Lion-Feuchtwanger-Jahr 2008

Es gibt 26 Antworten in diesem Thema, welches 6.080 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Vulkan.

  • Hallo ihr Lieben,


    ich finde, das Lion Feuchtwanger Jahr 2008 (anlässlich des 50. Todestages im Dezember) sollte Anlass genug sein, dem Thema einen eigenen Thread zu gönnen. Ich würde mich sehr über Verlinkungen zu schönen Buchbesprechungen im Feuilleton freuen.


    Nicht unerwähnt sollten die schönen Sonderausgaben seiner Bücher bleiben. Ich habe besonders die folgenden - sehr preisgünstigen Schuber - ins Auge gefasst:


    Die Wartesaal Trilogie (Erfolg / Die Geschwister Oppermann / Exil):


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    Die historischen Romane (Jud Süß / Die Jüdin von Toledo / Der falsche Nero / Goya / Die häßliche Herzogin):


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    Wer von euch kennt Lion Feuchtwanger? Wer möchte ihn kennenlernen? Wer hört von ihm hier zum ersten Mal?


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Vor knapp zwei Jahren habe ich Die Jüdin von Toledo gelesen und war sehr angetan, endlich mal einen historischen Roman vor mir zu haben, in dem die Protagonisten nicht wie Heutige wirken, die sich in Verkleidung auf einen Mittelaltermarkt verirrt haben, ganz abgesehen davon, daß es auch stilistisch schön zu lesen war. Definitiv ein empfehlenswertes Buch. Jud Süß habe ich mir vor einiger Zeit gekauft, das liegt aber leider noch auf dem SuB.


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Lion Feuchtwanger ist eine Lücke in meiner Lektüre. Es sei denn, wir lasen etwas von ihm im Literaturunterricht, und ich habe es erfolgreich verdrängt.
    Die Sonderausgaben klingen verlockend. (Hier fehlt jetzt ein Smilie, der eine Buchhandlung betritt :breitgrins: )

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • So gehts mir auch, natürlich kenn ich den Namen und kenn auch den ein oder anderen Titel, hab aber noch nie was von dem Autor gelesen. Bei "Jud Süß" bin ich mir nicht ganz sicher ... könnte sein daß wir das zumindest teilweise in der Schule gelesen haben, aber ganz sicher bin ich mir da nicht mehr.


    Diese schönen Neuausgaben wären vielleicht wirklich ein guter Anlaß diese Leselücke mal zu schließen. Am meisten reizen würd mich jetzt spontan "Die Jüdin von Toledo" oder vielleicht wirklich "Jud Süß" , wobei auch "Goya oder Der arge Weg der Erkenntnis" sehr interessant klingt. Na mal sehen, beim nächsten Gang durch eine Buchhandlung werd ich mal die Augen offen halten ... :smile:

  • Hallo,


    :smile: Ja, von Lion Feuchtwanger habe ich einiges gelesen.


    1)Unverzichtbar ist "Erfolg" Handelt vom Aufstieg der NSDAP in München.


    2) Hervorragend ist auch "Goya oder der arge Weg der Erkenntnis" Ich hatte das große Glück eine Goya- Austellung in Amberg (um 2000) anzuschauen. Dort wurden Goyas Radierzyklen gezeigt. Nach der Austellung habe ich dann Feuchtwangers Buch gelesen. Es lohnt sich parallell zum Roman sich mit Goyas Leben und Werk selbst zu beschäftigen. Ein großer Maler.


    3) "Der falsche Nero" Tacitus erwähnt in seinen Historien, dass sich nach Neros Tod mehrmals (insgesamt dreimal) ein falscher Nero ausgerufen habe. Feuchtwanger nahm dieses zum Anlaß, eine Hitlerdiktatur in die Antike zu verlegen. Im strengeren Sinne ist es kein historischer Roman. Feuchtwanger mag auf diese Weise die Möglichkeit gesehen haben, verdeckt gegen das Hitlerregime zu schreiben.


    4) Empfehlenswert ist auch die Josephus-Trilogie um den Historiker Flavius Josephus. (Der jüdische Krieg (1932), Die Söhne (1935) und Der Tag wird kommen (1942)). Kurzgerafft kann man sagen, hier geht es um das Judentum in der Antike. Der Roman spielt zur Zeit der flavischen Dynastie (Titus, Vespasian und Domitian). Ich fand besonders den ersten Teil sehr bewegend. Der zweite Teil hat manche Längen. "Die Söhne" musste Feuchtwanger in Amerika noch einmal schreiben, weil der Roman in den Wirren der Zeit (Flucht ins Exil) verlorenging.


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    Liebe Grüße
    mombour

    Einmal editiert, zuletzt von mombour ()

  • Ich wußte gar nicht, daß 2008 Feuchtwangerjahr ist. Da ich historisches sehr gern lese, ist er mir natürlich ein Begriff. Gelesen habe ich:


    Die Jüdin von Toldeo, mein erster Feuchtwanger und sehr empfehlenswert;
    Der falsche Nero, ebenfalls sehr gut;
    Narrenweisheit oder Tod und Verklärung des Jean-Jaques Rosseau, fand ich etwas langatmig zu Beginn, nach Rosseaus Tod wurde es aber besser :breitgrins:;
    Odysseus und die Schweine, eine Sammlung von Erzählungen und
    Die häßliche Herzogin Margarete Maultasch, fand ich nur mittelmäßig (obwohl immer noch um Längen besser als was sich hauptsächlich unter der Rubrik "Historisches" im Buchhandel findet :rollen:).


    Ich möchte definitiv noch weitere seiner Werke in Zukunft lesen, am meisten reizt mich die Josephustrilogie. Feuchtwanger gelingt es, seine Figuren realistisch zu gestalten - man hat nie das Gefühl, moderne Menschen in historischen Kostümen vor sich zu haben, doch gleichzeitig zeigt er Parallelen auf und spielt auf das Zeitgeschehen an, sodaß seine Werke immer auch politisch sind.

    [i]Wir brauchen aber die Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück, das uns sehr schmerzt, wie der Tod eines, den wir lieber hatten als uns, wie wenn wir in Wälder vorstoßen würden, von allen Mensche

  • Hallo zusammen,


    nur so am Rande: der Aufbau Verlag macht zum Jubiläumsjahr eine sehr hübsch gestaltete Taschenbuch-Reihe mit Feuchtwangers Klassikern.
    Wer also Feuchtwanger lesen und den "armen" Aufbau Verlag unterstützen möchte... :zwinker: Es lohnt sich jedenfalls allemal, die Ausgaben anzuschauen, finde ich.


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Aufgrund des Threads hier habe ich gestern gleich mal die Josephus-Trilogie bestellt.


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    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • Ich habe "Der falsche Nero" gelesen und kann das Buch wirklich nur empfehlen. Im Prinzip handelt es sich um einen historischen Roman - kurz nach Neros Tod befinden wir uns im äußersten Winkel des römischen Reichs - der Hintergedanke dabei ist jedoch, die Lächerlichkeit Hitlers und seiner Konsorten aufzudecken und an den Pranger zu stellen.
    Natürlich ist das mit der Lächerlichkeit ein diskussionswürdiger Punkt; dazu sei gesagt, dass das Buch 1936 erschien, zu einer Zeit also, wo man das Ausmaß der Katastrophe noch nicht abschätzen konnte.
    Mir hat die Uni auch dieses Buch verdorben, aber objektiv betrachtet ein echter :tipp:

    Auch ungelebtes Leben<br />geht zu Ende<br />- Erich Fried

  • Ich habe vor langer Zeit, so mit 15-16 Jahren, mal versucht, "Die Füchse im Weinberg" zu lesen. Habe aber mittendrin aufgegeben und kaum eine Erinnerung an den Inhalt. Ich war wohl zu jung und es fehlte mir das historische Hintergrundwissen. Es wäre interessant es jetzt noch einmal zu probieren, leider habe ich das Buch inzwischen nicht mehr.


    Jetzt habe ich nur noch "Goya" im Bücherschrank stehen. Feuchtwanger-Jahr wäre vielleicht ein Anlaß, sich die Lektüre noch für dieses Jahr vorzunehmen...


    Schade, daß man nie so viel lesen kann, wie man gern möchte.


    Viele Grüße
    kaluma

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

    Einmal editiert, zuletzt von kaluma ()


  • Ich habe vor langer Zeit, so mit 15-16 Jahren, mal versucht, "Die Füchse im Weinberg" zu lesen. Habe aber mittendrin aufgegeben und kaum eine Erinnerung an den Inhalt. Ich war wohl zu jung und es fehlte mir das historische Hintergrundwissen. Es wäre interessant es jetzt noch einmal zu probieren, leider habe ich das Buch inzwischen nicht mehr.


    Die Füchse im Weinberg sind eines meiner Lieblingsbücher: Ich fand das Buch absolut fantastisch. Leider vergesse ich mit der Zeit auch konkrete Details, aber ich habe noch in Erinnerung, dass das geistige Klima der Aufklärung, vor allem auch die gegenseitige Beeinflussung von französischen und amerikanischen Ideen und Entwicklungen hervorragend beschrieben ist.
    Aber es stimmt schon, man sollte schon wissen, wer Voltaire, Diderot, Franklin u.s.w. war sowie ein paar Eckdaten zur amerikanischen und französischen Geschichte während der Zeit der Aufklärung, sonst fällt das Verständnis schwer. Ich glaube, ich habe das Buch parallel zu einem Seminar zu Texten der französischen Aufklärung gelesen, so dass ich glücklicherweise mich nicht mit allzuviel Verständnisfragen herumzuplagen hatte, sondern einfach genießen konnte. :smile:
    Ich finde es immer ganz schrecklich, den armen Feuchtwanger in der Historischen Ecke zu sehen. Irgendwie ist er doch ein anderes Kaliber - sprachlich wie inhaltlich.
    Geschwister Oppermann habe ich auch gelesen und angesichts des frühen Erscheinens (1933) sehr beeindruckend gefunden. Vielleicht nicht DIE große Literatur, aber ein bestechendes Portrait des gesellschaftlichen Klimas vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten. Exil habe ich auch gelesen, gebe aber zu, dass er mich nicht so gefesselt hat, das kann aber auch an mir gelegen haben.

  • Ich habe noch keines von ihm gelesen - wäre jetzt ja aber mal ein guter Anlass mir eines zu kaufen. Danke für den Tipp. :breitgrins:

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Ich finde es immer ganz schrecklich, den armen Feuchtwanger in der Historischen Ecke zu sehen.


    Das finde ich auch.


    Feuchtwanger wählte die historische Form , um auf diese Weise von seiner Gegenwart zu erzählen, besonders eben von den Greueln der Nazis (siehe "Der falsche Nero"). In "Die Jüdin von Toledo" heißt es einmal:


    Zitat von "Feuchtwanger"

    ...aber nirgendwo waren bisher die Juden grausamer verfolgt worden als in deutschen Landen...


    Auch wenn der Roman im Spanien des zwölften Jahrhunderts spielt, weiß jeder, was hier gemeint ist.


    Liebe Grüße
    mombour

  • Mir ist jetzt erst aufgefallen, dass außer Jud Süß und der Herzogin alle Romane aus der Exil und danach stammen... Ich dachte, er hätte das historische Genre schon wesentlich früher aufgegriffen.


    Ich wollte nämlich eigentlich gerade kontern, dass die NS-Zeit nicht der einzige Grund für die Form des historischen Romans war. Aber das Argument zieht irgendwie nicht mehr. :redface:


    Ich habe nämlich noch in guter Erinnerung, dass Feuchtwanger sich mal irritiert (oder wundernd) über Heinrich Mann geäußert hatte, der für seinen Henri Quatre-Roman kaum ernsthaft recherchiert hat. Historisch ist da wohl auch vieles an der Darstellung nicht zu halten. Aber das war wohl auch nicht H. Manns Intention, sondern er wollte wohl vor allem ein Gleichnis zur aktuellen Zeit schreiben. (Fragt mich nicht genaueres, HQ steht auf meiner "Zu-lesen-Liste".)
    Daraus hatte ich geschlossen (auch aus der Lektüre von "Füchse im Weinberg"), dass Feuchtwanger eben doch auch ein sehr großes Interesse an der "wirklichkeitsgetreuen" Darstellung von Geschichte und Ideen zu einer bestimmten Zeit hatte - soweit das im Roman möglich und nötig ist. Dass sich daraus nichtsdestotrotz Parallelen und Schlüsse und Statements bezüglich der aktuellen politischen Lage ableiten lassen und teilweise bewusst eingebaut waren, steht außer Frage.

  • Hallo Vulkan,


    die Angelegenheit, was uns Feuchtwanger in seinen historischen Romanen für die Gegenwart mitteilen wollte, führt mich doch dazu, eine Biografie über Feuchtwanger zu lesen. Sicher wird darin auch über dieses gesprochen. Als ich vor ewig langer Zeit "Der jüdische Krieg" gelesen hatte, habe ich damals während meines Recherchierens (damals noch ohne Google :breitgrins:) irgendwo gelesen, Feuchtwanger habe bewusst verschlüsselt gegen die Nazis geschrieben. Interessant sich damit mal zu beschäftigen.


    Liebe Grüße
    mombour


  • Als ich vor ewig langer Zeit "Der jüdische Krieg" gelesen hatte, habe ich damals während meines Recherchierens (damals noch ohne Google :breitgrins:) irgendwo gelesen, Feuchtwanger habe bewusst verschlüsselt gegen die Nazis geschrieben.


    Ich bin mir absolut sicher, dass Feuchtwanger bewusst seine politischen Statements gegen den Nationalsozialismus gesetzt hat. Die Frage für mich war nur, ob er auch ohne NS die historische Form gewählt hätte. Und ich kann mir bei Feuchtwanger eben genau das gut vorstellen. Während Thomas und Heinrich Mann ja die Form des historischen Romans erst im Exil - und auch da eher sporadisch - genutzt haben, hat Feuchtwanger den Großteil seines Werkes in dieser Form geschrieben. Er war ein begeisterter Rechercheur (heißt das so?) und akribischer Quellenleser. Aber trotzdem war er Schriftsteller und nicht Geschichtsschreiber und wollte seinen Lesern jenseits von historisch stimmigen (das heißt nicht realen) Geschichten etwas sehr aktuelles - oder auch die Zeit Überdauerndes - mitteilen.

  • Von Feuchtwanger habe ich Erfolg, Oppermann und Goya gelesen. Die Oppermann-Verfilmung von 1982 (?) kenne ich auch. Kommt sie nicht in den nächsten Tagen wieder im Fernsehen? Ich glaube, beiläufig einen Trailer gesehen zu haben.


    Die Josephus-Trilogie werde ich im nächsten Jahr kaufen und lesen. Könnte sie vielleicht Inhalt einer Leserunde im Feuchtwanger-Jahr sein?


    Liebe Grüße,
    mohan

  • Hallo mohan,


    an einer Leserunde zur "Josephus Trilogie" würde ich mich beteiligen.
    Eine schöne Auffrischung.


    Liebe Grüße
    mombour

    Einmal editiert, zuletzt von mombour ()


  • Hallo mombour,


    gut, dann machen wir einen Lesevorschlag daraus.


    Liebe Grüße,
    mohan