Françoise Xénakis - Wohin die Wolken tragen

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    Originaltitel: Désolée, mais ça ne se fait pas


    „Wohin die Wolken tragen“ beginnt Ende des 19. Jahrhunderts in einem irischen Dorf mit einer Hochzeit. Mary soll aus familienpolitischen Erwägungen den Nachbarsjungen Brian heiraten, doch dieser liebt schon lange ihre jüngere Schwester Grace und diese ist auch noch schwanger von ihm. Es kommt zu einem Eklat und es wird beschlossen, dass Brian und Grace gemeinsam die Heimat verlassen müssen und zusehen können, wie sie in der Welt zurechtkommen (was beiden recht ist, Hauptsache sie können zusammen bleiben) während Mary die für Grace geplante Stelle als Gouvernante in Russland antreten soll. Die Autorin beschreibt dann die unterschiedlichen Schicksale der beiden Schwestern über die nächsten ca. 50 Jahre hinweg.


    Und da kommen wir auch schon zum Problem des Buches, wie kann man auf die Idee kommen, so viel Schicksal auf nicht einmal 300 Seiten pressen zu wollen? Wäre das Buch 2-3mal so lang, hätte es ein sehr schöner Familienroman werden können, so wird alles nur ganz kurz angerissen und schon geht die Autorin zum nächsten Thema über. Es ist mir alles viel zu kurz gefasst, auch die Personen werden nur von außen beschrieben, ihr Gefühlsleben bleibt einem fremd, sie kommen dem Leser nicht nahe genug, um ihn in ihre Welt eintauchen zu lassen. Dazu kommt, dass man auch aufgrund der Eigenarten der Figuren keine echten Sympathien entwickeln kann: Mary ist von vorneherein unsympathisch, sie gibt gerne anderen die Schuld für alles, was in ihrem Leben nicht ideal gelaufen ist und hält sich für wichtiger und bedeutsamer als alle anderen Menschen. Ihre Überheblichkeit macht es ihr schwer, echte Freunde zu finden, sie akzeptiert niemanden als gleichwertig. Grace und Brian sind zwar netter angelegt, wirken aber überraschend naiv, dadurch hält sich mein Mitleid, als sie immer mehr der Armut zum Opfer fallen, in Grenzen. Es scheint, als haben sie sich ihr Schicksal durch ihre Dummheit, nicht durch ihre Liebe, selber eingebrockt und somit verdient.


    Es bleibt offen, was für eine Art Geschichte Françoise Xénakis eigentlich erzählen wollte, das Buch passt so wirklich in kein Genre und erzählt auch keine mitreißende Geschichte. Es kommt mir stattdessen so vor, als versuche sie mit Gewalt alle möglichen Probleme und Motive in ihr Buch einzubauen, um so doch noch etwas Lesenswertes zu schaffen. So reiht die Autorin bei dem in Russland spielenden Teil Berühmtheiten wie Tolstoi, Rasputin und Lenin aneinander, ohne, dass sie einen besonderen Nutzen haben, ihre Position in Marys Geschichte ist kaum durch ihre Identität bestimmt, die jeweiligen Funktionen hätten auch von unbekannten, erfundenen Figuren ausgefüllt werden können.


    Das Ende gefiel mir noch am Besten, es war melancholisch und hoffnungsvoll zugleich, aber reichte nicht um meinen Gesamteindruck des Buchs ins Positive zu verkehren.


    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus: