Gore Vidal – Lincoln
(erschienen 1984, dt. 1985)
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Der Autor
Gore Vidal (*1925) hat zahlreiche Romane, Theaterstücke und Sachbücher veröffentlicht sowie einige Drehbücher (Ben Hur) geschrieben. Er war auch als Schauspieler und Politiker aktiv.
Inhalt
Der Roman beschreibt die vier letzten und wichtigsten Lebensjahre 1861 – 1865 von Abraham Lincoln, des 16. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Vidal erzählt, wie konsequent und unbeirrt Lincoln in der schwersten Krise der noch jungen US-Geschichte die auseinander strebenden Staaten zusammen hält. Die Abschaffung der Sklaverei durch den Präsidenten führte zum Sezessionskrieg, der Hunderttausende von Menschen das Leben kostete. Der Autor zeichnet das Bild eines willensstarken Mannes, der ohne Rücksicht auf Verluste mit rigorosen Mitteln – selbst die Verfassung wird einfach ignoriert – sein Vorhaben durchsetzt.
In dem über 700 Seiten starken Werk geht es in erster Linie um Politik und strategische Kriegsführung. Tatsächliche Kriegshandlungen werden nicht beschrieben, alles bleibt sehr theoretisch und wird aus der Sicht des Präsidenten und seiner Politiker beschrieben. Persönliches über den Menschen Lincoln erfährt man kaum, auch wenn bisweilen kurze familiäre Intermezzi eingeschoben werden, die ihn auch als einfühlsamen und humorvollen Menschen zeigen. Wer jedoch mehr über den Werdegang des Politikers Lincoln erfahren möchte, sollte Sachliteratur zu Rate ziehen. Die kurzen Rückblicke während der Erzählung sind wenig befriedigend. Der politische Alltag mit seinen Sitzungen oder die militärischen Planung hingegen werden äußerst genau und minutiös wiedergegeben. Als Biografie in Romanform würde ich das Buch nicht bezeichnen, dazu ist es auf einen zu kurzen Zeitraum begrenzt und erzählt zu wenig von dem Menschen hinter dem Präsidenten.
Der einzige weitere Handlungsstrang, der das kriegerische und politische Einerlei etwas abwechslungsreich gestaltet, berichtet von dem jungen David, der als Spion arbeitet und am Attentat auf Lincoln beteiligt ist.
Wer sich nicht sehr für Politik und militärische Strategien interessiert, könnte mit diesem Buch seine Schwierigkeiten haben. Es lag nicht nur an Lincolns eher unnahbarem Wesen, dass zu ihm und der Handlung eine ständige Distanz gewahrt bleibt. Auch die Vielzahl an Personen lässt es nicht zu, Beziehungen irgendeiner Art herzustellen. Der amerikanische Bürgerkrieg ist ein wichtiges Stück Geschichte, doch dieses Buch, das zum Großteil Gespräche wiedergibt, lässt das Thema nur trocken und theoretisch erscheinen.