Wilton Barnhardt - Der 13. Apostel

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    Schon wieder einer, der auf der Kirchenthrillerwelle mitschwimmen will? Mitnichten - das Buch erschien bereits 1993 in den USA, lange vor Dan Brown und Konsorten.


    Das ungleiche Protagonistenpaar besteht aus der weltfremden Theologiestudentin Lucy Dantan, die nach Oxford geschickt wird, um an einer Konferenz teilzunehmen und etwas über den Verbleib ihres Freundes Gabriel herauszufinden, der seit einer Forschungsreise mit dem genialen, aber rauhbeinigen und leider auch dem Alkohol ziemlich ergebenen Professor Patrick O'Hanrahan spurlos verschwunden ist.


    Das Schicksal will es, dass Lucy an Gabriels Stelle tritt und an Patricks Seite auf die Suche nach dem Evangelium geht, das der Apostel Matthias verfasst haben soll, jener Dreizehnte im Bunde, der nach dem Selbstmord des Judas dessen Stelle unter den Jüngern Jesu einnahm.


    Lucy ist häufig schockiert über Patricks loses Mundwerk, seine Trinkfestigkeit und seinen scheinbaren Mangel an Vorsicht und Furcht, ist aber gleichzeitig, zunächst widerwillig, fasziniert von diesem Mann und seiner Mission, die die beiden kreuz und quer durch Europa, den Nahen Osten, Afrika und die USA führt - zuvor hat sie, ängstlich und brav, ihr Heimatland nie verlassen und stets den Wünschen ihrer überfrommen Mutter gehorcht.


    Wie bei einer Schnitzeljagd reisen Lucy und Patrick von Land zu Land, ihnen auf den Fersen rätselhafte Gestalten, die wohl ebenfalls die wertvolle Schriftrolle ausfindig machen und übersetzen wollen - ein bekanntes Motiv im Genre, jedoch lebendig und spannend geschildert.


    Die Entwicklung von Lucy selbst sowie ihrer Beziehung zu Patrick ist eine nette Aschenputtel-Story; es tut gut, wenn die Protagonistin in einem solchen Buch einmal nicht eine umwerfend schöne Superheldin mit mörderischen Kampfkunstkenntnissen ist.


    Die gelehrten Gespräche zwischen Patrick und seinen Weggefährten enthalten zahlreiche interessante, skurrile, eklige und witzige Anekdoten, Legenden und Erzählungen. Ab und an schaltet sich auch Gott höchstpersönlich in kleinen Einwürfen in den Handlungsverlauf ein, über die ich mich köstlich amüsiert habe. Zwischen den Kapiteln eingestreut ist der Text des fiktiven Evangeliums, komplett mit Fußnoten, über deren Wahrheitsgehalt der Leser leider im unklaren gelassen wird (hier wäre ein erläuterndes Nachwort wünschenswert gewesen). Hier war die Übersetzung hier und da unangemessen modern (Formulierungen wie „nicht die Bohne“ passen nicht in ein Evangelium …)


    So reich an Tempo, Witz und Action die Handlung ist, so gibt es doch leider auch einige Längen etwa bei der Hälfte des Buches (was bei dem Umfang von über 1000 Seiten zu befürchten stand). Das ist schade und kostet zusammen mit dem in meinen Augen nicht so gelungenen Schluss das eigentlich sehr unterhaltsame Buch doch ein wenig Punktabzug.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Lange her, dass ich es gelesen habe. Ich hatte es gar nicht so als Krimi in Erinnerung.
    Zur Info. Das "Evangelium" ist frei erfunden. Ich weiß noch, dass ich micht otal auf die Geschichte von Lucy konzentriert habe. Während diejenige, die mir das Buch geliehen hat, den Pater verfolgt hat.
    Toll sind die Gespräche mit "oben". Vieles ist sehr witzig, manches aber auch sehr zum Nachdenken

    Gib dem Leben Farbe, bring dich ein mit einem Wort, einem Lächeln.

  • Es ist auch kein reiner Krimi oder Thriller, dafür wird zuviel am Rande herumphilosophiert und diskutiert.


    Die Einwürfe von "oben" fand ich auch herrlich.

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    Leonard Cohen