Bericht vom Besuch der Frankfurter Buchmesse - 2008

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  • Ich würde natürlich gerne hier den ein oder anderen Bericht der übrigen Besucher (es gab doch hier einige) lesen. Vielleicht kommt noch was.


    Schöne Grüße,
    Thomas


    Ok! Dann trag ich auch mal meine Impressionen von meinem ersten Besuch auf der Buchmesse zusammen.


    Ich war am Samstag dort als eine von ca. 78 000 Besuchern. Es war schon recht voll, aber eigentlich hatte ich es mir fast ein wenig schlimmer vorgestellt. (Bin als Nürnbergerin wohl Christkindlesmarkt erprobt :zwinker:)


    Angefangen hat der Tag bei uns mit Roger Willemsen, der auf der ARD-Fernsehbühne sein neues Buch "Der Knacks" vorgestellt hat. Seit ich Roger Willemsen das erste Mal im Fernsehen gesehen habe, mag ich ihn eigentlich sehr gerne. Beeindruckend fand ich immer wieder, wie schön er sich ausdrücken kann. Es gab in seinem gesamten Interview kaum Verhaspler oder abgebrochene Sätze. Ich könnte so etwas ja nicht.
    Die witzigste Stelle war wohl, als er beschrieben hat, wie er früher in der Buchhandlung immer Bücher mitgehen ließ während er mit seiner Freundin geknutscht hat... "aber natürlich nur bei großen Ketten", fügte er hinzu! :breitgrins:


    Für den nächsten Punkt auf der Tagesordnung schäme ich mich ja schon ein bisschen, aber ich bin nunmal so sensationsgierig. :redface:
    Ich habe ihn gesehen: Bushido!
    Vor lauter kreischenden Teenies habe ich zwar kaum ein Wort verstanden und gesehen schon erst recht nichts, aber vielleicht war das besser so...


    Nach diesem literarischen Höhepunkt, ging es dann weiter mit Sven Regener.
    Vielleicht bin ich mit viel zu hohen Erwartungen zu diesem Vortrag gegangen. Ich wurde nämlich leider sehr enttäuscht.
    Ich hatte mir Sven Regener immer als witzigen jungen Autor vorgestellt, aber er kam so überheblich und eingebildet rüber, dass ich irgendwann einfach gegangen bin. Ständig hat er den Reporter unterbrochen und als er ganz am Anfang vorgestellt wurde, hat Herr Regner noch schnell unbeeindruckt eine SMS geschrieben.
    Diese Erfahrung war leider so negativ, dass ich wohl kein Buch von ihm lesen will.


    Danach sind wir erst einmal durch die ganzen Hallen gepilgert. Da es mein erster Besuch war, hatte ich eigentlich keinen Plan von Nichts und bin einfach nur so durchgelaufen und habe mich berieseln lassen.
    Ins Auge gestochen sind mir dabei eigentlich nur die neuen Reclam-Hardcover-Bände, die ich persönlich sehr schön finde und (genau wie Klassikfreund) die tollen Ausgaben von Virginia Woolfs Tagebüchern, in die ich mich sofort verliebt habe. :herz:


    Zu guter Letzt haben wir noch schnell Bilder mit Uwe Tellkamp gemacht und schon ging es wieder nach Hause.


    Ich fand den Besuch auf der Buchmesse sehr schön und interessant und werde es im nächsten Jahr bestimmt wiederholen. Dann werde ich meinen Tag vorher aber viel besser planen und mich genauer informieren. Auf der Heimfahrt habe ich dann nämlich noch im Börsenblatt geblättert und gelesen, dass man auf der Buchmesse den E-Book-Reader Kindle begutachten hätte können. Da hätte ich ja gerne mal ein Auge drauf geworfen. Wäre wohl sinnvoller gewesen als das Bushido-Interview... :rollen:


    Oh! Ein Highlight hätte ich fast noch vergessen: Das kurze Literaturschock-Treffen mit Bine und Heimfinderin! War schön euch mal privat kennen zu lernen! :winken:


    Liebe Grüße
    Dalloway

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)


  • Ich habe gestern einen Bericht über die Buchmesse gesehen und musste echt lachen. Ein Stand hatte hunderte von Exemplaren von "Beedle the Bard" (dem neuen Werk von Joanne K. Rowling) ausgestellt, am Ende des Tages war nur noch ein einziges Exemplar da. Das Blöde an der Sache: Die Bücher waren leer, sie hatten lediglich einen "Beedle the Bard" Umschlag :breitgrins: Hihi, ich gönns den Dieben ja!


    Ist ja krass. Ich hatte neugierig wie ich bin auch solch einen Band am Freitag in der Hand, habe drin geblättert und siehe da - die Seiten waren leer :) Aber das dort so viel geklaut wird schockiert mich etwas.

  • Ich war auch am Samstag da. Es war mein erstes Mal und es hat mir nicht gefallen.
    Zunächst war es viel zu voll, des Weiteren bringt es eigentlich nichts so völlig ahnungslos durch die Hallen zu schlendern, weil man 99% der Bücher sowieso nicht kennt. Es ist eben nicht wie bei einer Automesse, wo man sich einmal reinsetzen kann und das Amaturenbrett berühren kann. Wobei ich aber auch noch nicht auf einer Automesse war, aber bei der Büchermesse müsste man ja ne halbe Stunde an jedem Stand stehen und sich das Buch durchschmökern und die Zeit hat ja keiner. Da merkt man, dass diese Veranstaltung hauptsächlich für die Szene gedacht ist und nicht für den normalen Besucher.


    Am interessantesten fand ich wenigstens die Internationale Halle, aber da man selber ja auch kein Arabisch kann ist das nur etwas fürs Auge.
    Die Preise waren ebenfalls ziemlich gesalzen, wir haben in einem Burger-King-Verschnitt das billigste Menü gekauft, was 9,50 Euro gekostet hat (Burger der auseinanderfällt, Pommes und Softdrink 0,3L).


    Ich werde demnach nicht noch Mal hingehen, weil mir persönlich der Sinn für diese Veranstaltung nicht klar wurde. Es gibt einfach viel zu viel Auswahl, zu viel Gedränge und Bücher eignen sich nicht besonders zur Präsentation, so meine Meinung. Schließlich bringt es mir mehr, wenn ich eine Rezension über ein Buch lese.


    Wenigstens haben wir Orhan Pamuk gesehen, aber da sind immer drei bis vier Leute vor ihm gestanden um ihn zu fotografieren, weshalb wir weitergegangen sind um den Mann nicht zu stören. Das haben ja andere übernommen. :breitgrins:

    Heinrich Heine: "Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen"

  • Ich habe in meinen Blog ein kleines Buchmesse-Special geschrieben bzw. bin noch dabei. Leider habe ich momentan keine Zeit, das Ganze noch mal umzuformulieren/zusammenzufassen und einfach hier reinkopieren wäre sicherlich auch nicht ideal, zumal dann auch die Fotos an den entsprechenden Stellen fehlen würden...
    Geht es in Ordnung, wenn ich noch mal kurz auf meinen Blog verweise? :redface:

  • Ich hab ja noch was ganz wichtiges vergessen!
    Mein persönlicher Höhepunkt war, als ich an einem Stand von einem winzigen Verlag die Bücher gesehen habe, an denen ich während meines Praktikums in der Buchbinderei mitgearbeitet habe.
    Da kamen richtige Muttergefühle in mir auf und ich hab gleich mal ein Foto mit meinen Babies gemacht. :breitgrins:

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Ich werde demnach nicht noch Mal hingehen, weil mir persönlich der Sinn für diese Veranstaltung nicht klar wurde.


    Ich verstehe deine Ausführungen voll und ganz, bis zu einem gewissen Grade ergeht es mir ähnlich. Den Sinn könnte man für sich in folgenden Dingen sehen:


    - Sich zuvor informieren, welcher Autor wann auf der Buchhmesse ist und Bücher von den Lieblingsautoren signieren lassen
    - Bei mir sammelt sich über das Jahr hin immer eine Liste mit Büchern an, die kein Buchladen führt. Natürlich könnte man diese Bücher zur Ansicht bestellen, aber auf der Buchmesse lassen sich diese Bücher dann einfacher prüfen.
    - Veranstaltungen wie zum e-book besuchen. Dazu benötigt man vorher den Veranstaltungskalender.
    - Prospekte sammeln
    - bei den kleinen Verlagen kann man durchaus auch als normaler Besucher mal interessante Gespräche führen, z.B. beim Steidl-Verlag über Grass


    Gruß, Thomas


    [size=7pt]Zitat repariert. LG, Valentine[/size]

    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • Hallo!


    Aber selbst mit einem genialen Plan klappt der Messebesuch nicht immer. Das habe ich letztes Jahr feststellen müssen als ich so ziemlich jeden Ratschlag von Klassikfreund befolgt habe und trotzdem nicht alles sehen konnte was ich mir vorgenommen habe. Irgendwann waren wir einfach zu platt.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Hallo!


    Aber selbst mit einem genialen Plan klappt der Messebesuch nicht immer. Das habe ich letztes Jahr feststellen müssen als ich so ziemlich jeden Ratschlag von Klassikfreund befolgt habe und trotzdem nicht alles sehen konnte was ich mir vorgenommen habe. Irgendwann waren wir einfach zu platt.


    Liebe Grüße
    Kirsten


    So ging es mir in diesem Jahr auch. Auf Kindle und Sony hatte ich einfach keine Lust mehr.


    Gruß, Thomas


  • Eure Beschreibungen klingen gut und ich möchte auch gerne mal hin auch wenn es so voll ist - einmal erleben.
    Mrs. Dalloway ich habe Roger Willemsen die Tage in einer Show gesehen, da hat er und einer vom Duo Mundstuhl sein Buch vorgestellt. Ich fand ihn auch sehr witzig und man kann ihm gut zuhören. Mir war er sehr sympathisch. Sie haben da auch einen Test gemacht - er ist eine Strecke mit der Bahn mit verschiedenen Büchern gefahren (Kafka, Beckett usw.) Hat die Bücher jeweils angelesen und seine Meinung dazu gesagt. Außerdem ist er zu Mitreisenden ins Abteil und hat die nach ihren Büchern gefragt. Da traf er auf zwei Frauen und hat der einen sein neues Buch zum Anlesen gegeben und um Meinung gebeten. Sie erkannte ihn nicht und meint den Anfang fand sie nicht so gut. Sie sahen dann nach von wem das Buch sei und da war wohl ein Bild von ihm drauf. Ihr war das total peinlich - aber er hat gemeint Geschmäcker sind verschieden und Kritik muss sein und lachte nur. :breitgrins:

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Hallo miteinander,


    dann berichte ich auch noch.


    Ich war am Sonntag (letzter Messetag) gemeinsam mit einer ebenso buchverrückten Freundin auf der Buchmesse. Im Vorfeld hatten wir uns schon etwas informiert, ich wollte vor allem die Hallen mit den deutschen Verlagen besuchen. Meine Freundin (Spanisch-Übersetzerin von Beruf) wollte zu den internationalen Verlagen, also haben wir uns in Zwei-Stunden-Abständen getroffen und schlenderten sonst alleine durchs Gewimmel.


    Sehr interessant fand ich das Angebot vom Unionsverlag und das vom Wagenbachverlag. Hier hätte ich jeweils das halbe Regal leerräumen können. Aber auch die ganz großen Verlage wie Blanvalet, dtv, Heyne und wie sie alle heißen, hatten tolle Bücher in den Regalen, ich kam aus dem Schwärmen und Stöbern gar nicht mehr raus.
    Natürlich habe ich mir auch die kleinen Verlage angeschaut und manchmal sehr gestaunt, was es da alles zu finden gibt, teilweise war es schon recht verschroben.


    Außerdem wollten wir auch das „Blaue Sofa“ mal sehen, und wir gingen zu der Vorstellung von John Neumeiers neuem Ballettbuch. Als Ballettfan wollte ich mir das nicht entgehen lassen, aber leider war das Interview doch ein bisschen öde und wir haben uns wieder verdrückt. Der Mann sollte tanzen und choreografieren, nicht reden.


    Am Nachmittag besuchten wir noch das ARD-Fernsehstudio, wo Denis Scheck seine Buchempfehlungen abgab. Das war klasse, ich schaue seine Sendung „Druckfrisch“ sowieso sehr gerne und der Live-Auftritt war schon beeindruckend. Im Anschluss interviewte Denis Scheck den Schriftsteller Rafik Schami, auch ein Highlight des Tages.


    An sonstiger Prominenz habe ich nur Susanne Fröhlich [size=6pt](in meinen Augen eine furchtbare Dumpfbacke)[/size] und Sarah Wiener gesehen, die beide Signierstunden hatten. Und ich sah noch weitere Autoren, deren Namen ich aber nicht kannte und die ich auch schon wieder vergessen habe. Leid tat mir ein Autor des „Cornelia-Goethe-Verlags“ (oder so ähnlich), der vor zwei völlig leeren Stuhlreihen lesen musste. Das muss so was von frustrierend sein! Ich überlegte mir schon, ob ich mich nicht aus Mitleid ein bisschen hinsetzen und zuhören soll, habe es dann aber doch gelassen.


    Interessant am Rande waren natürlich auch die Manga-Fans, die sich als ihre Lieblingsfiguren kostümiert hatten und im Innenhof ein fröhliches und buntes Treffen abhielten.


    Und hier noch eine nette Begegnung:
    Vorab zur Info: In Halle 3.1 befanden sich (u. a.) die Verlage, die sich auf Religion und Spiritualität spezialisiert hatten.
    Ich kam also gerade aus der Halle 3.1 heraus und wollte hinunter in den Innenhof. Weil es drinnen so stickig war, nahm ich eine versteckte Außentreppe ganz am Ende der Halle, die in den Hof hinunter führte. Während ich hinunterging hörte ich von unten eine Stimme: „Wo soll denn diese Treppe hingehen? Nein, da sind wir ganz falsch, die geht nirgendwohin.“
    Nach zwei Absätzen kamen mir zwei ältere Herren entgegen, einer mit einem Krückstock, und der fragte mich: „Wo geht denn diese Treppe hin? Geht die irgendwohin?“
    Ich: „Die geht zur Halle 3.1.“
    Älterer Herr: „Und da ist die Religion?“
    Ich: „Genau.“
    Älterer Herr: „Aaaaaaach, deshalb ist sie so steil und mühsam.“
    :smile:


    Viele Grüße von Annabas :winken:


  • Bei Hanser gibt es nun die Neuübersetzung von Cervantes: Don Quijote


    (...)
    Ich warte mit einer Anschaffung bis es die Ausgabe günstiger in einem Buchclub gibt (WBG oder die Büchergilde erhalten regelmäßig Hanser-Lizenzen).


    Dein Wunsch geht schon in Erfüllung, bei der WBG erscheint schon im Dezember die Lizenzausgabe für 49,90 statt 68 Euro Verlagspreis.

  • Dein Wunsch geht schon in Erfüllung, bei der WBG erscheint schon im Dezember die Lizenzausgabe für 49,90 statt 68 Euro Verlagspreis.


    Tausend Dank, habe neulich erst auf der WBG-Seite geschaut und die Info dort nicht gefunden (habe aber nicht aktiv danach gesucht).


    Wird dann für Januar eingeplant, dann habe ich auch gleich mein 2009-Jahreskauf erledigt.


    Ah, ich freue mich.


    Gruß, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()


  • Das ist ja süß! Opis mag ich sowieso und wenn die dann auch noch lesen :herz: