Pedro de Alarcon: Der Dreispitz

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  • Hallo,


    um in meiner Leseweltreise etwas voranzukommen, habe ich für Spanien diese hübsche klassische Novelle als Reiselektüre genommen und bin damit sowohl durch Raum als auch durch Zeit gereist.


    Pedro A. de Alarcon: Der Dreispitz (El sombrero de tres picos)


    Zum Autor:
    Alarcon lebte von 1833 bis 1891. Er begann als Romantiker (die in Spanien zeitlich verzögert zu Werke waren) und war dann einer der großen Vertreter des spanischen Realismus.
    Als sein bestes Werk und überhaupt eines der bekanntesten und besten spanischen Erzählstücke wird die hier vorgestellte Novelle häufig herausgestellt.


    Die Novelle


    Der Plot hat viele Ähnlichkeiten mit dem "zerbrochenen Krug" und ist schnell erzählt: Der adelsstolze und hochnäsige Corregidor (so eine Art Statthalter des Königs) einer südspanischen Stadt ist in die schöne Müllerin Sena Frasquita verliebt, die ihrerseits nur Augen für ihren Mann, den hässlichen, aber charmanten Müller Lucas hat.
    Durch eine Intrige versucht sich der Corregidor Liebesfreuden bei der allein zurückgebliebenen Frasquita zu verschaffen, fällt dabei aber in den Mühlbach und wird von Frasquita harsch abgewiesen. Diese verlässt das Haus auf der Suche nach ihrem Mann, und der Diener steckt den durchnässten Liebeshungrigen kurzerhand in das verwaiste Müllersbett.


    Der zurückkommende Lukas verpasst seine Frau, versteht die zu Hause vorgefundende Situation natürlich falsch und eilt wutschnaubend in die Stadt, um nun seinerseits die Frau des Corregidors zu entehren.


    Im Finale treffen alle Parteien dort aufeinander. Einzig die beiden Frauen behalten die Situation im Griff und blamieren sich nicht auf die Knochen!


    Stellungnahme:


    Ein hübsche Vorlage für ein Opernlibretto, streng komponiert und mit unterhaltsamen Szenen, die nach unterschiedlichen Gesangsstimmen geradezu schreien. Meines Wissens gibt es aber nur ein Ballett, von Manuel de Falla, zum Thema.
    Die Novelle spielt zur Zeit der Kriege gegen Napoleon und zeigt einen kleinen Ausblick auf unterschiedliche Typen der damaligen spanischen Gesellschaft. Dabei kommt vor allem der Adel, aber auch der Klerus nicht sonderlich gut weg, wobei letzterer aber nur sanften Spott ertragen muss.
    Das Werk erschüttert einem nicht unbedingt Herz und Verstand, ist aber ein formvollendetes Stückchen humorvoller Literaturgeschichte.
    Sehr empfehlenswert für einen gemütlichen Leseabend bei einer guten Flasche spanischen Weines und einer CD mit Rodrigos Gitarrenkonzert oder eben auch de Fallas Ballettsuite!


    HG
    finsbury

  • Danke, für diese Vorstellung!
    Ich mag solche literarischen Seltenheiten sehr gerne und werde sie mir für einen kleinen Einschub gleich vormerken.


    Liebe Grüße, Sue.