[Angola] José Eduardo Agualusa – Das Lachen des Geckos

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    Inhalt: Félix Ventura hat einen ungewöhnlichen Beruf: er konstruiert und verkauft glanzvolle Vergangenheiten – Stammbäume, Photographien usw. – an die aufstrebende Oberschicht Angolas nach dem Bürgerkrieg. Die Leute, die sich dergleichen leisten können, sind Politiker, Militärs und andere hohe Tiere. Eines Tages taucht ein Weißer auf, der nicht nur eine angolanische oder wenigstens afrikanische Vergangenheit wünscht, sondern gleich noch einen neuen Namen inklusive der zugehörigen Papiere. Félix will davon zunächst nichts wissen, weil er kein Fälscher sei, aber die Summe, die ihm der Fremde bietet, überzeugt. Félix erschafft José Buchmann und hofft, mit diesem Mann nichts mehr zu tun zu haben. Aber der macht sich auf eine „Spurensuche“ seiner fiktiven Familie, für die er Félix regelmäßig „Beweise“ präsentiert und so wird die angenommene Identität bald realer als die ursprüngliche eigene – bis ein verrückter Bettler ins Spiel kommt.



    Meine Meinung: Haupterzähler des Buches ist der namensgebende Gecko, der Félix beobachtet und ihm zum Freund wird. Und diese Perspektive wird mit einigem Reiz gestaltet, zumal der Gecko den Vorteil hat, im wahrsten Sinne des Wortes ungewöhnliche Blickwinkel einnehmen zu können. Und auch wenn der Gecko als Erzähler natürlich eine bedeutende Rolle hat, so wäre mir der Originaltitel Der Verkäufer von Vergangenheiten doch lieber (weil passender) gewesen.


    Im Klappentext heißt es u. a.: „Agualusas wendiger Erzähler nimmt uns mit auf eine spannende und poetische Reise durch die sich wandelnden Landschaften von Erinnerung und Geschichte, in eine Welt, in der sich die Wahrheit von einem Moment zum anderen verändert.“ Dieser Satz trifft es sehr gut, denn so wichtig das Erfinden von Vergangenheiten für Félix (als Broterwerb) und seine Kunden (aus persönlichen Gründen) ist, so ist eine Vergangenheit doch nichts ohne Erinnerungen. Und diese sind sehr wandelbar, wie Agualusa hier sehr schön zeigt. Denn nicht nur José Buchmann paßt seine Erinnerung an die gelieferte Vergangenheit an, auch der Gecko hat Erinnerungen höchst eigener Art ...


    Etwas Abzug muß ich leider für das Ende vornehmen, das mir dann doch etwas zu dick aufgetragen und konstruiert war, es paßte deshalb auch nur bedingt in den zuvor durch die Erzählung aufgespannten Rahmen. Der Effekt, der auch nur bedingt überraschend kommt, war für meinen Empfinden nicht nötig und entließ mich mit einer Stimmung, die den ersten gut drei Vierteln des Romans nicht gerecht wurde. Alles in allem aber trotzdem ein kleines, feines Buch.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()