Hach, ich bin schon nach wenigen Seiten in das Buch abgetaucht, denn der Prolog hat mich natürlich neugierig gemacht und ich mag die Figuren auf Anhieb! Naja, nun gut, nicht alle - aber ich denke, dass ist auch in Ordnung.
Da ich ja selbst schon eine ganze Weile in Hamburg lebe und die Ecke um den Alma-Wartenberg-Platz gut kenne, kann ich mir Jule und ihr kleines Café sehr gut vorstellen. Ich mag diese kleinen, persönlichen Cafés zu gerne, verbringe aber leider viel zu wenig Zeit dort - dabei kann es herrlich sein, mit einem guten Buch ein Stündchen bei einem schönen Kaffee zu verweilen und selbstgemachte Kuchen zu probieren... Umso trauriger finde ich, dass Jule mit Existenzängsten zu kämpfen hat! Auch wenn in Altona und Ottensen mittlerweile sehr viele Besserverdienende wohnen, ist natürlich für jede Preiserhöhung irgendwann eine Grenze erreicht. Und nur meckernde Snobs sind ja auch nicht gerade wünschenswert. Hoffentlich findet sich eine Lösung, so dass Jules Café an dieser saftigen Mieterhöhung nicht zugrunde geht.
Sophie ist ein sympathischer Backfisch, der zwar vor allem Hannes im Kopf hat, aber ansonsten auch ein gutes Gespür für ihr Umfeld. So fremdelt sie mit ihrem kleinen Bruder Lennie und empfindet den Freund ihres Vater, SS-Obersturmführer Helmut Moers, als gruselig. Bei ihm frage ich mich, wie alt er wohl ist? Sophies Vater ist ja schon 14 Jahre älter als ihre Mutter, das heißt er wird sicherlich um und bei 50 sein. Wenn Moers also ein Jugendfreund von ihm ist, wird er auch mindestens Mitte 40 sein, oder? Das er an einer derart jungen Frau interessiert ist, erscheint mir nicht unplausibel, aber dass Sophies Vater dazu keinerlei Reaktion zeigt, macht mich momentan stutzig. Okay, er war auf dem Sommerfest angetrunken, aber ich denke, dass er Moers' Bemerkungen gleich in die Schranken weisen sollte. Oder haben die Terhovens etwas zu befürchten? Für ihre Tochter haben sie sich bislang einen Ehemann aus einer namhaften Hamburger Familie gewünscht - käme auch ein politischer Machtmensch in Frage? Zumindest schwimmt die Familie auf dem üblichen Zeitgeist dieser Jahre... Aus Überzeugung oder weil sie nicht auffallen wollen?
Bis zur Begegnung zwischen Tante Fee, Sophies Mutter und Malte Voss habe ich nicht angenommen, dass Sophies Eltern arrogante Pfeffersäcke sein könnten. Aber der Auftritt von Delia hat mich dann doch verwundert. Sie reagiert ja extrem von oben herab! Malte ist mir derart sympathisch, dass ich ihn am liebsten in Schutz genommen hätte! Sieht Sophies Mutter einen potentiellen Verehrer ihrer Tochter in ihm, scannt ihn, betrachtet ihn als ungeeignet und lässt ihn das sofort spüren? Vermutlich, aber das macht ihre Reaktion nicht besser! Tante Fee ist mir viel lieber! Die Frau ist nicht halb so oberflächlich wie ihre Schwägerin. Zumal sie Sophie wirklich lieb zu haben scheint. Vielleicht ist sie auch ein wenig der Ersatz dafür, dass sie selbst keine Kinder hat?
Hannes ist mir ebenfalls sympathisch, denn ich kann seine ab und an leicht zurückweisende Art verstehen: er hat deutlich mehr zu verlieren als Sophie. Wenn die Küsse und die Leidenschaft ans Licht kommen, wird nicht nur er vom Hof gejagt, sondern unter Garantie auch seine Mutter Käthe. Nicht auszudenken, wenn sie nach all den Jahren ihr sichere Anstellung verliert! Somit spielt er definitiv ein Stück weit mit dem Feuer.
Außerdem befürchte ich, dass Sophie und Hannes sich nicht nur küssen werden... Ist es denkbar, dass Sophie schwanger wird? Könnte sie die Mutter sein, die ihrem kleinen Mädchen die Zeilen, die wir im Prolog lesen konnten, mit auf dem Weg gibt?
Und die drängendsten Frage, die sich mir auf den letzten Seiten des ersten Abschnitts gestellt hat: ist Johanna diejenige, an die sich der Brief gerichtet hat? Sie ist 2016 73 Jahre alt, sprich, sie wurde 1942 oder 43 geboren... Es könnte also durchaus möglich sein!
Jetzt muss ich ganz dringend weiterlesen.
Liebe Grüße
Tabea