Alfa, bleibt im Hintergrund.

  • Ich muss sagen, Elizas Dreistigkeit erstaunt mich hin und wieder immer noch.
    Sich einfach bei Rossignol einzuquartieren oder auch diese Szene im Schlitten ... :breitgrins:


    Endlich hat sie den Mann gefunden, den sie schon so lange sucht. Dummerweise hat sie Ludwig missverstanden, aber wenn er darüber schweigt, wird es für sie kein Nachspiel geben.
    Die Duchesse d'Oyonnax durchschaue ich gar nicht. Ihr Gespräch mit Eliza machte mich sehr neugierig. Wieso gibt sie ihr Tipps? Woher will sie wissen, wie Eliza fühlt?


    Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass selbst die Reichen kaum über Bares verfügen. Alles läuft über Wechsel, Schuldverschreibungen und und und.


    La Dunette war abwechslungsreich und trotzdem war ich froh damit durch zu sein.



    Ich habe mich beim Lesen auch öfter gefragt, was ich hier eigentlich tue und wieso ich mich durch diese Ziegelsteine schleppe.


    Gut zu wissen, dass es dir nicht besser ging! Durch manche Kapitel muss ich mich arg quälen. :rollen:

  • Jacks Abschnitt war sehr actionreich. Und wieder bis ins kleinste Detail beschrieben. Manchmal gefällt es mir, wie beim Kapern des Schiffes, und dann finde ich es wieder öde, wie bei den Kämpfen in Kairo. Diesen Kampf und die anschließende Flucht war jedenfalls herrlich geeignet unter den Protagonisten dieses Abschnitts aufzuräumen. Nur wer weiter wichtig ist oder sein wird ist entkommen.


    Die Hinrichtung d'Arcachons ging mir zu einfach ab. :grmpf: Er müsste doch gemerkt haben, dass er es nicht mir Dummköpfen zu tun hat und sich entsprechend schützen.

  • Hilfe, ihr seid mir einfach zu schnell! Ich bin zwar noch mit im Rennen, komme aber im Moment nicht so richtig vom Fleck. Mit dem Kommentieren ist es deshalb auch eher mau, weil ja das Wesentliche schon angesprochen wurde und mir nichts neues dazu einfällt. Aber ich bleibe am Ball, vielleicht hole ich euch noch ein.

  • @ Alfa
    Schön, ich mag nämlich nicht so gerne ganz alleine hinterherlesen.


    Mir gefällt das Getümmel im Khan el-Khalili ganz gut, wenn es auch durch die Detailverliebtheit von Stephenson etwas in die Länge gezogen wird. Bei einigen Szenen habe ich das Gefühl, dass alles im Zeitlupentempo abläuft und die Spannung darunter leidet, aber letzten Endes gefällt mir das Ausführliche. Die Beschreibung der Stadt lässt ein malerisches Bild im Kopf entstehen.


    D'Arcachons Ende fand ich recht einfallslos. Es passt nicht zum Herzog, dass er sozusagen in ein Schwert stolpert. Schon um Elizas Willen wäre eine andere Lösung interessanter gewesen. Ich hatte erwartet, dass sie die Gelegenheit zu einer typisch weiblichen Rache bekommt.

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()


  • D'Arcachons Ende fand ich recht einfallslos. Es passt nicht zum Herzog, dass er sozusagen in ein Schwert stolpert. Schon um Elizas Willen wäre eine andere Lösung interessanter gewesen. Ich hatte erwartet, dass sie die Gelegenheit zu einer typisch weiblichen Rache bekommt.


    Ich hätte es auch lieber gesehen, wenn Eliza persönlich ihre Rache hätte nehmen können. So wie Stephenson es beschrieben hat, bekam man den Eindruck d'Arcachon wäre ein Einfaltspinsel. Das passte einfach nicht! :grmpf: