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Ich weiß gar nicht so genau, warum ich diese Rezension überhaupt schreibe. Wer den ersten Band von Hiobs Spiel bereits kennt, wird dieses Buch hier sowieso lesen wollen und wer es noch nicht kennt, sollte besser am Anfang beginnen und sich die Rezension zu Band 1 zu Gemüte führen. (Der Thread findet sich hier)
Die Erwartungen die ich nach dem ersten Band an dieses zweite Buch hatte, haben sich bereits auf den ersten Blick erfüllt. Es wurde wieder viel Wert auf die künstlerische Gestaltung gelegt, der Setzer durfte mit verschiedenen Schrifttypen experimentieren und das Schriftbild ist teilweise mit Zeichnungen unterlegt oder auch überdeckt. Optisch ist das Buch auf alle Fälle ein gelungenes Gesamtkunstwerk
Inhaltlich bietet Traumtänzer ebenfalls gewohnt Ungewöhnliches. Sprachlich steht das Werk nicht hinter der Optik zurück und erfreut den Leser mit Sprachkonstrukten die mich an die Texte der „Einstürzenden Neubauen“ erinnerten. Natürlich gibt es außer den Äußerlichkeiten auch noch Inhalt, wobei „Traumtänzer“ zugleich mehr und weniger erzählt als „Frauenmörder“ es tat. Jedes Kapitel kann eigentlich auch als alleine stehende Kurzgeschichte betrachtet werden und die Reihenfolge der Anordnung ist nicht so fürchterlich zwingend. Es gibt eine Vielfalt an Nebenschauplätzen, auf denen immer wieder andere interessante Erlebnisse mit unterschiedlichem Fokus stattfinden, wodurch das Buch zwar sehr abwechslungsreich ist, aber auch ein wenig abgehackt wirkt. Durch das ganze Buch hindurch erfahren wir aber bei verschiedenen Gelegenheiten auch immer wieder Einzelheiten aus Hiobs Vergangenheit und wie er zum Spieler wurde. Das macht ihn zwar nicht sympathisch (für mich wirkt er wie ein Typ, bei dem man hofft, dass er sich in der S-Bahn nicht neben einen setzen will) versetzt einen aber in die Gedankenwelt des Spiels und animiert auch zu philosophischen Gedankenspielen, darüber, was Gut und Böse ist und wie viel schwieriger es ist, etwas Gutes zu tun als etwas Böses. Man merkt dem Buch an, wie viele Überlegungen des Autors hinter Hiobs Geschichte stecken.
Trotz allem war der „Traumtänzer“ leider etwas schwächer als der „Frauenmörder“, was hauptsächlich daran liegt, dass selbst die überraschendsten Effekte nicht mehr völlig überraschend waren, weil ich in gewisser Weise absolute Hervorstechendes erwartet habe. Dieses Problem, dass immer noch eine Steigerung erforderlich scheint, obwohl „Hiobs Spiel“ bereits am obersten Limit ist, dürfte Tobias Meißners Arbeit an den weiteren Bänden nicht gerade vereinfachen. Und natürlich will ich wissen, was Hiob sonst noch erwartet und werde deswegen ungeduldig auf den nächsten Band warten.
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