Tobias O. Meißner - Hiobs Spiel 2. Traumtänzer

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    Ich weiß gar nicht so genau, warum ich diese Rezension überhaupt schreibe. Wer den ersten Band von Hiobs Spiel bereits kennt, wird dieses Buch hier sowieso lesen wollen und wer es noch nicht kennt, sollte besser am Anfang beginnen und sich die Rezension zu Band 1 zu Gemüte führen. (Der Thread findet sich hier)


    Die Erwartungen die ich nach dem ersten Band an dieses zweite Buch hatte, haben sich bereits auf den ersten Blick erfüllt. Es wurde wieder viel Wert auf die künstlerische Gestaltung gelegt, der Setzer durfte mit verschiedenen Schrifttypen experimentieren und das Schriftbild ist teilweise mit Zeichnungen unterlegt oder auch überdeckt. Optisch ist das Buch auf alle Fälle ein gelungenes Gesamtkunstwerk


    Inhaltlich bietet Traumtänzer ebenfalls gewohnt Ungewöhnliches. Sprachlich steht das Werk nicht hinter der Optik zurück und erfreut den Leser mit Sprachkonstrukten die mich an die Texte der „Einstürzenden Neubauen“ erinnerten. Natürlich gibt es außer den Äußerlichkeiten auch noch Inhalt, wobei „Traumtänzer“ zugleich mehr und weniger erzählt als „Frauenmörder“ es tat. Jedes Kapitel kann eigentlich auch als alleine stehende Kurzgeschichte betrachtet werden und die Reihenfolge der Anordnung ist nicht so fürchterlich zwingend. Es gibt eine Vielfalt an Nebenschauplätzen, auf denen immer wieder andere interessante Erlebnisse mit unterschiedlichem Fokus stattfinden, wodurch das Buch zwar sehr abwechslungsreich ist, aber auch ein wenig abgehackt wirkt. Durch das ganze Buch hindurch erfahren wir aber bei verschiedenen Gelegenheiten auch immer wieder Einzelheiten aus Hiobs Vergangenheit und wie er zum Spieler wurde. Das macht ihn zwar nicht sympathisch (für mich wirkt er wie ein Typ, bei dem man hofft, dass er sich in der S-Bahn nicht neben einen setzen will) versetzt einen aber in die Gedankenwelt des Spiels und animiert auch zu philosophischen Gedankenspielen, darüber, was Gut und Böse ist und wie viel schwieriger es ist, etwas Gutes zu tun als etwas Böses. Man merkt dem Buch an, wie viele Überlegungen des Autors hinter Hiobs Geschichte stecken.


    Trotz allem war der „Traumtänzer“ leider etwas schwächer als der „Frauenmörder“, was hauptsächlich daran liegt, dass selbst die überraschendsten Effekte nicht mehr völlig überraschend waren, weil ich in gewisser Weise absolute Hervorstechendes erwartet habe. Dieses Problem, dass immer noch eine Steigerung erforderlich scheint, obwohl „Hiobs Spiel“ bereits am obersten Limit ist, dürfte Tobias Meißners Arbeit an den weiteren Bänden nicht gerade vereinfachen. Und natürlich will ich wissen, was Hiob sonst noch erwartet und werde deswegen ungeduldig auf den nächsten Band warten.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Das Spiel zwischen Hiob Montag und dem Herrn des Wiedenfliess um das Schicksal der Menschheit geht in die nächsten Runden. Berauscht durch seinen bisherigen Erfolg läßt er sich von dem Teufel überreden, mit ihm zu wetten, daß er die nächsten 5 Prognostica nicht am Stück gewinnen wird - Wetteinsatz ist Widder. Wird es Hiob gelingen, die Wette zu gewinnen und seinen Vorsprung an Punkten auszubauen oder wird ihm NuNdUuN einige Punkte abjagen können?


    Das zweite Buch schließt nahtlos genial an den ersten Band an und hält für Hiob Montag neun neue Prognostica bereit. Jedes Prognosticon ist wieder anders und spannend; der Autor läßt hier seinen ganzen Einfallsreichtum einfliessen, egal, ob es um Teddybären, ewiges Leben, beschauliche Weihnachten in den Bergen oder einen japanischen Schwertkämpfer geht.


    Die grafische Darstellung der einzelnen Kapitel ist wieder hervorragend gelungen und macht das Buch nicht nur im schriftstellerischen Bereich zu etwas ganz Besonderem.


    Im Anschluß an das erste Prognosticon liefert der Autor eine Zusammenfassung des ersten Buches: so genial in die Handlung gepackt, daß es richtig Spaß macht, sie zu lesen – zumal sich Hiob im Anschluß eine Vorhersage des weiteren Spielablaufes erhofft.


    Abgerundet wird das Buch durch persönliche Aufzeichnungen Hiobs, in denen er, da er zu dem Zeitpunkt gerade nichts Besseres zu tun hat, beschreibt, wie er überhaupt seinerzeit auf das Spiel gekommen und wie es ihm gelungen ist, als Spieler akzeptiert zu werden.


    Hiob ist wie gewöhnlich überheblich und rotzig, und glaubt, alles im Griff zu haben. Seine Methoden, das Spiel zu gewinnen, ähneln immer mehr denen des Höllenfürstes, gegen den er angetreten ist, um eigentlich das Böse zu besiegen. Am Ende des Buches geht er auf ein Angebot von NuNdUuN ein, das kein vernünftiger Mensch annehmen würde – aber von einem vernünftigen Menschen ist Hiob auch meilenweit entfernt.


    Ich bin nun gespannt, wie Hiob mit den Herausforderungen im dritten Buch fertig werden wird.


    5ratten

    Liebe Grüße

    Karin

  • Hiob Montag setzt sein atemberaubendes Spiel gegen NuNdUuN um die Welt fort. Nebenbei wettet er mit dem Fürsten des Wiedenfließes, da dieser gelangweilt ist, um Widder.


    Auch das zweite Buch ist unglaublich sprachgewaltig und überaus einnehmend geschrieben. Dazu kommt die unfassbare grafische Umsetzung, welche den Text wie bereits im ersten Buch eindrucksvoll unterstreicht und besonders zur Geltung bringt.
    Meißner gelingt ein wunderbarer Übergang zwischen den beiden Büchern, welcher sich sowohl dazu eignet die Ereignisse aus dem ersten Buch noch einmal zu betrachten, als auch einen gelungenen und spannenden Einstieg in die neuen grauenvollen Aufgaben zu bieten. Der Protagonist Hiob ist wie gewohnt äußerst von sich eingenommen und überzeugt auf seine anitheldenhafte Art.
    Das Buch ist nicht gänzlich so abstoßend und widerwärtig wie das erste, jedoch kann diese Wahrnehmung auch an der sich einschleichenden Gewohnheit liegen. In jedem Fall ist es grenzüberschreitend wie der Vorgänger.
    Besonders schön gestaltet sind tiefere Einblicke in die Hintergründe auf denen Hiobs jetziges Leben baut.
    Meißner gestaltet einen überaus gelungenen Spannungsbogen, der in diesem Teil unglaublich zugespitzt wird und den Leser zum Verzweifeln bringt. Die Gesamtgeschichte nimmt genauere Formen an und wird, wie die einzelnen Prognostica und Manifestationen, von Spannung beherrscht.


    Wer Hiobs Spiel – Frauenmörder gelesen hat und sich nicht von der Sprachgewalt und dem Blick auf das Abscheulichste hat abschrecken lassen wird in Hiobs Spiel – Traumtänzer eine wahrhaft würdig, überaus spannende und rundum gelungene Fortsetzung finden.


    5ratten