Ilse Aichinger - Kleist, Moos, Fasane

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    Über die Autorin
    Ilse Aichinger wurde als Tocher eines arischen Vaters und einer jüdischen Mutter in Wien geboren. Der Vater liess sich scheiden um seine Karriere nicht durch die Ehe mit einer Jüden zu gefährden und Ilse wuchs teils bei ihrer Mutter, teils in Klosterschulen auf. Vor Kriegsausbruch konnte Ilses Zwillingsschwester noch nach Großbritannien fliehen, der Rest der Familie schaffte es nicht mehr. Ilse und ihre Mutter kamen in unmittelbarer Nähe des Gestapo-Hauptquartiers unter, blieben aber unbehelligt. Die Großmutter und jüngeren Geschwister der Mutter dagegen wurden 1942 deportiert und ermordet.


    Nach dem Krieg begann Ilse ein Medizinstudium, das sie jedoch nach wenigen Semestern abbrach um Lektorin des S. Fischer Verlags zu werden. 1953 heiratete sie den Lyriker und Hörspielautor und bekam von ihm zwei Kinder. 1972 starb ihr Mann und nach dem Tod der Mutter zog sie nach Frankfurt am Main. Seit 1988 lebt Ilse Aichinger in Wien.

    Das Buch

    Gleich zu Anfang steht die Überlegung, wo man am Tag wichtiger Ereignisse war. Ilse Aichinger beschreibt was sie am 1. Sepbember 1939 gemacht hat ohne sich der Bedeutung dieses Tags bewußt zu sein. Sie erzählt vom Leben bei der Großmutter ohne ihren Vater auch nur andeutungsweise zu erwähnen. Ist er ihr gleichgültig oder hat sie sein Weggehen so tief verletzt, dass sie nicht mehr über ihn sprechen will?


    Kleist, Moos, Fasane ist kein dickes Buch, aber es hat mich tief berührt. Ein Großteil sind Tagebuchaufzeichnungen der Autorin die den Leser einen tiefen Einblick in die Seele dieser ungewöhnlichen Frau tun lassen. Oft sind es nur einzelne Sätze und Andeutungen, doch man kann sie aufgrund des Datums denwichtigen Ereignissen in ihrem Leben zuordnen und kann so ihre Reaktion und Gefühle ablesen.


    Meine Meinung
    Mit diesem Buch erlaubt die Autorin einen Einblick in ihr Innerstes. Ich persönlich würde niemand den ich nicht gut kenne so nah an mich herankommen lassen. Trotzdem weiß ich es zu schätzen, dass ich diese Möglichkeit hatte.
    5ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ilse Aichinger war verheiratet mit Günter Eich (habe ich das überlesen oder steht es tatsächlich nicht drin?). "Kleist, Moos, Fasane" gehört für mich auch zu den Lieblingsbüchern (neben den m.E. auch großartigen Gedichten "verschenkter Rat" oder ihrem Roman "Die größere Hoffnung" und den Erzählungen "Meine Sprache und ich").


    Ein paar Zitate aus "Kleist, Moos, Fasane":


    "Schwermut ist unser letzter Besitz und ein gutes Tauschmittel."


    "Genug Angst haben."


    "Jeden Tag die Verzweiflung neu erwerben, aus der der Mut kommt."


    "Man kann nur erfahren, was man schon weiß."


    "Was man kennt, geht einem verloren, wenn man es zu kennen glaubt."


    "Die Unfähigkeit zu leben bis zum Ende ausspielen."

  • Hallo!


    Ilse Aichinger war verheiratet mit Günter Eich (habe ich das überlesen oder steht es tatsächlich nicht drin?).


    Nein, das hast Du nicht überlesen :winken: Was mich am meisten berührt hat waren die Worte "gestern sterblich" am Ende des ersten Teils. Von Ilse Aichinger werde ich bestimmt noch das eine oder andere lesen.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Hmmm, meinst du "Gestern starb ich." (In meiner Ausgabe auf Seite 35) ???

  • Hallo!


    Ich habe es mir so notiert. Weil ich das Buch nur ausgeliehen hatte kann ich leider nicht mehr nachschauen- ausser beim nächsten Besuch in der Bib.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.